Risiko Europa

Risiko, schon wenn dieser Name fällt, leuchten die Augen von Jungs und Männern gleichermaßen auf und es werden alte Geschichten heraus gekramt, wie man damals ganze Wochenenden orgiastisch durchgezockt hat.

Nur ein Spiel konnte mittlerweile über Generationen hinweg ähnliche Emotionen hervorrufen: Monopoly, das ebenfalls bei Hasbro erschienen ist. Beide Spiele gibt es mittlerweile in unzähligen Variationen, allerdings finden sich bei den Risiko-Varianten die deutlich innovativeren Ideen, so z. B. bei Risiko Evolution. Und auch das hier vorliegende Risiko Europa spielt sich deutlich anders als das Original.

Hasbro hat das Setting dieser Risiko-Variante ins mittelalterliche Europa verlegt. Bis zu vier Fraktionen streiten sich auf der Landkarte um die Vorherrschaft. Für die Eroberung und den Besitz von wichtigen Städten gibt es Macht- bzw. Siegpunkte in Form von Kronen. Wer sieben davon sein eigen nennen kann, gewinnt das Spiel. Grundsätzlich ist das Spiel zwar für vier Spieler ausgelegt, wobei jeder eine der Fraktionen übernimmt. Aber auch ein Spiel zu Zweit oder zu Dritt ist problemlos möglich, dabei gelten jedoch die übrig gebliebenen Fraktionen als Söldnerheere, deren Dienste sich rundenweise der jeweils Meistbietende sichern kann.

Die Schlacht beginnt

Jeder Spieler beginnt sein Spiel mit einer Handvoll Einheiten, einer Festung und ein wenig Startkapital in einem selbst ausgewählten Land, in dem aber in jedem Fall eine Stadt von acht Städten mit einer goldenen Krone vorhanden sein muss. Diese goldenen Städte gewähren ihrem jeweiligen Besitzer einen permanenten Bonus, der auf unterschiedlichste Art und Weise zum Tragen kommen kann. Allen Spielern steht zudem während des Spiels ein identischer Satz von acht Befehlskarten zur Verfügung. Vor jeder Runde, die aus zwei Zügen besteht, werden von jedem Spieler zwei davon verdeckt ausgespielt. Bei jeder Karte kann eine von zwei möglichen Aktionen ausgewählt werden. Manchmal ist zusätzlich auch noch eine Bonusaktion möglich. So können sich die Truppen ausbreiten bzw. angreifen, Nachschub kann auf den Weg gebracht, neue Einheiten können aufgestellt oder Steuern erhoben werden.
Als zusätzliche Bonusaktionen gelten die Übernahme des Startspieler-Siegels, ein Fernangriff mit Belagerungswaffen oder eine kostenlose Truppenverstärkung einer Stadt.

Geraten während dieser beiden Züge in irgendeinem Gebiet die Truppen von zwei Fraktionen aneinander, so kommt es zu einer Schlacht, die allerdings erst ausgefochten wird, wenn alle Mitspieler ihre beiden Züge beendet haben. Dadurch ist es z.B. noch möglich, zusätzliche Unterstützungstruppen heranzuführen. Andere Fraktionen können sich allerdings nicht mehr in diese Auseinandersetzungen einklinken. Die Regeln für den Kampf sind zwar recht einfach, bieten aber jede Menge Möglichkeiten für taktische Entscheidungen, die allerdings im Vorfeld getroffen werden müssen. Die vier Truppentypen greifen nacheinander an. Zuerst die Belagerungsgeräte, danach die Fernkämpfer, anschließend die Reiter und ganz zum Schluss die Fußsoldaten, verbunden mit den nach diesem Durchgang verbliebenen Einheiten. Jede Einheitsart hat dabei ihre eigene Angriffsstärke, die durch die Anzahl der Würfel mit denen gewürfelt wird, und der Augenzahl, die nötig ist, um einen Treffer zu landen, charakterisiert wird. Beide Kontrahenten würfeln dabei gleichzeitig. Ist eine Einheitenart nicht vorhanden, so kann es auch keinen entsprechenden Angriff geben. Für jeden Treffer muss eine Einheit entfernt werden. Welche, das kann der betroffene Spieler selbst entscheiden. Schlachten dauern bis zur vollständigen Vernichtung der Armee eines der Kontrahenten, ein vorheriger Rückzug ist nicht möglich.

