Oltréé

Die Illustrationen von Vincent Dutrait sind für mich immer ein Augenschmaus und Spiele, die von ihm illustriert werden, können sich meiner grundsätzlichen Beachtung sicher sein. So bin ich auch auf Oltréé aufmerksam geworden, allerdings ohne vorher Näheres über das Spiel zu wissen.

Die Spieler verkörpern Ranger, die im Reich nach Jahren des Niedergangs und der Verwüstung wieder für Ordnung und Sicherheit sorgen sollen. Die Probleme und Nöte der Bewohner der Umgebung sollen gehört und beseitigt, die Burg wieder befestigt und ausgebaut und der angekratzte Ruf des Reiches wiederhergestellt werden. Dieses geschieht in einzelnen storybasierten Szenarien mit unterschiedlicher Spieldauer, welche inhaltlich jedoch nur lose miteinander verbunden sind.

Vorbereitung

Zu Beginn des Spiels wählt sich jeder Spieler einen von acht zur Verfügung stehenden Rangern aus. Diese haben jeweils spezielle persönliche Fähigkeiten und sind zudem in einer von vier Zünften ausgebildet. Außerdem wählen die Spieler eines von den sechs, bzw. in der Erstauflage sieben, beiliegenden Szenarios und bestimmen durch die Hinzunahme einer Aufgabenkarte dessen Schwierigkeit. Durch die Aufgabenkarte erhalten die Spieler drei zusätzlich zu erfüllende Aufgaben. Zudem werden die zwei Ereigniskarten-Decks bestimmt, die zusammengemischt während des Spiels zum Einsatz kommen.

Der Spielplan ist in acht Sektoren aufgeteilt, in deren Mitte die Burg liegt. Diese hat zu Spielbeginn einen Verteidigungs- und Ruhmeswert von jeweils drei. Fällt einer der beiden Werte auf Null, gilt die Partie sofort als verloren. In jedem der Sektoren befindet sich ein Weiler, wo Besuchern jeweils bestimmte Hilfen gewährt werden, solange die Dorfbewohner nicht mit eigenen Problemen zu kämpfen haben. Zusätzlich ist im Sektor auch ein vorgegebener Platz für Ereigniskarten vorhanden.

Der zeitliche Fortschritt bei Oltréé wird über einen Rundkurs auf dem Chronik-Tableau gesteuert. Die Spieler sind reihum am Zug und können in diesem jeweils zwei unterschiedliche Aktionen ausführen. Vorher müssen sie aber noch mittels des Aktivitätswürfels ermitteln, wie weit sich der Marker auf der Aktivitätsleiste bewegt oder ob er stehenbleibt.

Auf der Leiste gibt es vier Stationen: die Chronik selbst, ein Ereignisfeld, ein Problemfeld und ein Hindernisfeld. Bei der Aktivierung der jeweiligen Felder kommen zusätzliche Ereigniskarten verdeckt auf einen Ereignisstapel oder als Problemkarten offen auf einen Weiler. Welchen Sektor es betrifft, wird mit dem achtseitigen Würfel ermittelt. Durch Hinderniskarten können die Spieler in ihren Handlungen behindert werden. Gelangt der Aktivitätsmarker wieder auf das Chronik-Feld, wird im wahrsten Sinne des Wortes die nächste Seite aufgeschlagen, denn die Chroniken sind wie Bücher aufgebaut. Seite für Seite werden den Rangern, in eine atmosphärische Geschichte eingebettet, immer schwierigere Aufgaben gestellt, bis es zum großen Finale kommt.

Um auf dieses möglichst gut vorbereitet zu sein, können die Spieler in ihren Zügen jeweils zwei unterschiedliche Aktionen ausführen. Hierbei stehen Ihnen entweder Bewegen, Rasten, einen Weiler um Hilfe bitten, Problem lösen, Ereignis auslösen, ein Gebäude bauen oder ein Gebäude reparieren zur Verfügung. Eine Bewegung ist immer nur um einen Sektor bzw. in oder aus der Burg möglich. Wenn ein Ranger rastet, erhält er einen Lebenspunkt und einen Vorrat.

Wenn er in einem Weiler um Hilfe bittet, die dort erhältliche Vergünstigung. Allerdings nur, solange der Weiler kein Problem hat. Um dieses zu lösen, bedarf es ebenfalls einer Aktion und in den meisten Fällen einiger notwendiger Ressourcen. Auch die Ereigniskarten können abgearbeitet werden und die Spieler erhalten dadurch im besten Fall zusätzliche Ressourcen. Zudem können gegen Abgabe von gesammelten Ressourcen in der Burg Gebäude errichtet werden, die den Rangern dauerhaft Vergünstigungen wie z. B. zusätzliche Zunftwürfel gewähren. Für viele der vorgenannten Aktionen sind Proben notwendig. Jede Probe muss dabei mit der dem jeweiligen Ranger zur Verfügung stehenden Anzahl an Würfeln der jeweils benötigten Zunft bestritten werden.

