Undaunted: Nordafrika

Das Genre der Konfliktsimulationen bzw. CoSims kann viele hochwertige Spiele vorweisen und hat eine feste Fangemeinde. Diese wird allerdings vor allem wegen ihres Themas sehr oft pauschal als kriegslüstern abgestempelt. Deutlich massenkompatibler sind die so genannten Wargames, also CoSims light, zu denen die Undaunted-Spiele gezählt werden können.

Undaunted: Normandie ist als erstes Spiel der Undaunted-Reihe erschienen. Mit Undaunted: Nordafrika gibt es den zweiten Streich des Autorenduos David Thompson und Trevor Benjamin. Als geschichtlicher Zeitrahmen und Hintergrund wurde die Zeit ab dem Sommer 1940 gewählt, in welchem Italien auf der Seite der Achsenmächte in den 2. Weltkrieg eintrat. Die Italiener waren in erster Linie daran interessiert, den durch die Briten kontrollieret Suez-Kanal in Ägypten zu erobern und die britische Vormachtstellung bei der Kontrolle des Mittelmeeres zu schwächen. Die Briten hingegen wollten mit Hilfe ihrer Long Range Desert Group (LRDG) und deren Guerilla-Taktiken im Hinterland des Feindes Anschläge verüben und Nachschublinien unterbrechen.

Insgesamt 11 Szenarien können im komplett eigenständigen Undaunted: Nordafrika einzeln oder als Kampagne zusammengefasst gespielt werden. Dabei weisen die jeweiligen Szenarien einen ansteigenden Schwierigkeitsgrad z.B. durch nach und nach hinzukommende neue Truppentypen, einen größeren Spielplan oder schwieriger zu erreichende Siegbedingungen auf. Für jedes Szenario gibt es Vorgaben für die Spielplanzusammensetzung sowie für die Startaufstellungen der Truppen beider Fraktionen. Diejenige Fraktion, die ihr Missionsziel zuerst erfüllt, gewinnt die Partie. So ist es möglich, dass bestimmte Punkte auf dem Spielfeld erobert, Objekte gesprengt oder bestimmte gegnerische Einheiten zerstört werden müssen. Der grundlegende Spielablauf sowie  die Mechaniken sind mit dem Vorgänger Undaunted: Normandie identisch, deshalb will ich hier nicht weiter darauf eingehen, sondern empfehle Euch, alle notwendigen Informationen dazu gern in unserer entsprechenden Rezension nachzulesen.

An dieser Stelle möchte ich vor allem auf die Unterschiede zwischen den beiden komplett eigenständigen Spielen beleuchten. Der augenscheinlichste Unterschied besteht natürlich in dem vollkommen anderen Szenario-Schauplatz und damit verbunden, den beiden teilnehmenden Konfliktparteien, den Briten und den Italienern. Auch die Zusammenstellung der Einheiten unterscheidet sich. Greifen auf Seiten der Italiener normale Armeeeinheiten in die Konflikte ein, halten auf Seiten der Briten gut ausgebildete Kommandoeinheiten dagegen. Leider wurden die jeweiligen Einheiten in ihrer Landessprache benannt. Das soll vielleicht für zusätzliche Atmosphäre sorgen und funktioniert beim gängigen Englisch durchaus. Allerdings wirkt es hingegen bei einem Mitragliatore oder einem Puntatore doch eher verwirrend und nicht besonders hilfreich. Zusätzlich gibt es noch einige weitere Veränderungen, die man durchaus als Alleinstellungsmerkmal für Undaunted: Nordafrika werten kann. So stehen die einzelnen Truppenmarker nicht mehr für eine gesamte Einheit, sondern wirklich für einen einzelnen Soldaten. Wenn dieser vernichtet wird, kommt der Marker samt der zugehörigen Einheitenkarte aus dem Spiel. Außerdem gibt es nun erstmalig für jede Fraktion unterschiedliche Fahrzeuge, die mit einer individuellen Besatzung bemannt werden können. Alle elf Szenarien orientieren sich an historischen Geschehnissen und sollten in der vorgegebenen Reihenfolge gespielt werden, da sie einen aufsteigenden Schwierigkeitsgrad ausweisen. Durch die unterschiedlichen Start-Einheiten und Szenarioziele für beide Fraktionen sind die Szenarien extrem asymmetrisch angelegt. Deshalb sollte möglichst immer eine Revanche-Partie mit getauschten Seiten folgen, um die Ergebnisse einer Partie besser einordnen zu können. In den Szenarien kommen vielfach auch die neuen Strukturplättchen zum Einsatz, die z.B. als Missionsziel zerstört oder kontrolliert werden müssen.

