Puerto Rico

Spieleautor Andreas Seyfahrt macht Puerto Rico zum Schauplatz eines anspruchsvollen Strategiespiels: Die Spieler legen Plantagen an, verkaufen Waren oder errichten Gebäude. Doch nur, wer die stets wechselnde Reihenfolge dieser Aktionen mit ihren besonderen Vorteilen nutzt, verlässt die Runde als stolzer Gouverneur von Puerto Rico.

Jeder Spieler hat sein eigenes Puerto Rico vor sich liegen. Auf den Kartontafeln sind 12 freie Plantagenfelder, 12 freie Gebäudefelder und die Stadt San Juan zu erkennen (diese Stadt wurde später zu einem eigenen Spiel namens San Juan).

In die Mitte des Tisches wird der Ablageplan gelegt, auf dem die Gebäudeplättchen verstaut werden. Manche Bauwerke sind notwendig, um Produkte zu gewinnen. So benötigt man beispielsweise eine Kaffeerösterei, um die Bohnen, die eine Plantage liefert, zu veredeln. Andere Bauwerke verschaffen dem Spieler der es baut und besetzt einen besonderen Vorteil.

Natürlich benötigt man Arbeiter, um seine Plantagen und Fabriken am Laufen zu halten. Da kommt das Kolonistenschiff, das im Hafen vor Anker liegt, natürlich wie gerufen. Zu Beginn sind zwar nur so viele Menschen an Bord wie Spieler teilnehmen, aber es kommen kontinuierlich Neuankömmlinge.

In jeder Spielrunde wählt der Startspieler, der natürlich wechselt, einen von acht Charakteren aus. Je nachdem welche Karte er wählt, werden Aktionen ausgeführt. Zuerst von dem Spieler, der den Charakter gewählt hat, und dann reihum von allen anderen.

Beispielsweise kann man den Bürgermeister wählen, der dem aktiven Spieler einen Arbeiter zusätzlich aus dem allgemeinen Vorrat einbringt. Dann werden die Kolonisten aus dem Schiff reihum an die Teilnehmer verteilt (beginnend beim aktiven Spieler). Anschließend wird das Kolonistenschiff noch nachbesetzt. Es kommen so viele Leute an Bord, wie offene Arbeitsplätze in Gebäuden existieren. Jedoch werden immer mindestens so viele Kolonisten bereitgestellt, wie Spieler teilnehmen.

Um ein Gebäude zu errichten, wählt man den Baumeister. Dieser bringt als Bonus eine Baukostenermäßigung von einer Dublone. Anschließend dürfen auch die anderen Spieler Bauwerke erwerben.

Möchte man seine Plantagen erweitern, so wird der Siedler benötigt: Denn er ermöglicht die Aufnahme eines der ausliegenden Plantageplättchen. Der aktive Spieler wählt zuerst und darf wahlweise auch einen Steinbruch nehmen. Dieser produziert zwar nicht, verbilligt aber den Kauf von zukünftigen Gebäuden.

Der Aufseher sorgt für die Warenproduktion in Puerto Rico. Wählt man ihn, so erhält jeder Spieler, entsprechend seiner Produktionskette, die Güter, die er produziert. Als Bonus für diesen Charakter gibt es noch einen Warenstein der eben produzierten Ware extra.

Möchte man ein wenig seine Geldbörse auffüllen, so ist der Händler die richtige Wahl. Denn nun darf man Waren an das Handelshaus verkaufen. Je nach Produkt erhält man unterschiedlich viel Gold (Mais bringt keines, Kaffee bringt 4 Dublonen). Allerdings herrscht hier das Gesetz von Angebot und Nachfrage, schließlich trinken die Puerto Ricaner nicht Unmengen von Kaffee oder essen Berge von Mais. Von jedem Produkt kann nur ein Würfel verkauft werden (außer man hat ein Spezialgebäude). Erst, wenn das Lagerhaus voll ist (in der Regel mit je einem Produkt), wird es geleert und kauft wieder alles an.

