Motto Tanto Cuore

Wow... Da ist ja mal 'ne ganz schöne Kuriosität in mein bescheidenes Heim geflattert. Rein japanische Karten- und Anleitungstexte, Illustrationen im Manga-Stil, leicht bekleidete Dienstmädchen... Auf den ersten Blick habe ich beinahe befürchtet, da hätte sich jemand bei der Lieferadresse vertan und mir aus Versehen das Paket für meinen alleinstehenden, männlichen, asiatischen Nachbarn gebracht... Aber nein, Motto Tanto Cuore ist tatsächlich ein Kartenspiel, wenngleich es seine Eigenheiten hat.

Die Party

Gleich vorweg: Der Spielhintergrund ist sexistisch. Wer das nicht mit einem lächelnden Auge betrachten kann, braucht gar nicht weiterlesen, der wird weder Freude mit dem Spiel noch mit dieser Rezension haben.
Die Spieler versuchen, ein rauschendes Fest zu organisieren. Dafür braucht man natürlich Hilfskräfte, die putzen, kochen, dekorieren – wozu natürlich niemand besser geeignet ist als sich lasziv räkelnde, junge Frauen. Diese kann man mit Liebespunkten im städtischen Park... anheuern. Damit die naiven Dinger auch wissen, was genau sie zu tun haben, gibt es außerdem erfahrenere (und nicht minder schöne) Haushälterinnen. Wer am Ende die meisten Aufgaben erfüllen konnte und die meisten glücklichen Dienstmädchen hat, wird zum Lieblingshausherrn ernannt – und gewinnt.

Umgesetzt ist das folgendermaßen: Es gibt vierzehn verschiedene Typen von Dienstmädchen, von denen eines in dreifacher Ausführung zur Starthand gehört, aus den verbleibenden dreizehn werden für jedes Spiel zehn ausgewählt und jeweils offen als Stapel in die Tischmitte, den Park, gelegt. Außerdem sehen wir im Park noch drei Stapel mit Liebes- oder Herzkarten der Werte 1, 2 und 3, drei Stapel mit Aufgabenkarten der Typen Aufräumen, Putzen und Dekorieren und neun verschiedene Haushälterinnen.
Zu Beginn des Spiels erhält jeder Spieler neben den drei oben erwähnten Dienstmädchen noch sieben Liebeskarten des Wertes 1. Diese zehn Karten bilden das Startdeck, sie werden gemischt und als eigener Nachziehstapel bereitgelegt. Die ersten fünf Karten bilden die Starthand.

Ein Zug gliedert sich in die Auswahl der Haushälterin und dem eigentlichen Spielzug. Beide Phasen starten jeweils beim Startspieler. Bei der Auswahl der Haushälterin sollte man bereits eine gute Vorstellung seines Zuges haben, denn jede von ihnen erlaubt eine bestimmte aktive Aktion oder passive Fähigkeit, zum Beispiel das Kaufen von Aufgabenkarten eines bestimmten Types, das Eintauschen von Handkarten für Liebespunkte etc.

