Ein Bergsteiger-Spiel!? Nicht viele Brettspiele widmen sich diesem Thema. Noch dazu outet sich der Spiele-Autor in einem kurzen Nachwort der Spielanleitung gleich selbst als ambitionierter Bergsteiger. Ein Mann vom Fach also, der wissen sollte, wie es zugeht auf den 8.000ern dieser Welt! Und tatsächlich – er weiß es! Mit „K2“ legt er jedenfalls eine Bergsteiger-Simulation der Extraklasse vor und lädt einen bis fünf Spieler ein, den zweithöchsten Berg der Welt zu bezwingen.

Das doppelseitig bedruckte Spielbrett zeigt das Massiv des 8.611m hohen K2. Auf der Vorderseite ist eine leichte Route, auf der Rückseite eine schwierige Route abgebildet. Hier ist also bereits die erste Entscheidung zu treffen. Zudem wird vor dem Spiel festgelegt, ob der Aufstieg bei Schönwetter oder schlechten Witterungsbedingungen gewagt wird. Die gewählten Wetterplättchen (sechs „Sommer“- oder sechs „Winter“-Plättchen) werden über dem Spielplan ausgelegt.

Sind diese Vorbereitungen getroffen, kann es losgehen. Jeder Spieler platziert zwei seiner Bergsteiger-Figuren im Basiscamp. Seine beiden anderen Bergsteiger werden auf einer Zählleiste (Bestandteil des Spielplanes) platziert und dienen während des Spieles dazu, die Siegpunkte für den höchsten Punkt, den jede einzelne Spielfigur erreichen konnte, festzuhalten. Dann erhält jeder Spieler ein identisches Set mit 18 Karten. Die Werte auf diesen Karten verhelfen den Bergsteigern zu Bewegungspunkten (die für den Auf- und Abstieg benötigt werden) sowie zu Akklimatisierungspunkten (die Bergsteiger müssen stets über ausreichend Sauerstoff verfügen, wollen sie einsatzfähig bleiben). Den aktuellen Level der Akklimatisierungspunkte halten die Spieler auf ihren Spielertafeln fest – sinkt dieser Level bei einem Bergsteiger auf oder unter null, verstirbt dieser. Ja, in diesem Spiel ist das tatsächlich möglich! Aber keine Sorge: „K2“ verzichtet auf jeglichen Glücksfaktor und somit kann jeder Spiele-Teilnehmer selbst frei darüber entscheiden, wie viel Risiko er seinen Bergsteigern zumuten will. Und für das gemütliche Familienspiel gibt es zudem eine alternative Rettungskarte, durch deren Einsatz ein derart betrübliches Szenario jederzeit verhindert werden kann.

Vom Basiscamp beginnend reihen sich gipfelaufwärts Bewegungsfelder, die Auskunft über Bewegungskosten und Akklimatisierungshürden geben, die es zu überwinden gilt. Je näher diese Felder dem Gipfel liegen, desto höher der Bewegungsaufwand und desto schwieriger ist es, sich auf diesen Feldern zu akklimatisieren. Dafür bringen diese natürlich auch mehr Siegpunkte ein.

Das Spiel selbst verläuft über 18 Spielrunden, die für je einen Tag der Expedition stehen. Die täglichen Wetterumstürze werden auf den Wetterplättchen abgelesen und tragen dazu bei, dass ein am Vortag harmloses Bewegungsfeld nun völlig unerreichbar sein kann. Da sich an den Wetterplättchen jedoch das Wetter für die jeweils kommenden sechs Tage ablesen lässt (die TV-Wetter-Moderatorin lässt grüßen…), gilt hier die Regel: wer vorausplant, ist klar im Vorteil! Für Bewegung und Akklimatisierung sorgt die Kartenhand mit 18 Karten, von denen in jeder Runde sechs zur Verfügung stehen. Drei dieser Karten müssen in jeder Runde ausgespielt (verbraucht) werden. Die nicht gespielten Karten nimmt man in die nächste Runde mit und zieht drei weitere Karten nach. Ist der Kartenstapel aufgebraucht, wird dieser neu gemischt und steht abermals komplett zur Verfügung.

