Liberté

Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit: die Ideale der französischen Revolution, oft zitiert und selten verwirklicht. Der turbulente Zeitraum von der Einberufung der Generalsstände 1789 bis zur Machtergreifung Napoleons im Jahr 1799 wird als französische Revolution bezeichnet. Die Ereignisse dieser Jahre waren so folgenreich für die neuzeitliche europäische Geschichte wie kaum ein anderes Ereignis und beeinflussten dabei auch die Weltgeschichte in nicht unerheblichem Maße.

Autor Martin Wallace wählte diesen Zeitraum als geschichtlichen Hintergrund für sein Mehrheitenspiel Liberté. Erschien das Original 2001 noch im Verlag Warfrog Games wurde eine zweite Auflage leicht überarbeitet erst einige Jahre später vom kanadischen Verlag Valley Games auf die Spieltische gehoben. Inhaltlich ist dabei alles gleich geblieben. Die Spieler versuchen in vier Spielrunden jeweils eine der großen Fraktionen, also die Royalisten, die Gemäßigten oder die Radikalen an die Macht und damit in die Regierung zu bringen oder sie zumindest als stärkste Opposition zu etablieren. Dafür gibt es Siegpunkte, ebenso für gewonnenen Schlachten und den Besitz wichtiger Provinzen Frankreichs zu bestimmten Zeiträumen. Der Spieler, welcher nach den insgesamt vier Spielrunden die meisten Siegpunkte erzielen konnte, gewinnt das Spiel.

Der Spielplan zeigt das damalige Frankreich mit seinen 6 farbig unterschiedlich dargestellten Regionen, welche sich in 27 Provinzen gliedern. In den Provinzen wird zäh um die jeweiligen Mehrheiten gerungen. Kernstück und Motor des Spiels sind dabei die Spielkarten. Diese unterscheiden sich in Personenkarten, Clubkarten und Sonderkarten. Über die beiden erstgenannten Kartenarten können die Spieler ein bis drei Fraktionssteine in die Provinzen einsetzen. Personenkarten erlauben den Einsatz von 1-3 Fraktionssteinen, allerdings nur in einer festgelegten Region. Clubkarten erlauben hingegen den Einsatz in ganz Frankreich, diesen allerdings nur mit einem Fraktionsstein. Eingesetzte Fraktionssteinsstapel werden mit eigenen Besitzmarkern gekennzeichnet. Die Setzregeln sind dabei recht einfach: Pro Provinz darf es nur einen Fraktionsstapel je Spieler geben und ein Stapel darf maximal drei Fraktionssteine enthalten. Sonderkarten symbolisieren Ereignisse und dienen vorwiegend dazu, missliebige Fraktionen oder die anderen Spieler zu schwächen. Ist bei 3 Spielern noch relativ viel Platz auf dem Spielbrett, kann in voller Besetzung schnell ein zähes Ringen um die Vorherrschaft in den einzelnen Provinzen beginnen. Auf manchen Karten finden sich noch bis zu drei verschiedene Symbole. So ermöglicht es eine ausgespielte Karte mit einem Kanonensymbol z.B. Truppen auszuheben und einen Besitzmarker in eine so genannte Kampfbox zu legen. Der Spieler, welcher am Ende der Runde in dieser Box die Mehrheit und zudem eine Karte mit Generalssymbol ausgelegt hat, darf nun symbolisch die Revolutionsarmee kontrollieren und erhält dafür zusätzliche Siegpunkte. Das Ringen um die Mehrheiten in den Provinzen geht pro Runde so lange, bis alle Steine einer Fraktion eingesetzt wurden. Das kann relativ lange dauern, können doch durch Sonderkarten auch wieder Fraktionssteine vom Spielbrett in den Vorrat wandern. Zwei Ausnahmen, um zu einem schnellen Spielende zu gelangen, gibt es allerdings. So können die Royalisten in den Runden 3 und 4 durch die Kontrolle von mindestens 7 besonders gekennzeichneten Provinzen eine Gegenrevolution anzetteln oder die Fraktion der Radikalen erringt mit Wahlsiegen in mindestens 17 Provinzen einen Erdrutschsieg. Um allerdings überhaupt auf eines dieser Abbruchkriterien bewusst hinspielen zu können, benötigt man einige Übungspartien, um ein Gefühl für die Machtverteilungen zu bekommen, denn besonders übersichtlich geht es auf dem Spielplan leider nicht zu.

