Detektiv- bzw. Escape-Spiele waren schon vor Corona sehr nachgefragt und das entsprechende Interesse der Spieler wurde insbesondere durch die Pandemie und die damit verbundenen Kontaktbeschränkungen noch einmal zusätzlich gefördert.
Den entsprechenden Trend haben viele Verlage und auch Anbieter von analogen Escape-Rooms erkannt und versuchen deshalb auch ihr Glück in diesem Metier indem sie entsprechende Spiele gestalten und anbieten. Auch die Bischoff, Kauffmann & Otani GbR;Bischoff, Kauffmann & Otani GbR, eigentlich vorwiegend auf Krimi-Dinner-Spiele spezialisiert, versucht sich mit dem hier vorliegenden Fall Akte Mord: Die Spur der Bilder erstmalig an einem reinen Detektiv-Spiel. Geplant ist es, daraus eine ganze Reihe an Cold Cases zu machen. Das sind Fälle, die von der Polizei nicht gelöst werden konnten und zu den Akten gelegt wurden, um später von einer neuen Ermittlergruppe neu aufgerollt zu werden.
Im hier vorliegenden Fall Akte Mord: Die Spur der Bilder geht es um den Selbstmord einer Restauratorin und Kunstsachverständigen, der von der Polizei zwar untersucht aber dann mangels Verdachtsmomenten zu den Akten gelegt wurde. Allerdings hegt der Bruder der Verstorbenen weiterhin deutliche Zweifel an der Theorie eines Selbstmordes. Unter anderem deshalb werden die gesamten Akten, Vernehmungsprotokolle der Verdächtigen, sowie labortechnischen Untersuchungen an Euch übergeben, um den Fall neu zu bewerten.
Die eigentlichen Ermittlungen laufen während des Spiels in drei Runden ab. In der ersten Runde müssen die Spieler das gesamte beiliegende Material sichten, analysieren und bewerten. Dabei kann man sich einige der Zeugenaussagen auch als Audio-Dateien anhören. Das ist aber vor allem nettes Beiwerk, um ein bisschen zusätzliche Atmosphäre zu schaffen. Die Vernehmungsprotokolle liegen natürlich auch in Textform vor. Ziel der Ermittlungen ist es, zu den durch das Spiel gestellte Fragen die entsprechenden, aussagekräftigen Dokumente zu finden. Jedes der Schriftstücke ist mit einem separaten Code gekennzeichnet. Diese müssen als Antwort auf die vorliegenden Fragen in einer speziell gestalteten Webseite eingegeben werden. Hat man die korrekten Schriftstücke gefunden, wird die Erlaubnis zum öffnen des Umschlages für Runde 2 erteilt. In diesem finden sich neue und speziellere Fragen, aber auch zusätzliches Beweismaterial. Der Ablauf der Runde ist identisch zur Vorherigen. Nach korrekter Eingabe kann dann der dritte Umschlag geöffnet werden und das Spiel geht in seine dritte und somit finale Phase und endet mit der Eingabe der korrekten Dokumentencodes.
Spieletester
Fazit
Akte Mord: Die Spur der Bilder erhalten die Spieler in einem sehr stylisch und auffällig gestalteten A4 Pappumschlag. In diesem sind zwei verschlossene Umschläge, ein Blatt mit Fragestellungen für die erste Runde sowie jede Menge sehr gut gestaltetes Material. Vernehmungsprotokolle nebst Bildern, Laboruntersuchungen, Zeitungsausschnitte, Briefe, Ausdrucke von Internetrecherchen….alles da. In diesem Bezug erkennt man sehr deutlich den Medien-Hintergrund der Herausgeber.
Natürlich muss das gesamte Material anfangs erst einmal gesichtet und zugeordnet werden. Man liest sich quasi in den Fall ein. Allerdings merkt man aber auch sehr schnell, dass es außer lesen und vergleichen recht wenig anderes zu tun gibt. Keine Internetrecherche, keine Anrufe, keine Untersuchung von Beweisstücken. Die Audio-Files der Vernehmungsprotokolle sind da eher schmückendes Beiwerk und bringen zwar etwas Atmosphäre in die Recherche, alle relevanten Fakten finden sich aber auch in den Vernehmungsprotokollen. Zudem geben die Fragen recht genau vor, worauf in den einzelnen Runden der Fokus beim Studium der Dokumente zu legen ist.
Leider gibt es aber auch noch einige andere Kritikpunkte. Der Kreis der Verdächtigen ist recht klein, falsche Fährten oder überraschende Wendungen….Fehlanzeige. Auch die Story ist recht dünn und die Auflösung kommt sehr plötzlich. Hier hätte es noch viel mehr Möglichkeiten gegeben, das Ganze vielschichtiger zu gestalten. Es ist schon ein recht großer Unterschied zwischen einem Krimi-Dinner und einem Detektiv Fall. Insofern kann ich Akte Mord: Die Spur der Bilder in Punkto Story, Spieldauer und Ablauf nur als Fall für Einsteiger ins Genre empfehlen. Erfahrene Ermittler werden sich hier schnell unterfordert fühlen zumal es keine Alleinstellungsmerkmale oder Besonderheiten im Vergleich zu Fällen anderer Verlage gibtPlus
- sehr gut aufbereitetes Spielmaterial
- optischer Hingucker
- es wird kein Material zerstört
Minus
- Internet erforderlich um Spielfortschritte zu dokumentieren
- dünne nicht sonderlich komplexe Story mit zuwenig Verdächtigen
- kein notwendiger Einsatz interaktiver Medien, dadurch vorwiegend Dokumentenstudium
- bisher noch keine weiteren Fälle für diese Serie erschienen
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Details
59 realistische Dokumente, Beweise und Zeugenaussagen in drei Umschlägen
5 Vernehmungsprotokolle als Audio-Datei
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