Morocco

"Kaufen Sie! Billiger! Billiger! Für dich Freundschaftspreis: nur 7 Euro!" "Für 5 Euro nehme ich es." "Abgemacht!" Auf einem Bazar zu handeln gehört zum guten Ton, so auch in Marokko. Aber wisst ihr eigentlich, welcher Aufwand hinter dem Betrieb eines Marktstandes steckt?

Dieses Spiel wird mit englischsprachiger Anleitung geliefert. Das Spielgeschehen selbst kommt ohne Sprachkenntnisse aus.

Vielfältiges Treiben

Der Spielplan zeigt den Bazar von Marrakesch. Daneben ist das Dach eines Hauses, welches sich vorzüglich für einen Blick über den Markt eignet, wodurch man Informationen sammelt. Gleich daneben ist das Quartier der Bodyguards. Sie warten darauf, sich unter die fleißigen Arbeiter und Touristen am Markt zu mischen.

Buntes Treiben

Der Markt ist in fünf Spalten und fünf Reihen unterteilt. Jeder Spalte und Reihe ist eine Farbe zugeteilt, sodass jeder Marktstand an einer durch zwei Farben eindeutig bestimmten Position steht. Nicht ganz zufällig finden sich die Farben der Reihen und Spalten am Aussichtsdach wieder: Über die Bewegung der dortigen Figur erhält man farbige Würfelchen. Während man selbst zwei Würfelchen erhält, sponsert man die Mitspieler automatisch mit je einem Würfelchen aus dem Vorrat. Die Würfelchen benötigt man später, um Marktstände zu beziehen. Bei weniger als vier Spielern würde einem bald das Material ausgehen, weshalb ein zusätzlicher Wurf des Marktwürfels für Nachschub sorgt.

Reges Treiben

Durch die Abgabe zweier Würfelchen kann man einen offenen Marktstand an der entsprechenden Kreuzung mit einem Arbeiter beziehen. Auch Bodyguards, die den Wert zweier Arbeiter haben, kann man zu diesem Preis an den Marktstand locken; allerdings muss man diese erst Mal in den Vorrat bekommen. Zum Glück hat man immer die Familie im Hintergrund: Für wenig Geld bekommt man einen zusätzlichen Arbeiter, der in einen angrenzenden Marktstand entsandt wird. Und zum Schluss wären da noch die Touristen, die ebenfalls - für einen etwas höheren Preis - den Marktstand besuchen.

Irgendwann ist der Marktstand voll, was zu einer Wertung führt. Jede Figur nimmt das Wertungsplättchen neben ihrem Standplatz, wenn dort noch eines liegt (an jedes Plättchen grenzen nämlich mehrere Marktstände; first come, first serve). Wer die Mehrheit an Figuren im Marktstand hält, hat ihn (und einige Siegpunkte) für sich gewonnen. Der Marktstand wird geschlossen, Arbeiter kommen zurück in den Vorrat, Bodyguards ins Quartier. Touristen ziehen weiter zum nächsten Marktstand, wo sie zu Arbeitern werden. Zweite und dritte Plätze bekommen ebenfalls Siegpunkte, zusätzlich aber noch Goldmünzen und/oder Bodyguards in den Vorrat. Goldmünzen kann man einsetzen, um die Farbzuordnungen der Reihen oder Spalten zu manipulieren.

Vollständige Marktstände bewirken übrigens einen "Überfluss". Dessen Richtung legt der Spieler fest, dem der Marktstand gehört. Der Überfluss wird auf den Füllgrad jenes Marktstandes angerechnet, auf den der Überflusspfeil zeigt.

Finales Treiben

Am Ende jeder Runde darf man nur ein Warenwürfelchen mit in die nächste Runde nehmen. Die finale Runde wurde gespielt, wenn an ihrem Ende nur noch fünf oder weniger Marktstände offen sind. Jeder Spieler rechnet seine bereits erreichten Punkte für geschlossene Marktstände, seine Wertungsplättchen, übriges Gold sowie einen Bonus für sein größtes zusammenhängendes Marktgebiet zusammen. Die höchste Summe gewinnt das Spiel.

