Terraformer

Schlechte Spielanleitungen lassen häufig Fragen offen.
Die Suche im Netz liefert oft Antworten.
Das WWW als Sicherheitsnetz, sozusagen.
Bei Terraformer scheitert man.
Zuerst mit der Spielregel.
Danach im Netz.

Achtung:
Diese Rezension beinhaltet mehr Vermutungen als Wahrheiten.
Das liegt nicht an mir, sondern an der Spielregel.
Zwar ist sie in tadellosem Englisch geschrieben und auch gut illustriert,
leider aber unglaublich schwammig und unpräzise.
Youtube bietet keine Hilfe.
Auf BGG (Board Game Geek) finde ich zwei Bewertungen (10 und 5 Punkte) und einen Kommentar.
Die 10 Punkte kommen aus Russland (ist ein wenig wie die Songcontest-Bewertung, Freunderlwirtschaft halt), der Kommentar von dem Spieler, der berechtigterweise nur 5 Punkte vergab.
Wie ich (fast) auch.

Das Spiel dreht sich um ökologische Lebensbereiche mit unterschiedlichen Temperaturen und Luftfeuchtigkeiten. Die drei Kartendecks sind darauf abgestimmt.

Sie nennen sich:

The continental deck (warme bis heiße Ökosysteme)
The cool deck (kalte Ökosysteme und Meere)
The deck of contrasts (heiße und kalte Ökosysteme)

Jeder der zwei bis drei Spieler bekommt sein Deck, mischt es gut und nimmt fünf Karten auf die Hand.
Die Spieler einigen sich auf fünf bis acht zu bildende Ökosysteme.
Je größer der Planet desto länger dauert das Spiel.

Wir basteln uns Biome

In den Kartendecks vorhandene Biom-Karten bestimmen die Art des Ökosystems.
Unter Biom ist ein konkreter Großlebensraum mit den potentiell darin vorkommenden Pflanzen und Tieren sowie allen unbelebten Faktoren zu verstehen.

In diesen Lebensräumen etablieren sich Pflanzen und Tiere und Nahrungsketten.

In unserem Spielzug dürfen wir Handkarten spielen und/oder Karten vom eigenen Deck nachziehen.
Zwei dieser Aktionen, auch doppelt, dürfen wir nutzen.
Das Handkartenlimit von sieben am Zugende muss beachtet werden.
Überzählige Karten sind abzuwerfen.

Ein Ökosystem kann pro Biom-Karte zwei Kreaturen beheimaten.
Dabei unterscheidet man zwischen
- P Producer (Pflanzen)
- D Decomposer (Kompostierer, wie Käfer und Würmer)
- C1 Primary Consumers (Pflanzenfresser)
- C2 Secondary and C3 Tertiary Consumers (Raubtiere und solche an der Spitze der Nahrungskette)
Diese Informationen sind auf den Kreaturenkarten ebenso angegeben wie natürlicher Lebensraum, Stellung in der Nahrungskette, mögliche Lebensbereiche, eine nette Abbildung, ein kurze Info aus dem Biologiebuch sowie die Deckzugehörigkeit. Letztere ist jedoch grafisch so undeutlich gemacht, dass sowohl die spätere Wertung als auch das noch spätere Sortieren der Decks schwierig ist.

Fragen über Fragen

Auch das Spielen von Handkarten ist schwierig.
Welche Karte darf ich in welches Ökosystem legen?
Kann ich aktuell überhaupt eine Handkarte verwenden?
Wie setze ich die Aktionskarten ein?
Wann setze ich Aktionskarten ein?

Auf Aktionskarten finden sich zwei kleine Symbole, die andeuten, ob die Karte in der Auslage liegen bleibt und dauerhaft ihre nicht so toll beschriebene Wirkung ausübt oder ob sie auch während des Zugs eines Mitspielers gespielt werden darf.
Aktionskarten können Ökosysteme verändern.
Wie sie das tun, steht nur auf der Karte, leider nicht in der Anleitung.
Was mit den Kreaturen in veränderten Systemen passiert, ist nur in unklaren Beispielen beschrieben.
Sie wandern aus.
Oder sterben aus, falls sie keinen passenden Lebensraum finden.

Generell finden sich wichtige Regeln nur in den wenigen Beispielen.
Wir biegen uns zurecht was nicht klar ist.
Aber nicht alles lässt sich biegen.
Das Gefühl, ein unfertiges Produkt zu spielen, mutiert mit jeder ungeklärten Frage weiter zur Gewissheit.
Klarheit wird an allen Ecken und Enden vermisst.
Wir haben wirklich keine Ahnung was wir richtig spielten und was nicht.
Die Wertung am Ende sparten wir uns.
Wir hielten es mit der alten asiatischen Weisheit:
„Der krumme, undokumentierte und nebelverhangene Weg ist das Ziel!”

Spieletester

26.03.2018

Fazit

Terraformer will sich mit dem Titel wohl an den grandiosen Erfolg von Terraforming Mars anhängen.
Allerdings mit völlig untauglichen Mitteln.
Ohne Hausregeln ist das Spiel aus Russland unspielbar.
Zu viele Details müssen interpretiert werden.
Für so eine Spielregel musste man früher mindestens zwei Jahre nach Sibirien.
Dort wäre vielleicht Zeit für eine Überarbeitung!

In der Regel wird auch die Möglichkeit des Deckbaus erwähnt, darum erwähne ich sie auch.

 

Redaktionelle Wertung:

Plus

  • Unverbrauchtes Thema „Nahrungskette”
  • Netter, ökologischer Hintergrund
  • Gelungene Kartenillustrationen

Minus

  • Völlig misslungene Spielregel
  • Unausgereiftes Konzept

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2 bis 3
Alter: ab 10 Jahren
Spieldauer: 30 bis 60 Minuten
Preis: 20,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2017
Verlag: Right Games
Grafiker: Oxana Volkovska
Zubehör:

3 Kartenddecks zu je 42 Karten, 1 Würfel, Spielanleitung (englisch)

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