Kaum, dass der alte Jarl von Trondheim gestorben und von den Walküren nach Valhalla begleitet worden ist, stehen auch schon die Trolle aus den Bergen vor den Palisaden der wohlhabenden, nun aber wehrlosen Stadt und wollen richtig Ärger machen.
Zudem terrorisieren untote Draugr die Dörfer der Umgebung und auch von den Küsten des Landes kommt keine gute Kunde. Dort greifen Monstern Händler und Reisende an. Es sieht also nicht gut aus für Trondheim und so gilt es ganz schnell einen neuen Anführer zu finden, der in die Fußstapfen des alten Jarl treten und zusammen mit seinen wagemutigen Wikingerkriegern der aktuellen Monsterplage Einhalt gebieten kann.
Bis zu vier Anführer von Wikinger-Clans versuchen in dem hier vorliegenden Spiel Champions of Midgard vor allem durch das Besiegen von Trollen, Monstern und Draugr Ruhm zu sammeln und sich so eine gute Ausgangsbasis zu schaffen, um neuer Jarl von Trondheim zu werden. Dieser gemeinsame Wettstreit ist zeitlich auf acht Spielrunden begrenzt. Dazu starten die Spieler jeweils mit einem individuellen Anführertableau welches eine spezielle Sonderfertigkeit mit sich bringt und ein paar Grundressourcen.
Allerdings wären Kämpfe gegen die Monster ohne gute Ausrüstung und genügend Krieger natürlich ein sehr gefährliches oder fast sinnloses Unterfangen. Deshalb schicken die Spieler ihre Arbeiter zu Beginn der jeweiligen Spielrunden in guter alter Worker-Placement Manier reihum nach Trondheim, um dort Ressourcen zu sammeln, zusätzliche Krieger anzuheuern, mit Hilfe des Weisen oder des Runenschmiedes die Gunst der Götter zu erbitten oder ein Schiff zu mieten bzw. zu kaufen, um die Monster am Ende des Fjords bekämpfen zu können. Auch die Ankündigungen gegen welchen Feind man in der anschließenden Kampfrunde ins Feld ziehen will, gehören dazu. Dabei gilt in den meisten Fällen, dass wenn ein Feld von einem Arbeiter belegt ist, sich dort kein Weiterer mehr positionieren kann. Insofern gilt es für die Spieler permanent zwischen den eigenen Interessen und dem Verhindern möglicher Aktionen der Mitspieler abzuwägen und zudem deren jeweilige Ressourcen genau im Auge zu behalten, um eventuelle Vorraussagen treffen zu können.
Erst wenn alle Arbeiter platziert worden sind, beginnt mit der eigentlichen Kampfphase der zweite Teil der jeweiligen Runde. Die Kriegerwürfel werden den zu bekämpfenden Monstern bzw. den Langschiffen zugeordnet und anschließend werden die einzelnen Kämpfe per Würfelwurf nacheinander abgehandelt. Die farbig unterschiedlichen Würfel verkörpern dabei die drei verschiedenen Arten von Wikingerkriegern: Schwertkämpfer, Speerkämpfer und Axtkämpfer. Dabei unterscheiden sich die einzelnen Würfel in der Anzahl und Symbolik der Aufdrucke auf den W6.
So hat der Axtkämpfer z.B. eine sehr hohe Trefferwahrscheinlichkeit, führt aber kein Schild mit sich. Der Speerkämpfer ist hingegen recht ausgeglichen unterwegs, während der Schwertkämpfer schnell Monsterfutter ist, da er viele Leerfelder zeigt. Mit seinem Schild kann er jedoch manch einen seiner Mitstreiter vor dem sicheren Tod bewahren. Die Monster haben alle einen allgemein sichtbaren Verteidigungs- und einen Angriffswert. Der Verteidigungswert repräsentiert dabei die Lebenspunkte die von den Wikingern im Laufe des Kampfes durch Trefferpunkte eliminiert werden müssen. Der Angriffswert hingegen repräsentiert den Schaden, den das Monster den Wikingerkriegern in jedem Fall pro Würfelrunde zufügt, da beide Kontrahenten gleichzeitig angreifen. Für jeden Angriffspunkt muss ein Wikingerwürfel entfernt werden. Sollte es nach der ersten Würfelrunde noch keinen Sieger geben, geht die Auseinandersetzung in die nächste Runde. Für den Fall eines schlechten Würfelwurfs kann der Spieler einen Gunstmarker abgeben und beliebig viele Würfel nochmals würfeln.
Ist das Monster besiegt, so erhält der Spieler die auf der Karte verzeichnete Belohnung in Form von Siegpunkten kombiniert mit den angezeigten Münzen, Gunstmarkern oder Ressourcen und der Karte des besiegten Monsters. Diese ist wichtig, denn gesammelte Farb- Sets der Monsterkarten, die aus den drei vorkommenden Farbkennzeichnungen bestehen, bringen am Ende des Spiels nochmals Extrapunkte.