Spieletester

31.12.2016

Fazit

Vorab ein wichtiger Hinweis: Spielt Morocco nur mit entscheidungsfreudigen Menschen! Es gibt, speziell in der ersten Spielhälfte, kein klares "dorthin musst du setzen, da bringt es am meisten". Versucht jemand diese unbeantwortbare Frage trotzdem zu ergründen, wird es für die anderen rasch zäh.

Was mir an Morocco gut gefällt, ist die Ausstattung. Viele Teile sind aus Holz, die Plättchen und Münzen stabil. Man sieht, dass sich Verlage aus Übersee immer mehr um das europäische Publikum kümmern. Wenn ich mir etwas wünschen könnte: Neutrale Marker, die den Überblick über den Füllgrad eines Marktstandes erleichtern. Da stehen nämlich Arbeiter und Touristen herum (jeweils Wert 1), Bodyguards (Wert 2) und noch dazu zeigen ein paar unscheinbare Pfeile (jeweils Wert 1) auf die Felder.

Wer sich obige Beschreibung des Spielablaufs durchgelesen hat, wird es wohl schon ahnen: In Morocco steckt viel taktisches Potential. Nehme ich früh eine ganz offensichtliche Mehrheit in einem Marktstand ein? Dann ist der Anreiz für die Mitspieler gering, mir bei der Schließung zu helfen. Wobei man das Tauschen von Farben in den Reihen und Spalten des Spielplans nicht unterschätzen darf: Plötzlich bekomme ich Zugang zu Marktständen, die mir vorher versperrt waren. Viele Spieler unterschätzen das in der ersten Partie. Aber halt! Sind Mehrheiten in den Marktständen überhaupt der Weg zum Ziel? Bedingt. Immerhin bekommt man dadurch viele Siegpunkte und gleichzeitig die Chance auf ein großes, zusammenhängendes Gebiet unter eigener Kontrolle. In meinen Augen einträglicher sind, zumindest in der Anfangsphase des Spiels, die gesammelten Wertungsplättchen. Mit bis zu vier Punkten für einen einzigen Arbeiter sind sie ähnlich viel wert wie die Mehrheit in einem Marktstand, die bekanntlich fünf Punkte bringt. "Nur" zweiter oder dritter in einem Marktstand zu sein bringt immerhin eine Münze oder einen der wertvollen Bodyguards. Nicht zuletzt muss man Touristen und Familienmitglieder klug einsetzen, damit sie ihren maximalen Nutzen entfalten können.

Abschließend sei eine gewisse Spielerzahlabhängigkeit erwähnt: Bei zwei bis vier Spielern erhält man fünf neue Warenwürfelchen pro Runde, zu fünft sechs neue Würfelchen. Das bedeutet, dass man zu fünft mehr Auswahl hat, Marktstände leichter gezielt ansteuern kann und leichter Touristen bzw. Familienmitglieder ins Spiel bringt.

Unser Fazit: Morocco ist ein sehr gutes Spiel, wenn man es mit den richtigen Menschen spielt.

Redaktionelle Wertung:

Plus

  • Jede Aktion hat Auswirkungen auf die Mitspieler
  • gut ausgestattet
  • ein taktischer Leckerbissen

Minus

  • mit entscheidungsschwachen Personen kann es sich in die Länge ziehen
  • mit wechselnder Spielerzahl leichte Änderungen im taktischen Anspruch

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2 bis 5
Alter: ab 13 Jahren
Spieldauer: 45 bis 60 Minuten
Preis: 42,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2016
Grafiker: Adam P. McIver
Genre: Taktik
Zubehör:

60 Assistentenfiguren
10 Bodyguardfiguren
10 Touristenfiguren
10 Familienplättchen
5 Wertungsmarker
100 Informationswürfelchen
30 Wertungsplättchen
15 Münzplättchen
72 Marktstandplättchen
1 Marktwürfel
1 Startspielerfigur
1 Dachläuferfigur
1 Spielplan
1 Spielanleitung

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