Wählt man den Kapitän, so müssen alle Spieler Waren in die Alte Welt verschiffen. Dies geschieht, indem sie reihum Güter von einer Sorte in eines der drei Warenschiffe verladen. Für jeden gelieferten Stein gibt es einen Siegespunkt, wobei der aktive Spieler noch einen Extrapunkt erhält. Jedoch haben auch die Schiffe, so wie das Handelshaus, begrenzte Zuladung und es dürfen auch nur jene Waren verladen werden, die sich bereits im Frachtraum befinden. Nachdem alle Güter verladen sind, wird überprüft, ob die Spieler überhaupt genügend Lagerraum besitzen, um die restlichen Produkte unterzubringen. Einen Würfel hat jeder frei, die restlichen muss man abgeben. Besitzt man jedoch ein kleines bzw. großes Lagerhaus, so darf man Güter einer bzw. von zweier Sorten verstauen.

Beim Spiel mit vier oder fünf Spieler liegen außerdem ein oder zwei Goldsucher aus. Diese bringen ein Goldstück.

Nachdem alle Spieler einmal aktiver Spieler waren, wechselt der Startspieler und auf die nicht gewählten Karten wird ein Goldstück gelegt, um den Anreiz zu erhöhen, sie in der nächsten Runde zu wählen.

Das Spiel endet, wenn ein Spieler alle zwölf Gebäudefelder verbaut hat, nicht mehr genügen Kolonisten zur Verfügung stehen oder keine Siegeschips mehr da sind.

Trotz der zahlreichen Handlungsmöglichkeiten, der Vielfalt der Gebäude und dem umfangreichen Spielmaterial ist der Spielverlauf sehr übersichtlich und man kommt schnell ins Spiel hinein.

Die vielen unterschiedlichen Gebäude ermöglichen unzählige Strategien, die man verfolgen kann, um möglichst viele Siegpunkte zu erreichen. Es gilt jedoch in jeder Runde abzuwägen, ob man sich auf Gold stürzen oder doch lieber ein paar Siegeschips einkassieren soll.

Obwohl man bei Puerto Rico die meiste Zeit mit der Planung und Bebauung seiner eigenen Insel beschäftigt ist, bietet das Spiel genügend Möglichkeiten, um die Pläne der Mitspieler zu durchkreuzen. Und das macht ja bekanntlich den meisten Spaß!


Spieletester

16.03.2002

Fazit

Andreas Seyfahrt ist mit Puerto Rico ein Strategiespiel der Spitzenklasse gelungen. Einfacher Spielverlauf, Komplexität und viele Handlungsmöglichkeiten sind Attribute, die gelungen kombiniert werden. Ein Familienspiel ist Puerto Rico sicherlich nicht, und das will es auch nicht sein, so wie alle Produkte von Alea. Das Spiel zählt zu den besten seines Jahrganges. Was heißt zu den besten seines Jahrganges? Zu den besten überhaupt!

Wer sein Spiel aufpeppen will, kann den Gebäude-Generator auf der Alea-Homepage benutzen. Dort gibt es auch einen Download für eine Puerto Rico Erweiterung.
Redaktionelle Wertung:

Plus

Minus

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Besucherkommentare

A.N. | 05.11.2002

Auch wenn die Kommunikation zwischen den Spielern nicht so intensiv ist wie beispielsweise bei den Siedlern von Catan, so stellt Puerto Rico doch ein sehr geselliges und kurzweiliges Strategie-Spiel dar, das großen Spielspaß bereitet. Die Tatsache, dass der Glücksfaktor ohne Würfel sehr reduziert ist, ist sehr positiv, da man immer den Eindruck hat, selbst die Dinge in Händen zu haben, auch wenn einen die Mitspieler hin und wieder ärgern, indem sie einen zu Aktionen zwingen, die man nicht unbedingt möchte...
Mein Fazit: Ein sehr schönes Spiel, mit qualitativ hochwertigem Material, das in keiner Spielesammlung von Strategieliebhabern fehlen sollte!

