Spirit Island

Eine neu entdeckte Insel mit reichen Ressourcen lockt Kolonisten aus aller Herren Länder herbei, sich die wilde Natur untertan zu machen. Dass hierbei Raubbau betrieben und die Ureinwohner ihrer Lebensgrundlage beraubt werden, soll dem Fortschritt und der Machtgier der Kolonisten nicht im Wege stehen.

Und wie spielt es sich?

Jede Runde läuft über die gleichen Phasen ab. Zunächst wählen wir für unseren Geist eine seiner verschiedenen Wachstumsoptionen aus, was meistens bedeutet, dass wir ein oder mehrere Präsenzen platzieren, was für die Reichweite unserer Fähigkeiten wichtig ist. Außerdem verstärkt jede platzierte Präsenz unseren Geist dauerhaft für das restliche Spiel, weswegen dies meistens die präferierte Option ist - gäbe es nicht zu viele andere gute Optionen, die situativ bevorzugt werden müssen.

Sollen wir uns lieber neue Fähigkeitskarten nehmen, die unsere Starthand von mageren vier Karten ergänzen? Oder brauchen wir mehr Energie, um in dieser Runde wirklich mächtige Fähigkeitskarten zu spielen? Oder müssen wir gar den Ablagestapel zurück auf die Hand nehmen, da sich dort genau die Fähigkeitskarten befinden, die wir in dieser Runde benötigen?

Weiter geht es mit dem Ausspielen der Fähigkeitskarten. Hierbei müssen wir unser Ausspiellimit beachten, welches jedoch im Laufe der Partie durch die platzierten Präsenzen immer höher wird. Der Clou in dieser Phase: Es gibt zwei Arten von Aktionskarten, nämlich schnelle und langsame. Die Schnellen werden sofort, also noch vor der Aktion der Invasoren ausgeführt, die Langsamen hingegen erst danach. Mithilfe der Aktionen verschieben wir Invasoren, schützen Gebiete, verstärken unsere Mitgeister, zerstören Entdecker, Dörfer und Städte, generieren Furcht, versammeln Dahan - um nur einige der Möglichkeiten zu nennen.

Ihr merkt schon, es gibt viele Optionen und viel zu berücksichtigen. Ja, Spirit Island ist ein Spiel für Tüftler. Das liegt vor allem daran, dass es fast keine Zufallselemente gibt. Neben dem Erwerb der Fähigkeitskarten, bei dem wir jeweils eine von vier zufällig gezogenen Karten behalten dürfen, gibt es lediglich noch zwei Zufallsfaktoren.

Zum einen Erkunden die Invasoren über eine zufällig gezogene Karte ein spezielles Biom wie z.B. „Wüste“. Planbar ist hingegen, dass in diesem Biom in der nächsten Runde „gebaut“ und in der übernächsten Runde „gewütet“ wird, wobei natürlich auch jede Runde wieder ein neues Biom erkundet wird. Zum anderen generieren wir regelmäßig Furcht. Haben wir davon genug, ziehen wir eine zufällige Furchtkarte, die uns einen einmaligen starken Bonus gewährt.

Spieletester

17.09.2021

Fazit

Spirit Island hat sich bei uns zum Dauerbrenner entwickelt! Die acht Geister spielen sich so unterschiedlich, wie ich es in noch keinem anderen Spiel zuvor erlebt habe. Jeder Geist erfordert ein komplett eigenes Vorgehen, eine andere Strategie und ein anderes Hauptaugenmerk. Der Geist des Sumpfes hat Boni im Wasser, kann sich schnell ausbreiten und Invasoren verschieben. Der Aspekt des Feuers ist auf brutale Vernichtung ausgelegt, hat aber keine Verteidigungsfähigkeiten. Der Aspekt der Furcht kann überhaupt keine Zerstörung anrichten, lässt aber die Furchtstufe nach oben schnellen, und und und.

