Eclipse

Ein über Jahrtausende andauernder galaktischer Krieg ist zu seinem blutigen Ende gekommen. In einer gewaltigen Anstrengung finden alle großen raumfahrenden Spezies zueinander, um diese schrecklichen Ereignisse endgültig der Vergangenheit angehören zu lassen. Gemeinsam bilden sie den Galaktischen Rat, der für die Erhaltung des kostbaren Friedens sorgen soll. Doch trotz hektischer diplomatischer Bemühungen bilden sich bald erste Risse in der fragilen Beziehung einzelner Fraktionen und Rassen zueinander. Und die Schatten der großen Zivilisationen breiten sich erneut wie eine Finsternis über die Galaxie aus! 
Ein neuer Konflikt entbrennt. Und jene Gruppierung, die diese finale Auseinandersetzung für sich entscheidet, wird die Galaxie unter ihrer Herrschaft in eine strahlende Zukunft führen.
Jeder Spieler lenkt die Geschicke einer der sechs mächtigen raumfahrenden Zivilisationen. Im Kampf um die Vorherrschaft über den Kosmos können epische Raumschlachten geführt und diplomatische Bündnisse mit anderen Fraktionen eingegangen werden. In jeder Spielrunde werden neue Gebiete erkundet und besiedelt, Technologien erforscht sowie Raumschiffe gebaut und deren Leistungsvermögen verbessert. Auf den Reisen durch den Weltraum werden längst vergessene, machtvolle Relikte entdeckt, Monolithe errichtet und Orbitale erbaut. Heroisch geführte Schlachten führen zum Gewinn von Ansehen und durch klugen Einsatz verfügbarer Ressourcen wird der eigene Einflussbereich vergrößert. Nach Ablauf der neunten Spielrunde gewinnt der Spieler mit den meisten Siegpunkten die Herrschaft über die Galaxie.

Das Spielkonzept
Welchen Spielverlauf Eclipse auch immer nimmt: es läuft stets auf das Thema „Ressourcen-Management“ hinaus. Die meisten der fremden Welten, die es zu entdecken und zu kolonisieren gilt, verschaffen dem sie kontrollierenden Spieler Zugang zu einer der drei im Spiel verfügbaren Ressourcen Wirtschaft, Wissenschaft und Rohstoffe.
Jede Aktion sowie jedes Raumgebiet unter eigener Kontrolle muss am Ende jeder Spielrunde mit der Ressource Wirtschaft (Geld) bezahlt werden. Somit verursacht Expansion unweigerlich auch höhere Ausgaben, die für den Machterhalt im eigenen Imperium zu berappen sind.
Mit der Ressource Wissenschaft wird der Erwerb neuer Technologien bezahlt. Diese sind erforderlich, um die Leistungsfähigkeit der eigenen Raumflotte zu verbessern. Im Spiel stehen in drei Technologie-Bäumen insgesamt 24 unterschiedliche Technologien zur Verfügung. Der Erwerb einer Technologie verbilligt im zugeordneten Technologie-Baum den Erwerb weiterer Technologien.
Die Ressource Rohstoffe dient dazu, Sternenbasen, Orbitale und Monolithe zu errichten sowie neue Schiffe zu bauen und mit jenen Bauteilen auszurüsten, die durch den Erwerb neuer Technologien freigeschaltet wurden.
Je größer der eigene Machtbereich, desto höher sind zwar die Einnahmen in Form von Ressourcen, desto größer – exponentiell stark ansteigend! – sind aber auch die Kosten und Ausgaben, die zum Erhalt dieses Imperiums aufgewendet werden müssen. Einer der Gründe, weshalb ein Spieler vor Ablauf der neunten und letzten Spielrunde aus dem Spiel ausscheiden kann, ist jener, dass er sein Reich in den wirtschaftlichen Ruin geführt hat und seine Bankrotterklärung abgeben muss!

Der Spielaufbau
Zu Spielbeginn ist die Galaxie weitgehend unbekannt. In der Tischmitte wird das Sektorenfeld des Galaktischen Zentrums (das sowohl über sehr ressourcenreiche Planeten als auch über einen effizienten Selbstverteidigungs-Mechanismus verfügt) platziert. Im vorbestimmten Abstand dazu werden die Startsektorenfelder der Spieler ausgelegt – als „Startkapital“ verfügt jeder Spieler lediglich über einen Abfangjäger sowie über ein geringes Einkommen in den Ressourcen-Bereichen Wirtschaft, Wissenschaft und Technologie. Die Erkundung des Universums kann beginnen!

Die Spielrunde
Jede der neun Spielrunden ist unterteilt in die Segmente Aktionsphase, Kampfphase, Wartungsphase und Aufräumphase.

