Northgard

Populäre Videospiele sind aktuell nicht nur die Ideengeber und Vorlagen für Filme und Serien, sondern auch viele Verlage und Brettspielautoren nutzen die große Popularität von Videospielen in verstärktem Maße und setzen diese teilweise in richtig spannende Brettspiele um.

In der nordischen Mythologie nehmen Tiere einen hohen Stellenwert ein. Deshalb ist es nicht weiter verwunderlich, dass sich die Wikinger-Clans in Northgard auch nach Tieren benannt haben und sich deren individuelle Eigenschaften in den Spielweisen der einzelnen Clans widerspiegeln.

Die Spieler schlüpfen jeweils in die Rolle eines Krieghäuptlings und versuchen mit ihrem Clan das unbekannte Northgard zu erkunden. Derjenige Clan, der nach sieben Spielrunden den meisten Ruhm und die größte Macht ansammeln konnte oder eine alternative Siegbedingung erfüllt, wird das Spielbrett als Sieger verlassen.

Jede der Spielrunden ist in fünf Phasen gegliedert (Jahresbeginn, Aktions-Phase, Ernte-, Winter- und dem Jahresende). Zum Jahresbeginn ziehen die Spieler vier Handkarten von ihrem Nachziehstapel. Zudem werden Karten vom Entwicklungsdeck offen ausgelegt. Diese können die Spieler später zu ihrem jeweiligen Deck hinzufügen.

Die nachfolgende Aktions-Phase verändert den Spielplan. Die Spieler wählen reihum eine Karte aus ihrer Hand, spielen diese aus und führen die darauf vermerkten Aktionen durch. So können weitere Clanmitglieder rekrutiert und Gebäude errichtet und an eigene Gebiete angrenzende Geländekacheln erkundet werden. Zudem können sich die Einheiten bewegen. Endet eine Bewegung in einem Gebiet das durch einen anderen Clan beansprucht ist, kommt es automatisch zum Kampf. Dieser läuft recht einfach ab, indem die Kampfstärken miteinander verglichen werden. Jeder Clankrieger bringt einen grundsätzlichen Stärkepunkt ein. Durch diverse Boni wie z.B. Karten, Verteidigungsgebäude oder spezielle Clan-Fähigkeiten und die Abgabe von Nahrung können diese erhöht werden. Zum Schluss würfeln die Kontrahenten noch mit einem speziellen Kampfwürfel. Verluste werden vom Spielbrett entfernt und der Clan mit der insgesamt geringeren Kampfstärke muss sich aus dem umkämpften Gebiet zurückziehen. Zusätzlich zu den oben genannten Hauptaktionen kann jeder Spieler die Ressource Stein ausgeben, um Nebenaktionen auszuführen und ein bisschen strategischer zu spielen. So ist es möglich eine Runde abzuwarten, eine Handkarte gegen eine zusätzlich gezogene auszutauschen, das eigene Deck durch das Entfernen einer Karte zu verschlanken oder aber eine der eigenen und sehr speziellen Clan-Karten ins Deck zu integrieren. Ist keine Aktion mehr möglich oder soll alternativ keine Aktion mehr ausgeführt werden, so passen die Spieler. Der Erste der dieses tut ist in der nächsten Runde Startspieler. Zusätzlich müssen alle  eventuell noch vorhandenen Handkarten abgeworfen werden und eine der ausliegenden Entwicklungskarten wandert auf den Nachziehstapel und bringt somit teilweise recht mächtige Aktionen ins Spiel.

In der folgenden Ernte-Phase erhalten die Spieler Ruhm für eigene, abgeschlossene Gebiete. Zudem werden an den dafür vorgesehenen Orten die Ressourcen Nahrung, Holz und Stein (Wissen) produziert. Ressourcen können in dieser Phase im Verhältnis 3:1 getauscht werden, denn der Winter naht.

In der Winter-Phase müssen die Spieler ihre Einheiten durch die Abgabe von Nahrung und Holz am Leben erhalten. Hier gilt, je mehr Einheiten des eigenen Clans sich in den Territorien tummeln, umso mehr Ressourcen müssen für diese aufgebracht werden. Geschieht das nicht in vollem Maße, so muss der entsprechende Spieler eine Aufruhr-Karte nehmen. Diese können nicht abgeworfen werden, verstopfen die Kartenhand und werden zudem am Ende des Spiels jeweils als 5 Minuspunkte gewertet.

In der Jahresend-Phase wird lediglich überprüft ob die Spielende-Bedingung erfüllt wurde. Dazu müsste ein Spieler mindestens drei geschlossene Territorien mit einem jeweils enthaltenen großen Gebäude aktiv kontrollieren. Anderenfalls wird bis zum Ende der 7. Runde gespielt. Zum Glück gibt es im Spiel keine Player-Elimination, denn hat ein Spieler in dieser Phase keine Einheiten mehr auf dem Spielplan, so kann er drei seiner Einheiten gratis in einem freien Territorium platzieren und erneut versuchen sich zu behaupten.

