Jekyll vs. Hyde

„There′s a demon inside, just like Jekyll and Hyde!“ Seid ihr bereit euch euren Dämonen zu stellen? Dann willkommen zum großen Showdown, hier wird sich zeigen, wer die Oberhand hat. Fragt sich nur welche Rolle ihr in diesem Schauspiel einnehmen werdet, seid ihr der angesehene, eher harmlose Dr. Jekyll oder doch die gefürchtete Bestie Mr. Hyde?

Neugier zu unterdrücken ist das Eine...

Wer sticht hier wen aus, Dr. Jekyll Mr. Hyde oder andersherum? Das ist die Frage und der Begriff "Ausstechen" trifft es hier bereits sehr gut, denn bei Jekyll vs. Hyde handelt es sich um ein etwas anderes Stichspiel. Die Ziele der beiden Fraktionen erstrecken sich dabei ebenso in entgegengesetzte Richtungen: Dr. Jekyll versucht eine möglichst perfekte Balance in die Stiche einzubringen, während Mr. Hyde sich ein möglichst großes Ungleichgewicht herbeisehnt, sprich, dass im Idealfall er selbst oder sein Gegenüber sämtliche Stiche für sich beansprucht. Die Differenz der zehn möglichen Stiche jeder Runde werden in Bewegungen für die Identitätsfigur am Brett umgewandelt, wobei sich diese nur gen Ziel für Mr. Hyde bewegt. Erreicht diese, nach drei Partien, also gesamt 30 Stichen, das letzte Feld, so gewinnt das Biest; sollte die Figur aber auf irgendeinem Feld davor zu liegen kommen, so obsiegt der Doktor.

Die Regeln sind dabei grundsätzlich denen eines klassischen Stichspiels nachempfunden. Drei Farben, mit den Zahlen Eins bis Sieben, müssen gespielt und möglichst mit derselben Farbe bedient werden. Dabei aber gewinnt die höherwertige Farbe über die niederwertige, unabhängig von der Höhe der Zahl darauf. Diese Rangordnung ergibt sich jede Runde jedoch erst durch das Ausspielen der Farben selbst, wobei die Erstgespielte zur schwächsten und die Letztgespielte zur stärksten erhoben wird. Drei Marker symbolisieren dabei die Rangordnung.

Als Zusatz bringen vier Trunkkarten noch extra Chaos mit in die Partie. Diese können jederzeit gespielt werden und gelten entweder als die Farbe, zu der diese bedient werden, oder, wenn zuerst gelegt, als gewunschene Farbe. Jede Trunkkarte, wenn nicht parallel mit einer anderen Trunkkarte ausgespielt, verfügt dann über einen zusätzlichen Effekt je nach angenommener Farbe, so kann dies zum Austausch zweier Handkarten, der Neuanordnung der Farbrangordnung oder zur Aushändigung eines zusätzlichen Stiches an den Stichsieger dieses Zuges führen. Und als wäre das noch nicht Chaos genug müssen, zu Beginn jeder der drei Runden, ein bis drei Handkarten, mit dem Gegenspieler ausgetauscht werden. Ein wahrlich unerbittlicher Kampf!

Spieletester

29.09.2024

Fazit

…sie zu besiegen etwas Anderes

Willkommen zu einer cleveren, neuartigen Variante des althergebrachten Stichspielprinzips! Ein Konzept, das heutzutage in unzähligen Facetten am Markt zu finden ist, darunter vertreten auch sämtliche Komplexitäts- und Schwierigkeitsstufen. Jekyll vs. Hyde reserviert sich auf dieser Treppe einen Sonderplatz, da es einerseits wirklich interessante Abänderungen bietet aber auch das üblicherweise für mehrere Spieler ausgelegte Konzept auf ein Eins gegen Eins ummünzt. Duellen kann man nun eher freudig oder kritisch gegenüberstehen, das ist Geschmackssache der Spielenden, doch innovative Mechaniken sollten in den meisten Interesse wecken. Neben einer gewissen Neugestaltung eines klassischen Konzeptes mit erfrischenden, neuen Inhalten, gilt ein Augenmerk aber auch ganz besonders dem Design des Inhalts, denn dieser ist szenisch einfach exzellent und schön anzusehen! Speziell die massive Figur aus Metall, welche Dr. Jekyll und Mr. Hyde als eine Person repräsentiert, hat uns dabei richtig zugesagt.

