Fog: Escape from Paradise

Ich erinnere mich noch gut an den Kino-Thriller "FOG: Nebel des Grauens".
Kein wirklich guter Film.
Nun habe ich mit "FOG: Escape from Paradise" zu tun.
Ein gutes Spiel?

XOLLOX Games - der Verlag des Autors - fiel mir mit dem Erstling schon während der Spiel 2024 in Essen auf. Mit viel Enthusiasmus erklärte er das Spiel auf einer übergroßen Variante und konnte entsprechend Aufmerksamkeit auf sich und sein Produkt ziehen. Nachdem ich es nun zu rezensieren habe ärgert es mich ein wenig, dass ich mich nicht von Robert während einer Testpartie einschulen ließ.
Das hätte wohl auch gleich geholfen um die in der Box befindliche Ausstattung zu identifizieren.
Und auch die Bewegungsregeln sind nicht ohne...

Ist es S, F, M oder L?
Das Spiel existiert in den Konfektionsgrößen S für small, M für medium und L für large. Dahinter verstecken sich hauptsächlich Varianten für unterschiedliche Spielerzahlen. S für 4, M für 5 und L für 6 Spieler. Zudem existiert - das wird von Kickstarter-Projekten mittlerweile erwartet - eine Deluxe-Variante mit 30 Hindernissen sowie Miniaturen der Anführerin Vanexy und des Ältesten Loxior in 3D. 
Meine Version ist S ohne Zusätze oder Erweiterungen, die getrennt erhältlich sind.
F steht für flex und bezieht sich auf die flexible Gestaltung des Strandabschnitts.
Ich habe fast den Eindruck, die Spielanleitung ist schwieriger zu lesen als das Spiel zu spielen...

Insulaner auswählen und retten
Der Spielaufbau ist letztlich recht einfach. Der Spielplan wird zusammengebaut und in jede Reihe am Strand legt man die definierte Anzahl Hindernisse (Büsche, Treibholz, Felsen) und soviele Insulaner, sodass die am Spielplan notierte Anzahl von Positionen frei bleiben. Ich fürchte, beim gezeigten Spielaufbau in der Anleitung wurden Fehler in den Reihen G und H gemacht. Die Info 2/1 bedeutet eigentlich: 2 Hindernisse, 1 Freiplatz. Den Freiplatz gibt es aber nicht in Reihe G und in Reihe H ist ein Freiplatz zu viel. Solche Fehler sind ärgerlich.
Der Strand ist also mit Hindernissen und 32 zu rettenden Insulanern gefüllt, ein paar Lücken erlauben die Bewegung der Inselbewohner.
Im Meer warten drei Rettungsboote in unterschiedlichen Farben. Blau, grün und rot sind sie lackiert und nehmen besonders gerne Insulaner entsprechender Farbe an Bord. Das wird auch besonders großzügig mit Rettungspunkten belohnt.
Hinter dem Strand wartet schon der Nebel, der einerseits dem Spiel den Namen gibt und im Spiel den Insulanern immer näher kommt, zu langsame Insulaner verschlucken wird und dem entsprechenden Spieler dann Minuspunkte beschert.

Insulanerdrafting
Nach Ermittlung der Spielreihenfolge - sie wird auf dem Zugtableau fixiert - suchen die Spieler in gekippter Reihenfolge jeweils einen Insulaner aus und markieren diesen mit einem Farbring. Das klappt gut. Natürlich werden vorrangig Insulaner "gedraftet", wie der Autor es nennt, die schon nahe den Booten sind. Natürlich achtet man auch auf die Sonderfähigkeiten der Insulaner und weiter weg von den Booten sind auch die freien Strandfelder und die Hindernisse zu beachten.
Haben alle Insulaner am Strand einen potentiellen Retter - sie haben quasi einen farbigen Rettungsring - endet diese Phase und die Bewegungsphase beginnt. Das Zugtableau hilft dabei und zeigt immer an, wer am Zug ist und wann der Nebelmarker und damit später auch der Nebel näher kommt. Das ist klug gemacht, das würde ich mir auch bei anderen Spielen wünschen.

Die Bewegung der Insulaner
Bewegung kostet Bewegungspunkte. 
In jedem Zug hat ein Spieler sieben zur Verfügung, das wird mit einem Marker auf der Zugleiste markiert und der Verbrauch wird nachgehalten. Die Bewegung auf ein freies Nachbarfeld (rennen) kostet einen Punkt, das Überspringen einer Figur auf das freie Feld dahinter - Halma lässt grüßen - kostet ebenso drei Punkte wie der Platztausch mit einem Nachbarn oder das Schieben (nur selten gut nutzbar) von einem oder zwei Insulanern. Die teuersten Bewegungen kosten vier Punkte und nennen sich zwängen (zwischen zwei Insulanern, Hindernissen, Wald durch auf ein freies Feld dahinter) und überqueren (über ein Hindernis springen). Alle Bewegungsaktionen außer dem Rennen und dem Platztausch können durch Insulaner mit der entsprechenden Fähigkeit billiger - nämlich um nur zwei Bewegunsgpunkte - ausgeführt werden.
Zusätzlich gibt es den multitalententierten Insulaner mit der Markierung "3", der auch die teuren Bewegungen um drei Punkte ausführen darf sowie jene mit viel Ausdauer (+1), die nach dem Zug ein Extrafeld rennen dürfen. Wann die Extrabewegung erfolgen darf, ist nicht so wirklich gut geregelt. Die Anleitung spricht vom "Ende des Zugs".
Ist damit der komplette Spielzug des Spielers gemeint?
Oder ist nur das Ende der Bewegung des Insulaners mit Ausdauer gemeint?

