Im Worker-Placement-Spiel Amritsar: Der Goldene Tempel schlüpft ihr in die Rollen von spendenwilligen Unterstützern, die dem Maharadscha über drei Jahrzehnte hinweg beim Wiederaufbau des Goldenen Tempels helfen.
Die Stadt Amritsar in Indien beheimatet einen Goldenen Tempel – Harmandir Sahib. Dieses spektakuläre Bauwerk ist das höchste Heiligtum der Sikh-Religion und eine der berühmtesten Pilgerstätten der Welt. Nachdem der Tempel mehrmals zerstört worden war, ließ Maharadscha Ranjil Singh, der Gründer des Sikh-Reichs in Indien, ihn im 19. Jahrhundert wiederaufbauen, wobei Marmor und Kupfer verwendet und die oberen Etagen mit Blattgold überzogen wurden. Daher rührt der Name Goldener Tempel.
Wir nutzen für den Wiederaufbau jedoch den Mancala-Mechanismus, Arbeiter und unseren eigenen Elefanten. Durch Area-Control in den verschiedenen Bauabschnitten wetteifern wir um Prestigepunkte. Eine Partie Amritsar verläuft über drei Jahrzehnte. Diese werden durch die Tempelabschnitte und den Baubereich des Spielplans dargestellt. Ein Jahrzehnt besteht jeweils aus vier Runden, in denen reihum jeweils einen Zug ausführt wird. Am Ende eines Jahrzehnts wertet man das aktive Tempelplättchen, bezahlt Steuern und erzielt Einnahmen. Nach dem dritten Jahrzehnt endet die Partie und die Endwertung bestimmt den Sieger.
Bevor wir aber mit dem Wiederaufbau des Tempels beginnen können, steht uns noch der umfangreiche Aufbau des Spiels bevor. Nachdem die Arbeiter und zahlreichen Plättchen auf dem Spielplan verteilt wurden, erhält jeder Spieler noch sein eigenes Spielertableau, verschiedene Marker, Plättchen und einen imposanten Holz-Elefanten. Der Zugablauf ist in drei Phasen unterteilt:
Phase 1 - Den Elefanten bewegen
Seinen Elefanten zu bewegen ist eine optionale Aktionsmöglichkeit. Man kann den Elefanten kostenlos um ein Feld weiterbewegen und jedes weitere Feld kostet eine Münze. Die Position des Elefanten ist für die weiteren Aktionen im Spiel wichtig.
Phase 2 - Arbeiter bewegen und Aktionen ausführen
Der Zug der Arbeiter ist ein Muss. Man nimmt aus einem Arbeitsbereich alle verfügbaren Arbeiter und bewegt sich im Uhrzeigersinn weiter. In bester Mancala-Manier lässt man immer genau einen der vorhandenen Arbeiter auf den überquerten Arbeitsbereichen liegen. Den letzten Arbeiter darf man, wie den Elefanten, gegen Bezahlung von Münzen noch weiterbewegen. Der letzte Meeple wird dann zum aktiven Arbeiter und darf ein bis drei Aktionen in diesem Bereich ausführen. Um festzustellen, wieviele Aktionen man durchführen darf, spielen nun die Farbe des Arbeiter-Meeple und die Position des eigenen Elefanten eine Rolle. Auf den Plättchen mit den Aktionen sind neben der Hauptaktion auch eine Nebenaktion in einer bestimmten Farbe angeführt. Sollte die Farbe des Meeple mit der Farbe des Plättchens übereinstimmen, darf auch die Nebenaktion ausgeführt werden. Sollte nun auch noch der eigene Elefant in diesem Bereich stehen, darf man noch einmal eine der Hauptaktionen in diesem Bereich durchführen oder eine Aktion eines beliebigen Mahut-Plättchens auf seinem Spielertableau.
Wichtige Aktionen in kurzer Übersicht:
Spendenaktion: Die Aktion ist eine der Wichtigsten im Spiel. Mit dieser Aktion bringen wir unsere Spendenmarker auf die Bereiche der Spendenplättchen. Dort werden am Rundenende Prestige-Punkte für Mehrheiten vergeben. Ein Marker kann bei der Spendenaktion nur in den Bereich gelegt werden, in dem sich euer Elefant befindet. Daher ist eine gute Positionierung des Elefanten nicht nur für die Anzahl der Aktionen wichtig.
Marktaktion: Bei der Aktion können wir Ressourcen kaufen und/ oder verkaufen. Sollte man das getan haben, darf man sich einen Spendenmarker in seinen Elefanten legen. Aber nur solange der Elefant auch noch Platz dafür hat.
Upgradeaktion: Hier können je nach Farbe verschiedene Upgrades durchgeführt werden. Man kann sein Lager auf dem Spielertableau ausbauen und sich mit einem Lagerupgrade ein weiteres Lagerplättchen auf seinen Spielplan legen. Dadurch erhält man mehr Lagerplatz und manchmal auch Vorteile. Durch ein Zielupgrade kann man eines der verdeckt bei sich ausliegenden Zielwertungsplättchen auf den Spielplan legen, das nur dann auch am Spielende gewertet werden kann. Beim Mahutupgrade kann man sich eines der ausliegenden Mahutplättchen auf sein Spielertableau legen, um bei der Mahutaktion mehr Auswahl zu haben.
Wissensaktion: Hier kann man seinen Marker auf eine der vier Wissensleisten weiterbewegen, um Bonis zu kassieren oder weitere Aktionen durchführen zu können.
Es gibt noch weitere Aktionen, die sich aber meist auf den Erhalt von Ressourcen oder Gold beschränken.
