Carcassonne – Mayflower

Und wieder erblickt ein neuer Sprössling der Carcassonne-Serie das Licht der, hier neuen, Welt: Mayflower wurde er getauft und behandelt thematisch die Erschließung eines neuen Kontinents jenseits des Atlantik. Den besten Lebensraum für seine Siedler ausfindig zu machen, gestaltet sich jedoch als knifflige Aufgabe - machen doch die Landvermesser, neben den Mitbewerbern, stetig das Land im Osten streitig und zwingen die Einwanderer dazu, immer weiter nach Westen zu ziehen.

Vorbereitung:
Der Spielplan wird möglichst weit rechts auf einem möglichst großen Tisch platziert, die, wie gewohnt, sehr schön gestalteten Landschaftskarten gemischt und verdeckt bereitgelegt. Jeder Spieler erhält die Figuren einer Farbe und stellt eine davon direkt auf den Wertungsbereich des Spielplans. Die beiden Landvermesser werden in einer Spalte auf den Startfeldern aufgestellt.

Ablauf:
Der Spielablauf gestaltet sich bis auf den Einsatz der Landvermesser nahezu identisch wie beim Urgestein Carcassonne: Reihum zieht jeder Spieler eine Karte und legt diese nach entsprechenden Regeln an das Spielfeld an. Anschließend kann er einen seiner Siedler auf diese Karte in einen der, falls vorhanden, vier Bereiche Stadt, Wiese, Farm oder Weg setzen, sofern sich noch kein anderer Siedler auf einem verbundenen Abschnitt befindet. Wird im Verlauf des Spiels ein Weg, eine Farm oder eine Stadt fertiggestellt, erhält der Spieler mit den meisten Siedlern darauf (durch geschicktes Anlegen können Mehrheiten entstehen) Siegpunkte - die Spieler bekommen ihre Siedler danach zurück. Neu: für jeden Landvermesser in der selben Spalte, kann man weitere 4 Punkte ergattern - dazu in Kürze mehr. Wiesen werden erst am Ende des Spiels gewertet, für jedes Tier erhält der meist vertretene Spieler abermals Punkte.
Soweit so gut.
Das besondere, neue Element an Mayflower sind nun aber die Landvermesser: Jedesmal wenn eine Wertung durchgeführt wird, wird der hintere der beiden Landvermesser eine Spalte weiter nach links gezogen - alle zwei Wertungen stehen sie also beide eine Spalte weiter links als zuvor. Alle Siedler auf Städten, Farmen und Wegen östlich dieser Figuren werden nun sofort vom Plan genommen und, ohne Punkte zu gewähren, in den jeweiligen Vorrat der Spieler zurückgegeben - lediglich die Siedler auf den Wiesen bleiben bis zum Spielende zurück. Gänzlich verloren ist das Land im Osten jedoch nicht: Durch kluges, wenn auch sehr riskantes, Anlegen, können hier und da noch einige wertvolle Punkte abgegriffen werden.

Spieletester

Fazit

Was zuerst vielleicht noch wie eine kleine Spielerei erscheint, entpuppt sich beim Spielen schlagartig als eine fatale Änderung am bisherigen Spielgefühl der Carcassonne-Serie: Häufig wird es unmöglich und besonders taktisch unklug, größere Städte und Wege fertigzulegen, da die Gegenspieler durch das Vervollständigen kleiner Gebiete und das damit verbundene Ziehen der Landvermesser ein enorm destruktives Werkzeug in die Hand bekommen. Man muss sich sehr genau überlegen, in wie fern sich risikoreiche Bauten überhaupt lohnen oder ob man nicht doch lieber auf die schnellen, sichereren Punkte setzt - gerade in Kombination mit den Zusatzpunkten durch die Landvermesser kann sich ein solches Spielverhalten spielentscheidend lohnen. Auch die Wiesen sollte man genau im Auge behalten: Zum Spielende erweisen sie sich als wahre Punktegrube und sind daher von Anfang an hart umkämpft. Mayflower spielt sich erfrischend anders als der gewohnte Carcassonne-Brei in all seinen Facetten. Ich war über das Urteil vieler anderer Kritiker sehr überrascht, fiel dies doch häufig deutlich negativer aus, als meiner Meinung nach verdient. Ich kann mir das nur dadurch erklären, dass das umgekrempelte Spielgefühl von Mayflower den einen oder anderen eingefleischten Fan zugegeben überrascht wenn nicht gar überrumpelt hat. Man muss diesem Spiel unvoreingenommen entgegentreten und ihm eine Chance geben: Sicher, es ist kein typisches 'Carcassonne' - aber wer bitte möchte denn noch ein 'Neues Land' oder 'Jäger und Sammler'? Auch zum mittlerweile mit Erweiterungen ziemlich überladenden Original wirkt Mayflower angenehm überschaubar - simple Regeln, wenig komplexes Material und doch bietet es zahlreiche, ungeahnte und vor allem NEUE taktische Finessen: Für meinen Geschmack eine perfekt getroffene Balance! Durch die Landvermesser wird außerdem ein großes Problem des Originals behoben: Ungünstig verbaute Spielfiguren sind nicht ewig verloren, sondern kommen meist zügig in den, bei Mayflower gewollt knappen, Vorrat zurück. Mit zunehmendem Verständnis der Spielmechanik und ihren vielen Tücken, kann man auch dem anfänglich scheinbar stark gewichteten Faktor Glück beikommen. Ich kann das Spiel ohne jegliche Bedenken jedem aufgeschlossenen Taktiker ans Herz legen - wer allerdings, wie gewohnt, in Ruhe schöne, große Burgen legen möchte, setzt hier definitiv aufs falsche Pferd! Abschließend noch ein Tipp: Einige Leute fanden die Spielanleitung wohl etwas undurchsichtig. Hans im Glück haben unmittelbar darauf reagiert und eine überarbeitete Fassung auf ihrer Homepage (siehe Link) veröffentlicht. Weiter nehmen sie persönlich zu individuellen Fragen Stellung. - Sehr lobenswert!
Redaktionelle Wertung:

Plus

Minus

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Besucherkommentare

nobody | 15.03.2010

hört sich gut an
schade das die Grafik computeranimiert ist
ich mag das alte carcassonne immer noch mehr als die ganzen neuen spiele von carcassonne

nobody (is perfect)

Horst | 26.03.2014

Eine gelungene Variation mit einem interessanten neuen Spielmechanismus. Die Plättchenkombinationen hätten dem allerdings besser angepasst werden können. Zu oft zieht man eins mit dem man nichts anfangen kann, in der Urversion wäre es immer noch brauchbar gewesen. An und für sich ein gutes Spiel, man hat das Gefühl es könnte noch besser sein wenn nicht so viele Carcassonne Elemente mitgeschleppt worden wären. Wie auch bei der Urversion hängt es auch hier stark von der Anzahl der Mitspieler ab wie gespielt wird.

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2 bis 5
Alter: ab 8 Jahren
Spieldauer: 45 Minuten
Preis: 15,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2008
Verlag: Hans im Glück
Grafiker: Franz Vohwinkel
Genre: Glück
Zubehör:

95 Landschaftskarten 30 Siedler in 5 Farben 2 Landvermesser 1 Spielplan (Startfelder & Wertungsbereich) Spielanleitung

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