Michael Schepers | 28.10.2003

Auch wenn die Fülle an Informationen fast die Reaktion hervorruft, daß man das Spiel nach 15 Minuten vor Wut in die Ecke schmeißt und man sich über den "fehlkauf" äergert, um so schneller wird man entdecken, daß es sich bei "Puerto Rico" um ein äußerst reizvolles Strategiespiel handelt, daß wunderbar aus den Elementen: Bauen, Produzieren, Handeln und Verkaufen besteht. Ich kann jedem, der Catan und Anno 1503 liebt, dieses Spiel nur weiterempfehlen, wenn gleich das Handeln untereinander eigentlich nicht stattfindet. Im Übrigen gibt es auf der Alea-Homepage eine 2 Spieler Variante, die perfekt funktioniert. Mein Geheim-Tipp für einen Unterhaltsamen Winterabend!

Marc | 02.12.2003

Ein Strategiehit, der in meiner persönlichen Hitliste direkt hinter "Die Siedler von Catan" kommt. Zufall gibt es so gut wie nicht, alle Aktionen hängen davon ab, wie gut man die Entscheidungen der Mitspieler vorausahnen kann. Doch diese haben bisweilen eigene Pläne und verhalten sich meist ganz und gar nicht wie man es gerne hätte. Der Spielspaß entsteht hauptsächlich durch Aufbauen, Produzieren, Verkaufen und eine Kombination aus 'den Mitspielern eine Option verbauen' mit 'Hoffen dass sie mir nichts verbauen'. Für Friede-Freude-Eierkuchen-Charaktere, die schon bei Mensch-ärgere-Dich-nicht moralische Zweifel beim Rauswerfen haben, ist Puerto Rico mit Sicherheit nichts. Das Spiel ist nicht ganz so kommunikativ wie Siedler, die meiste Zeit denkt man im Was-wäre-wenn-Stil: "Wenn ich jetzt die große Markthalle baue, dann bekomme ich mehr Geld und gleichzeitig kann Spieler X sie nicht mehr bauen. Allerdings könnte er diese Runde den Kapitän wählen und ich hätte dann nichts zum Verschiffen. Also dann spiele ich lieber den Aufseher und profitiere von meinen vielen Plantagen."

Einer der größten Pluspunkte von Puerto Rico ist gleichzeitig auch das größte Manko: die Komplexität. Um einem Neuling das Spiel zu erklären, benötigt man ca. eine halbe Stunde und für den strategischen Weitblick, der nötig ist, um ein Spiel zu gewinnen, braucht es einiges an Erfahrung. So kommt es, dass ich dieses Spiel fast immer mit denselben Leuten spiele und wenn Neulinge dabei sind, dann weichen wir meist auf Klassiker aus (Siedler, Carcassonne, ...). Alles in allem aber durchaus empfehlenswert und für Strategieliebhaber ein Muß!

Christoph Ledinger | 11.08.2004

Wenn man ein mal verstanden hat wie Puerto Rico funktioniert, kommt man nicht mehr los davon.

Nicht immer ist es leicht herauszufinden, welches denn nun die gewinnbringendste Aktion ist - denn schließlich dürfen die Gegner die selbe Aktion ebenfalls durchführen.

Fireflash | 25.12.2004

Als mir jemand das Spiel zum ersten mal erklärte (und das machte er sehr gut), dauerte dies rund 1/2 Stunde und ich dachte nur OH GOTT, wie soll ich mir das denn alles merken.

Aber nachdem ich das Spiel zweimal gespielt habe, verstand ich langsam die Zusammenhänge.

Inzwischen zählt das Spiel zu meinen absoluten Favoriten. Es ist sicher nichts für Gelegenheitsspieler. Aber für alle, die auch gefallen an komplexen Spielen finden, gibt es kaum wohl kaum etwas vergleichbares!

Schwer ist das Spiel nicht, aber eben sehr komplex und man muß schon etwas mehr Zeit investieren um die Regeln und vor allem die Zusammenhänge zu verstehen.

Mein Fazit: KLASSE-SPIEL!

Hannes Kolar | 08.01.2006

Puerto Rico ist eines der besten Strategiespiele, das mir in der letzten Zeit untergekommen ist.

