Schlechte Nachrichten machen die Runde! Atlantis wird in naher Zukunft untergehen und die Spieler haben nur fünf Jahre Zeit, um möglichst viele Bewohner und Technologien vom Inselreich zu evakuieren.
Überblick
Im Spiel Atlantis Exodus von dlp Games müssen die Spieler über fünf (Spiel-) Jahre hinweg aus dem Inselreich Arbeiter, Intellektuelle und Wissenschaftler in ihre jeweiligen Sammellager bringen, um sie anschließend in Unterkünfte, welche sich auf anderen Erdteilen befinden, evakuieren zu können. In einem begrenzten Umfang ist eine Evakuierung auch durch Schiffe möglich. Die Siedler können zuvor in mehreren Stufen zu Spezialisten ausgebildet werden, was zwar Ressourcen kostet, die Effektivität der eigenen Evakuierung jedoch extrem steigert. Auch die Errichtung von Werkstätten, Agoren oder den Säulen der Erinnerung ist dabei hilfreich. Derjenige Spieler der am Spielende seine Evakuierung am perfektesten managen konnte, gewinnt das Spiel.
Ablauf
In ATLANTIS Exodus läuft eine Partie über fünf Jahre. Jedes dieser Jahre besteht aus drei Runden, die wiederum nochmals in 2 Phasen gegliedert sind. In der ersten Phase setzen die Spieler ihre Könige auf ein freies Feld der obersten Ebene von Atlantis ein bzw. bewegen diesen. Das Inselreich wird durch ein Rondell dargestellt, das aus drei drehbaren Ebenen besteht. Ausgehend vom zentralen Spielplanteil bewegen sich die Könige der einzelnen Spieler in der ersten Phase der drei Runden eines Jahres jeweils eine Ebene hinab, wobei mögliche Wege durchaus von Mauern begrenzt sein können. Erreicht der König eines Spielers sein Ziel-Feld, so dürfen die darauf liegenden Siedler, Ressourcen und Gebäudestrukturen eingesammelt werden. Allerdings gilt auch hier: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Insofern ist die Spielreihenfolge ein nicht zu vernachlässigender Faktor. In der anschließenden 2. Phase führt jeder Spieler zwei Aktionen aus, für welche in den meisten Fällen die eingesammelten Ressourcen notwendig werden. So kann ein Schritt auf der Priester-Leiste vorgerückt, ein Siedler ausgebildet, ein Siedler evakuiert, eine Wissenskarte beansprucht oder eine Einflusskarte ausgespielt werden.
Durch das Vorrücken auf der Priester-Leiste können neben Ressourcen auch Gunstmarker, direkte Siegpunkte, Einflusskarten sowie Monument-Gebäude frei geschaltet werden. Die Spezialisierung von Siedlern hingegen ermöglicht bestimmte Aktionen, wie z.B. den Bau von Säulenabschnitten oder die Inbetriebnahme von Werkstätten, die vor allem von Spezialisten ausgeführt werden können.
Durch die Evakuierung der Siedler oder Spezialisten auf Schiffe oder in Unterkünfte bzw. Werkstätten auf andere Erdteile erhalten die Spieler Boni, die höher ausfallen je stärker ein Siedler spezialisiert wurde. Dabei ist das Einpuzzeln von Gebäuden auf dem eigenen Spielertableau eine zusätzliche Spielmechanik, die zum Ende der einzelnen Spieljahre sowie am Spielende ordentlich Siegpunkte in die eigene Wertung spülen kann.
Ausliegende Wissenskarten bedingen eine Kombination von ausgebildeten Wissenschaftlern und gewähren zu Spielende bestimmte Siegpunktboni. Welche genau, ist auf den offen ausliegenden Karten vorgegeben. Netter Nebeneffekt, die für den Erwerb der Karte notwendigen Wissenschaftler können ohne weitere Aktionen evakuiert werden und gewähren zusätzlich auch den Evakuierungs-Bonus. Als letzte Aktionsmöglichkeit kann eine eigene Einflusskarte ausgespielt werden, durch die man bestimmte Boni erhalten kann. Die Einflussmöglichkeit durch die Einflusskarten ist allerdings recht weit gefasst und so passt nicht unbedingt jede Karte zur eigenen Strategie.
Nachdem das zweite, vierte bzw. fünfte Spieljahr vorüber ist, gibt es eine abschließende Siedlungswertung, in welcher Mehrheiten der jeweiligen Siedlungsgruppen überprüft und mit Siegpunkten belohnt werden. Nach jedem Spieljahr wird das Spielbrett für das nächste Jahr vorbereitet, indem die Scheiben des Rondells gemäß Vorgaben gedreht und leeren Felder neu bestückt werden.
