Jeder sieht die Welt mit etwas anderen Augen, gleichsam achtet nicht jede Person auf die exakt selben Dinge. Wenn die Perspektiven jedoch unterschiedlich sind, dann muss man sich meist auch mal auf die anderen einlassen, um das Gesamtbild klar zu erkennen.
Genau das ist hier auch der Knackpunkt: das Gesamtbild! Denn nicht immer wird euch die Wahrheit auch sofort ins Auge springen.
Des Wilfrieds Lebensbild
Seid ihr bereit eure Sichtweisen durch Input von anderen zu erweitern? Denn ein gemeinsames Aufarbeiten, der in der Box beinhalteten Kriminalfälle, ist das Ziel. Gemeinsam versucht ihr, pro Szenario, einer Leitfrage zu folgen und schließlich diese und drei weitere, zuvor nicht bekannte, Fragen zu beantworten. Jede dieser bringt euch exakt einen Punkt ein, sodass ihr am Ende maximal 16 davon erhaschen könntet. Je nach Anzahl dürft ihr dann nachschlagen, wie gut ihr, denn abgeschnitten habt von Vollversagen bis hin zu Sherlock Holmes-Niveau.
Drei Szenarien und ein Einleitungsfall warten nur darauf von euch und euren Freunden gelöst zu werden. Alternativ findet ihr, mit etwas Glück, auch noch die gratis Testversion: Perspectives: Demo-Fall - Verbrechen in der Rue Morgue im Brettspielshop eures Vertrauens. Jeder (mit Ausnahme der Einleitung und dem Test-Fall) besteht aus vier Akten, wobei Akt I bis III jeweils zwölf große Karten beinhalten. Akt für Akt werden diese gleichmäßig an die Spielenden ausgeteilt. Auf diesen befinden sich zumeist kontextlose Bildnisse diverser Orte, Personen, Objekte oder Events - quasi wie eine Beweissammlung. Ihr lest den Fall laut vor, prägt euch die Leitfrage ein, und beginnt euch die Karten anzusehen. Aber Achtung: Diese dürft ihr den anderen nicht zeigen, sondern nur beschreiben!
Exakt das ist auch die Schwierigkeit! Versucht die Geschichte hinter den vor euch liegenden Fotos herauszufinden und den Fall zu knacken. Aber selbst wenn ihr es durch die drei ersten Akte schafft, der letzte bewahrt für euch meist noch eine wirklich harte Nuss auf - könnt ihr auch diese knacken?
Sollte man mal nicht weiterkommen, so dürfen, im Gegenzug zu Punkteabzügen, auch einzelne Kärtchen für alle sichtbar abgelegt werden.
Jeder Fall ist in eine zugehörigen, kleinen, Papiermappe eingebracht und darin durch Trenner in die einzelnen Akte unterteilt. Mit Ausnahme des Einleitungsfalls, in dem ein wertvoller Kunstobjekt entwendet wurde, funktionieren alle weiteren exakt gleich. Also ganz egal ob ihr einer großen Kunstfälschung in Indien, dem Ableben eines großen Musikers oder dem Attentat auf einen Botschafter auf der Spur seid, eines bleibt dabei immer exakt gleich: Nur gemeinsam könnt ihr die ganze Wahrheit aufdecken!
Spieletester
Fazit
Die knallorange Brille vor Augen
Was kann man denn nun, natürlich spoilerlos, aus unserer Perspektive sagen? Klar, relativ viel, aber ein Bild sagt ja bekannterweise mehr als tausend Worte und bei dreimal 36 Bildern, da müssten wir hier schon einen halben Roman verfassen. Genial! Das wäre eines der ersten Wörter, die uns sofort in den Sinn kommen! Selten hat man ein detektivisches Abenteuer erlebt, bei dem Kommunikation und Rätselspaß so stark vertreten sind. Das einzig wirklich negative am gesamten Werk liegt darin, dass man es am liebsten sofort nochmal spielen möchte, es dann jedoch schon bekannt ist und man demnach nicht von Sinnhaftigkeit sprechen kann - ein typisches Merkmal für Gesellschaftsspiele mit dem Fokus auf Detektivgeschichten und Rätsel.
Theoretisch wird angegeben, dass es mit bis zu sechs Spielern absolvierbar ist… Hier würden wir jedoch Vorsicht walten lassen, denn zu viele Detektive verderben den Fall! Drei bis vier scheint für uns die optimale Anzahl an Teilnehmer zu sein - es entstehen keine zu lange Wartezeiten zum eigenen Beschreiben der vorliegenden Beweise und man hat eine ausreichende Menge an Karten zum selbst Grübeln.
Genial ist auch das Tutorial, in dem man (fast) ohne Regeln einfach in das Geschehen hineinstartet, so bleibt einfach mehr Zeit für das Spielvergnügen selbst. Auch die Hintergründe der einzelnen Szenarios haben uns extrem gut gefallen! Wirklich ausgeklügelt und man könnte sogar sagen, dass die vorgelegten Geschichten auch noch dazu spannende Wendungen aufweisen. Mit Vorsicht ist jedoch auch die Spielzeit zu genießen, denn je nach eurer Gruppe und wie intensiv ihr eure Bilder besprecht kann eine Partie schon auch mal mehrere Stunden beanspruchen: grundsätzlich sind Spielzeiten zwischen eineinhalb Stunden bis hin zu dreien als realistisch anzusehen.
Eine einzelne Ungereimtheit ist uns jedoch schon untergekommen, diese im ersten Akt des zweiten Szenarios - doch wollen wir hier zur Spoilervermeidung nicht darauf eingehen. Vielleicht haben uns da ja einfach die Augen betrogen und nicht die Bilder… Hat die Spielerfahrung dennoch nur in wirklich minimalem Maße getrübt, wenn überhaupt.
Gesamt ein grenzgeniales Werk! Für uns befindet es sich hoch oben am Stockerl der wohl besten detektivischen Abenteuer in unserem Wohnzimmer. Einsame Wölfe werden hier aber kaum Freude finden, denn ohne gute Kommunikation kann man es praktisch auch gleich ganz lassen. Insgesamt einfach eine fast perfekte Spielerfahrung - da sieht man eindeutig nicht rot, sondern orange!
Plus
- Spielspaß & Kommunikation auf ganz hohem Niveau
- praktisch keine Anleitung notwendig (Tutorial Fall)
Minus
- nur einmal (effektiv) spielbar
- mit höheren Spieleranzahlen weniger empfehlenswert (optimal scheinen 3-4 Spieler)
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Details
1 Tutorial-Bogen (2-seitig)
3 Mappen mit geheimen Inhalt; darin jeweils:
- 4 Aktentrenner (insgesamt also 12)
- 36 Karten (insgesamt also 108)
Statistik
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