Aktionsphase
In dieser Phase können die Raumschiffe der Spieler angrenzende Hexagonalfelder erkunden und Einfluss darauf ausüben. Neue Technologien können erforscht und die Leistung von Raumschiffen in den Bereichen Schiffshülle, Schilde, Bewaffnung, Antrieb und Computer verbessert werden. Die meisten dieser Verbesserungen verlangen auch nach einer Nachrüstung im Bereich der Energiequellen, da erhöhte Leistungsfähigkeit auch höheren Energieverbrauch nach sich zieht. Abfangjäger, Kreuzer und Schlachtschiffe können gebaut und auf dem Spielbrett bewegt werden, während Sternenbasen, Orbitale und Monolithe errichtet werden, um die Verteidigung zu stärken, den Ressourcen-Zugang zu erleichtern, oder um am Ende des Spieles Siegpunkte beizusteuern. Alle beschriebenen Aktionen (Erkunden, Einfluss, Forschung, Upgrade, Bauen, Bewegung) können beliebig oft durchgeführt, müssen am Ende jeder Spielrunde jedoch auch bezahlt werden!

Kampfphase
Treffen auf einem Hexagonalfeld Einheiten verschiedener Spieler aufeinander, kommt es zum Kampf, der über den Wurf von sechsseitigen Würfeln abgehandelt wird. Unterschiedliche Waffensysteme führen zu unterschiedlich starkem Schaden. Für Ionenkanonen werden gelbe, für Plasmakanonen und -raketen orangefarbene und für Anti-Materiewaffen rote Würfel geworfen. Wenn der errechnete Wert eines Wurfes „sechs“ beträgt, trifft der Würfelwurf das gegnerische Schiff – gelbe Würfel verursachen einen Schadenspunkt, orangefarbene zwei Schadenspunkte und rote Würfel sorgen für vier Schadenspunkte. Grundsätzlich wird jedes Schiff bereits durch einen Schadenspunkt zerstört, jedoch modifizieren verbesserte Schiffshüllen und Schildsysteme des Verteidigers den Würfelwurf zum Nachteil des Angreifers.

Wartungsphase
Alle Spieler haben die Wartungskosten für ihre Zivilisation zu bezahlen (zur Erinnerung: für alle in der Aktionsphase durchgeführten Aktionen fallen Kosten an!). Danach werfen die von den Spielern kontrollierten Planeten Ressourcen-Einkünfte ab, die in der nächstfolgenden Spielrunde wieder investiert werden können.

Aufräumphase
Neue Technologien gelangen ins Spiel, in der aktuellen Spielrunde eingesetzte Kolonieschiffe werden wieder aktiviert und Bevölkerungsmarker, die bedingt durch Kampfhandlungen auf den Friedhöfen gelandet sind, stehen für die nächste Spielrunde wieder zur Verfügung.

Die Siegpunkte
Das Spiel endet nach Ablauf der neunten Spielrunde. Eine der Stärken des Spieles ist der Umstand, dass aktives Spielen durch den Erhalt von Siegpunkten in einer Vielzahl unterschiedlicher Kategorien belohnt wird: Technologie-Fortschritt, Diplomatie, Pioniergeist, Raumkampf und noch vieles mehr wird mit Siegpunkten prämiert.

Der Schlusssatz
Aufgrund der Fülle an Aktionsmöglichkeiten konnte auf viele Abläufe, die Eclipse zu einem einzigartigen Erlebnis machen, nicht eingegangen werden. Das Spiel verfügt über eine Handlungsvielfalt, die man weder der Dimension der Schachtel ansieht noch nach dem Studium des Regelheftes vermuten würde.

Der Familienstammbaum
Diese Besprechung wäre nicht vollständig, würde am Ende nicht doch die offensichtlich scheinende Verwandtschaft mit Twilight Imperium angesprochen. Obwohl beide Brettspiele der Kategorie „4X“ (explore, expand, exploit, exterminate) angehören, über dasselbe Setting verfügen und sich über weite Strecken innerhalb desselben Grundgerüstes bewegen, ist es tatsächlich so, dass beide Spiele in nur geringem Konkurrenzverhältnis zueinander stehen. Vielmehr finden sie sich am jeweils entgegengesetzten Ende desselben Spektrums wieder. Sowohl Twilight Imperium als auch Eclipse bekleiden derzeit in der „4X“-Spielkategorie völlig gleichwertig die beiden absoluten Spitzenpositionen. Gewissermaßen haben beide Spiele ihren Platz in der weit verästelten Krone desselben Stammbaumes eingenommen.

Spieletester

31.10.2012

Fazit

Es ist schwierig, Eclipse in nur eine einzige Schublade einzuordnen. Erst nach einigen Spielrunden erschließen sich die anfangs gut getarnten Elemente des Worker Placements. Und nach einigen weiteren Partien reift die Erkenntnis, dass es sich bei Eclipse im Grunde um eine Wirtschaftssimulation handelt – diese Thematik liegt jedoch sehr geschickt verborgen hinter jenen Mechanismen, die klassische „4X“-Kracher ausmachen.

Eclipse ist ein komplexes Spiel. Spielekenner und Vielspieler werden sich jedoch bereits nach einmaligem Studium des hervorragend ausgestalteten Regelheftes zurechtfinden und die Spielmuster intuitiv erfassen können. Das Spielprinzip ist einfach strukturiert und selbsterklärend. Die Spieler erfahren dabei enorme Unterstützung durch ausladend große Spielertafeln, die mit einer Vielzahl leicht verständlicher Piktogramme versehen sind und beständig den Weg durch das Spiel weisen.