Nach dem abschließenden fünften Jahr erfolgt zusätzlich die Schlusswertung. In dieser gibt es Minuspunkte für nicht evakuierte Siedler und Spezialisten, Siegpunkte hingegen für durchgehend bebaute Zeilen und Spalten auf dem eigenen Spielertableau, Monumente und Wissenskarten. Derjenige Spieler der jetzt die meisten Siegpunkte sammeln konnte, gewinnt die Partie.
Spieletester
Fazit
Die grundlegenden Spielregeln von Atlantis Exodus sind eingängig. Der Streit um die Spielerreihenfolge, der Weg des Königs, welcher mit dem Einsammeln von Ressourcen beendet wird, die wiederum für vielerlei Aktionen ausgegeben werden können. Der Teufel sitzt aber wie so oft im Detail, denn eine Vielzahl von zusätzlichen und kleinteiligen Regelergänzungen schraubt ganz ordentlich am Schwierigkeitsgrad. Die Lernkurve ist ziemlich steil, so dass man vielfach erst in der zweiten oder dritten Partie bemerkt, worauf man zusätzlich achten sollte.
Da ein permanenter Mangel an Ressourcen besteht, muss die eigene Strategie ständig angepasst bzw. fein justiert und die eigenen Spielzüge optimiert werden. Ein gutes Timing der eigenen Aktionen ist eine unbedingte Voraussetzung für ein siegreiches Endergebnis. Das zusammengenommen lädt jedoch zu Grübeleien ein und so ist es nicht weiter verwunderlich, wenn eine Partie, zumal in voller Besetzung, durchaus mal drei Stunden dauern kann.
Atlantis Exodus benutzt ein unverbrauchtes Thema, welches mit einigen spannenden und hochgradig verzahnten Spielmechaniken gekoppelt ist. Dadurch gibt es einen hohen Wiederspielwert und viele mögliche Siegpunktstrategien. Die Ausstattung des Spiels ist sehr gut, die unglückliche Farbwahl bei den Meeples (braun und violett) bzw. beim Atlantisrondell (sehr pastellig) erschwert allerdings die Übersicht. Zudem geht das Inselreich spielmechanisch nicht wirklich unter. Die einzelnen Flutwellen branden sozusagen nur symbolisch an die Felsen, das Spielbrett und die Aktionsvielfalt verändern sich nicht
Als Alleinstellungsmerkmal wird das Atlantis-Rondell mit seinen drei Ebenen beworben. Diese Spielmechanik erschien anfangs sehr pfiffig, erwies sich aber im Vergleich zu anderen Mechaniken als nicht unbedingt relevant.
Atlantis Exodus ist eine interessante und recht spannende Kombination aus Workerplacement und Ressourcenmanagement, der jedoch meiner Meinung nach noch ein wenig mehr Feinschliff gut getan hätte, um sich gegenüber den vielen ähnlichen Kenner-Spielen wirklich abheben zu können. Liebhaber dieses verzahnten Genres sollten es sich in jedem Fall trotzdem einmal genauer ansehen.
Plus
- sehr gute Ausstattung und wertige Materialqualität
- eingängige Regeln
- extrem hohe Verzahnung der Spielmechanismen
- viele Siegpunktstrategien möglich
Minus
- hoher Grübelfaktor
- hohe Einstiegshürde, steile Lernkurve
- Rondelldrehung ist nicht so stark wie vermutet
- leider keine doppelllagigen Spielertableaus
- Spieldauer deutlich länger als angegeben
- hoher Platzbedarf
- Atlantis geht nicht wirklich unter
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Details
Spielplan bestehend aus Stadtrondell sowie 4 Inselteilen
4 Spielertableaus
20 Unterkunftsplättchen
25 Werkstattplättchen
15 Agoraplättchen
12 Monumentplättchen
18 Schiffsplättchen
8 Katastrophenplättchen
1 Jahresmarker (Pappe, 3D)
75 Lehrbuchplättchen
20 Goldplättchen
16 Gunstmarker
32 Wissenskarten
24 Einflusskarten
26 Säulenkarten (10x Sockel, 10x Schaft, 6x Kapitell)
8 Übersichtskarten
120 Meeple (Holz, 40x Arbeiter, 40x Wissenschaftler, 40x Intellektuelle)
1 Stoffbeutel
Spielermaterial:
4 Könige (Holz, je einer in vier Spielerfarben)
4 Hohepriester (Holz, je einer in vier Spielerfarben)
4 Reihenfolgemarker (Pappe 3D, je einer in vier Spielerfarben)
4 Siegpunktmarker (Holz, je einer in vier Spielerfarben)
4 100-Punkte-Marker (je einer in vier Spielerfarben)
Spielregel (deutsch, englisch)
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