ERA - Das Mittelalter

Ihr eifert in der Rolle von Feudalherren um den Aufbau eurer Herrschaftsgebiete und imposanten Städte. Die Iberische Halbinsel ist dabei das Zentrum eures Handelns, denn hier erlebt Europa nach dem Untergang des Römischen Reiches eine neue Blütezeit.
Wem das Würfelspiel Im Wandel der Zeiten noch in Erinnerung ist, der wird in ERA - Das Mittelalter vieles wiedererkennen, denn es basiert auf dessen Idee und ist ein „Roll & Build“-Spiel der besonderen Art.

Plastik statt Holz

Die Holzbretter aus dem vorgenannten Würfelspiel wurden durch gelbe Kunststoffplatten mit Rasterlochung ersetzt und durch einen zusätzlichen Baubereich ergänzt. Ansonsten finden sich diverse Leisten, auf denen die Spieler mit Stiftmarkern ihren Besitz in Form von Ressourcen festhalten. Zwei zusätzliche Leisten zeigen zudem Kultur und negative Ereignisse an. Der Baubereich wird zum eigentlichen Herrschaftsgebiet, wo jeder sein eigenes Reich aufbaut. Zu Spielbeginn stellt hier jeder schon mal einen Turm, einen Bauernhof, drei Bauernhäuser, einen Teil der Stadtmauer auf und platziert eine bestimmte Anzahl an Ödland-Plättchen.

Die eigene Bevölkerung wird durch verschiedenfarbige Würfel dargestellt. Durch die bei Spielbeginn errichteten Gebäude stehen schon mal ein grauer (Adliger) und drei gelbe Würfel (Bauern) zur Verfügung. Weitere kommen durch blaue Bürgerhäuser (Bürger) und weiße Kirchen (Klerus) ins Spiel. Jeder der vier Würfelarten hat verschiedenste Effektseiten. Während die Bauern überwiegend Nahrung und Baumaterialien liefern und die Gebäude errichten, sind die Bürger für Handelswaren verantwortlich, unterstützen aber auch beim Errichten der Gebäude. Die Adligen sind für den Schutz des Reiches zuständig und tragen mit ihrer Kriegskunst zum Machterhalt bei. Auch der Handel steht bei ihnen im Fokus. Der Klerus ist für das Seelenheil zuständig, kümmert sich aber auch um die Kultur im Reich.

Spielablauf

Gespielt wird über mehrere Runden, die jeweils aus sechs Phasen bestehen. Im Grunde geht es darum, mit seinen zur Verfügung stehenden Würfeln, die bis zu dreimal geworfen werden dürfen, diverse Ressourcen, Kultur, das Recht zu bauen und spezielle Aktionen und Fähigkeiten zu erlangen. Lediglich die Würfel mit Totenkopfergebnis darf keiner der Spieler erneut werfen. Die weißen Würfel des Klerus bilden da eine Ausnahme, wenn nach dem dritten Wurf eine Feder sichtbar ist. Ansonsten hat auch das Gebäude eines Klosters einen ähnlichen Effekt. Umständlich und mogelanfällig ist allerdings das Würfeln hinter dem viel zu kleinen Sichtschirm. Hier kann dann auch schon mal ein Würfel auf die gewollte Seite geschubst werden, ohne dass es jemand merkt.

Das endgültige Würfelergebnis für Handelswaren, Stein, Holz, Nahrung und Kultur markiert jeder auf seinen entsprechenden Leisten. Zusätzlich bringen die gebauten Bauernhöfe und Sägemühlen noch Nahrung und Holz ein. Anschließend muss die Bevölkerung ernährt werden. Je eigenen Würfel muss eine Nahrung abgegeben werden. Für jeden Unterernährten wird der Desaster-Marker ein Feld weiter gerückt. Dann folgt die Heimsuchung durch die Totenkopf-Würfelergebnisse. Es kommt zu Seuchen und anderen Katastrophen, die mal mehr und mal weniger schwer wiegen.

Jetzt wird gewerkelt und erpresst

Pro Hammersymbol darf jetzt ein Teil der Stadtmauer oder ein Gebäude gebaut werden. Allerdings kostet jedes Bauteil diverse Ressourcen, die entsprechend abgegeben werden müssen. Bei der Auswahl des Standortes sollte bedacht werden, dass engstehende Gebäude von dem Ereignis Seuche betroffen wären. Alles, was außerhalb einer umschlossenen Stadtmauer steht, kann wiederum einer Attacke zum Opfer fallen. Ist eine Gebäudeart verbraucht, wird ein Spielende-Token umgedreht und zeigt ein rotes Kreuz.

In der letzten Phase kommen die Adligen zu ihrem Recht und schwingen die Schwerter. Sie demonstrieren ihre militärische Macht und fordern Ressourcen von schwächeren Gegnern ein. Nur wer mindestens über so viele Schilde verfügt, wie der Aggressor Schwerter ins Feld führt, der ist vor dieser schmählichen Aktion geschützt. Wer allerdings nicht bereit ist, den geforderten Tribut zu zahlen oder gar keinen hat, der muss der Desaster-Leiste zwei Schritte hinzufügen.

