Gruftmeister - Director's Cut

Spiele, in denen die Spieler als Helden (oder auch Antihelden) durch irgendeinen Dungeon oder ein Dungeonäquivalent streichen, um Schätze zu sammeln, gibt es seit dem seligen Verlies wie Sand am Meer. Gut, knappe 10 Jahre lang (von Mitte der 90er bis zum Film "Der Herr der Ringe") herrschte Flaute in der Fantasy-Monsterprügelschiene, einzig Domain hat sich diese ganze Zeit hindurch in den Läden gehalten (um bei der Wiederbelebung zu verschwinden... versteh' einer die Welt). Dafür explodiert das Genre jetzt.

2003 brachte das spätere YUNGAMES-Mastermind Kemal Yun (seit seiner Heirat Kemal Zhang) beim Verlag Die Wuselmäuse sein Spielchen Gruftmeister heraus, und landete dabei einen Rohrkrepierer der Sonderklasse: Man lief mit dem Tempo einer bergauffahrenden Dampwalze endlos durch die Gruft und sammelte Chips ein. Ausnahmslos wurde das Spiel verrissen. Das dürfte an Kemal Yun nicht vorübergegangen sein, bereits 2004 brachte er eine "überarbeitete" Fassung heraus und nannte diese den "Director's Cut." Und um den geht es jetzt:


Das Spiel:

Jeder Spieler steuert zwei Helden, die sich auf den Weg in die Familiengruft machen, um diverse Schätze vor ihrem Schicksal, über Jahrhunderte Staub anzusammeln, zu befreien. Es handelt sich dabei um einen "Gruftmeister" und seinen "Gruftknecht". Die Gruft besteht aus 3x4 Spielplanteilen, die bei jedem Spiel neu ausgelegt werden und dabei ein immer anders aussehendes, labyrinthöses Gangsystem bilden.

Pro Runde kann ein Spieler mit seinen Figuren durch den Dungeon ziehen. Dabei gilt, dass die Anzahl der gezogenen Felder Nebensache ist, die Beschränkungen sehen so aus, dass der Gruftmeister nur einmal den Spielplanteil wechseln kann, der Gruftknecht hingegen zweimal. Während ihres Zuges hat jede Figur zwei Aktionspunkte für folgende Aktionen:

1. Türen oder Schlösser öffnen: Ein Schloss wird mit dem entsprechenden Schlüssel geöffnet. Einen Türmarker dreht man um, die Rückseite sagt dem Spieler dann, ob sich die Türe einfach öffnen lässt oder einen Schlüssel oder rohe Gewalt in Form von Äxten oder Brecheisen braucht.
2. Sarg oder Kiste: Der Gruftmeister kann einen Sarg oder eine Kiste öffnen und den darin befindlichen Schatz kassieren, muss im Falle eines Sarges aber zuerst einen Zombie bekämpfen. Der Gruftknecht darf nur in den Sarg oder die Kiste hineinschauen, diese aber nicht ausbeuten.
3. Gegenstände tauschen oder weitergeben, ablegen oder aufnehmen: Gruftmeister und Gruftknecht auf dem selben Feld können Gegenstände tauschen. Zudem können beide Gegenstände auf dem Plan oder auf dem Startfeld ablegen, der Gruftmeister kann auf dem Plan liegende Gegenstände an sich nehmen.
4. Eine gegnerische Figur angreifen: Will man einem gegnerischen Gruftmeister oder -knecht einen Gegenstand stehlen, kann man ihn angreifen.

Kämpft ein Spieler gegen einen Zombie, nimmt er alle Chips, die für den Kampf gedacht sind, in die Hand, nimmt einen Zombiechip dazu, schüttelt kräftig durch und wirft sie auf den Tisch. Jeder dieser Chips hat eine Rückseite und eine Bildseite, und welche Seite oben liegt (quasi "gewürfelt" wird), entscheidet den Kampf:

Zeigt der Zombiechip den Zombiekopf, verliert der Spieler einen Lebenspunkt, vorausgesetzt, er hat keinen Helm oder keine Rüstung gewürfelt. Abgesehen davon wird nachgesehen, ob der Spieler eine Streitaxt oder einen Morgenstern gewürfelt hat. Ist das der Fall, ist der Zombie besiegt (auch wenn er Schaden macht), und der Spieler kann den Schatz des entsprechenden Sarges an sich nehmen.