Kernstück des Spiels bzw. des jeweiligen Szenarios ist natürlich die Chronik. Durch sie wird die Story häppchenweise erzählt und die Spieler werden vor immer neue und schwierigere Aufgaben gestellt. Lange Zeit ist unklar, worauf das ganze hinausläuft und wie die letzte große und alles entscheidende Prüfung aussehen wird. Wird die Prüfung erfolgreich beendet, so gewinnen die Spieler das Szenario gemeinsam. Anderenfalls haben sie es leider verloren und sollten es noch ein weiteres Mal versuchen, vielleicht mit einem reduzierten Schwierigkeitsgrad.

Spieletester

18.12.2022

Fazit

Schon das erste Sichten des Spielmaterials macht Lust auf das Spiel. Alle Komponenten sind wunderschön gestaltet und illustriert, wobei auch kleine Details beachtet wurden. Das sieht man z. B. sehr gut am praktischen Klapp-Inlay, den Ranger-Tableaus oder an den, den jeweiligen Rangern zugeordneten, Holzfiguren. Je nach Lust und Laune der Mitspieler kann die Länge des Szenarios und dessen Schwierigkeitsgrad eingestellt werden. Da manche Szenarien nicht unbedingt geradlinig verlaufen und durch die Wahl der Aufgabenkarten unterschiedliche Ereigniskarten-Decks ins Spiel kommen, ist in einem gewissen Rahmen auch eine Wiederspielbarkeit der Szenarien gegeben. Man weiß dann vielleicht, worauf es ankommt, aber ob man diese Ziele mit der eingeschlagenen Strategie erreichen kann, ist nicht immer sicher. Durch den Aktivitätswürfel und die Würfelproben kommt natürlich eine ordentliche Portion Glück ins Spiel. Manchmal kann ein Würfelwurf darüber entscheiden, ob das Szenario geschafft wird oder nicht. Das muss man allerdings mögen und aushalten können.

Die Regeln selbst sind schnell erklärt und verinnerlicht, so dass einem raschen Spielstart nichts im Wege liegt. Die Spielgruppe sollte sich von Anfang an darüber im Klaren sein, dass Oltréé ein storylastiges Spiel ist und während der spannenden Szenarien entsprechend viel Wert auf die Flavour-Texte und den Aufbau einer entsprechenden Atmosphäre gelegt werden muss, da man nur dann mit einem tollen Spielerlebnis belohnt wird. Zusätzlich sollte beachtet werden, dass der Schwierigkeitsgrad recht hoch ist und sich die Spieler beim Erfüllen ihrer Ziele keinesfalls verzetteln sollten, um das Szenario gewinnen zu können.

Oltréé kann ich allen Spielern die eine Vorliebe für Fantasy, Atmosphäre und Story haben, gern miteinender reden und sich mit den Glücks- und Frustmomenten, die die Würfel mit sich bringen, arrangieren können, nur wärmstens ans Herz legen. Ein wunderschönes, toll gestaltetes Spiel, für das der Verlag Boardgame Box schon Nachschub in Form einer Erweiterung mit weiteren Szenarien angekündigt hat.

Redaktionelle Wertung:

Plus

  • absolut tolle Tischpräsenz
  • spannende Szenarien
  • keine Kampagne, die Szenarien können einzeln gespielt werden
  • atmosphärische Illustrationen, sehr gute Ausstattung
  • Erweiterung mit drei weiteren Szenarien schon angekündigt
  • erhöhter Wiederspielwert durch unterschiedliche Aufgabenkarten
  • viele Wege führen zum Ziel

Minus

  • durch Würfeleinsatz Glücksfaktor gegeben
  • Wiederspielwert bei geradlinigen Szenarien geringer
  • teilweise Frustresistenz notwendig da hoher Schwierigkeitsgrad

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2 bis 4
Alter: ab 8 Jahren
Spieldauer: 60 bis 120 Minuten
Preis: 55,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2022
Grafiker: Vincent Dutrait
Zubehör:

Landschaftsspielplan
Chronik-Tableau
16 Bauplättchen für die Burg
100 Ereigniskarten ( in fünf verschiedenen Decks)
25 Hinderniskarten
25 Problemkarten
69 Chronikkarten in sechs Chroniken (1x kurz, 5x lang)
11 Aufgabenkarten
8 Rangertableaus
8 zugehörige Rangermeeple (Holz)
30 Ressourcen aus Holz (5x Holz, 5x Stein, 5x Fell, 5x Feuer, 10x Schätze)
4 Gesundheitsanzeiger (Holz)
8 Erfolgsmarker (Holz)
Aktivitätsmarker (Holz)
Ruhmmarker (Holz)
Verteidigungsmarker (Holz)
5 Zunftwürfel
Aktivitätswürfel
Ortswürfel
8 Schutzschildmarker
12 Vorratsmarker
8 Statusmarker
8 Zielmarker
8 Schadensmarker
15 spezielle Plättchen, Figuren bzw. Marker für einzelne Szenarien
Spielanleitung

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