Catan - Wien

Wenn es so etwas wie DAS Spiel dieser Generation gibt, dann sind es mit Sicherheit die Siedler von Catan. Das Werk des Zahntechnikers Klaus Teuber, der es dem Vernehmen nach nicht mehr notwendig hat, diesen Beruf auszuüben, seit er seine Sechseck-Inselwelt unters Volk brachte, ist seit 1995, also seit 18 Jahren (Hand hoch, wer sich jetzt alt fühlt) nicht totzukriegen und eröffnete nicht nur den allgemeinen Kartenspieladaptions- und Erweiterungswahn, sondern schuf auch den einen oder anderen Ableger, der mal selbst zum Reigen der Meisterwerke gezählt werden darf (Die Sternenfahrer von Catan, Die Siedler von Nürnberg), den man manchmal aber auch gerne direkt nach der ersten Partie wieder vergessen möchte (Candamir, Kampf um Rom). 

Im Oktober 2013 nun erschien eine neue Variante (leider nur als Limited Edition), in der es sich um die Heimatstadt unseres Seitenservers und eines großen Teils des Spieletest-Personals dreht: Catan – Wien. Das Universum hat diese Neuerscheinung in seiner unendlichen Weitsicht mit dem Geburtstag meines Vaters, eines unrettbaren Catanisten, zusammengelegt, und schon haben wir eine neue Version, die der Vorstellung harrt.
Dann wollen wir mal sehen ob das Errichten von Speising, Rodaun und Strebersdorf ebensolchen Spaß macht wie die Besiedelung einer Hexinsel: 

Das Spiel:

Am prinzipiellen Konzept der Siedlerei hat sich nichts geändert: Wie seit Jahr und Tag liegen die Siedlungen der Spieler auf Kreuzungen mit Zugang zu bis zu drei Rohstofffeldern mit den Werten 2-12. Und auch in Wien wird jede Runde gewürfelt und Spieler mit Siedlungen an den erwürfelten Feldern erhalten einen Rohstoff. Eine 7 beschert wie eh und je einen Räuberüberfall, natürlich inkl. Räuberfigur, die ein Rohstofffeld blockiert, und nach dem Rohstoffabbau wird fleißig gehandelt, gebaut und es werden Entwicklungskarten gekauft.
Was also macht Catan – Wien anders als die anderen Siedler (mal abgesehen davon, dass der Rohstoff Wolle durch Wein ersetzt wurde)?


Fixer Spielplan:

Catan – Wien spielt auf einem fixen Spielplan, den wir zum Beispiel auch aus den Historischen Szenarien kennen. Auf diesem Spielplan sind neben den Rohstofffeldern und Ertragswerten auch die Bauplätze fix - und namentlich definiert. Man baut also keine „Siedlung“ mehr, man errichtet „Kaiser Ebersdorf“. Dies eliminiert einerseits die „Abstandsregel“, bringt aber die neue Regel ein, dass eine Straße erst dann weitergebaut werden darf, wenn auf einem im Straßenverlauf liegenden Siedlungsfeld eine Siedlung errichtet wurde.
Die Spezialhäfen, die einen 2:1- bzw. 3:1-Tausch mit der Bank erlauben, gibt es natürlich auch, sind diesmal aber Handelsstraßen, die aus der Stadt führen.


Wahrzeichen:

Das Konzept der „Stadt“ ist in dieser Version der Idee der „Wahrzeichen“ zum Opfer gefallen:
An manchen Kreuzungen können anstelle von Siedlungen Wahrzeichen wie der Stephansdom, das Riesenrad (das ja auch zentral die Schachtel ziert) oder die Luegerkirche am Zentralfriedhof errichtet werden. Die Wahrzeichen bauen zwar keine Rohstoffe ab, bescheren aber dafür zum Zeitpunkt des Baus zugewiesenen Bonus.


Punkte und Siegbedingungen:

Nach wie vor bringt jede Siedlung und so manche Entwicklungskarte einen Siegpunkt. Zudem bringt jedes errichtete Wahrzeichen einen Siegpunkt.
Und natürlich spielen auch die „Längste Handelsstraße“ und die „Größte Rittermacht“ wieder mit und bescheren jeweils 2 Siegpunkte.

