Cornwall

Dunkle Moore – Grüne Wiesen – Dichte Wälder, so verheißt uns der Untertitel dieses Spiels. Das lässt vermuten, dass wir es hier mit einem Spiel zu Urzeiten der Dinosaurier zu tun haben, denn zu der Zeit mag es viele dichte Wälder in Cornwall gegeben haben. Wenn man die Schachtelgrafik betrachtet, ist die Spielrealität aber eher dem späten 19. oder frühen 20. Jahrhundert zuzuordnen, in dem dort nicht mehr viele Wälder übrig sind. Aus spieltechnischen Gründen sind sie in diesem Cornwall allerdings noch häufig anzutreffen. 

Beim Anblick des Spielmaterials und Lesen der Regel beschleicht einen ein leichtes Carcassonne-Gefühl, was gar nicht despektierlich gemeint ist, im Gegenteil. Von oberflächlichen Ähnlichkeiten abgesehen, erweist sich Cornwall aber als ein ganz anderes Spiel als das zuvor genannte. Landschaftsplättchen legen und Leute darauf stellen, das sind die Gemeinsamkeiten bzw. Ähnlichkeiten nicht nur dieser beiden Spiele.

Jedes Plättchen besteht aus drei Sechseckfeldern meist unterschiedlicher Landschaftsart, aber es können auch schon mal zwei Felder gleicher Art darauf sein – Dörfer, Berge, Wiesen, Moore und, da sind sie wieder, Wälder. Wer an der Reihe ist, zieht ein verdecktes Plättchen und legt es nach einfachen Regeln an, wobei die leicht zahnradförmigen Kanten gut ineinander greifen und die immer größer werdende Spiellandschaft vor dem Verrutschen bewahren. Wer durch sein gelegtes Plättchen zwei Landschaftsarten erweitert, erhält 1 Münze, für drei erweiterte Landschaftsarten gibt es sogar 2 Münzen, was relativ selten vorkommt. Außerdem kann der aktive Spieler eine seiner Figuren auf ein Feld des soeben gelegten Plättchens stellen – kann, nicht muss. Diese Figuren gibt es in drei unterschiedlichen Größen mit entsprechend unterschiedlicher Wertigkeit. Den „Dicken“ mit Wertigkeit 3 gibt es in jeder Spielerfarbe nur ein Mal, die andern mit Wertigkeiten 2 und 1 jeweils mehrmals. 

Sobald ein zusammenhängendes Gebiet einer Landschaftsart nicht mehr erweitert werden kann, wird es gewertet – wer die Mehrheit dort hat, erhält einen Siegpunkt pro Feld des Gebietes. Mehrheit heißt die insgesamt größere Wertigkeit seiner Figuren dort, wobei es immer kostenlos ist, eine Figur einzusetzen, der Einsatz weiterer Figuren in demselben Spielzug aber bezahlt werden muss. Auch im Gebiet bereits vorhandene Figuren - eigene und/oder andere - treiben den Einsatzpreis in die Höhe, und Geld ist meistens sehr knapp. Ist in einem Gebiet eine Flagge Cornwalls abgebildet, läuft die Wertung etwas anders und auch der Zweite in dem Gebiet erhält Punkte. Es ist eine ständige Herausforderung, Gebiete, in denen man selbst stark ist, möglichst groß zu machen und gleichzeitig die Gebiete, in denen die anderen Spieler stark sind, klein zu halten.

Da wir schon dabei sind, kann ich auch gleich die weiteren pfiffigen Besonderheiten des Spiels erwähnen: Auf manchen Feldern ist eine Kapelle zu sehen, die sofort Siegpunkte gibt, wenn der Spieler eine seiner Figuren darauf setzt; auf anderen ist ein Herrenhaus abgebildet, worauf dann eine kleines dreidimensionales Landhaus gesetzt wird. Ein Landhaus („Cottage“) schließt ein Gebiet ab, auch wenn es nicht tatsächlich abgeschlossen ist. Es kann nicht mehr erweitert werden, wird also sofort gewertet. Nach vollzogener Wertung zieht es die daran beteiligten Figuren aber zunächst in den Pub, um sich nach getaner Arbeit zu erholen. Es kostet 1 Münze, sie daraus in den eigenen Vorrat zurückzulocken.

Im Gegensatz zu Wäldern gibt es Moore tatsächlich reichlich in Cornwall und wer eine seiner Figuren dorthinein setzt, hat auch gleich eine „Moorleiche“, die dort bis zum Spielschluss bleibt und sich nicht im Pub vergnügen kann. Die Moore werden nämlich erst zum Spielschluss gewertet, nachdem alle Plättchen gelegt wurden.

Spieletester

24.04.2016

Fazit

Cornwall ist ein kleiner Wolf im Schafspelz. Von Anspruch und Spieldauer her ein Familienspiel, das durchaus auch erfahrene Spieler entzücken kann. Mit schönem Material, einfachen, schnell erklärten Regeln, die keine Frage offen lassen. Zudem einer guten Kurzübersicht für jeden Spieler mit allen wichtigen Informationen bietet Cornwall erstaunlich viel Platz für taktische Finessen, die sich vielleicht erst nach ein paar Partien erschließen.

Es schadet auch nicht unbedingt, es „einfach so“ zu spielen, denn der Zufallsfaktor (welches Plättchen man zieht) ist nicht unerheblich. Diesen Zufallsfaktor mit den eigenen taktischen Überlegungen und Möglichkeiten bestmöglich zu nutzen, ist die eigentliche Herausforderung – Cornwall bietet dichtes Spielvergnügen in kompakter Schachtel (auch wenn es in Cornwall nicht so viele dichte Wälder gibt, das sei verziehen). Weder Vor- noch Nachspeise und kein Hauptgang, ist dieses Spiel eine ausgezeichnete Zwischenmahlzeit, die immer wieder mundet. 

Redaktionelle Wertung:

Plus

  • einfache Regeln
  • angenehme Spieldauer
  • interessante taktische Möglichkeiten

Minus

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2 bis 4
Alter: ab 8 Jahren
Spieldauer: 30 bis 45 Minuten
Preis: 20,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2015
Verlag: Schmidt Spiele
Grafiker: Anne Pätzke
Genre: Legen, Taktik
Zubehör:

28 Spielfiguren
4 Punktemarker
1 Startplättchen
36 Landschaftsplättchen
11 Cottages
40 Münzen
1 Pub
4 Spielübersichten
1 Wertungstafel
1 Regelheft in 4 Sprachen

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