Im Anschluss an die Aktions- und Schlachtphase erfolgt die Wahlphase. Hierbei werden die Mehrheiten in den einzelnen Provinzen ermittelt. Die siegreiche Fraktion in der jeweiligen Provinz erhält einen Punkt auf der Wahltabelle und der Spieler, der diese Fraktion geführt hat, einen seiner eingesetzten Fraktionssteine. Gleichstände können evtl. durch das Ausspielen jeweils einer Karte aufgelöst werden. Sind alle 27 Provinzen gewertet, übernimmt die auf der Wahltabelle führende Fraktion die Regierung für die nächste Runde. Siegpunkte erhalten die Spieler, welche während der Abrechnung die meisten und zweit meisten Fraktionssteine der neuen Regierungsfraktion erhalten haben oder der die meisten Fraktionssteine der stärksten Oppositionsfraktion vorweisen kann. Mit der Wahl des neuen Startspielers und zusätzlich gezogenen Handkarten beginnt dann die nächste der insgesamt 4 Runden.

Liberté ist eines der früheren Werke von Martin Wallace. Es spielt sich trickreich und ständig ist man am überlegen, welche Karten man wie am besten einsetzen könnte. Auch das Thema ist recht gut umgesetzt. Doch der Teufel steckt im Detail. So leidet durch die vielen Farbkombinationen, welche es während des Spiels zu berücksichtigen gilt, nämlich die Farben der Regionen, die Farben der Fraktionen und die Farben der Besitzsteine, die Übersichtlichkeit enorm. Durch die unterschiedliche Wertigkeit und Bedeutung der Karten kommt zudem ein nicht zu unterschätzendes Glücksmoment in das Spiel. Die Spielregel wurde zwar überarbeitet, ist aber noch immer lückenhaft und nicht sonderlich intuitiv, sodass man sich die Antwort auf manche Fragen mühsam zusammenlesen oder improvisieren muss. Letztendlich finden sich in Liberté, wie von Martin Wallace gewohnt, viele interessante Mechanismen, diese greifen aber leider ein wenig hakelig ineinander. Auch die Spieldauer kann sich manchmal durch zähen Spielfluss auf über 2 Stunden dehnen, für den gebotenen Inhalt deutlich zu viel. Als

Spieletester

09.10.2011

Fazit

lässt sich letztendlich sagen, dass Liberté zwar ein gutes Mehrheitenspiel ist, heutzutage aber leider aufgrund der vielen Detailmängel und der großen Konkurrenz an guten Spielen nicht mehr vollständig überzeugen kann.
Redaktionelle Wertung:

Plus

Minus

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 3 bis 6
Alter: ab 12 Jahren
Spieldauer: 90 Minuten
Erscheinungsjahr: 2010
Verlag: Valley Games
Grafiker: Kurt Miller
Genre: Strategie
Zubehör:

1 Spielplan, 110 Spielkarten, 82 Fraktionsspielsteine aus Holz (28 Blau, 24 Weiß, 30 Rot), 120 Kontrollmarker aus Holz (je 20 in 6 Spielerfarben), 2 Rundenmarker aus Holz, 3 Wahlmarker aus Holz, 6 Spielübersichtsblätter in jeweils einer Sprache, 1 Spielregel (Deutsch, Englisch, Französisch, Holländisch, Italienisch, Spanisch)

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