Imperium: Legenden

Normalerweise sind wirklich gute Zivilisations-Spiele ordentliche Brecher mit viel Spielmaterial und langer Spieldauer. Imperium: Legenden beweist, dass es auch anders geht.

Jeder der Spieler übernimmt die Führung eines der im Spiel enthaltenen acht, sich völlig unterschiedlich spielenden, Völker und versucht über eine nicht festgelegte Anzahl von Spielrunden das eigene Start-Kartendeck während der Partie durch Deckbau so zu erweitern und zu optimieren, dass er nach dem Eintreten einer der drei allgemeinen Siegbedingungen die meisten Siegpunkte verbuchen und so den Spielsieg erringen kann.

Der gesamte Spielaufbau und -ablauf ist mit dem Schwester-Spiel Imperium: Klassik identisch. Deshalb kann die Beschreibungen des eigentlichen Spielablaufs gern in der entsprechenden Rezension von Imperium: Klassik nachgelesen werden.

In dieser Rezension möchte ich deshalb vor allem auf Unterschiede zwischen den beiden jeweils eigenständigen Spielen eingehen. Der augenscheinlichste Unterschied besteht in den beiliegenden acht neuen Völkern mit ihren Völkerkarten sowie den angepassten allgemeinen Karten für die Marktauslage. Spielmechanisch macht Imperium: Legenden hingegen nichts anders und auch die Ausstattung ist absolut identisch. Sogar die Regelhefte für das normale Spiel und das Solo-Spiel sind gleich.

Die Völker (Utopisten, Avalonier, Atlanter, Ägypter, Minoer, Maurya, Olmeken und Quin) schrauben nicht nur den Schwierigkeitsgrad teilweise deutlich in die Höhe, sondern benötigen oft auch während des Spiels eine komplett andere Herangehensweise. Bestes Beispiel sind die Atlanter, welche direkt als Imperium starten und statt des Geschichtsstapels einen Überflutungsstapel haben oder aber die Utopisten, die weder den herkömmlichen Volksstapel noch Aufstiegskarte oder Entwicklungskarten haben, um ihr Deck zu verbessern.

Zwar sind auch die beiliegenden, allgemeinen Karten neu bzw. haben vielfach andere Effekte, aber sie spielen sich nicht anspruchsvoller oder anders als die allgemeinen Karten aus Imperium: Klassik. Insofern ist es vollkommen egal, aus welcher Box die Marktkarten stammen, wenn Klassik- und Legenden-Völker aufeinander treffen. Allerdings sollte man in diesem Fall vor einer Partie darauf achten, dass die Völker die als Hauptprotagonisten auftreten nicht auch als Gefolge in den allgemeinen Karten enthalten sind. In diesem Fall sollten sie gegen beliebige andere Gefolge-Völker ausgetauscht werden.

Fazit

Auch Imperium: Legenden vereint wieder auf gekonnte Art und Weise ein Zivilisationsspiel mit der Spielmechanik des Deckbaus, legt aber im Vergleich zu Imperium: Klassik nochmal ein paar Schippen Komplexität und Anforderung obendrauf. Völker wie die Utopisten, Avalonier oder Atlanter spielen sich deutlich anders und nicht unbedingt so intuitiv wie man das von den meisten Völkern aus Imperium: Klassik gewohnt ist. Deshalb ist es hier umso wichtiger, sich vor dem Spiel erst einmal ausgiebig mit den jeweiligen Spielweisen der Völker zu beschäftigen. Da die jeweiligen Völker im Regelheft leider nur kurz vorgestellt werden, muss man einiges an Zeit und Partien investieren und sich den Erfolg im Spiel quasi regelrecht erarbeiten. Imperium: Legenden ist also definitiv nichts für Einsteiger, diese sollten sich erst einmal an den Völkern der Klassik- Ausgabe ausprobieren.

Imperium: Legenden ist ein Expertenspiel, für welches man Zeit mitbringen sollte. Nicht nur für eine Partie an sich, sondern auch für den Einstieg ins Spiel selbst. Sich in die einzelnen Völker einzuarbeiten, Details zu entdecken und auszunutzen macht den Reiz dieses wirklich guten Spiels aus. Meint man anfangs noch ein rein mechanisches Konstrukt vor sich zu haben, enthüllt sich jedoch im Laufe der Zeit Stück um Stück die gut gelungene thematische Einbettung der Völker. Allerdings stellt sich das Spiel durch seine schlechte Regel und einige redaktionelle Fehlentscheidungen selbst ein Bein und die Zugänglichkeit unnötig schwer. Wer jedoch schon Imperium: Klassik gemeistert hat, das Spielprinzip mag und neue, anspruchsvollere Herausforderungen sucht, kann hier bedenkenlos zugreifen.

Redaktionelle Wertung:

Plus

  • extrem hoher Wiederspielwert da sich jedes Volk anders spielt
  • Schwierigkeitsgrad durch Völkerwahl skalierbar
  • viele Möglichkeiten, um an Siegpunkte zu gelangen
  • sehr guter Solo-Modus
  • abwechslungsreiche Illustrationen sämtlicher Karten
  • Legenden-Völker können problemlos gegen Klassik-Völker spielen

Minus

  • lange Spieldauer durch hohe Downtime
  • geringe Interaktion
  • schlecht strukturiertes Regelheft, dadurch schwieriger Einstieg
  • hoher Platzbedarf
  • nichts für Imperiums-Einsteiger

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 1 bis 4
Alter: ab 14 Jahren
Spieldauer: 40 bis 160 Minuten
Preis: 40,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2022
Zubehör:

24 Karten (Maurya)

25 Karten (Qin)

23 Karten (Ägypter)

23 Karten (Minoer)

22 Karten (Atlanter)

26 Karten (Olmeken)

29 Karten (Avalonier)

21 Karten (Utopisten)

83 Karten (Allgemein)

4 Status-Karten

Sonnenwende-Karte

Dreiteilige Marktleiste

Würfel (W6)

21 Erschöpfungs-Plättchen

18 Aktions-Plättchen

6 Zahlen-Plättchen

39 Rohstoff-Plättchen

39 Bevölkerungs-Plättchen

39 Fortschritts-Plättchen

Spielregel

Spielregel-Solospiel

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