Piatnik schickt uns in seiner „Crime Scene“-Reihe in unterschiedliche Epochen, um dort Verbrechen aufzuklären. Im vorliegenden Spiel verschlägt es uns ins viktorianische London.
Whitechapel, London. 13. Dezember 1892
Die Schrecken, die Jack the Ripper verbreitet hat, sitzen uns Londonern immer noch in den Knochen. Gerade als wird dachten, diese grausame Zeit hinter uns gelassen zu haben, scheint es wieder so weit zu sein.
Wir werden in die Dorset Street gerufen. Das Mädchen sieht aus, als würde es sich in der Gasse nur ausruhen. Doch schon auf den zweiten Blick wird klar, dass hier Schreckliches geschehen ist.
Das ehemals weiße Kleid ist blutgetränkt. Dass dieses Wesen einst ein Gesicht trug, ist nur noch zu erahnen. Wir kämpfen damit, unseren Würgereiz zu unterdrücken.
Um das ganze besser verdauen zu können, lassen wir unsere Gedanken abschweifen und stellen uns vor, wir hätten es hier bloß mit einem Spiel zu tun…
Unser Werkzeug: durcheinander
Doch bevor wir unsere Gedanken sortieren, sortieren wir erst einmal das Spielmaterial. Unser Indizien-Stapel, auf der uns neben einem Sensenmann die Zahl 31 entgegenleuchtet, macht uns stutzig. Nein, dass „Start“ die letzte Karte ist, ergibt keinen Sinn. Also, alle Kartenstapel wurden verkehrt herum eingepackt und müssen, vor allem aber der Indiz- und der Reputations-Stapel, einmal genau umgekehrt sortiert werden. Seltsam. Genau wie dieser Fall.
Geschichte
In der Geschichte, die teils im beigelegten Heft und teils in den Indizienkarten ihre Fortführung findet, begegnen wir immer wieder Objekten, die als unterstrichene Wörter aufscheinen. Diese Objekte suchen wir im, in ein nummeriertes Raster unterteilten, Abbild des Tatorts. Die Nummer des gesuchten Kästchens verrät uns, welche Indizienkarte wir als nächstes ziehen müssen.
Ist darauf Text zu finden? Dann wird die Geschichte fortgesetzt, das unterstrichene Wort gesucht usw. Der Ablauf ist uns bekannt. Allerdings kann es sich auch um ein Bilderrätsel handeln.
Der rote Faden
Ob es sich bei der gezogenen Karte überhaupt um die richtige handelt, verrät uns ein farbiger Faden darauf. Die Karten werden nämlich in der Tischmitte aufgelegt und sind, wie wir es von an Pinnwänden aufgesteckten Beweisketten gewohnt sind, mit Fäden verbunden. Stimmen Farbe und die ungefähre Position des Fadens auf der Karte mit der vorigen überein, haben wir uns für die richtige Karte entschieden.
Wir sind (nicht immer) im Bilde
Bilderrätsel hingegen wollen anders gelöst werden. Ihrer Lösung liegt immer eine Zahl zugrunde, deren Richtigkeit wir im dazugehörigen, mit Buchstaben markierten Dokument-Kärtchen abklären. Ist unsere Lösung eine der drei abgebildeten? Bingo! Neben der Lösungszahl befindet sich eine weitere, aus drei Teilen bestehende Zahl. Diese Teile stehen für Absatz, Zeile und Stelle und verweisen damit auf ein weiteres Objekt im Text, das wir am Tatort finden müssen.
Hilfe?
Gleich bei unserem ersten Bilderrätsel, bei dem unterhalb eines Straßenschildes mit Blut ein Text an die Wand geschrieben wurde, stehen wir an. Kann das sein? Der Text enthält teilweise Zahlen statt Buchstaben und endet mit einem Pluszeichen, das Straßenschild beinhaltet ein verkehrtes E und eine Meilenangabe. So lange wir auch überlegen, wir werden nicht schlau daraus. Wir haben eine Vermutung, doch die Lösung kommt im Dokumentkärtchen nicht vor. Schon bei der ersten Karte einen Hinweis verschwenden? Na gut.
