Holding On - Das bewegte Leben des Billy Kerr

Billy Kerr, ein Patient wie er dem Palliativteam täglich begegnet. Ein Mann dessen Uhr nicht mehr viele Runden drehen wird. Doch wer ist er? Was hat er erlebt? Wie ist seine Geschichte? Fragen, zu denen es schon sehr bald keine Antworten mehr geben wird.

Auch ihm ist dieser Umstand sehr wohl bewusst. Ihr seid hin und her gerissen: Tabletten oder ein offenes Ohr? Wie kann man dem Lebensende dieses Herren wohl so angenehm wie möglich bereiten?

Nicht dem Leben mehr Tage, sondern den Tagen mehr Leben schenken

Achtung: Holding On - Das bewegte Leben des Billy Kerr ist kein klassisches Gesellschaftsspiel, in dem ihr euch in einer heiteren Runde amüsiert. Vielmehr ist es ein Drama, das zu denken anregt und dabei einen Bruchteil des stressigen Lebens von Krankenpflegern auf einer Palliativstation darstellt. Und das alles rund um die Lebensgeschichte des sterbenden Patienten Billy Kerr!

Zehn Szenarios gilt es zu erleben, in denen ihr nach und nach mehr zu eurem Patienten erfahrt. Eine Runde ist erfolgreich absolviert, sobald ihr das szenarienabhängige Ziel erfüllt habt, wogegen ihr bei Billys Verlegung, durch den Erhalt von zwei oder mehr Verwarnungen, oder seinem Ableben versagt. Wie sich bereits hier zeigt, versucht ihr allesamt gemeinsam diesem Patienten die bestmögliche Versorgung zu bieten.

Mit Hilfe der Spielfiguren stellt ihr Pflegekräfte, Aushilfen und Aushilfen auf Abruf dar, die sämtliche eurer Aktionen ermöglichen. Unter den Figuren auch eine für Billy selbst, zum Darstellen seines aktuellen Gesundheitszustandes. Jede Schicht besteht aus drei Phasen, in denen jeweils eine Patientenkarte gezogen wird, die euch zwei Optionen bietet: medizinische oder palliative Versorgung leisten. Beides kann nur geschehen, wenn ihr auch Personal dafür einsetzen könnt! Medizinische Versorgung hält Billys Lebenspunkte stabil oder regeneriert diese sogar im Austausch mit Versorgungsmarkern, letztere erhaltet ihr durch die palliative Versorgung aber auch auf anderen Wegen. Aber Achtung! Manchmal treten auch Notfälle ein, welche Herrn Kerrs Lebenskraft rasch reduzieren können und sowohl viel Personal, als auch Versorgung benötigen. Daneben ist es auch nötig euer Personal effizient einzusetzen, denn diese können Stress anhäufen, was dann dazu führen kann, dass diese weniger effektiv arbeiten oder sogar einen Tag nach Hause geschickt werden müssen und ihr dadurch eine eventuelle Minderversorgung des Patienten riskiert, durch die ihr Verwarnungsmarker erhalten könntet.

Durch palliative Versorgung kommen eure Pflegekräfte mit Billy ins Gespräch und ermöglichen es dadurch, vage Erinnerungen zu sammeln. Diese stellen unvollständige Illustrationen mit kurzen Textpassagen aus Herrn Kerrs Leben dar. Im Verlauf ist es möglich, diese durch genaueres Nachfragen in klare Erinnerungen umzuwandeln - üblicherweise euer Ziel! Neben all diesen erwähnten Inhalten finden sich noch andere im Spiel, wie zum Beispiel das Telefon, dessen Effekte es euch ermöglicht, Billys Leben noch genauer zu beleuchten.

Wie auch immer eure Entscheidungen aussehen werden, eines ist klar: das Unvermeidliche ist nicht aufzuhalten. Es liegt ganz an euch, Billy eine möglichst schöne letzte Zeit zu bereiten und einen Teil des von ihm bereits gegangenen Weges zu erleben. Am Ende des Tages ist Empathie und ein offenes Ohr häufig die beste Medizin, die unsere moderne Medizin zu bieten hat.