Wirklich kompliziert werden die Bewegungsoptionen, wenn sich Insulaner im Bereich Strand und Ufer treffen und auch auf den Booten sind die Bewegungsoptionen nicht wirklich klar und schon gar nicht intuitiv. Leider ist auch die Regel hier nicht klar genug. 

In die Boote einsteigen
Die zwei oder drei billigen Plätze im Heck können vom Strand direkt erreicht werden und es heißt in der Regel, es darf nicht mehr verlassen werden. Auch das Boot darf nicht mehr verlassen werden.
Heißt das, ich darf nicht mehr an den Strand zurück?
Heißt das, ich darf nicht vom Heck auf Plätze im Boot gehen?
Heißt das, ich darf nicht von einem Boot in ein anderes wechseln?
Auch hier ist die Spielanleitung mehr als ungenau.

Wichtig ist, dass die Insulaner im Punkte bringenden Bootsbereich entsprechend ihrer Profession nur die reservierten Plätze einnehmen dürfen. Der Häuptling - optisch weiblich dargestellt - sitzt am Bug jedes Boots und bringt viele Punkte. Der Vorteil der Häuptlinge: Pro Boot gibt es nur einen, niemand sonst darf den Platz im Bug besetzen, einsteigen eilt also nicht besonders. Nach hinten gegen das Heck zu werden die Plätze billiger. 
Wichtig für die Wertung ist zusätzlich, dass ein Spieler seine Insulaner in die farblich passenden Boote bringt. 

Und ganz wichtig ist, dass der Nebel möglichst wenige Insulaner verschluckt. Denn das bringt viele Minuspunkte. 
Dagegen aufgerechnet werden noch die Vorbereitungspunkte. Jeder neue Insasse in einem Boot bekommt einen der Marker vom Bug des Boots. Diese sind abwärts kleiner werdend sortiert, der erste im Boot bekommt den wertvollsten Marker, schließlich muss er die meiste Arbeit im Boot für das Auslaufen leisten.

Das Spiel endet, wenn der Nebel das Ufer erreicht oder kein Spieler noch Insulaner hat, die er bewegen kann.
Die Boote legen ab und die Wertung folgt.

Spieletester

Fazit

Der Spielaufbau ist clever gemacht und auch die Insulanerauswahlphase gefällt.
Das Zugtableau ist eine gute Idee und unterstützt beim Spiel.
Die Bewegungsoptionen auf dem Strand sind inklusive Nebelhandling verständlich. 
Im Grenzbereich zwischen Strand, Ufer und Wasser und auch in den Booten wird es unlogisch und hakelig. Man hat immer wieder das Gefühl etwas falsch zu machen. Die Regel ist generell nicht besonders gut aufgebaut und unpräzise, die vielen Optionen für fortgeschrittene Spieler machen das Spiel nicht wirklich besser.

Das Setup ist durchaus interessant, eine professionelle redaktionelle Bearbeitung hätte dem Spiel sicher gut getan.

Irgendwie schade, denn Material, Illustration und mit Abstrichen die Mechanismen sind durchaus ansprechend.

Redaktionelle Wertung:

Plus

  • Gut illustriert und gutes Material
  • Nettes Thema und Setup
  • Nebelhandling funktioniert gut
  • Gut verwendbares Zugtableau
  • SOLO-Variante (nicht gespielt)
  • Sehr flexibler Spielaufbau

Minus

  • Schwache, ungenaue Spielregel
  • Unlogische Bewegungsoptionen
  • Spielablauf etwas antiquiert

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 1 bis 4
Alter: ab 10 Jahren
Spieldauer: 45 bis 75 Minuten
Preis: 32,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2023
Verlag: Xollox Games
Genre: Wettlauf
Zubehör:

1 Strand-Spielplan
6 Wasserplättchen
1 Zugtableau
4 Spielerhilfen
4 Bewegungs-Punkteleisten
1 Nebelwand + Ständer
32 Insulaner in 3 verschiedenen Farben
3 x 8 Hindernisse (Felsen, Treibholz, Busch)
8 Bootswertungen
14 Vorbereitungsboni
1 Nebelmarker
1 Zugsmarker
4 Start- / Siegplättchen
12 Einzelplättchen
8 Doppelplättchen
8 Dreierplättchen
In den 4 Spielerfarben:
10 Spielsteine
2 Spielermarker
2 Zählsteine
für die Solo-Variante:
3 Volksbewegungspunkte
3 Volksmarker
für die Optionen:
20 individuelle Bootswertungen
16 individuelle Strandwertungen
2 Sanduhren (60 Sekunden)
Spielanleitungen (deutsch, englisch)

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