Ghost Writer

Wir haben Fragen. Wir brauchen Antworten. Dazu nehmen wir als Medium Kontakt zur anderen Seite auf. Naja, zumindest zur anderen Seite des Tischs.

Ein bestimmtes Wort gilt es zu erraten. Um was für ein Wort es sich handelt? Nun, irgendein Objekt. Doch genaueres wissen wir nicht.
Zwei Teams aus Medien rittern nun darum, zuerst über ihren Geist an die gewinnbringende Information zu kommen.

Séance

Dazu stellen wir Fragen, die wir allerdings nicht frei wählen, sondern aus unseren zehn Handkarten aussuchen. “Wie fühlt es sich an?” “Wenn es ein Instrument wäre, welches wäre es?” “Welcher Beruf hat damit zu tun?” “Mit welchem Körperteil hält man es?” “Zu welcher Mottoparty würdest du es mitnehmen?”

Zwei Fragen suchen wir aus und lassen sie verdeckt unserem Geist zukommen – der wiederum eine davon wählt und uns zurückschickt, um uns (und nur uns) wissen zu lassen, welche er beantwortet.
Nun beginnt der Geist langsam, Buchstabe für Buchstabe niederzuschreiben. Bis wir denken zu wissen, was uns der Geist mitteilen möchte und ihn mit einem “Silentio!” stoppen, um nicht auch dem anderen Team, das die Frage zur Antwort nicht kennt, zu viele Hinweise zu geben. Immerhin müssen beide Teams dasselbe Objekt erraten. Ist der Geist schon bevor er unterbrochen wird am Ende des Wortes angelangt, beendet er dieses mit einem Punkt.
Danach ist das andere Team an der Reihe.

So spielen wir Runde für Runde. Manche davon, nämlich jene, die auf dem Antwortblock mit einem Auge markiert sind, beginnen damit, dass wir zuerst bei einem beliebigen bereits geschriebenen Wortteil aus einer der Runden davor einen weiteren Buchstaben hinzufügen lassen.
Das kann bei beiden Teams den Groschen zum Fallen bringen.
Wenn ein GAR des gegnerischen Teams mit einem A erweitert wird, und nicht nur wir dadurch erahnen, was das Wort zu bedeuten hat, sondern auch dem Gegnerteam plötzlich klar wird, dass entgegen ihrer Vermutung bei der Frage nach dem Ort gar nicht GARTEN, sondern eigentlich GARAGE gemeint war.
Manchmal geht der Poker, dem Gegnerteam nicht zu viele Hinweise geben zu wollen, eben auch nach hinten los und wir sind uns selber nicht ganz sicher, welches Wort uns unser Geist eigentlich zukommen lassen wollte.

Sind wir an der Reihe, können wir uns dazu entscheiden, statt eine Frage zu stellen einen Lösungsversuch zu unternehmen. Dann sind wir es, die langsam Buchstabe für Buchstabe aufs Papier kritzeln. Ist ein Buchstabe korrekt, quittiert der Geist das mit einem Klopfen. Sobald wir einen falschen Buchstaben aufschreiben, legt der Geist den Finger auf den Mund – und das andere Team ist an der Reihe.

Übernatürliche Gabe

Dass wir das Wort mit solchen Fragen in nur acht Runden lösen sollen, scheint vor Beginn des Spiels eher utopisch.
Bis dann beim Spielen klar wird, dass wir tatsächlich nur sehr selten über die Hälfte der Hinweise benötigen. In einem Fall konnte sogar nach nur zwei Hinweisen mit jeweils zwei Buchstaben gelöst werden. Schon mit US und MC wurde korrekterweise das gesuchte Wort BURGER antizipiert. Die Fragen nach der Herkunft und einer bekannten Marke, die mit dem Begriff in Zusammenhang steht, waren hier also schon ausreichend um zu lösen, auch ohne beide Fragen zu kennen.

Das lässt die Teams dann in der Regel in Folgerunden auf andere Taktiken zurückgreifen, nämlich nicht gleich nach den vermeintlich hilfreichsten Tipps zu fragen, sondern die Sache etwas abstrakter anzugehen, um den Gegnern die Hinweise nicht auf dem Silbertablett zu servieren.

Ein weiteres gutes Werkzeug dafür ist auch eine Karte, die den Geist dazu auffordert irgendwas aufzuschreiben, einfach um einen falschen Hinweis zu streuen und die Gegner potentiell zu verwirren.

 

Spieletester

15.03.2024

Fazit

Wer sich nicht schon durch die wunderhübsche, in edlem schwarz-gold gehaltene Box überzeugen hat lassen, dem sei versichert: Judge this game by its cover!

Ghost Writer, das am besten in Gruppen gerader Anzahl ab vier, noch besser jedoch ab sechs Spielern gespielt wird, überzeugt nicht nur durch das schön gestaltete Spielmaterial, sondern auch durch ein Spielprinzip, das auf Kommunikation (bzw. das missliche Fehlen selbiger), Kombinationsgabe und Taktik setzt.

Will ich auf Nummer Sicher gehen und mir viele Buchstaben der Hinweise geben lassen, gebe diese damit aber auch dem Gegnerteam, oder unterbreche ich den Geist davor, laufe dabei aber Gefahr, die wenigen Buchstaben selber falsch zu interpretieren? Hole ich mir noch einen Hinweis, oder versuche ich schon zu lösen, gebe bei falscher Lösung aber eventuell wieder dem Gegner einen Vorsprung?
Die wirklich kreativen Fragekarten wissen wir nach ein paar Runden sehr zu schätzen, denn die hierauf gegebenen Antworten geben sehr sicher keinen Hinweis für das Gegnerteam ab.

Wer sich nicht beim Tischerlrücken auf die Präsenz echter Geister verlassen müssen möchte, der kann mit Ghost Writer auf ein wunderbar (para)normales Partyspiel zurückgreifen.

 

Redaktionelle Wertung:

Plus

  • sehr elegantes Spielmaterial
  • schon die Spielebox ein echter Hingucker
  • richtig coole Fragekarten
  • Wort-/ Kommunikationsspiel mit Taktik

Minus

  • wie fast jedes Team-Spiel nur bei gerader Spieleranzahl perfekt spielbar

Teilen mit facebook twitter

Kommentar verfassen

Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 3 bis 8
Alter: ab 12 Jahren
Spieldauer: 15 bis 30 Minuten
Preis: 21,99 Euro
Erscheinungsjahr: 2023
Verlag: Pegasus Spiele
Grafiker: Jens Wiese , Spring Yu
Genre: Kommunikation , Party
Zubehör:

1 aufklappbarer Block

102 Fragekarten

52 Objektkarten

2 Bleistifte

Anzeige

Statistik

Derzeit findest Du auf spieletest.at 7400 Gesellschaftsspiele-,
1668 Videospielrezensionen
2222 Berichte.