Stonehenge

Stonehenge ist eine Spiele-Anthologie, die erste, soviel ich weiß und was auch der Verlag auf der homepage versichert, und so betrachtet vielleicht etwas milder zu beurteilen als es vielleicht nötig wäre. Unter Anthologie ist hier zu verstehen, dass mehrere Autoren (hier genau 5) rund um das Thema Stonehenge mit einheitlichem Spielmaterial (auf das sich alle zuvor auch einigten) zu einer Spielart (die jeder sich aussuchte) Spiele entwickelten. Ich mag das Thema Stonehenge, bei einem dienstlichen Englandaufenthalt hatte ich einmal Gelegenheit, das Monument zu besuchen. Schaut recht beeindruckend aus, leider ist der Spirit durch Abgrenzungen und Zäune weggesperrt, man darf die Steine nicht mehr berühren.....

Bei der Anthologie handelt es sich hier um folgende Spiele (alphabetisch nach den Autoren geordnet):

Richard Borg: Arthurs Geisterritter
James Ernest: Räumungsverkauf
Bruno Faidutti: Hohepriesterwahl
Richard Garfield: Magische Versammlung
Mike Selinker: Wagenrennen

Das Spielmaterial ist zwar oben aufgelistet und schaut auch ganz nett aus, leider ist den Autoren aber irgendwie nicht in den Sinn gekommen, die Trilithen, ohne die Stonehenge bestenfalls Henge wäre, auch wirklich Sinn bringend in die Spiele zu integrieren. Die Trilithen umzulegen und sie als Ablage für Marker zu verwenden, wie es auf der Spielzeit-homepage zu sehen ist, kann wohl nicht im Sinne der Erbauer des Monuments gewesen sein. Die Trilithen den Spielern auf der Laufbahn, wo sie gleich ein ganzes Feld an Platz benötigen, in den Weg zu stellen, lässt irgendwie auch jegliche Eleganz vermissen. Und sie nur als Marker, dass ein Spieler die Hälfte seiner Aufgabe bewältigt hat, zu verwenden, ist materialtechnisch auch eine Katastrophe. Da gefällt mir die Idee, die hohlen Säulen der Trilithen als Versteck für Stapel von runden Markern zu verwenden, einfach besser (nachzulesen auf der www.spielzeit.de - page).

Dennoch nun ein Streifzug durch die 5 Originalspiele der Anthologie, wiederum alphabetisch nach Autoren abgehandelt.

König Arthurs Geisterritter
Ein Konfliktspiel für 4-5 Spieler von Richard Borg
Für mich ist dieses Spiel eher ein Mehrheiten- und Positionsspiel, denn ein Konfliktspiel. Man setzt, kartengesteuert, Wächter aus dem eigenen Vorrat zu einem der 5 Trilithen. Für Mehrheiten an den Trilithen bekommt man bei den Wertungen (die passieren, wenn eine Trilithkarte vom Kartenstapel aufgedeckt wird) Punkte, ebenso, wenn man an jedem Trilithen zumindest einen Wächter postiert hat. Die Wächter postiert man an einem Trilithen. Nun hat man aber ein optisches Problem. Stellt man die 5 Trilithen auf, so wie es in Stonehenge ja eigentlich auch ist, und postiert die Wächter innerhalb, verdecken die Trilithen die Sicht auf manche Wächter. Setzt man sie außerhalb, passiert das ebenso. Geht man dazu über, die Wächter auf die Trilithen zu setzen, stellt man bald fest, dass da etwas zu wenig Platz ist. Auf der spielzeit – homepage sind die Trilithen umgelegt und die Wächter werden drauf gelegt. Seltsames Stonehenge…..

Alles Muss Raus!
Ein Auktionsspiel für 3-5 Spieler von James Ernest
Karten wählen, gleichzeitig aufdecken, schauen, wer die höchste gespielt hat, bis einer 20 Punkte hat.
Sehr spannend.

Der Hohepriester
Ein Politikspiel für 3-4 Spieler von Bruno Faidutti
Die 30 Felder des äußeren Kreises auf dem Spielplan werden in 7 Bereiche = 7 Schulen unterteilt, die Grenzen dazwischen werden durch neutrale Stäbchen markiert. Jeder Spieler bekommt einen Satz Scheiben und eine Zahlenkarte, die definiert die Position seines Fetischsteins, und eine Trilithkarte, die definiert die Farbe der Tabufelder des Spielers. Die möglichen Spielzüge sind recht schnell erklärt.
Einen eigenen Stein auf ein freies Feld legen.
Einen Grenzblock ein Feld verschieben und durch einen eigenen austauschen und damit fixieren.
Passen.
Das Spiel endet, wenn alle gepasst haben. Dann wird gewertet, wobei Fetischstein und Tabustein besondere Bedeutung haben. Nicht sehr berauschend….