Dabei schafft es Spirit Island aber, nicht zu überfordern. Der Spielstil der Geister wird auf der Referenzkarte mithilfe eines Balkendiagrams grob überrissen, z. B. Verteidigung oder Angriff. Zudem sind die Geister in ihrer Komplexität bewertet, von „sehr einfach“ bis „extrem komplex“, wobei hier „komplex“ wirklich „komplex“ und nicht „kompliziert“ bedeutet.

Und noch eine Entwarnung: Zwar lässt sich Spirit Island minutiös rundenlang im Vorfeld Planen, aber es lässt sich auch gut „einfach drauf losspielen“. Der Spielstil sollte nur im Vorfeld allen Mitspieler:innen bekannt sein.Für mehr Variationen im Spiel sorgen weitere optionale Modifikatoren, wie Nationen für die Invasoren, von denen es drei mit jeweils sechs Level gibt. Außerdem gibt es diverse Szenarien, wie z.B. „aggressive Dahan“ oder „Blitzkrieg“.

Wer mag, kann auch mit der „thematischen Karte“ auf der Rückseite des Spielplans spielen, welche die Gebiete natürlicher und nicht mehr strategisch gleichmäßig verteilt. Es ist also wirklich genügend Spielmaterial für etliche Stunden in verschiedensten Besetzungen. Die Spielschwierigkeit skaliert hierbei sehr angenehm mit der Spieleranzahl.

Das Artwork der Kartenillustrationen weiß zu begeistern. Das übrige Spielmaterial ist irgendwo zwischen „zweckmäßig“ und „schön“ anzusiedeln. Die Städte, Dörfer und Entdecker sind aus weißem Plastik, aber detailliert gestaltet, die „Dahan“ schauen aus wie „Holzpilze“ (soll wohl ein Eingeborenenzelt darstellen). Die restlichen Marker, Chips etc. sind solide und in ausreichender Zahl vorhanden. Auch die Verstaumöglichkeiten inklusive Trennwände in der Box nach dem Spielen sind gut durchdacht. Alles findet seinen Platz, nichts fliegt umeinander.

Wem das alles noch nicht reicht, sei auf die beiden ebenfalls tollen Erweiterungen Ast und Tatze und Zerklüftete Erde hingewiesen. Diese bieten nicht nur „mehr“ (Zerklüftete Erde z.B. 10(!!!) neue Geister), sondern führen auch neue Spielelemente wie „wilde Tiere“ und Zufallsereignisse ein.

Spirit Island ist wirklich ein exzellentes Spiel, das die 10 Punkte redlich verdient hat!

Redaktionelle Wertung:

Plus

  • extrem vielfältige Möglichkeiten, den Schwierigkeitsgrad individuell zu gestalten
  • Geister spielen sich sehr unterschiedlich
  • Thematisch unverbrauchtes Szenario
  • hoher Wiederspielwert
  • kein "Alphaspieler"-Problem

Minus

  • Bereits im Grundspiel sind Icons auf dem Spielfeld vorhanden, welche erst in der Erweiterung Anwendung finden. Hier hat man als Käufer das Gefühl, dass das eigentliche "Gesamtspiel" beschnitten wurde, um als eigenständige Erweiterung verkauft werden zu können. Da es aber auch so bereits genügend Spielvariatonen und Tiefgang für Dutzende Spielstunden gibt, fällt dieser Punkt nicht wirklich ins Gewicht - er hat halt ein gewisses "Gschmäckle".
  • Nach dem Zustand "Blühende Insel" gibt es nur zwei Varianten der "verödeten Insel".

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 1 bis 4
Alter: ab 12 Jahren
Spieldauer: 60 bis 120 Minuten
Preis: 59,95 Euro
Erscheinungsjahr: 2017
Verlag: Pegasus Spiele
Autor: R. Eric Reuss
Zubehör:

8 Geister
4 Inselspielpläne
3 Nationen-Karten
4 Szenarienkarten
über 100 Figuren (Entdecker, Dörfer, Städte und Dahan)
über 100 Spielsteine und Marker
fast 100 Fähigkeitskarten
1 Anleitung

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