Anschließend wird das Spielbrett abgeräumt und für die nächste Spielrunde vorbereitet. Sind alle acht Spielrunden absolviert, so erfolgt eine Endwertung. Neben den während der Partie gesammelten Siegpunkten erhalten die Spieler zusätzliche Punkte für das Erfüllen von Schicksalskarten, gebaute Schiffe, vorhandene Runenkarten, Gunstmarkern und Münzen. Minuspunkte gibt es hingegen für Schandmarker, die man erhalten kann, wenn die Trolle nicht intensiv genug bekämpft wurden.
Spieletester
Fazit
Champions of Midgard ist 2015 als Kickstarterprojekt von Grey Fox Games aufgelegt worden und erschien 2019 nach einer vorherigen Förderung in der Spieleschmiede in einer deutschen Lokalisierung bei Corax Games. Das Spiel vermixt auf eine interessante Art und Weise und zudem noch überaus thematisch die eigentlich grundverschiedenen Spielelemente des strategischen Worker Placements und der doch eher glückslastigen Würfelkämpfe.
Die Spielregel selbst ist kurz, schnell erklärt und verinnerlicht und somit steht einem flotten Spielbeginn nichts im Wege. Auch die Spieldauer ist angenehm kurz, eine höhere Downtime kommt nur in den seltensten Fällen vor. Insofern sollte eine Revanche-Partie am selben Abend kein wirkliches Problem darstellen.
Durch die große Varianz in Bezug auf die Anführertableaus, Marktstände in der Stadt oder die auftauchenden Monster ist ein hoher Wiederspielreiz vorhanden. Da auf dem Spielplan viele der Einsetzpunkte nur mit einem Arbeiter besetzt werden können, belauern sich die Spieler gegenseitig und versuchen die nächsten Züge ihrer Mitspieler vorherzusagen, um ihnen dann zuvor kommen zu können. Überall im Spiel finden sich kleine Stellschrauben, die durchaus über Sieg oder Niederlage entscheiden können. So sollte man z.B. seine Anzahl an Schandmarkern nie zu stark wachsen lassen. Gleichzeitig ist es aber auch interessant zusätzliche Schicksalskarten auf die Hand zu bekommen oder aber die Reisekarten auf dem Weg zu den Monstern zu kennen. So gibt es für jeden eigenen Zug eine Vielzahl an spannenden Optionen, die aber leider wie so oft nicht alle genutzt werden können. In jedem Fall sollte man sich eine grundlegende Strategie zurechtlegen und Prioritäten setzen, denn einige der Aktionen sind an gewisse Vorbedingungen geknüpft.
Die Kampfphase ist kurz und knackig, polarisiert aber wegen ihres hohen Glücksfaktors bei den Spielern recht stark. Wer damit leben kann, erhält mit Champions of Midgard ein spannendes und mit einem sehr angenehmen Komplexitätsgrad versehenes Spiel zum Thema Wikinger. Es ist sowohl für Familienrunden mit älteren Kindern als auch für Vielspieler geeignet und wirklich empfehlenswert.
Aktuell sind die Lokalisierungen von zwei Erweiterungen namens Valhalla und The Dark Mountains bei Corax Games in Arbeit. Diese sollen dann ebenfalls in deutscher Sprache angeboten werden. Durch The Dark Mountains kann z.B. ein fünfter Spieler integriert werden. Valhalla senkt hingegen durch zusätzliche Spielmechaniken den Glücksfaktor im Kampf und macht das Spiel somit deutlich taktischer.
Plus
- schneller Einstieg
- kurze und eingängige Regel mit wenigen Sonderregeln
- interessante Grafik, gutes Spielmaterial
- hoher Wiederspielreiz
- angenehmer Komplexitätsgrad
Minus
- glückslastig durch Würfel
- Grafik der Illustrationen teilweise zu dunkel bzw. mit einem Grauschleier versehen
- durch den gewählten Schriftstil Text auf kleineren Karten teilweise schlecht lesbar
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Details
1 Spielbrett
1 Spielregel
5 Anführertableaus
8 Marktstand Plättchen (4x Söldner, 4x Händler)
1 Rundenmarker
1 Startspieler
20 Arbeiter
8 Marker
6 Langschiffe
10 Runenkarten
8 Handelsschiffkarten
18 Reisekarten
36 Monsterkarten
12 Schicksalskarten
16 Trollkarten
21 Draugrkarten
22 Holzmarker
35 Nahrungsmarker
60 Geldmarker
34 Krieger-Würfel
3 Schadensmarker
54 Gunstmarker
28 Schandmarker
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