Die Magie von Stonehenge
Ein Bluffspiel für 3-5 Spieler von Richard Garfield
Diese Variante hat uns am Besten gefallen. Es geht um das Setzen von Scheiben auf die Zahlenfelder des äußeren Rings. Kartengesteuert, aber mit einem netten Mechanismus, bei dem manchmal Nachtkarten, manchmal Tagkarten höheren Wert haben. Dies kann durch die „Wandlung der Zeit“ geändert werden. Prinzipiell darf der Spieler, der die höchste Karte gespielt hat, eine seiner Scheiben auf das Feld der gespielten Karte setzen. In jeder Runde kann nur ein Spieler gewinnen, die anderen bekommen entweder eine Strafkarte (jene, die sie spielten) oder sie haben durch Spielen der Trilithkarte angezeigt, dass sie die Niederlage ohne Kampf annehmen. Die Strafkarten werden für jeden Spieler gleich nach dem Kampf abgehandelt. Es muss nämlich eine bereits auf dem Kreis platzierte Scheibe um so viele Felder, wie die gespielte Strafkarte Wert aufweist, zurückgezogen werden. Da sich Strafkarten nicht wirklich vermeiden lassen, kann das schon ganz schön wehtun. Muss eine Scheibe über den Wert 1 zurückgezogen werden, kommt die Scheibe wieder zurück in den Vorrat des Spielers. Konnte ein Spieler alle Scheiben platzieren, setzt er seinen Trilithen als Zeichen, dass er die erste Etappe schaffte, auf den Spielplan, nimmt alle seine Scheiben zurück in den Vorrat und startet den zweiten Versuch, um das Spiel zu beenden und damit zu gewinnen. Ein nettes Spielchen, aber auch hier sind die Trilithen leider nur nutzloses Beiwerk, nicht Spielmaterial im Sinne eines Spiels.

Die Streitwagen von Stonehenge
Ein Rennspiel für 3-5 Spieler von Mike Selinker
Dieses Spiel ist, zumindest für unsere Spielrunde, das schwächste der Anthologie. Sowohl von der unklaren Spielregel als auch vom (daher interpretierten) Ablauf ist dieses Wagenrennen wirklich schlecht. Das ausgesprochen konstruierte Spiel macht keinen Spaß, hinkt und holpert, und wenn die Mitspieler der Siegerin (Regina) gratulieren, nicht zum Sieg sondern weil sie das fade Spiel endlich tot und aus macht, so spricht das Bände und absolut gegen das Spiel. Die krampfhafte Verwendung der Trilithen als Blockade der umlaufenden Bahn ist nur der Gipfel der dilettantischen Konstruktion.

Spieletester

12.03.2008

Fazit

Als Anthologie, zu der bereits weitere Spielregeln entstanden sind und weitere entstehen werden und auf www.spielzeit.de nachzulesen sind, kann der Langzeitspielspaß höher angesetzt werden als gäbe es nur die 5 Spiele in der Standardausgabe. Ich habe mich sogar zur Note 10 für den Langzeitspielspaß entschlossen. Leute, überlegt euch bitte neue Spielvarianten, sonst muss ich bald mal diese Wertung reduzieren.

Von den verfügbaren Regeln haben wir auch zwei getestet.
Der hohe Rat – von Volker Hesselmann
Artifälschungen – von Sean Fletcher

Beide haben uns recht gut gefallen, beinahe besser, als die meisten Originalspiele der Anthologie. Irgendwie bleibt einfach das Gefühl, die 5 Autoren hätten sich nicht wirklich angestrengt. Unter dem Motto „Ich bin ja nur einer von 5 Autoren“ haben sie nicht wirklich Meisterliches abgeliefert.
Redaktionelle Wertung:

Plus

Minus

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2 bis 5
Erscheinungsjahr: 2007
Verlag: Titanic Games
Grafiker: Jeff Carlisle
Genre: Bluff
Zubehör:

1 Spielbrett, 65 Spielkarten, 5 Steintore (=Trilithen), 50 Scheiben und 50 Blöcke, 6 Spielfiguren und 1 Regelheft mit 5 Spielen

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