Willkommen im Wien des frühen 20. Jahrhunderts! Siegmund Freud, Begründer der Psychoanalyse, wird gerade mal 50 Jahre alt. Begleitet ihn und seine Weggefährten bei der Entwicklung dieser jungen Disziplin.
Die Ausgabe von Fantasia Games ist komplett auf Englisch, jene von Frosted Games ist auf Deutsch. Dies bezieht sich allerdings nur auf die Spielanleitung, das Spielmaterial ist sprachneutral.
Der nächste, bitte!
Jeder Spieler hat eine Psychoanalyse-Praxis mit zwei Behandlungsräumen. Dort wollen wir Patienten heilen, was uns am Ende Siegpunkte bringt. Hier wird schon die erste Entscheidung fällig: Wollen wir lieber Standardpatienten behandeln, oder lieber Spezialpatienten? Die einen sind weniger wertvoll, dafür leichter zu kurieren. Die anderen sind schwerer zu durchschauen, bringen dafür aber mehr Punkte und neue Fähigkeiten.
Neue Ideen braucht das Land
Das Unbewusste ist ein Worker Placement - Spiel. Allerdings etwas anders, als wir es gewohnt sind: Wir setzen nicht direkt auf eine Aktion, sondern angrenzend an mehrere Ideen, von denen ich nur eine ausführe. Meine Figur bleibt trotzdem dort stehen und blockiert den Platz bis auf weiteres. Sind alle an eine Aktion angrenzenden Plätze besetzt, kann die Aktion nicht gewählt werden. Ewig zu blockieren geht aber nicht, da mein Vorrat an Figuren streng limitiert ist. Außerdem ist das Zurücknehmen der Figuren eine der Hauptquellen einer wichtigen Ressource im Spiel: Kaffee.
Einblicke in die Seele
Laut Freud besteht die Psyche aus drei großen Bereichen, denen wir auch im Spiel begegnen. Durch verschiedenste Aktionen können wir Einblicke in einem Bereich vertiefen oder auf derselben Tiefe in andere Bereiche blicken. Nur wer genügend Einblicke hat, kann Patienten heilen. Doch auch hier gilt: Meine Spielsteine sind bgrenzt. Zum Glück habe ich mein Spielertableau. Dort kann ich mir neue Spielsteine freischalten. Zum einen geschieht das durch die Position meines Tintenfasses, das auf einem kleinen Rundkurs munter wandert, zum anderen durch die ins Gitter gelegten Aktionskarten. Die Karten wollen weise ausgewählt sein, es werden nämlich immer ganze Reihen oder Spalten des Gitters aktiviert.
Reise durch Wien
Eine weitere Spielfigur haben wir auf dem Rundkurs, der durch sechs Ort in drei Wiener Bezirken führt. Dor können wir unter anderem auf Sigmund Freud höchstpersönlich treffen. Ich kann mir außerdem Boni des Bezirks oder der Orte sichern, wobei ich für manche schon einschlägige Symbole ausgespielt haben muss. Symbole? Ja, es gibt eine weitere Art von Karten, die für Erkenntnisse stehen. Diese kann ich zu Publikationen bündeln, was mir ebenfalls Punkte einbringt. Aber: Andere können meine Publikationen "zitieren" und so ihre eigenen Werke "auffetten". Natürlich bekomme ich dafür eine Entschädigung.
Bist du der VIP?
Wir sammeln während des Spiels also Punkte. Wann ist es genug? Nun, der Punkteleiste ist es ziemlich egal, Es gibt aber noch eine zweite Leiste, das ist die Reputationsleiste. Alle sammeln Reputation; nicht nur die Spieler, sondern auch Sigmund Freud höchstpersönlich. Ist eine gewisse Gesamtmenge von Reputation angehäuft, geht das Spiel in die Endphase. Am Schluss wird abgerechnet, der Spieler mit den meisten Punkten ist der Sieger.
Weitere Spielmodi
Erfahrene Spieler können eines der drei Erweiterungsmodule einbinden. Zum Beispiel kann man variieren, welche Boni es bei den sechs Orten zu holen gibt, oder wechselnde "Sonderangebote" für das Holen von Bezirksboni einführen.
Am wichtigsten ist aber der Solo-Modus. Wir spielen gegen eine KI, die natürlich keine Psychoanalyse betreibt (wir wissen, dass jeder Wetter-Kopfschmerz von Dr. Google sofort zu einem Gehirntumor gemacht wird...). Aber sie belegt die Einsetzorte für unsere Figuren, was mitunter ganz schön nerven kann. Dabei benutzt sie diese gar nicht, sondern werkelt stattdessen mit den Karten auf ihrem eigenen Tableau herum! Trotzdem wollen wir es schaffen, am Ende mehr Punkte zu haben als sie.
Spieletester
Fazit
Das Unbewusste ist kein Spiel, das man mal so nebenher spielt. Vielmehr braucht es eine, oder sogar besser zwei oder sogar drei "Probepartien", bis man alle Zusammenhänge verinnerlicht hat. Bei einer Spieldauer von ein bis zwei Stunden (laut Box; anfangs ist man eher zwei bis drei Stunden beschäftigt) ist das eine gewissee Einstiegshürde, vor allem wenn Neulinge in eine erfahrene Spielrunde integriert werden wollen.
Ist man man im Spiel angekommen, wird die anfängliche Arbeit mit wunderbar verzahnten Mechanismen belohnt. Nur wenn man diese durchblickt, kann man die punkteträchtigen Kettenzüge generieren, die dem Anfänger eher nur "passieren". Aber stets gilt: Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied: Die Zufallsanteile sind in diesem Spiel minimal.
So wunderbar wie die Mechanismen, sind auch die Spielmaterialien inklusive Illustrationen: Holzfiguren, kleine Tintenfläschchen, dutzende Karten mit unterschiedlichen Motiven... Man weiß gar nicht, wo man zuerst hinsehen soll. Es gibt so viel Spielmaterial, ich habe oben gar nicht alles im Detail erläutert. Aber lasst euch eines gesagt sein: Neben viel Zeit braucht ihr auch viel Tischläche, wenn ihr Das Unbewusste spielen wollt.
Plus
- harmonisch abgestimmte Elemente
- tolle Spielausstattung
Minus
- braucht einige Übung
- hohe Spieldauer
- immenser Platzbedarf
Kommentar verfassen
Details
1 Sitzungszimmer-Plan
1 Stadt-Spielplan
9 Publikationstafeln
24 Bezirksplättchen
60 Notizbuchplättchen
7 Zielplättchen
1 Freud-Figur
5 Reputationsmarker
29 Nebelkarten
1 Vorratsbox
4 Behandlungszimmerkarten
24 Patientenkarten
48 Traumkarten
36 Forschungskarten
4 Spielertableaus
4 Einsicht-Räder
4 Bürotafeln
4 Spielfiguren
24 Ideemarker
8 Therapiemarker
4 Wertungsmarker
52 Einsicht-Steine
4 Tintenfässer
4 Herzmarker
4 Kaffeemarker
1 Startspielerplättchen
20 Ideenplättchen
1 Journalistenfigur
1 Feuerwerksaufsteller
6 Überdeckungsplättchen
4 Übersichtskarten
1 Spielanleitung Multispieler
1 Spielanleitung Solospiel
Statistik
Derzeit findest Du auf spieletest.at
7422 Gesellschaftsspiele-,
1668 Videospielrezensionen
2223 Berichte.