Der Kampf gegen einen Mitspieler funktioniert genauso, nur muss der Angreifer hier ZWEI Zombieplättchen besiegen.

Es gibt fünf verschiedene Schätze. Sobald ein Spieler je einen von allen fünf Schätzen auf sein Startfeld gebracht hat und mit beiden Figuren wieder auf dem Startfeld steht, endet das Spiel.



Spieletester

07.03.2009

Fazit

Erste Fassung? Welche erste Fassung...?:

Was beim ersten schnellen Blick eher wie ein normales "Ich zieh durch einen Dungeon und sammle Marker auf" wirkt, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als ziemlich raffiniertes, kleines Spielchen. Wer bei Dungeoncrawlern nicht immer gleich in Descent ausbrechen möchte, sollte sich durchaus einmal an "Gruftmeister" versuchen - allerdings nur am "Director's Cut":

> In der Erstausgabe zog man nicht über Platten, sondern pro Figur 5 Felder, was bei einer Gruft diesen Ausmaßes schon mal sehr lähmend ist. 
> Man konnte sich nicht gegenseitig bekämpfen. Hatte ein Spieler einen Schatz, so war er ihm nicht mehr aktiv zu nehmen.
> Das größte Problem war aber, dass sich die beiden Figuren nur soweit unterschieden, dass Kisten und Särge für den Knecht unüberwindliche Hindernisse waren. Seine Aufgabe bestand darin, die Schätze, die der Meister fand, auf das Startfeld zu tragen. Er konnte keine Schätze und Särge checken und war zu allem Überfluss genauso schnell wie der Gruftmeister (die schon erwähnten 5 Felder), wodurch ihm die beiden entscheidenden Komponenten fehlten. Der Knecht war schlichtweg uninteressant.

Bei der Umgestaltung hat sich Kemal Yun nun auf die herausstechendste Idee des Spieles gestürzt, und das ist natürlich die der beiden unterschiedlichen Figuren: Jetzt ist der eine schnell, der andere stark. Das gibt dem Spiel eine interessante Note, allen voran aber schöne, taktische Möglichkeiten. Ich persönlich hätte die beiden Figuren zusätzlich noch in "Kämpfer" und "Läufer" oder so ähnlich umbenannt, aber daran soll's nicht scheitern.

Genau das ist der interessanteste Aspekt dieses Spieles, und da der in der alten Fassung komplett fehlte, ist somit auch klar, warum die 2003er-Fassung ein derartiger Bauchklatscher war. Die Tatsache, dass die Bewegung nicht mehr an Felderzahlen klebt, sondern mit Platten arbeitet, hat zudem geholfen, "Gruftmeister" seine lähmende Langsamkeit zu nehmen. 

Ich kann daher jedem, der noch die Originalfassung kennt, nur raten, sich von der Homepage die Anleitung für den Director's Cut anzusehen, auch wenn sie nicht unbedingt das ist, was ich übersichtlich und lückenlos nenne (Link unten). 

2006 setzte Kemal Yun den "Gruftmeister" mit dem Gruftmeister - Adventure fort. Hier setzte Kemal Yun seine gesamte Kreativität auf das Kampf- und Fallensystem ein. Dafür gibt's dort dann auch keine 2 Spielfiguren mehr."Gruftmeister" ist jetzt ein völlig anderes Spiel... und zwar ist es jetzt ein GUTES Spiel. Mit dem, was man 2003 gezeigt hat, hat das nur mehr Name und Outfit gemein.
Redaktionelle Wertung:

Plus

Minus

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2 bis 4
Alter: ab 10 Jahren
Spieldauer: 45 Minuten
Preis: 25,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2004
Verlag: Yun Games
Autor: Kemal Yun
Genre: Glück
Zubehör:

12 Spielplanteile
4 Spielerkarten
4 Gruftmeister
4 Gruftknechte
140 Spielsteine
1 Anleitung

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