Wettlauf nach El Dorado

El Dorado, das sagenhaft Goldland, steht seit der Zeit der Konquistadoren als Synonym für die immerwährende Suche der Menschen nach dem einen unermesslichen Schatz, dem absoluten Jackpot.

Da dieser Schatz bisher nicht gefunden wurde, machen sich im vorliegenden Spiel bis zu vier Spieler auf, um sich durch undurchdringlichen Dschungel, bunte Dörfer und tückische Gewässer einen Weg zu eben jenem El Dorado zu bahnen. Sieger ist, wer mit seiner Spielfigur als Erster alle Gefahren überwinden und den Tempel erreichen konnte.

Alle die jetzt gelangweilt abwinken, denn Wettlaufspiele kennt man ja mittlerweile schon zur Genüge, verpassen ein spannendes Spiel mit einem innovativen Mix aus bekannten Spielmechaniken. Wettlauf nach El Dorado vermischt das Thema eines Wettlauf-Spiels mit Deckbau-Spielelementen, wie sie z. B. aus Dominion bekannt sind.

Aus einer variablen Anzahl von Geländetafeln wird vor dem Spielbeginn eine Laufstrecke zusammengelegt. Diese kann immer wieder anders gestaltet werden und ist damit auch unterschiedlich schwierig zu bewältigen. Um den Spielern bei den ersten Spielen die Scheu vor der Streckenzusammenstellung zu nehmen, hat Ravensburger dem Spiel sechs Vorschläge für den Aufbau unterschiedlich schwieriger Strecken beigelegt. Die Geländetafeln sind mit einem Raster von Hexfeldern überzogen. Diese zeigen, bunt gemixt, vier unterschiedliche, betretbare Geländearten (Dschungel-grün, Gewässer-blau, Dörfer-gelb, Geröll-grau) sowie nicht betretbare Gebirgsfelder. Zusätzlich finden sich vereinzelt rote Hexfelder, die Basislager mit besonderen Funktionen sind. Zwischen die einzelnen Geländetafeln werden vor Beginn des Spiels verdeckt gezogene Blockadeteile gelegt. Der erste Spieler der jeweils darüber ziehen will, muss die auf der Blockade angegebene Aufgabe erfüllen und so z.B. eine zusätzliche Gewässerbewegung ausspielen. Dadurch soll der führende Spieler ein wenig ausgebremst und das Spiel insgesamt spannender gestaltet werden. Die 54 Expeditionskarten bilden einen in Verkaufs- und Lagerbereich unterteilten Markt. Im Verkaufsbereich liegen dabei sechs besonders gekennzeichnete Stapel mit je drei identischen Karten, im Lagerbereich finden sich weitere 12 gleichgroße Stapel.

Jeder der Spieler beginnt das Spiel mit einem identischen Satz von acht Karten und einer Forscherfigur auf einem der vier Startfelder. Die eigenen Karten werden gemischt, vier gezogene Karten sind die Handkarten und der Rest bildet den Nachziehstapel. Die Anzahl der Handkarten bleibt während des gesamten Spiels bis auf wenige Ausnahmen auf vier begrenzt. Grundsätzlich gibt es zwei Kartenarten: Bewegungs- und Sonderkarten. Mit den Bewegungskarten können sich die Spieler auf der angezeigten Geländeart die entsprechende Anzahl von Feldern fortbewegen. Alternativ können die Bewegungskarten auch als Zahlungsmittel für den Zukauf neuer Karten aus dem Verkaufsbereich des Lagers verwendet werden. Grüne und Blaue Karten sind dabei jeweils eine halbe Münze wert, der Wert der gelben Karten ist identisch mit der der möglichen Zugweite. Sonderkarten hingegen sind zwar teuer, erlauben aber neben der Hauptaktion eine zusätzliche, spezielle Aktion. Manche der Sonderaktionskarten müssen nach ihrem Einsatz aus dem Spiel genommen werden.

Gespielt wird reihum. Ist ein Spieler am Zug, muss er sich entscheiden, ob er seine Spielfigur auf dem Spielbrett fortbewegen oder eine zusätzliche Karte aus dem Markt kaufen will. Die abgelegten und gekauften Karten werden anschließend auf seinen Ablagestapel gelegt und neue Handkarten für den nächsten Zug nachgezogen. Ist der Nachziehstapel leer, wird der Ablagestapel gemischt und bildet den neuen Nachziehstapel. Will der Spieler eine Karte kaufen, kann er allerdings nur eine Karte von einem der Stapel im Verkaufsbereich des Marktes nehmen. Ist der entsprechende Slot leer, weil alle Karten einer Sorte bereits verkauft worden sind, kann der Spieler eine für ihn interessante Karte aus dem Lagerbereich kaufen und den zugehörigen Stapel mit den restlichen Karten in den Verkaufsbereich legen. Durch diese Zukäufe wächst der eigene Kartenpool. Das bedeutet allerdings auch, dass man Karten, die dort nicht oft vertreten sind, deutlich seltener als Handkarte nachzieht. Abhilfe können in diesem Fall die Basislager schaffen. Um über ein solches Feld zu ziehen, legt man eine bis drei Karten dauerhaft ab und verschlankt so seinen Kartenpool. Wer nach Durchquerung aller Geländetafeln seine Spielfigur zuerst im Tempel von El Dorado platzieren konnte, gewinnt das Spiel.

