Codinca

Wenn man in einer "durchschnittlichen" Spielerunde ein Strategiespiel vorschlägt, hört man oft Sätze wie: "Das ist sicher kompliziert." oder "Das dauert dann wieder so lange". Das ein Strategiespiel weder komplizierte Regeln haben, noch eine Spielzeit von weit über 90 Minuten haben muss und trotzdem auch den hartgesottenen Strategen gefallen kann, haben Leonard Boyd und David Brashaw von Backspindle Games versucht mit ihrem neuen Spiel "Codinca" zu beweisen. Ob ihnen das geglückt ist oder doch nur ein müde belächeltes Strategiespielchen dabei herausgekommen ist, soll der geneigte Leser in der folgenden Rezension erfahren.

Die Ausstattung:
Die Ausstattung ist auch gleich einer der Schwachpunkte des Spiels. Wobei man der Fairness halber zugeben muss, dass uns eine extra für die Spiel '12 in Essen zusammengestellte Version zur Verfügung stand, welche den Aufdruck "Preview Copy" trägt. Laut Aussage des Verlags wird sich die endgültige Version jedoch nur in Form der Spielschachtel unterscheiden.
Was ist also in der sehr fragilen Box zu finden?
Das Auffälligste, wenn man die Schachtel öffnet, ist der wirklich penetrante Lösungsmittelgeruch. Selbst als alter Benzin- und Klebstofffetischist hat der Rezensent das Spiel erstmal 3 Tage auslüften lassen, bevor er sich damit beschäftigt hat.
Das Spielbrett und alle Spielplättchen sind aus ausreichend dicker Pappe. Leider spiegelt der Aufdruck der Spielplättchen relativ stark, sodass man bei manchen Lichtverhältnissen Schwierigkeiten hat, die Plättchen gut zu identifizieren, besonders die Unterscheidung zwischen Weiß und Gold kann da Probleme bereiten. Die Anleitung ist übersichtlich gestaltet und auch für Menschen mit weniger guten Englischkenntnissen zu verstehen. Ganz ohne geht es freilich nicht.

Der Spielaufbau:
Der Spielaufbau geht schnell von der Hand:
Auf das Spielbrett werden die Spielplättchen gelegt. Damit man nicht immer in der Anleitung die Startaufstellung nachsehen muss, ist diese gleich auf dem Spielbrett vorgedruckt. Praktisch.
Nachdem jeder Spieler seine 4 Plättchen aufgelegt hat, erhält er noch geheim 4 Aufgaben, je nach Spieleranzahl verschieden viele Aktionstokens und ein zufälliges Fallenplättchen, welches von keinem Spieler vor dessen Einsatz angeschaut werden darf.
Beigepackt ist ebenfalls für jeden Spieler eine Übersichtstafel mit möglichen "Sonderaktionen" (Näheres siehe Spielablauf).

Das Spielziel:
Das Spielziel besteht darin, als Erster alle 4 Aufgaben zu erfüllen. Diese Aufgaben sind zwar grundsätzlich für alle Spieler gleich, unterscheiden sich jedoch in ein paar kleinen Feinheiten.
Jeder Spieler muss seine 4 Steine in 4 Grundformen anordnen.

• 4 orthogonal
• 4 diagonal
• 4 im Quadrat
• 4 als Ecken eines Quadrats, also mit mindestens einem fremden Spielplättchen zwischen den eigenen

Der Unterschied besteht in der Farbe der einzelnen Plättchen. Jedes Spielplättchen ist doppelseitig bedruckt. Auf einer Seite ist das Symbol weiß, auf der anderen gold.

Der Spielablauf:
Ein Spielzug besteht aus 3 Teilen:
2 obligate Phasen:
1.) 2 Plättchen tauschen, orthogonal oder diagonal, wobei eines der Plättchen ein eigenes sein muss
2.) 1 Plättchen umdrehen: Ob eigenes oder vom Gegenspieler ist egal

1 fakultative Phase:
3.) So viele Aktionstokens einsetzten, wie man möchte. Sind alle verbraucht, gibt es für das weitere Spiel jedoch KEINEN Nachschub.
Sobald jemand eine Zielformation erreicht hat oder am Ende eines generischen Zuges zufällig die eigenen Spielsteine in der richtigen Kombination vorliegen, darf man die Aufgabe den Mitspielern zeigen und als erledigt ablegen.
Die Zusatzaktionen in der fakultativen Phase sind recht mächtig, weshalb ihr Einsatz über die vorher verteilten Aktionstoken limitiert wird.

Diese Zusatzaktionen sind:
1.) eine zusätzliche Handlung (Plättchen tauschen oder drehen)
2.) den Zug des vorangegangenen Spielers rückgängig machen (nur 1 Mal im gesamten Spiel möglich)
3.) eine ganze, orthogonale Reihe blockieren, bis man wieder am Zug ist
4.) einen Viererblock (2x2) blockieren, bis man wieder am Zug ist
5.) zwei nebeneinander liegende Plättchen mit den danebenliegenden tauschen (mindestens 1 Plättchen muss dabei ein eigenes sein)
6.) einen Viererblock (2x2) um 90° mit oder gegen den Uhrzeigersinn drehen (mindestens 1 Plättchen muss dabei ein eigenes sein)
7.) eine ganze, orthogonale Reihe umdrehen
8.) einen Viererblock (2x2) umdrehen
9.) eine ganze Reihe "durchschieben", sodass ein Plättchen das Spielbrett verlässt und auf das nun leere Anfangsfeld gelegt wird (der klassische "Das verrückte Labyrinth" Zug)

Schlussendlich darf man noch einmal im Spiel sein anfangs erhaltenes "Fallenplättchen" aktivieren. Dies empfiehlt sich, wenn ein Gegner kurz vor dem vollenden der letzten Aufgabe steht. Auf dem Fallenplättchen ist ein Muster aus weißen und goldenen Plättchen aufgedruckt. Das gesamte Spielfeld wird dabei nach genau diesem Muster "umgebaut". Da keiner weiß, welche Falle er selber zum Einsatz bringt, kann man damit nicht geplant die eigenen Spielzüge verbessern. Auch ist nicht gesagt, ob damit der Gegner noch zu stoppen ist.


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