Spieletester

19.06.2025

Fazit

Auch Undaunted: Nordafrika ist wieder ein gelungener spielmechanischer Mix aus Wargame, Area Control und Deck-Building-Elementen. Das Spielprinzip von Undaunted: Normandie wurde zwar in seinen Grundzügen übernommen, jedoch mit einigen Änderungen versehen, so dass dadurch ein eigenständiges Spiel entstanden ist.

Undaunted: Nordafrika hat schlanke Spielregeln, ist gerade wegen seiner Asymmetrie taktisch anspruchsvoll und die einzelnen Partien haben eine akzeptable Spieldauer. Allerdings muss man die Glücksmomente durch Würfel und Deckbau akzeptieren. Das Deck-Building als zentrales Spielelement funktioniert sehr gut, ständig ist man im Laufe der einzelnen Runden gezwungen wichtige Entscheidungen zu treffen, um sein Deck zu verschlanken oder aber das des Gegners aufzublähen bzw. um die Initiative zu übernehmen.

Die Materialqualität bei Undaunted: Nordafrika ist wieder tadellos. Da jedoch alle Szenarien in der Wüste spielen, ist die Farbpalette der Geländetafeln logischerweise limitiert und wirkt deshalb auf Dauer recht eintönig und unübersichtlich. Über die grafische Gestaltung der Karten kann man noch geteilter Meinung sein, das Layout der Einheiten-Marker finde ich hingegen schlecht gemacht. Schmerzlich vermisst wurde wieder eine Spielhilfe für jeden Spieler, möglichst verbunden mit einem Glossar. Gerade zu Beginn des Spiels sitzen die Namen der einzelnen Aktionen noch nicht und deshalb muss immer wieder aufwändig in der Spielregel nachgeschlagen werden.

Undaunted: Nordafrika ist ein spannendes, herausforderndes und sehr abwechslungsreiches Zweipersonen-Spiel, welches ich allen Liebhabern taktischer Spiele empfehlen kann, die mit dem gewählten Thema klarkommen. Der Wiederspielreiz ist hoch und die Spieldauer eines Szenarios kurz genug ist, um es anschließend, auch aufgrund der starken Asymmetrie, mit vertauschten Rollen ein weiteres Mal zu spielen. Allerdings ist es aufgrund der vorgenommenen Änderungen nicht mehr ganz so zugänglich wie noch Undaunted: Normandie und insofern nicht unbedingt für Einsteiger in die Undaunted-Serie geeignet.

Redaktionelle Wertung:

Plus

  • einfache Grundregeln
  • ansteigender Schwierigkeitsgrad
  • spannendes Spielelement: Fahrzeuge mit Besatzungen
  • modulares Spielfeld
  • hohe Interaktion, kurze Downtime

Minus

  • gewöhnungsbedürftige Benennung der Einheiten in der jeweiligen Landessprache
  • Würfelglück hat einen nicht zu unterschätzenden Einfluss
  • schlechte Regelübersetzung
  • Briten haben die stärkeren Einheiten, Szenarien sehr asymmetrisch
  • schlechtes Layout, gewöhnungsbedürftige Grafik
  • Spielhilfe fehlt schmerzlich

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2
Alter: ab 14 Jahren
Spieldauer: 45 bis 60 Minuten
Preis: 35,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2022
Grafiker: Roland MacDonald
Zubehör:

Spielregel

Szenarienheft,

22 Geländeteile

6 Strukturplättchen

24 Schadensmarker

4 Auftragsmarker

4 Rückzugsmarker

Initiativmarker

4 zehnseitige Würfel

Material der jeweiligen Fraktionen:

42 Karten mit Soldaten (Briten)

3 Karten für Fahrzeuge (Briten)

11 Plättchen für Soldaten (Briten)

18 Erkundungs- und Kontrollmarker (Briten)

40 Karten mit Soldaten (Italiener)

3 Karten für Fahrzeuge (Italiener)

10 Plättchen für Soldaten (Italiener)

18 Erkundungs- und Kontrollmarker (Italiener)

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