Das Spiel endet, wenn einer der Spieler sieben, im Spiel zu Dritt acht oder im Spiel zu Zweit zehn Kronen kontrolliert. Dieses kann sowohl durch die Kontrolle von Kronen-Städten als auch durch den Besitz von käuflich erworbenen Kronenkarten geschehen.

Variante mit geheimen Aufträgen

Für Spieler, die ein umfassenderes Spielerlebnis suchen, gibt es die Spielvariante mit den Geheimaufträgen. Diese befinden sich auf den Rückseiten der Kronenkarten, welche in dieser Spielvariante nicht mehr käuflich erworben werden können. Stattdessen zieht der Spieler, der die Aktionskarte mit der Bonus-Aktion "Kröne mich" ausspielt, zwei dieser Karten und sucht sich eine davon aus. Hat er irgendwann im Spiel den Geheimauftrag erfüllt, erhält er zur Belohnung die entsprechende Kronenkarte.


Spieletester

13.05.2017

Fazit

Mit Risiko Europa hat Hasbro einen spannenden Risiko-Ableger geschaffen. Dieser führt zwar das Wort "Risiko" im Titel, spielt sich aber erfrischend anders. Statt Armeen aufzurüsten und sich endlose Materialschlachten zu liefern, kommt in diesem Spiel die taktische Komponente, verbunden mit einem möglichst idealen Timing, sehr stark zum Tragen.

Das Spiel setzt sich zwischen die Stühle, hat sowohl Elemente der bekannten Risiko-Spiele, allerdings auch etliche von Aufbau- oder Strategiespielen und sollte somit nicht zuletzt wegen seines historischen, mittelalterlichen Themas für ein breites Publikum interessant sein.

Andererseits wirken einige Spielelemente, wie die Geheimaufträge oder Stadtvorteile, nicht 100 %ig ausbalanciert. Auch die Karte wirkt recht groß und so kann es durchaus vorkommen, dass ein Spieler, der unbeachtet sein Reich vergrößern kann, rasch den Sieg davonträgt, ohne Schlachten gewinnen zu müssen.

Die Regel selbst ist schnell gelesen und verinnerlicht, das Spiel mit den vier komplett unterschiedlichen Miniaturensätzen, den Festungen und Kronen sehr opulent ausgestattet. Risiko-Fans und Familien mit älteren Kindern bzw. Jugendlichen, vorzugsweise Jungs, können unbesehen zuschlagen, aber auch alle anderen Interessenten sollten unbedingt eine Probepartie spielen. Es lohnt sich!

Redaktionelle Wertung:

Plus

  • Risiko Variante mit vielen neuen und erfrischenden Ideen
  • sehr gut ausgestattet
  • taktisches Management notwendig
  • fortgeschrittenes Spiel durch Geheimaufträge
  • hoher Wiederspielreiz

Minus

  • Karte erscheint ein wenig zu groß
  • aggressives Spielen ist notwendig sonst gewinnt der Spieler, der sich aus Konflikten heraushält
  • Stadtvorteile scheinen nicht 100%ig ausbalanciert
  • Geheimaufträge unterschiedlich schwer zu meistern

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2 bis 4
Alter: ab 14 Jahren
Spieldauer: 45 bis 180 Minuten
Preis: 38,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2016
Verlag: Hasbro
Zubehör:

1 Spielplan
15 Kronen (3D Kunststoff)
4 Armeen (jeweils mit 35 Fußsoldaten, 12 Bogenschützen, 12 Reitern und 4 Belagerungsgeräten; Kunststoff Miniaturen)
8 Festungen (3D Kunststoff)
12 rote Würfel (W6)
32 königliche Befehlskarten (in 4 Sätzen)
8 Stadtschilder (Pappe)
61 Münzen (21 Goldtaler und 40 Silbertaler) aus Pappe
4 Standarten (3D Kunststoff)
1 Erster-Spieler-Siegel (Kunststoff)
4 Übersichtskarten
8 Kronenkarten (Rückseite Geheimaufträge)
1 Kartenbox
Spielanleitung

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