Nicht zu unterschätzen ist in diesem Werk aber auch der Umfangsreichtum des Spielkonzeptes, denn trotz simplen Regeln und klassischem Grundbaustein als Stichspiel, greifen hier viele der Inhalte so ineinander, sodass eine nicht zu unterschätzende Komplexität allgegenwärtig erscheint. Jeder noch so kleine Zug beinhaltet dabei die Möglichkeit den glorreichen Sieg, aber auch eine zerschmetternde Niederlage, für sich zu beanspruchen. In dieser Zusammenschau bildet Jekyll vs. Hyde eine sehr spezielle Eigendynamik aus, die, passend zur Thematik, eine gewisse Zweischneidigkeit aufweist. Einerseits bleibt die Spannung, speziell in stark kompetitiven Partien, bis zum allerletzten Zug aufrechterhalten und jeder einzelne Kartenwurf muss extrem gut überlegt sein; andererseits aber kann dies auch zu plötzlichen, devastierenden Wendungen führen, die sich eher wie ein unglücklicher Zufall als ein taktischer Sieg anfühlen.

Über die Balance zwischen den beiden Fraktionen lässt sich streiten. Wir machten die Erfahrung, dass dieses Spiel wirklich vollständig davon abhängig ist, wie gut jemand das Spielgeschehen im Kopf mitverfolgen kann, sprich, jemand der diese Erfahrung nur als gemütliche Spielerei nebenbei gegen einen stark kompetitiven Gegner macht, wird in sämtlichen Partien stark unterlegen sein und nur wenige Schritte nahe dem Sieg entgegenkommen. Auch völlig unabhängig von der gespielten Rolle! In Partien mit ausgeglichenen Skill-Leveln der Spielenden jedoch würden wir die Rolle des Mr. Hyde generell als geringfügig schwieriger erachten, jedoch, aus unserer Sicht, allgemein kaum beachtenswert. Wir empfanden das Spielerlebnis einfach am besten ausgeglichen, in jenen Partien, in denen wir die Siegvorgabe für Mr. Hyde um einen Stich reduzierten, wobei dies aber ganz bestimmt abhängig von den Duellierenden ist.

Zwei Seelen wohnen, ach, in unserer Brust, denn Jekyll vs. Hyde ist gesamt ein wirklich gut überlegtes, schön gestaltetes und erfrischend anderes Stichspiel in Duellform, dessen recht gewöhnungsbedürftige Spieldynamik sowohl Segen als auch Fluch sein kann. Einzelne Züge beinhalten gewaltiges Potential das gesamte Spiel zu kippen, was einerseits eine konstante Spannung aufbaut, sich aber in manchen Situationen auch als recht willkürliches Geschehen äußern kann. Inmitten des Umfangreichtums, der recht wenigen Inhalte, fühlt sich zusätzlich auch die Balance der beiden Fraktionen nicht ganz klar gleichranging an, wobei hier ein gewaltiger Bias aus dem Siegesehrgeiz und dem Unterschied des Könnens der beiden revalierenden Fronten entsteht. Jekyll vs. Hyde: Potential für ein episches Erlebnis, doch bestimmt nicht jedermanns Fall!

Redaktionelle Wertung:

Plus

  • spannende Abänderungen in einem klassischen Stichspiel
  • schönes Design, speziell die Identitätsfigur
  • umfangreicher als der erste Schein vermuten lässt

Minus

  • etwas gewöhnungsbedürftige Spieldynamik
  • nicht perfekt ausbalanciert

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2
Alter: ab 14 Jahren
Preis: 20,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2020
Autor: Geon Il
Zubehör:

1 Regelheft (8-seitig)

1 Spielbrett (mit Identitätsleiste)

1 (massive) Identitätsfigur Dr. Jekyll & Mr. Hyde

3 Spezialplättchen

25 Karten; darunter:

  - 4 Trunkkarten

  - 21 Wesenskarten (je 7 pro Farbe)

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