Die Siegbedingung ist jetzt mit der Spielerzahl gekoppelt:
> Bei 3 Spielern gilt es, 12 Punkte zu erreichen.
> Bei 4 Spielern gilt es, 10 Punkte zu erreichen.

Spieletester

20.10.2013

Fazit

Das Konzept der Wahrzeichen – und das ist es, was Catan – Wien vom klassischen Siedeln unterscheidet – wird dem einen oder anderen Spieler bekannt vorkommen… und zwar den Spielern, die die Deutschland-Edition gespielt haben. Nun, was dort funktioniert hat, funktioniert auch hier bestens, somit ist der Unterschied zwischen diesen beiden Catans rein regionaler Natur. Dem Wiener steht ein Catan – Wien aus naheliegenden Gründen eben einfach näher als ein Deutschland – Catan (oder eines der anderen Regional-Catans wie etwa Catan – Baden-Württemberg, das nach demselben Schema funktioniert).

Als Spiel weiß Catan – Wien ebenso zu überzeugen wie das klassische Siedeln, was einfach daran liegt, dass die altbewährten Elemente, die wir Siedler so lieben (Rohstoffe abbauen, Handeln, Räuber), beibehalten wurden und anstelle der Städte jetzt eben die Wahrzeichen gerückt sind. Hier gibt’s nur eine kleine Materialrüge: Waren die Wahrzeichen in der Deutschland-Version noch kleine Metallfigürchen, so wird der Wiener mit normalen Kartonfiguren mit Platikstandfuß abgespeist. Naja, daran soll’s nicht scheitern.

Für ein bisschen kontraproduktiv in Sachen „Stimmung“ halte ich allerdings, in einem Spiel, das mit dem Feeling „Spätmittelalter – Entdeckerzeit“ hantiert als Wahrzeichen den Flughafen Wien-Schwechat einzubauen. Höchster Tower Europas hin oder her, so wirklich will er nicht ins Konzept passen. Zum Glück liegt das Flughafen-Feld so weit abgelegen, dass es ohnehin erst am Spielende erschlossen werden wird. Die Straßen aus Wien wiederum, die die Spezialhäfen bzw. die 3:1–Häfen doubeln, passen ins Bild, doch irgendwie hätte ich mir hier – zumindest für die 3:1-Häfen - die Donau aufs Spielbrett gewünscht.

Alles in allem aber eine sehr gelungene Variante, die gut funktioniert und den klassischen Siedler zufriedenstellen dürfte. Egal ob in Wien, in Deutschland oder sonstwo.
Redaktionelle Wertung:

Plus

Minus

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Besucherkommentare

jumpwalker | 20.10.2013

Die Qualität von DIE SIEDLER VON CATAN, DIE SIEDLER VON NÜRNBERG und DAS KARTENSPIEL steht außer Zweifel! Das sind die Highlights in einer Reihe von Spielen, die wie das Amen im Gebet im gefühlten Zweiwochenrhythmus auf den Markt geworfen werden.
CATAN-WIEN weckt möglicherweise das Interesse von Sammlern und zielt sonst nur auf jene Personen ab, die einen Bezug zur österreichischen Hauptstadt haben. More of the same - mehr ist es leider nicht. Und wenn es mittlerweile als große Innovation gilt, dass der Rohstoff Wolle dem Rohstoff Wein Platz gemacht hat, ist eigentlich eh schon alles gesagt.
Schade, schade, schade. Vor allem, da Herr Teuber durchaus Zeit für historische/regionale Recherchen aufgewendet haben dürfte. Da hätte mehr draus werden können/sollen!

Thomas | 20.10.2013

Die Innovation sind die SEHENSÜWRDIGKEITEN, nicht Wein statt Schaf.

(Drum steht der Wein auch in Klammern, während die Sehenswürdigkeiten einen eigenen Absatz bekommen haben...)

kertrinker | 01.07.2017

Es ist cool

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 3 bis 4
Alter: ab 8 Jahren
Spieldauer: 60 Minuten
Preis: 25,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2013
Verlag: Kosmos
Autor: Klaus Teuber
Genre: Strategie
Zubehör:

1 Spielplan
133 Karten
4 Baukostenkarten
2 Sonderkarten
96 Siedlungs- und Straßenfiguren
13 Wahrzeichenfiguren
2 Würfel
1 Spielregel

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