Denn hier kommt es wirklich nur auf die Taktik an! Würfel sind keine vorhanden und das ist auch gut so.
Somit ist die Komponente Glück ausgeschlossen. Jeder Zug sollte somit überlegt werden, denn schließlich verhelfen nur Siegespunkte zum "Ultimativen Sieg".

eXistenZ | 02.03.2007

Das Spiel macht sehr viel Spaß und verschont einem endlich einmal vor der Abhängigkeit vom Glück.
Bisher waren Go und Schach die einzigen Brettspiele die mir in dieser Hinsicht bekannt waren, aber Puerto Rico stellt eine hervoragende Alternative dar.
Also, Glück auf! ;-)

Hirian | 10.05.2009

Hallo beisammen!
Ich kann "Puerto Rico" jedem empfehlen, der tiefgründige Strategiespiele mag.
Die Systeme des Spiels greifen sehr stimmig ineinander und überlassen dem Spieler viele verschiedene Optionen und Taktiken.
Sehr schön ist auch, dass gerade aufgrund der von den Mitspielern immer wieder anders gewählten Rollen jeder gezwungen ist, seine Strategie/Taktik der jeweiligen Situation anzupassen (Z.B. sollte/könnte man seine Produktion auf Tabak umstellen, wenn dies von keinem Anderen hergestellt wird). Dadurch kommt es zu immer neuen Spielsituationen.

Zwar ist die Aufmachung nicht auf dem neuesten Stand und auch die Pappe der Tableaus ist recht dünn, aber das hervorragende Spielprinzip macht dies wirklich mehr als wett.

MfG,
Hirian



Matthias | 22.02.2010

Sau gutes Spiel. Leider ist die Aufmachung vom Design und der Qualität sau schlecht. Wer da schon mal Agricola in der Hand hatte, oder Hans im Glück Spiele muss bei der Wahl der Symbole, Farben und Kartonqualität weinen!!!

Wenn sich da nochmal ein designer dransetzen würde wär des echt super.

Ich Zahl auch gern mehr. Verlang aber von Spielen Qualität.

Beste Grüße an alle anderen Spielsüchtigen
Matthias

Ebi | 11.01.2016

Matthias: Die Farben und Symbole finde ich persönlich sehr gut bzw. mindestens ausreichend. Ist doch schön, wenn auch mal ein anderer Stil verfügbar ist. Agricola mag ich bspw. vom Stil her gar nicht. Die Zeichnungen und Farben lassen mich grausen und stets an Herbst und Winter denken. Ich bin auch nicht der Meinung, dass es bei Grafiken einen "neuesten Stand" gibt. Man sieht dem Spiel an, aus welchem Jahrzehnt es stammt. Und? Das ist doch etwas Gutes! Solange Spielsymbole nicht komplett irreführend sind, ist doch alles in Ordnung. Was die Kartonqualität angeht, war da natürlich der Preis der begrenzende Faktor. Jetzt, wo sich das Spiel mit seinen vielen Teilen etabliert hat, gibt es ja auch eine überarbeitete Version. Man muss auch das Jahr berücksichtigen, in dem Puerto Rico veröffentlicht wurde. Zu dem Zeitpunkt (2002) war es noch nicht selbstverständlich, strategische Schwergewichte in ausreichender Zahl verkaufen zu können, daher musste man in der Herstellung knapp kalkulieren. Für Vielspieler in wechselnden Runden (wegen der Abwechslung) mit anspruchsvollen Spielern ist Puerto Rico jedenfalls ein sehr gutes Spiel und mittlerweile so etwas wie ein Klassiker.

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 3 bis 5
Alter: ab 12 Jahren
Spieldauer: 90 Minuten
Preis: 30,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2002
Verlag: alea
Grafiker: Franz Vohwinkel
Genre: Strategie
Zubehör:

6 Spielpläne, 50 Waren- und 100 Kolonistensteine aus Holz, 54 Münzen, 58 Inselplättchen, 50 Siegpunktechips, 8 Rollen- und 1 Gouverneurkarte, 49 Gebäude, 1 Handelshaus, 6 Transportschiffe, 1 Kolonieschiff, 1 Spielregel

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