Campus Galli

Schlüpft in die Rolle mittelalterlicher Baumeister, die ein Kloster errichten. Ora et Labora ist das Motto und mit viel Planung werdet ihr es schaffen, die gestellten Aufgaben zu erfüllen. Wer geschickt legt, clever kombiniert und die besten Bauplätze nutzt, sammelt Punkte – und vielleicht sogar den Titel „Abt“.

Aktionen, Aufgaben, Plaketten

Jede Partie verläuft über zwei Jahre, die jeweils einem kompletten Durchlauf des Ziehstapels entsprechen. Wir erhalten zu Beginn zwei Handkarten, von denen wir jeweils eine auswählen. Die Karten geben vor, welche Aktion wir durchführen dürfen – etwa ein Bauteil aus der Handwerkerablage nehmen (Labora) oder eines (mehr oder weniger) gezielt aus dem Beutel (Ora) ertasten. Das ausgewählte Teil wird auf unserer Spielmatte platziert, wobei die richtige Ausrichtung und Lage entscheidend ist.

Ziel ist es, bestimmte Aufgaben zu erfüllen. Diese werden nach Erfüllen sofort ersetzt, sodass wir den Fokus ständig neu ausrichten müssen. Außerdem variieren die Aufgaben von Partie zu Partie: Mal sollen farbige Symbole überbaut werden, mal müssen Gebäude mit einer bestimmten Anzahl an Bauteilen vollendet werden. Jede erfüllte Aufgabe bringt Punkte – wer zuerst eine bestimmte Bedingung erfüllt, darf sich die Aufgabe sichern. Klingt einfach? Nur auf den ersten Blick. Denn Bauteile dürfen gedreht und gespiegelt werden, müssen aber zu bestehenden Gebäuden passen. Außerdem dürfen wir weder über Bäume noch über bereits belegte Felder bauen. Und wer versehentlich Teile eines Gebäudes abtrennt, muss einen „faulen Mönch“ einsetzen – der kostet uns am Ende Punkte. Mehr Punkte kriegen wir hingegen durch das Einsetzen von Baumeistern, indem wir zum Beispiel Gebäude vollenden oder spezielle Symbole überbauen.

Ein Spiel mit Tiefe und Struktur

Campus Galli nimmt hierbei in den drei Leveln an Komplexität zu. Im Basisspiel sammeln wir nur Punkte und lernen das Bauprinzip. Im mittleren Level gibt es Bibliotheken, Gäste und mehr Möglichkeiten, Punkte und Minuspunkte zu sammeln. Außerdem haben wir nun Plaketten, welche unsere Aktionen begrenzen. Und auf der höchsten Stufe kommen Ereignisse wie Brände oder Seuchen hinzu, die uns ordentlich ins Schwitzen bringen.

Neben dem kompetitiven Modus gibt es auch eine kooperative Variante, in der wir gemeinsam Aufgaben erfüllen. Dabei dürfen wir uns zwar absprechen, aber nicht unsere konkreten Karten verraten. Diese Variante bringt einen ganz eigenen Reiz mit sich und belohnt vorausschauendes Teamspiel. Denn hier sammeln wir zusammen Punkte und versuchen, unseren eigenen Highscore immer höher zu bringen.

Material und Gestaltung sind funktional und stimmungsvoll zugleich. Die Illustrationen sind detailliert, ohne überladen zu sein, und die Symbolik ist (meistens) gut verständlich. Besonders die drehbaren Bauteile und das geschickte Legesystem fordern uns immer wieder neu.

Herzblut und mangelnde Qualitätssicherung

Es ist dem Autoren anzumerken, dass hier wirklich Herzblut in das Projekt geflossen ist. 10 Seiten der Anleitung beschreiben seine eigene Erfahrungen auf der echten Baustelle Campus Galli, Hintergrundinformationen zur Spielentstehung und zu den historischen Gegebenheiten und Einflüsse auf das Spiel.

Dennoch gibt es für ein Spiel aus dem Hause Huch & Friends ungewohnt viele - teils schwerwiegende Fehler - in der Anleitung. So wird konsequent von 60 Figuren gesprochen (vier Farben á 15 Figuren) - tatsächlich sind es aber 100 Figuren (fünf Farben mit jeweils 20 Figuren). 18 Karten (unerledigte Aufgabe aus Level 3) haben eine falsche Rückseite und sind als Aufgaben anstatt als Aktionskarten kategorisiert. Die Anzahl der Karten ist in der Spielübersicht falsch angegeben. Die Regeln sind nicht in der optimalen Reihenfolge angelegt (in Level 3 wird erst am Ende der neuen Regeln erklärt, dass ein gewisser Kartensatz aussortiert werden muss... zu dem Zeitpunkt ist er aber schon lange mit den anderen Karten gemischt...) Ein Glossar mit allen Karten und Aktionen am Ende der Regeln wäre wünschenswert gewesen. So bleibt einem nur ein ständiges Hin- und Hergeblätter.

Spieletester

Fazit

Ach Schade! Campus Galli hätte problemlos eine 9 mit Tendenz zur 10 werden können, hätten sich da nicht so viele kleine (und leider auch größere) Fehler in die Anleitung eingeschlichen.

Das Spielprinzip (quasi ein Mittelalter-Tetris im Klosterbau) mit seinem Ora (bitte, bitte, lass mich die richtige Farbe aus dem Beutel ziehen!) und Labora (ich brauch zwar länger, als ein Gebet, aber ich nehm mir genauuuuuu... dieses Teil!) funktioniert tadellos. Der (auch gemeinsame) Wettlauf auf Punkte mit den Bausegmenten und später mit den Besuchern und Büchern hat schon fast einen magischen Sog. Auch die Aufteilung der Spielmechaniken in drei Level ist clever. So werden Neulinge nicht direkt überfordert, aber ein stetiger Anstieg der Komplexität ist gegeben. Die Kehrseite dieser Designentscheidung ist, dass Regeln, welche in Level 1 noch gelten, sich später als "Platzhalterregeln" herausstellen und keine Anwendung mehr finden. Wir müssen also bereits bekannte Spielmechaniken in den späteren Level wieder vergessen. Das führt häufiger zum "ins Regelwerk" schauen. Und dieses ist leider, wie schon erwähnt, die Schwachstelle im Spiel. (An dieser Stelle möchte ich meiner Verwunderung zum Ausdruck bringen, warum von so einem renommierten Verlag immer noch keine Errata veröffentlicht wurde (Stand 16.04.2025).)

 Und obwohl ich von diesen vielen Detailfehlern echt enttäuscht bin, bleibt Campus Galli ein gutes Spiel, das ich trotz der Fehler empfehlen kann. Wer über diese hinwegschauen kann, erhält sogar ein sehr gutes Spiel!

Redaktionelle Wertung:

Plus

  • Komplexität nimmt immer weiter zu
  • schönes Tetris-Spiel
  • gelungene "Ora et labora"-Umsetzung
  • kompetetiver und kooperativer Modus funktionieren beide gut
  • viele Hintergrundinformationen zum "echten" Campus Galli

Minus

  • fehlerhafte Karten
  • fehlerhafte Zubehör-Auflistung
  • Regeln müssen teilweise wieder vergessen werden

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2 bis 4
Alter: ab 10 Jahren
Preis: 45,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2024
Verlag: HUCH & friends
Autor: Steffen Bogen
Grafiker: Harald Lieske
Zubehör:

1 Spielplan
1 Tableau Aufgaben des Abts
4 Spielertableaus
1 Beutel
ca 50 Klosterplättchen
100 Holzmönche
222 Karten
ca 50 Aktionsplättchen
1 Spielanleitung

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