Wer alle Indiana Jones Filme gesehen und zu Hause am Gaderobenhaken Lederhut und Peitsche immer griffbereit zu hängen hat, sollte hier jetzt mal sehr interessiert weiterlesen.
Mittlerweile gibt es eine fast schon unüberschaubare Menge an Escape-, Krimi- und Rätsel-Spielen, aus denen aber vor allem die sehr gut gemachten Chronicles of Time, Unlock! und Exit Reihen qualitativ herausstechen. Viele Neuerscheinungen bzw. Erweiterungen kopieren leider nur Altbewährtes oder mixen es neu zusammen, ohne zumindest für einen spannenden roten Faden in Form einer guten Story zu sorgen. Frische Ideen sucht man im Genre derzeit leider meist vergebens.
Aufgrund dieser schieren Vielfalt kann es (selbstkritisch betrachtet sollte es aber nicht) selbst einem an diesem Genre interessierten Rezensenten passieren, dass ihm eine neue Reihe einfach mal so durchrutscht. So wie mir in diesem Fall die Masters of Crime-Reihe von Kosmos. Mittlerweile gibt es schon vier, thematisch völlig unterschiedliche Boxen, deren zugehörige Rezensionen Ihr bei uns auf der Seite nachlesen könnt. Hier geht es zu den Rezensionen: Vendetta, Stilleben, Inkognito, Tiefenrausch.
Der vorliegende Fall Masters of Crime: Mosquito ist die fünfte und hoffentlich nicht letzte Box aus dieser überaus interessanten Serie.
Die Mitspieler schlüpfen gemeinsam in die Haut von Treasurhunter, einem ominösen Schatzjäger mit Indiana Jones Anleihen, der mit nicht immer ganz legalen Mitteln auf der Suche nach interessanten Artefakten der Geschichte ist. Euch wird die Schatzkarte für einen legendären Konquistadoren-Schatz in Lateinamerika zum Kauf angeboten. Am vereinbarten Treffpunkt angekommen, findet Ihr jedoch nur noch die Leiche des Anbieters vor. Das ist der Ausgangspunkt für eine mehrere Stunden dauernde, spannende und durchaus fordernde Schatzjagd, die in zwei Teile gesplittet ist.
Im ersten Abschnitt des Spiels sucht Ihr gemeinsam nach Verdächtigen in diesem Mordfall und versucht anschließend, den Schuldigen anhand von Indizien zu entlarven. Für diese Recherchen muss u. a. auch das Internet genutzt werden. In Abschnitt 2 geht es dann auf die eigentliche Schatzjagd. Abhängig von Euren Ermittlungen in Abschnitt 1 und den Entscheidungen, die Ihr zu Beginn des zweiten Abschnitts treffen müsst, kommt es hier zu durchaus unterschiedlichen Ereignissen.
Am Ende des Spiels wird Euch anhand Eurer Entscheidungen und evtl. verlorener Zeit mitgeteilt, wie gut Ihr abgeschnitten habt.
Spieletester
Fazit
Ich muss ehrlich gestehen, dass die Masters of Crime Reihe aus oben genannten Gründen bisher bei mir leider völlig unter dem Radar geflogen ist. Leider zu Unrecht!
Als erstes begeistert die durchgehend spannende und atmosphärische Story. Zudem wird während der gesamten Zeit Kommunikation und Gedankenaustausch groß geschrieben. Ist es in vielen Escape- oder Detectiv-Spielen eher so, dass zu viele Köche den Brei verderben und man sich aufgrund verschiedener Faktoren nicht richtig konzentrieren kann, läuft es hier genau anders herum und der Fall trumpft mit drei oder mehreren Ermittlern groß auf. Verschiedene Hinweise werden geprüft, Ideen verworfen, Alibis durchleuchtet, Abläufe rekonstruiert. Zum Glück gibt es während des gesamten Spiels keinerlei realen Zeitdruck z.B. durch einen ablaufenden Timer, so dass man keinerlei zeitlicher Beschränkung unterworfen ist. Zum Schluss muss man sich zudem vielmals auf einen gemeinsamen Nenner einigen.
Der Schwierigkeitsgrad ist durchgehend recht hoch aber niemals unfair, nichts wirkt konstruiert oder unlogisch. Das Spielmaterial wird nicht zerstört, bzw. kann durch kleinere Vorsichtsmaßnahmen problemlos erneut verwendet werden, so dass der Fall nochmals gespielt werden kann und wenn man bewusst andere Entscheidungen fällt, sogar von einem selbst, um zu sehen wohin dieser neue Weg führt.
Natürlich ist auch Masters of Crime: Mosquito nicht perfekt. So werden die Möglichkeiten des Internets, z.B. um nach Hinweisen zu suchen oder falsche Spuren zu legen, nur teilweise genutzt. Wahrscheinlich wäre das insgesamt aber ein viel zu hoher Aufwand für solch ein kleines Spiel.
Alle bisherigen fünf Fälle der Masters of Crime-Serie sind zwar bei Kosmos als Publisher erschienen, erdacht und entwickelt wurden sie jedoch vom Noctis-Verlag aus Lüneburg. Ehre wem Ehre gebührt. Unter dem Strich hat mir dieser mit viel Liebe zum Detail gemachte und sehr gut inszenierte Fall überaus viel Spaß bereitet und ist auf Anhieb in meine persönliche Referenz-Top-Five aufgestiegen. Schattenseite (für mich): Ich habe Blut geleckt und will demnächst unbedingt auch die anderen Fälle spielen.
Fazit: Absolute Kaufempfehlung!
Plus
- durchgehend spannende und atmosphärische Story
- sehr gute Materialqualität
- es wird kein Material zerstört, Fall kann erneut gespielt werden
- Schwierigkeitsgrad hoch, aber nicht unfair
- ideal mit mehreren Ermittlern, Kommunikation ist gefragt
- durch andere Crew-Zusammenstellungen und abweichende Entscheidungen mit Einschränkungen auch ein zweites Mal spielbar
- kein einschränkendes Zeitlimit
Minus
- Internetzugang wird benötigt
- Möglichkeiten des Internets leider nur teilweise genutzt
- kleinere Designmängel bzw. fehlende Regelhinweise
- Autoren werden leider nicht genannt
- alle Mitglieder der Ermittlerguppe müssen sich auf das Spiel einlassen können
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Details
72 Karten (Größe Tarot-Karten)
1 Detectiv Tableau (Papier)
1 doppelseitig bedruckter Notizbogen (A4)
12 Objekt-Umschläge (Meilensteine)
Statistik
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