City Tycoon

Wieder einmal gilt’s eine Stadt zu bauen, als ob wir das nicht schon könnten … klar doch, können wir, aber bisher noch nicht so wie mit City Tycoon. Das Spiel des polnischen Verlages Rebel Centrum Gier aus dem Jahre 2011 liegt hier in deutscher Lizenzversion vor, aber bevor es ins Spielvergnügen geht, muss erst mal jede Menge Material ausgestanzt werden, Plättchen, und Plättchen, und Plättchen, Besitzmarker, Münzen zuhauf … zum Glück müssen wir die vielen hölzernen Rohstoffquader nicht auch noch selbst schnitzen.

Material satt und in guter Qualität, das kann hier schon mal verraten werden. Verglichen damit, aber auch nach allgemeinen Maßstäben, sind die Regeln kurz und einfach, und auch das Spiel scheint kurz zu sein: Vier Spielrunden gibt es nur, jeweils mit fünf Phasen. Und auch diese lesen sich zumindest alle recht kurz.

Spielerreihenfolge: Wer das wenigste Geld besitzt, fängt an, wer das zweit wenigste hat, ist zweiter Spieler, usw. Zack, fertig. Neue Stadtplättchen wählen: Nach bewährter „7 Wonders“-Manier eins der sechs zugeteilten Stadtplättchen wählen, die übrigen nach links weiterreichen, eins wählen, usw. Das dauert je nach mittlerweile angewachsener Stadtgröße und Konstellation schon etwas länger, geht aber meist auch flott über die Bühne, es sei denn, man hat Extremgrübler – „na los, nun mach schon“ - mit am Tisch sitzen. Stadt ausbauen: Eins seiner Stadtplättchen legen, oder ein Kraftwerksplättchen legen, oder eins seiner Plättchen verkaufen. Das bedarf schon guter Planung und Überlegung und dieser Schritt ist das Herz des Spiels, gekoppelt mit dem nächsten Schritt: Stadtplättchen versorgen. Das geht, gute Planung im vorhergehenden Schritt vorausgesetzt, wieder etwas schneller, beansprucht aber naturgemäß auch eine gewisse Zeit. Der letzte Schritt jeder Spielrunde außer der vierten ist reine Verwaltungsarbeit und geht wieder so: zack, und noch ’n zack, fertig.

Bauphase und Stadtplättchen bedürfen nun etwas näherer Betrachtung. Die sehr handlichen Plättchen, etwa in Größe eines Streichholzbriefchens, zeigen links oben ihre Baukosten, am unteren Rand ihre Versorgungsanforderungen und –folgen sowie am linken Rand sofortige Wirkungen beim Auslegen. Die linke untere Ecke zeigt noch jeweils den Typ an, Wohnviertel, Industriegebiet usw.

Kante an Kante, einfache Regeln, wie schon gesagt, ansonsten kann man beliebig anlegen; jedes gelegte Plättchen wird mit einem Besitzmarker gekennzeichnet. Bei der Auslage gibt es Umständen schon unter zu gewinnen, Siegpunkte, Geld, gelbe Rohstoffe zum Beispiel. Aber mindestens genau so wichtig, tatsächlich noch wichtiger sind die Anforderungs- und Belohnungskriterien am unteren Rand: hier werden gelbe, rote oder blaue Rohstoffe gefordert, wofür es wiederum bei Erfüllung z. B. Geld, Siegpunkte oder auch gelbe Rohstoffe gibt. Die Rohstoffe stellen Energie und Versorgungsgüter dar. Gelbe hatten wir schon, aber woher kommen die roten und blauen? Diese kommen von Kraftwerken und sind teils regenerativ, teils nicht. Während die gelben Rohstoffe in die und aus der Hand genommen werden, müssen die roten und blauen von den Kraftwerken zu den entsprechenden Plättchen transportiert werden, um die Versorgung und damit Belohnung zu gewährleisten. Transport kostet Geld, und zwar für auf dem Weg benutzte Plättchen anderer Spieler und falls der Rohstoff aus dem Kraftwerk eines anderen Spielers kommt. Beim Transport spielen auch noch einfache Land- und Wasserplättchen eine Rolle. In jeder Spielrunde kommen übrigens nicht alle dafür vorgesehenen Plättchen zum Einsatz, sodass auch auf diesem Wege von Spiel zu Spiel für Abwechslung gesorgt ist.

Kosten, Anforderungen und Belohnungen der Plättchen werden von Runde zu Runde generell immer höher geschraubt und somit steigt auch die Anspannung immer mehr. Das gilt auch für die Kraftwerksplättchen, die man baut, indem man ein eigenes Plättchen abwirft und dafür ein Kraftwerksplättchen baut, was schon mal Einnahmen durch die anderen Spieler sichert bzw. für den Spieler selbst kostenlose Rohstoffe liefert. Je nachdem, wer zuerst an der Reihe ist …
Und wer ganz dringend Geld braucht, legt sein Plättchen nicht aus, sondern wirft es ab und kassiert dafür Bares.

In unseren Runden haben wir festgestellt, dass weitgehend homogene Stadtbezirke entstehen, in denen die Spieler ihre eigenen Plättchen und Kraftwerke bauen, um so die eigene Versorgung weitgehend zu sichern. Aber das muss nicht immer so sein, und der gezielte Nadelstich in fremde Gefilde kann für manche Überraschung sorgen.

Spieletester

01.10.2013

Fazit

Niemand sollte sich durch die kindlich-naiv-dümmliche Schachtelgrafik täuschen lassen. Weder diese noch die einfachen Regeln und die ebenso einfache, praktische Zusammenfassung der Plättchensymbolik auf einem Extrablatt lassen vermuten, dass es sich bei City Tycoon nicht um ein simples Familienspiel handelt, sondern um ein durchaus anspruchsvolles Taktikspiel, das sich vorwiegend an Vielspieler wendet. Neue Spielelemente gibt es nicht, aber die sind auch nicht nötig. Die geschickte Verzahnung von Transport-, Mangel-/Rohstoffverwaltungs- und Legeelementen sorgt für ein spannendes, kurzweiliges, aber nicht kurzes Spielvergnügen für Taktiker und Planer. Ein kleines Manko ist die mit wachsender Stadt überproportional wachsende Unübersichtlichkeit; die zwar hübsch anzusehende, aber sehr bunte Plättchengrafik, bestückt mit vielen Rohstoff- und Besitzmarkern schafft ein Wirrwarr, das absolute Konzentration erfordert, um nicht den Faden zu verlieren. Ansonsten ist City Tycoon mal wieder ein Vorbild dafür, wie man mit wenigen, einfachen Regeln ein durchaus anspruchsvolles, ansprechendes und unterhaltsames Spiel schaffen kann. Und wer gewinnt? Natürlich der Spieler mit den meisten Siegpunkten, wobei das Geld als Mittel zum Zweck noch eine kleine, aber möglicherweise entscheidende Rolle spielt.
Redaktionelle Wertung:

Plus

Minus

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2 bis 5
Alter: ab 10 Jahren
Spieldauer: 120 Minuten
Preis: 35,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2013
Verlag: Pegasus Spiele
Genre: Wirtschaft
Zubehör:

1 Tafel für Siegpunkte, 1 Tafel für Spielerreihenfolge, 1 großes Startplättchen, 12 Kraftwerksplättchen, 36 Landschaftsplättchen, 120 Stadtplättchen, 105 Geldmünzen (Pappe), 80 Rohstoffwürfel

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