Twisted Eyes

Man kennt ja diese billigen, bunten Schachteln, die es an Kirmes- oder Strandbuden zu kaufen gibt, mit meist ebenso billigem Plastikkram bzw. Wegwerfspielzeug darinnen. Genau diesen Eindruck hatte und habe ich von dem Spiel Twisted Eyes mit seiner riesigen Plastikbrille mit herausnehmbaren Linsen, einem nervenden Timer und ein paar weiteren Utensilien. Immerhin ist das viel zu dünne und zerbrechliche Tiefziehteil dem ganzen Krams perfekt angepasst.

Die kurze, gut verständliche Regel und die Schachtel bieten ein paar witzige „Übersetzungsniedlichkeiten“, z. B. „Spielen Twisted Eyes“ als Überschrift in der Anleitung oder „Alten ab 7 Jahren“, nun ja. Aber das soll uns nicht weiter stören bei diesem „verrückten Malspiel“ für 2 bis 4 Teams. Dabei bestehen die Teams idealerweise aus je zwei Spielern, aber auch mehr sind kein Problem.

Für jedes Team gibt es eine Spielfigur, die auf dem spiralförmigen Laufweg der dünnen Spielpappe vom Start ins Ziel gebracht werden muss. Das Team, welches dies als erstes schafft, hat gewonnen, wer hätte das gedacht?

Mit dem Farbwürfel (je 2 x gelb, grün, blau) würfeln, die Figur des Teams auf das nächste Feld dieser Farbe vorsetzen, und die entsprechenden Linsen in die Brille einsetzen. Das ist ein bisschen fummelig, klappt aber ganz gut. Dabei stellt sich die Frage, wie lange es dauert, bis etwas bricht – nach kurzer Zeit löste sich bei uns ein dicker Brillenbügel und nach dem Wiedereindrücken sind die Sollbruchstellen schon zu erkennen. Erneut würfeln, und ein Teammitglied zieht eine Karte, auf der drei Begriffe genannt sind; den Begriff der zuletzt gewürfelten Farbe muss dieser Spieler nun malen, der (oder ein) Teampartner muss raten, was er malt. Dafür stehen je nach Schwierigkeit (= Farbe) 15, 30 oder 45 Sekunden zur Verfügung, was vorher angesagt wird. Das andere bzw. ein anderes Team stellt diese Zeit auf dem nervig laut tickenden Timer ein und legt diesen dann auf den Tisch. Ist die Zeit abgelaufen, springt das dämliche Gerät mit lautem „Schnapp“ in die Luft, und in den seltensten Fällen hat der Teampartner geraten, was sein Kollege da auf den Block gekritzelt hat, natürlich ohne dabei sprechen zu dürfen. Gelingt das aber doch einmal, wird erneut gewürfelt und das Team darf seinen Pöppel entsprechend vorsetzen. Die Teampartner wechseln sich mit Würfeln und Malen ab, versteht sich von selbst, das steht auch so in der Regel.

Mit der dicken Brille auf der Nase sieht man schon blöde genug aus, aber dann durch die mehr oder weniger insektenaugenmäßig verzerrenden Linsen blickend (für Insekten wohl kaum verzerrend) auch noch etwas halbwegs Erkenntliches zu skizzieren, ist schon verdammt schwierig. Vielen fällt es ja so schon schwer genug, mit wenigen Bleistiftstrichen ein Museum oder Dornröschen aufs Papier zu bringen. Das geht oft genug auch auf die Tischdecke oder sonst wohin, falls man den beiliegenden Block überhaupt findet. Die Linsen gibt es natürlich auch in den drei Farben (= Schwierigkeitsgraden).

Da es nur drei Farben gibt und diese recht gleichmäßig auf dem Laufkurs verteilt sind, ist dafür gesorgt, dass die Teams meist dichtauf liegen. Genau genommen verrät die Spielanleitung nicht, wie man das Ziel erreicht. Das Ziel ist nämlich rot, diese Farbe gibt es aber auf dem Würfel nicht, und man soll immer auf die gewürfelte Farbe ziehen …