Der Hinweis verrät uns, dass wir uns auf mehr als nur die Karte konzentrieren sollten. Ach, diese Rätselmechanik ist also auch möglich? Wir sollen nicht die einzige Spielrunde bleiben, die hierauf nicht ohne Hilfe kommt, wie die Weitergabe des Falls an ein anderes Detektivteam zeigen soll.
Für die Lösung mancher Rätsel müssen wir außerdem auf die Stadtkarte zurückgreifen, die wir in der beigelegten Fallakte finden.
Schwindende Reputation? Egal!
Nehmen wir Hilfe in Anspruch, müssen wir eine Reputationskarte unbesehen aus dem Spiel nehmen. Auf jeder dieser Karten befindet sich ein Lösungsbuchstabe, den wir im Finale der Geschichte benötigen werden, um uns zwischen drei möglichen Handlungen für die richtige entscheiden zu können.
Aber so viel sei verraten: Wirklich abgehen tun uns die Buchstaben (wir haben im Laufe des Spiels noch einen zweiten Hinweis verwendet) aber nicht. Und wir hätten noch deutlich mehr Buchstaben verlieren können, die Lösung wäre immer noch sehr klar gewesen. Und die daraus resultierende Handlung ist für den Verlauf der Geschichte sowieso eher egal und ergibt nicht viel Sinn.
Spoilerfreien Vergleich gefällig?
„Wo sollen wir das gesuchte Essen bestellen?“
Lösungsbuchstaben:
_ Ö N _ _ _ _ _ _ _
A) Italiener
B) Türken
C) Inder
Tja. Welches Essen könnte da wohl gemeint sein?
Wir entscheiden uns also für Antwort B, rufen beim Türken an um Döner Kebab zu bestellen. Der Laden hat aber schon zu, also bestellen wir doch Pizza, was dann auch okay ist.
Hätten wir uns uns jedoch gleich für den Italiener entschieden, wäre das natürlich verheerend ausgegangen und wir hätten das Spiel verloren … warum auch immer.
Spieletester
Fazit
Auch wenn die verkehrt sortierten Karten und gleich das erste Bilderrätsel aufgrund einer vorher nicht erörterten Rätselmechanik Verwirrung gestiftet haben (und nicht nur bei uns, wie sich später gezeigt hat), so sind die Rätsel oft knackig, aber doch immer logisch. Das war auch bei unserem zweiten benötigten Hinweis der Fall – ja, tricky, aber die Lösung war auf jeden Fall nachvollziehbar und hätte gefunden werden können.
Sowohl das Material als auch die toll erzählte Geschichte schaffen es, eine wunderbar dichte Atmosphäre zu kreieren. Auch wenn das Szenenbild nicht wirklich den Tatort zeigt und auch unklar ist, welche Gasse genau da jetzt abgebildet sein soll. Sonderlich fordernd und logisch eingebaut ist die Wimmelbild-Mechanik auch nicht, aber so haben auch Mitspielende, die sich nicht zu sehr in Logikrätsel verbeißen möchten, etwas zu tun.
Crime Scene: London 1892 gibt es bereits ab 15 € zu kaufen.
Plus
- gut erzählte Geschichte
- knackige Rätsel
Minus
- Spielkarten falsch herum vorsortiert
- Rätselmechanik nicht sofort klar
- Spielmechanik für das Finale zu leicht und eher unbefriedigend
Kommentar verfassen
Details
60 Karten
1 Szenenbild
1 Fallakte
1 Storybuch
1 Spielanleitung
Statistik
Derzeit findest Du auf spieletest.at
7545 Gesellschaftsspiele-,
1668 Videospielrezensionen
2242 Berichte.