Bei Rundenende prüft jetzt jeder, ob er die korrekte Anzahl an Würfeln hat. Bestimmte neu errichtete Gebäude bringen ihrem Besitzer zusätzliche Würfel der entsprechenden Farbe. Wer allerdings ein solches Gebäude verloren hat, muss den dazugehörigen Würfel abgeben.

Sobald die vorher vereinbarte Anzahl an umgedrehten Spielende-Token erreicht wird, endet das Spiel. Für jedes errichtete Gebäude gibt es nun Punkte, die verdoppelt werden, wenn sie in einer Stadt errichtet wurden. Eine Stadt ist dabei immer von vollständig einander angrenzenden Mauern und Türmen umschlossen. Kultur bringt zusätzliche Punkte und wer die meisten davon hat, bekommt fünf Punkte extra. Der Spieler mit dem größten Stadtgebiet erhält zusätzlich zehn Bonuspunkte. Am Ende werden dann noch Punkte für die Desaster-Leiste abgezogen und wer jetzt die meisten Punkte erzielen konnte, gewinnt.

Spieletester

22.04.2020

Fazit

Bei ERA – Das Mittelalter scheiden sich die Geister. Während die einen es tröge und langweilig finden, vom Material nicht begeistert sind, weil sie Holz bevorzugen, gibt es wiederum die andere Fraktion, die vom mittelalterlichen Städtebau fasziniert sind.

Ich gehöre zur letzteren Gruppe. Mich begeistert das Material. Ich kann dem haptischen Erlebnis durchaus etwas abgewinnen, wenn meine Stadt langsam aber stetig wächst. Auch wenn ich nicht unbedingt den Konflikt im Spiel suche, kann ich es manchmal halt nicht verhindern, die Mitspieler zu erpressen und verwende gerne auch die erpresste Ressource. Während ich beim kleinen Bruder immer nur Kreuze gemacht und Gebäude eingekreist habe, kann ich hier jetzt die monumentalen Gebäude in die Hand nehmen und dort bauen, wo ich es für sinnvoll erachte. Und das ist dann gar nicht so einfach, schließlich muss ich einiges beachten. Kann ich meine Stadtmauer schließen und damit eine Stadt gründen? Bin ich gegen Seuchen geschützt, weil ich stringent meine Gebäude mit genügend Abstand errichtet habe? Kann ich meine Bevölkerung ordentlich ernähren oder riskiere ich, am Ende im Desaster zu versinken, weil ich exorbitant viele Siegpunkte verliere?

Der Glücksanteil durch die Würfel ist natürlich sehr hoch. Im schlimmsten Fall drohen wiederholte Hungersnöte und Epidemien. Die wiederum waren im Mittelalter nicht selten. Treten sie auf, spiegeln sie natürlich die Stimmung der damaligen Zeit wider, man fühlt sich dann richtig in diese teils finstere Zeit hineinversetzt. Spieltechnisch gesehen ist dies aber eher nicht angesagt. Ganz klar, als Würfelwurst wird man es auch bei ERA - Das Mittelalter schwer haben, Fuß zu fassen oder gar um den Sieg mitzuspielen. Aber ist man dann die richtige Zielgruppe für dieses Spiel? Wohl eher nicht.

Wer schon mit dem kleinen Bruder seine Freude hatte, wird auch die hier vorliegende aufgebohrte Brettspielvariante mögen. Er wird über diverse würfeltechnische Schwächen hinwegsehen und es genießen, seinen Herrschaftsbereich aufzubauen. Sicherlich gibt es variablere Spiele auf dem Markt, doch ich spiele ERA – Das Mittelalter sehr gerne und kann es nur weiterempfehlen. Eine Erweiterung ist auch schon auf dem Weg und auch darüber freue ich mich.

Redaktionelle Wertung:

Plus

  • Materialfülle
  • haptisches Erlebnis

Minus

  • Würfelpech verhagelt die Stimmung
  • Spielidee nicht neu
  • hoher Glücksanteil

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 1 bis 4
Alter: ab 10 Jahren
Spieldauer: 45 bis 60 Minuten
Preis: 49,99 Euro
Erscheinungsjahr: 2019
Grafiker: Chris Quilliams
Genre: Würfeln
Zubehör:

4 Spielbretter
71 Gebäude
- 8 Türme
- 18 Bauernhäuser
- 16 Bauernhöfe
- 5 Kirchen
- 2 Kathedralen
- 5 Bürgerhäuser
- 3 Zunfthäuser
- 3 Märkte
- 3 Hospitäler
- 3 Sägemühlen
- 2 Universitäten
32 Mauern
27 Ödland-Plättchen
36 Würfel
- 5 blaue Bürger
- 5 weiße Klerus
- 8 graue Adlige
- 18 gelbe Bauern
25 Stifte
5 Spielende-Token
1 Block Wertungsbögen
4 Sichtschirme
1 Anleitung

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