Hat man den grundsätzlichen Ablauf verstanden, sollte man unbedingt das beigefügte Kreaturen-Modul ins Spiel integrieren. Das stellt alle Mitspieler gleichermaßen vor neue Herausforderungen, die man allerdings auch gezielt zum eigenen Vorteil nutzen kann. Für alle Spieler die es anspruchsvoller lieben, hat der Verlag Board Game Box auch noch zwei separate, kleinere Erweiterungen am Start.

Mit der Warchiefs-Erweiterung kommen als Miniaturen dargestellte, mächtige Anführer ins Spiel, die mit ihren individuellen Fähigkeiten für deutlich mehr Abwechslung und einen höheren Wiederspielreiz sorgen. Zusätzlich sind weitere Clan-Aufwertungskarten enthalten und die modularen Spieler- bzw. Clan-Tableaus sorgen für deutlich mehr Übersichtlichkeit.

Die Wilderness-Erweiterung hingegen bringt neben neuen Spielplan-Kacheln auch acht extrem starke Monster ins Spiel. Diese sorgen zwar für deutlich mehr Herausforderungen, können aber auch den Frustfaktor in die Höhe schrauben.

Spieletester

Fazit

Northgard ist ein einsteigerfreundliches 4X-Spiel, womit der Fokus im Spiel auf Erkundung, Ausbreitung, Ausbeutung und Auslöschung festgelegt ist. Der daraus resultierende Area-Contol Mechanismus wird mit reduziertem Ressourcenmangement und Deckbau zu einem fluffig funktionierenden und kurzweiligen Spielerlebnis kombiniert. Northgard ist allerdings kein friedliches Land, hier zählt, je nach Situation, nur das Recht des Starken oder des Schlauen.

Ausstattung und Materialqualität sind ganz hervorragend, jedes Spiel verläuft anders, da auch unterschiedliche Siegstrategien möglich sind. Dadurch ist auch der Wiederspielwert sehr hoch. Durch das Würfeln ist natürlich auch ein Quäntchen Glück dabei, der strategische Aspekt überwiegt aber deutlich. Wann nutze ich welche Kartenaktion, wie wichtig ist mir eine bestimmte Aufwertungskarte? Ständig wird man mit kleinen aber wichtigen Entscheidungen konfrontiert, ständig muss man die Mitspieler beobachten und deren Absichten einschätzen.

Durch die Hinzunahme des Kreaturen-Moduls bzw. der Erweiterungen kann die Komplexität des Spiels ein wenig angepasst werden. Die Warchiefs-Erweiterung ist in meinen Augen durch die Steigerung der Asymetrie der unterschiedlichen Clans quasi ein Must-have, die Wilderness-Erweiterung richtet sich hingegen eher an Spieler die einen noch höheren Schwierigkeitsgrad und mehr Unwägbarkeit wollen.

Unter dem Strich ist Northgard ein absolut empfehlenswertes 4X Spiel für Einsteiger in dieses Genre. Gleichzeitig muss man sich aber auch über die damit verbundenen, konfrontativen Spielmechanismen klar sein und diese mögen, um den gesamten Spielspass ungetrübt genießen zu können.

Redaktionelle Wertung:

Plus

  • sehr gute Materialqualität, tolle grafische Aufmachung
  • hohe Interaktion
  • hoher Wiederspielwert
  • unterschiedliche Siegpunktstrategien möglich
  • schnelles, teilweise konfrontatives Spiel
  • modulare Veränderung des Schwierigkeitsgrades möglich

Minus

  • Glücks- und damit auch Frustfaktor vorhanden
  • hoher Platzbedarf
  • Grundspiel ohne Module nicht wirklich spannend
  • Aktionsübersicht fehlt

Teilen mit facebook twitter

Kommentar verfassen

Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2 bis 5
Alter: ab 13 Jahren
Spieldauer: 45 bis 90 Minuten
Preis: 68,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2023
Verlag: Boardgame Box
Autor: Adrian Dinu
Grafiker: Grosnez
Zubehör:

Spielregel

70 Einheiten-Miniaturen

9 Kreaturen-Miniaturen

129 Karten

35 Spielplan-Plättchen

56 Gebäude-Marken

2 Northgard-Würfel

1 Rundenzähler

1 Jahresmarker

75 Ressourcen-Marken

65 Ruhm-Marken

2 Clan-Marken

1 Startspieler-Marker

5 Spielerhilfe-Karten

1 Regelheft

Anzeige

Statistik

Derzeit findest Du auf spieletest.at 7650 Gesellschaftsspiele-,
1670 Videospielrezensionen
2260 Berichte.