Eclipse bleibt für mich ein sehr widersprüchliches Erlebnis: Es handelt sich zweifellos um ein nahezu perfektes Spiel, das es versteht, komplexe Abläufe in einer bisher noch nie dagewesenen Leichtigkeit miteinander zu verbinden, ineinander zu verzahnen und wie aus einem Guss erscheinen zu lassen. Der Autoren-Zauberspruch „Reduce to the max!“ (aus einem ursprünglich überbordenden Spielkonzept wird sämtlicher Ballast entfernt, bis tatsächlich nur „das gerade noch notwendige Maximum“ zurückbleibt) wurde von Touko Tahkokallio in einer bis dato nicht gekannten Unbeschwertheit umgesetzt. Für mich sind diese „Auslassungen“ jedoch bisher während jeder Partie spürbar gewesen, und so frage ich mich, ob Eclipse nicht noch besser sein könnte, hätte der Autor nicht so großes Augenmerk auf Reduktion gelegt. Doch das ist Jammern auf allerhöchstem Niveau unter halsbrecherischem Einsatz viel zu vieler Konjunktive. Daher zurück zu den wichtigen Dingen: Eclipse ist ein geniales Spiele-Erlebnis, in Teilbereichen herrlich innovativ und mit tollem Spielmaterial ausgestattet. In der Vollbesetzung kann die Spieldauer durchaus auch schon mal fünf bis sechs Stunden in Anspruch nehmen.

Nachdem die Nachschubtafel sowie die Spielertafeln viel Platz beanspruchen und die bis zu 44 Sektorenfelder umfassende Galaxie auch noch unterzubringen ist, wird ein seeeeeehr großer Tisch benötigt. Nach wie vor optisch nicht ganz anfreunden kann ich mich mit der zumeist wenig farbenfrohen und blassen, allzu nüchternen Ausformung des Spielmaterials und vor allem jener der Hexagonal-Felder – wobei die Spielanleitung gesondert darauf hinweist, dass die Sektorenfelder Elemente aus Aufnahmen von ESA/Hubble beinhalten. Und das ist wohl ebenfalls ein Novum in der Geschichte der Brettspiele! Das Spiel ist seit einigen Monaten auch als deutschsprachige Ausgabe erhältlich; jedoch liegen die Spielhilfen nur in englischer Sprache bei.
Redaktionelle Wertung:

Plus

  • perfekte Spielhilfen

Minus

  • für eine richtig knackige Wirtschaftssimulation zu glückslastig

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Besucherkommentare

Manu | 31.10.2012

Ich finde den Aktionsmechanismus wirklich super. Auch das man, selbst wenn man gepasst hat, noch einmal eingreifen kann finde ich super.

Und doch hat das Spiel etwas das ich nicht leiden kann. Glück! Da Spielt man 6 Stunden und dann braucht man soviel Glück. Man braucht Glück beim Nachziehen von neuen Regionen. Man braucht später Glück beim Würfeln.

Dann braucht man noch das Glück vielleicht einfach der Glückliche zu sein der komischer weise nicht angegriffen wird. So schön die Mechanismen auch sind. So ellegant das Spiel auch sein mag. Das passt nicht zusammen.



Franz Lindl (Autor der Rezension) | 01.11.2012

Ja, Manu, da hast Du zweifellos recht: ein Glücksfaktor, der manche Partien sogar entscheiden kann, ist sicher enthalten. Dennoch bleiben die Unwägbarkeiten größtenteils steuerbar.

Das wirklich Interessante an ECLIPSE ist aber, dass Du - so wie ich in meiner Rezension auch - durchaus berechtigte Kritik anbringst, den Langzeitspaß aber dennoch so hoch benotest. Mir geht es da ganz genau so!

Man hat den Eindruck, dass ECLIPSE noch besser sein hätte können, kommt aber dennoch nicht umhin, es in der vorliegenden Form trotzdem über den grünen Klee zu loben. Ist schon eine seltsame Sache...

sbso | 31.12.2016

Angegriffen zu werden hat nichts mit dem Glück im spielemechanischen Sinn zu tun, m.E., "Steuerung von Glück" in der Rezension ist das entscheidende Stichwort.

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2 bis 6
Alter: ab 14 Jahren
Spieldauer: 150 Minuten
Preis: 60,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2011
Verlag: Asmodee
Grafiker: Sampo Sikiö
Genre: Strategie
Zubehör:

198 Bevölkerungsmarker
  44 Sektorenfelder
  84 Raumschiffminiaturen
  24 Sternenbasen
  96 Einflussmarker
  18 Botschafterplaketten
    6 Spielertafeln (doppelseitig)
    1 Nachschubtafel
371 Plättchen (Technologien etc.)
  10 Spielhilfen
  18 Würfel (sechsseitig)
  32 Marker (Vorratsmarker etc.)
    2 Stoffbeutel
  16 Blankoplättchen
    1 Regelheft (32 Seiten)

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