Alle Bergsteiger, die am Ende der 18. Spielrunde noch am Leben sind, gelangen in die Wertung. Gewertet wird das jeweils höchstgelegene Bewegungsfeld, das jede Spielfigur erreichen konnte. Ist ein Bergsteiger im Verlauf des Spieles auf eine geringere Höhe abgestiegen, zählt auch für diesen dennoch das höchste Feld, das er im Spiel erreichen konnte. Da jeder Spieler zwei Bergsteiger führt, werden deren Punkte addiert und die meisten Teampunkte gewinnen das Spiel. Es ist daher nicht unbedingt erforderlich, den Gipfel auch tatsächlich zu erreichen – mit beiden Bergsteigern am Leben zu bleiben ist immer die klügere Variante!

Spieletester

02.04.2012

Fazit

Das Spiel besticht durch einfaches Regelwerk (die Spielanleitung präsentiert auf 12 Seiten viele Fallbeispiele und Spielsituationen) und einen extrem hohen Wiederspielwert. Dieser ergibt sich aus einer Vielzahl möglicher Kombinationen (leichte oder schwierige Route, schönes oder schlechtes Wetter, Verzicht auf Rettungskarten). Empfehlenswert ist auch die Solitärvariante, bei der vorgegebene Punktwerte erreicht bzw. übertroffen werden müssen.

„K2“ eignet sich als Familienspiel für einen vergnüglichen Nachmittag ebenso wie als Tüftelspiel für Analysten, Planer und Denker – es passt sich praktisch selbständig an die Ambitionen der jeweiligen Spielerunde an.

Redaktionelle Wertung:

Plus

Minus

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Besucherkommentare

Jester | 04.04.2012

Hallo,

vielen Dank für Ihre Rezension. Sie haben mein Interesse für K2 definitiv geweckt. 2 Dinge sind mir aufgefallen:

1. Ich nehme an bei Spieldauer sollten "60" und nicht 6 Minuten stehen, oder?

2. Sie geben für die Ausstattung "nur" 6 Punkte, verlieren aber kein negatives Wort über Spielanleitung und Material. Auf den Fotos sieht auch alles toll aus, warum nicht mehr Punkte?

Franz Lindl (Rezensent) | 04.04.2012

Hallo Jester!

Gerne darf ich Ihre (Deine) Anmerkungen wie folgt beantworten:

1. Spieldauer:
Da hat leider der Fehlerteufel zugeschlagen - ich habe die Angabe der Spielzeit mittlerweile auf 60 Minuten korrigiert.

2. Spielmaterial und Ausstattung:
In diesem Punkt war ich wirklich streng. Das Spielbrett selbst und die Wetterplättchen sind von unbestritten hervorragender Qualität. Die Holz-Spielsteine (Bergsteiger, Zelte) sowie die Karten sind durchschnittlich gelungen. Die Spielanleitung läßt bestimmt keine Fragen offen, ist aber auch nicht der große "Hingucker". Somit gab es da über alle Komponenten hinweg eben eine nur etwas mehr als durchschnittlich gute Bewertung.

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 1 bis 5
Alter: ab 10 Jahren
Spieldauer: 60 Minuten
Preis: 30,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2011
Verlag: Rebel.pl
Autor: Adam Kaluza
Grafiker: Jarek Nocon
Genre: Strategie
Zubehör:

Spielplan (doppelseitig bedruckt), 5 Spieler-Sets in verschiedenen Farben (bestehend aus je einer Spielertafel, 4 Bergsteiger-Figuren, 2 Zelten, 2 Akklimatisierungs-Markern, 18 Spielkarten und einer Rettungskarte), 12 Wetterplättchen (6 x Sommer, 6 x Winter), ein Wetter-Marker, 1 Startspieler-Marker, 20 Risikomarker, eine Spielanleitung

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