 

Spieletester

30.06.2024

Fazit

Das Ende – auch nur ein Anfang?

Wo wollen wir dieses Fazit denn am besten beginnen? Gleich mit dem problematischsten Aspekt, der sich durch praktisch jede Runde des Spiels zieht: der Glücksfaktor! Sowohl der Erhalt von Erinnerungen, als auch die Stationsereignisse sind zu einem gewaltigen Anteil einfach nur glücksabhängig, sprich: ob ihr von etwas profitiert oder es schlimme Konsequenzen mit sich bringt, das könnt ihr kaum beeinflussen und euch auch nur gering darauf vorbereiten. Dieser Punkt zieht sich nicht nur durch eine Runde, sondern praktisch durch die Gänze der Szenarien. Da auch sämtliche Erinnerungen wieder zurückgemischt werden und alle Events gleich bleiben, fühlt es sich, trotz ganzer zehn Szenarien, unheimlich repetitiv an und ein Fortschritt in der Geschichte des tragischen Protagonisten ist damit auch nicht wirklich gegeben.

Leider aber hapert es zusätzlich auch etwas am Spielgeschehen selbst, denn die Spieranzahl ist praktisch bedeutungslos. Egal ob ihr es alleine oder mit 20 Personen spielen solltet, es entscheidet praktisch sowieso eine einzelne Person über alle Entscheidungen und viele diverse gibt es auch gar nicht zu treffen. Zumeist macht nur eine Option überhaupt Sinn oder alle Möglichkeiten sind gleich rentabel. Klar, da der größte Teil einfach nur aus Glück besteht. Man könnte häufig genauso gut einfach eine Münze werfen, das Ergebnis als auch das Erlebnis würden sich dadurch kaum verändern. Ich wage sogar zu behaupten, dass man in aller Ruhe, alleine beim Steuern mehrerer Pflegekräfte, das Maximum aus dem Geschehen herausholen könnte.

Auch wenn nun im Gesamtbild ein eher Negativeindruck entsteht, möchten wir an diesem Punkt nochmals die wirklich schöne Grundidee des Werks und das sehr unübliche Gesamtkonzept hervorheben. Auch die grafische Gestaltung hat uns recht zugesagt. Das Prinzip ist extrem spannend und vielversprechend, doch die Umsetzung gestaltet sich leider wenig spektakulär. Mit viel Herzschmerz können wir dieses Spiel jedoch nicht empfehlen! Sollte es euch dennoch ansprechen, dann empfehlen wir zuvor eine sehr genaue Recherche anzustellen, sodass ihr keine enttäuschende Überraschung erfahrt.

Redaktionelle Wertung:

Plus

  • recht viele Szenarien (10)
  • passende, grafische Gestaltung
  • superschöne, unübliche Grundidee

Minus

  • fast vollständig vom Kartenglück abhängig
  • leider extrem repetitiv in sämtlichen Szenarien
  • fraglicher Fortschritt in der Geschichte
  • fühlt sich eher wie ein Einzelspieler-Erlebnis an

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2 bis 4
Alter: ab 14 Jahren
Spieldauer: 45 bis 60 Minuten
Preis: 28,99 Euro
Erscheinungsjahr: 2018
Verlag: Hub Games
Grafiker: Bryn G. Jones
Zubehör:

1 Regelheft (12-seitig)

1 Spielplan

1 Schichtleitertableau

10 Figuren (Billy, Pflegekräfte, Aushilfen & Aushilfen auf Abruf)

1 Telefonplättchen

2 Verwarnungsmarker

10 Fortschrittsmarker

12 Stressmarker

24 Versorgungsmarker

35 "Klare Erinnerungen"-Karten

35 "Vage Erinnerungen"-Karten

39 Patientenkarten

72 Szenariokarten (doppelseitig)

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