Phase 3 - Den Elefanten erneut bewegen:
Sollte man auf seinem Spielertableau schon das Zugphasenfeld mit dem Elefanten aufgedeckt haben, ist es möglich, den Elefanten ein weiteres Mal nach den oben angeführten Regeln von Phase 1 zu bewegen.
Danach dürfen alle anderen Spieler im Uhrzeigersinn eine Folgeaktion durchführen, wenn sie auf ihrem Spielertableau ein Mahut-Plättchen in der Farbe des aktiven Arbeiters freigeschaltet haben. Der aktive Spieler erhält für jede durchgeführte Folgeaktion eines Spielers einen Prestigepunkt.
Am Ende der Runde wird der Maharadscha-Marker ein Feld weiterbewegt. Sollte der Marker wieder auf seiner Startposition angekommen sein, endet das Jahrzehnt und die Wertung für das ausliegende Tempelplättchen wird durchgeführt. Die Spieler müssen dann noch, je nach Position der Marker auf dem eigenen Spielertableau, Steuern bezahlen und erhalten danach alle Bonis der Wissensleisten.
Bevor das neue Jahrzehnt beginnt, wird noch ein Teil vom Goldenen Palast gebaut und ein neues Tempelplättchen ausgelegt. Dadurch ändern sich die Wertigkeiten der verschiedenen Bauabschnitte, in denen wir schon um die Vorherrschaft konkurriert haben. Nachdem das dritte Jahrzehnt beendet wurde, folgt noch die Endwertung. Dazu werden noch die Prestige-Punkte auf den Wissensleisten dazugezählt und die Zielplättchen, die auf dem Spielplan liegen, werden aufgedeckt und gewertet. Wer danach die meisten Prestige-Punkte hat, ist der Gewinner von Amritsar: Der goldene Tempel.
Spieletester
Fazit
In Amritsar: Der goldene Tempel werden altbekannte Mechanismen vereint. In der Box mit dem wunderschönen Cover verbirgt sich ein Spiel mit einem Arbeitereinsatzmechanismus, der über ein Rondell gesteuert wird. Siegpunkte bekommt man über eine Mehrheitenwertung und das Ressourcenmanagement wird durch Tableaubuilding vorangetrieben. Noch ein paar Bonis hier, einige Kombomöglichkeiten da und ein paar Wissensleisten, die ebenfalls Bonis ausschütten und schon ist das Spiel fertig. Ach ja, Zielplättchen gibt es ja auch noch. Hier bekommt man zufällig vier Plättchen am Spielanfang zugelost und muss sich die Plättchen noch freischalten, damit sie am Ende auch in die Wertung einfließen. Das ist zwar nicht uninteressant, aber leider recht zufällig.
Das Spiel vermittelt das Gefühl, dass man immer involviert ist. Sollte die Farbe des eingesetzten Arbeiters mit einer Aktion auf dem Tableau der anderen Spieler übereinstimmen, darf die Aktion mit der passenden Farbe von den Spielern ebenfalls ausgeführt werden. Bis es aber soweit ist, kann es schon etwas dauern, da das Spiel sehr zum Grübeln einlädt. Und da sich das Geschehen und die ausliegenden Arbeiter direkt vor dem eigenen Zug noch verändern, ist es fast unmöglich, schon den bestmöglichen Zug parat zu haben. Und dann kommen noch die unzähligen Möglichkeiten und schon hat man eine leider nicht so beliebte Downtime. Je mehr Spieler, umso mehr schlägt sich das auf die Geduld der Mitspieler nieder.
Das Spiel war aber auch nicht wirklich schlecht und hat durchaus Spaß bereitet und den Kopf zum Rauchen gebracht. Jedoch würde ich es nicht nochmals mit vier Spielern spielen wollen, außer man hat wirklich viel Zeit und Geduld. Die Regeln sind recht überschaubar und beim Solomodus kann man sich schön mit dem Optimieren der Züge beschäftigen.
Das Material ist irgendwo zwischen WOW und NAJA. Das Cover verspricht ein farbenfrohes leuchtendes Spiel, leider kann das recht unscharfe, düstere und nicht so strahlende Spielbrett überhaupt nicht mithalten. Wenn man sich die Gebäude und die Umgebung von dem Original ansieht, wurde hier viel Potential verschenkt. Die Ikonographie auf den Plättchen ist gut verständlich, aber insgesamt sind die Plättchen auch nicht sehr aufregend gestaltet. Die schönen großen Elefanten sind wohl eher noch das Highlight.
Wer Geduld hat, vor allem bei mehreren Spielern, und auf ein Spiel mit verschiedenen Mechanismen und unzähligen Möglichkeiten gewartet hat, der sollte sich Amritsar: Der goldene Tempel unbedingt anschauen. Das Spiel macht nichts neu, aber verbindet einige Elemente sehr solide und manchmal auch recht thematisch.
Plus
- solider Mix aus verschiedenen Mechanismen
- viele Kombinationsmöglichkeiten
- variabler Aufbau
- Solomodus
Minus
- aufwendiger Aufbau
- hohe Gefahr von Downtime
- teilweise glückslastig
- keine Innovationen
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Details
1 Spielanleitung
1 Spielplan
4 Spieltafeln
16 Arbeiter
4 Elefanten
3 Tempelabschnitte
75 Ressourcen
30 Münzen
4 Bewegungsplättchen
6 Brückenplättchen
15 Lagerplättchen
28 Mahutplättchen
12 Spendenplättchen
4 Tempelplättchen
24 Zielplättchen
12 Zonenplättchen
2 Maharadschamarker
4 Prestigepunktmarker
64 Spendenmarker
4 Steuernmarker
12 Wissensmarker
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