Eine Variante für - laut Verlag - fortgeschrittene Spieler liegt dem Spiel schon bei: die Höhlen-Variante. Hierbei werden verdeckt jeweils vier Plättchen auf ausgewählte Gebirgsfelder gelegt. Endet der Zug einer Entdeckerfigur angrenzend zu einem solchen Höhlenfeld, kann sich der betreffende Spieler das oberste Plättchen nehmen. Diese Plättchen können zusätzlich zur eigentlichen Aktion eingesetzt werden und sind recht hilfreich. So kommt eine weitere taktische Variante ins Spiel, und die Spieler lassen dadurch vielleicht die eine oder andere mögliche Bewegung verfallen oder wählen gar einen anderen Weg, um an eines dieser Plättchen zu gelangen.

Interessant ist in jedem Fall auch das Spiel zu zweit, zumal es hier nur eine, allerdings recht wichtige, Änderung gibt. Jeder Spieler bewegt zwei Spielfiguren. Für jede seiner ausgespielten Bewegungskarten muss er sich für eine der beiden Figuren entscheiden. Da ein mit einer Entdeckerfigur besetztes Hexfeld als belegt gilt, wird das Spiel in dieser Version deutlich taktischer und erhält mehr direkte Interaktion.

Spieletester

18.10.2017

Fazit

Mit dem Wettlauf nach El Dorado haben Reiner Knizia und der Ravensburger Verlag mal wieder ein sehr schönes und spannendes Familienspiel aus dem Hut gezaubert. Die Regel ist schnell erklärt und verinnerlicht, das Material funktional und grafisch sehr ansprechend gestaltet. Die Vermischung der Hauptelemente des Spiels (Kartendeck und Wettlauf) ist sehr gut gelungen und funktioniert bestens. Natürlich ist es hier von Vorteil, sich schon fühzeitig einen Weg zum Ziel zu suchen und den Einkauf der Karten dementsprechend zu planen. Anderseits muss man auch flexibel auf Probleme reagieren können, z.B. Blockaden durch andere Spieler oder eine fehlende Bewegungskarte, die partout nicht auf die Hand kommen will. Da kommen wir aber auch gleich zu einem Problem. Ein Zukauf von Karten bedeutet immer einen Zeitverlust und nicht selten gewann ein Spieler mit einem schlanken Kartendeck.

Durch den modularen Spielaufbau ergibt sich eine hohe Varianz und damit verbunden ein überaus großer Wiederspielwert. Das Spiel richtet sich eindeutig an Familienspieler und ist eine unbedingte Kaufempfehlung. Für Vielspieler dürfte es zu wenige Herausforderungen bieten. Hier sollte man eine Probepartie entscheiden lassen. Auch für zwei Personen ist Wettlauf nach El Dorado unbedingt geeignet und sehr empfehlenswert.

Wie man hören konnte, ist der Ravensburger Verlag in Zusammenarbeit mit Reiner Knizia schon dabei, ein paar Erweiterungen zum Spiel zu entwickeln. Hier soll es neue Geländetafeln, zusätzliche Karten und vielleicht deutlich mehr Streckenvorlagen geben. Wenn damit die bestehenden kleinen Kritikpunkte ausgeräumt werden, hat Wettlauf nach El Dorado das Zeug zu einem Klassiker.

Redaktionelle Wertung:

Plus

  • schöne Grafik

  • meistens bis zum Schluss spannend

  • tolle 2 Spieler-Variante

  • Höhlen-Variante ist leicht integrierbar und macht das Spiel spannender

Minus

  • zu wenige Aufbauvorgaben

  • kein Überblick, welcher Aufbau schwierig oder leichter ist

  • Basiscamps werden kaum genutzt

  • Partien können nur mit der Starthand gewonnen werden

  • es werden weniger Karten gekauft als vermutet

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Besucherkommentare

burkard | 18.10.2017

wie kann das spiel mit einer 9 bewertet werden,wenn die minusargumrnte überwiegen?

Changing | 11.12.2017

Wettlauf nach El Dorado ist eine geglückte Kombination aus Brett- und Kartenspiel für 2-4 Spieler ab 10 Jahren. Auch wenn man erst einmal denkt, dass das Regelwerk kompliziert und schwer zu verstehen ist, wird man schnell überrascht, dass man gut ins Spiel kommt. Mit den Spielbrettern kann man die Landschaft nach El Dorado Gestalten, dabei kann man sich an einigen Aufbauvorschlägen orientieren, als auch seiner eigenen Kreativität freien Lauf lassen. Anfangs hat jeder die gleichen 8 Karten (1 Matrose, 3 Forscher, 4 Reisende) in seinem Stapel, von denen er 4 zieht. Mit diesen Karten kann man seine Spielfigur auf dem Spielfeld bewegen oder aus dem Marktplatz neue Karten mit anderen Eigenschaften dazu kaufen, sodass man die Landschaften besser durchqueren kann, wodurch eine gewisse Taktik erforderlich ist. Somit ein rundum gelungener Spielspaß.

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2 bis 4
Alter: ab 10 Jahren
Spieldauer: 45 bis 60 Minuten
Preis: 32,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2017
Verlag: Ravensburger
Autor: Reiner Knizia
Grafiker: Franz Vohwinkel
Zubehör:

Spielanleitung

Anleitung für den Spielaufbau

Startspielermarker

vier Spielertableaus

eine Markttafel

sechs Barrieren

eine Starttafel

sieben Geländetafeln

zwei kleine Geländetafeln

eine Zieltafel

86 Karten (32 Basiskarten, 54 Expeditionskarten)

acht Spielfiguren (je 2 in 4 Spielerfarben)

36 Höhlen-Plättchen (für Spielvariante)

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