Hat jeder Spieler seine Haushälterin gewählt, beginnt der eigentliche Zug. Dieser ist wiederum in Phasen unterteilt. In der ersten Phase kann man die Aktion der Haushälterin anwenden.
Die zweite Phase, Dienstphase genannt, ist das Herzstück des Spiels. Hier kann man Handkarten, also Dienstmädchen oder Liebeskarten, ausspielen. Ein Dienstmädchen zu spielen kostet immer einen Dienst, einen davon hat man kostenlos, wer mehrere Dienstmädchen spielen möchte, muss auf spezielle Fähigkeiten von Haushälterinnen oder bereits gespielten Dienstmädchen zurückgreifen. Neben weiteren Diensten können ausgespielte Dienstmädchen auch noch andere nette Effekte haben wie Karten nachziehen oder zusätzlichen Liebespunkte. Besonders wichtig ist, dass manche Dienstmädchen kreativ, konzentriert oder fleißig sind. Mit den daraus resultierenden Kreativitäts-, Konzentrations- oder Einsatzpunkten kann man in der nächsten, dritten Phase Aufgabenkarten kaufen, die fette Punkte einbringen.
Und da sind wir auch schon, die angesprochene dritte Phase. Hier kann man, vorausgesetzt, man hat die richtige Haushälterin, Aufgabenkarten kaufen.
Die vierte Phase ist für das Einkaufen neuer Karten gedacht. Liebespunkte können jetzt ausgegeben werden, um eine neue Liebes- oder Dienstmädchenkarte in sein Deck zu holen. Somit wird das eigene Deck immer größer.
In der fünften Phase wird die Haushälterin in die Tischmitte zurückgelegt.
Die sechste und letzte Phase ist das große Aufräumen. Der Spieler legt alle benutzten Karten und seine restlichen Handkarten auf den eigenen Ablagestapel und zieht von seinem Nachziehstapel fünf neue für den nächsten Zug. Ist der Nachziehstapel leer, wird der Ablagestapel gemischt und wieder als Nachziehstapel verwendet.

Das Spiel endet, wenn entweder ein Aufgabenstapel oder zwei Dienstmädchenstapel im Park aufgebraucht wurden. Derjenige mit den meisten Siegpunkten ist der Lieblingshausherr – Geschäftsmann, Siegertyp, Traum aller Frauen.

Spieletester

29.04.2013

Fazit

Dominion sind ja auch wirklich kaum zu übersehen. Die in game-Deckoptimierung ist eins zu eins abgeschaut, Geld wird zu Liebe, Aktionskarten zu Dienstmädchen, auch die Endbedingung ist die selbe. Neu für mich sind die Haushälterinnen und die Aufgabenkarten. Jetzt also die kritische Frage: Ist Motto Tanto Cuore besser als Dominion? Nun, ich selber mag zweiteres nicht besonders, aber wenn ich es objektiv betrachte: nein. Das Balancing passt hier stellenweise nicht. Gleich zu Beginn ist eine Haushälterin unwahrscheinlich stark und der erste Startspieler hat alleine dadurch schon einen Vorteil, der sich später kaum ausgleichen lässt. Dazu kommt, dass man Aufgabenkarten ja nur mit der entsprechenden Haushälterin kaufen kann – wenn die jetzt für die Runde schon weg ist, hat man eben Pech gehabt und man kommt gar nicht an Siegpunkte. Nächste Runde nachholen geht auch nicht, weil dann hat man ja wieder andere Handkarten und muss mit denen zurechtkommen. Für diese Mankos gibt's definitiv einen Punkteabzug. Außerdem muss man sich in unseren Gefilden natürlich erstmal eine Anleitung besorgen und ausdrucken, ebenso verhält es sich mit den Kartentexten (entsprechende Links findet man unter dieser Rezension). Das ständige Nachlesen, was welche Karte kann, stört den Spielfluss natürlich auch, aber das kann ich dem Spiel nicht anlasten. Wir könnten ja auch einfach alle Japanisch lernen. Apropos Japan, die Anschaffung des Spiels ist wohl auch nicht ganz unkompliziert und teuer. Schlecht ist das Spiel trotz all der Kontras aber auch nicht, Kuriositätensammler oder Fans von Mangas bekommen ein spielbares System in einem ganz eigenen Setting. Allen anderen würde ich aber eher zum berühmten älteren Bruder raten.
Redaktionelle Wertung:

Plus

Minus

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2 bis 4
Alter: ab 13 Jahren
Spieldauer: 50 Minuten
Preis: 60,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2011
Verlag: Arclight Games
Grafiker: Tohru Adumi
Genre: Karten
Zubehör:

1 Anleitung (japanisch!) 136 Dienstmädchenkarten 48 Liebeskarten 26 Aufgabenkarten 9 Haushälterinnenkarten 1 Hausherrkarte für den ersten Spieler 4 Übersichtskarten (japanisch... gute Übersicht also)

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