Red Light - A Star is Porn

Immer wieder mal passiert es, da erhalten wir ein Rezensionsexemplar, bei dem wir uns nur denken: „Gibt's nicht!" Gibt's aber eben doch. Zuletzt hatten wir ein solches Erlebnis in den Hallen der Messe Essen bei der SPIEL 2018, als wir völlig unverhofft an einem Stand mit viel Plüsch, noch mehr Illustrationen von nackten Menschen und einer verdächtigen Ledercouch vorbeigingen.
Warum liegt hier eigentlich...

... ein Tanga auf dem Boden, so ganz ungeniert, mitten in einer doch eher industriell anmutenden Messehalle? Für den sehr einschlägigen Look des Messestands vom jungen Verlag 69 Pigs gibt es einen einfachen Grund: Ihr Erstlingswerk ist ganz genauso einschlägig.
Kein Wunder also, dass uns der Stand sofort ins Auge gefallen ist. Und auch klare Sache, dass wir uns umgehend um ein Rezensionsexemplar gekümmert haben – wie oft hat man schon die Chance auf ein Spiel, an dem sogar PornHub redaktionell mitgearbeitet hat? Und so kamen wir also zu Red Light – A Star is Porn.

Gleich vorweg: Die Illustrationen und die Thematik des Spiels sind SEHR explizit. Wer (harte) Pornos also für unanständig hält oder so etwas nicht in einem Spiel sehen möchte, kann an dieser Stelle aufhören zu lesen.

Shots und Shootings

In Red Light verkörpern alle Beteiligten ein Filmstudio, dass sich auf die Produktion von, ähm, erotischen Filmen spezialisiert hat. Unser Ziel ist es natürlich, berühmter zu werden als all die anderen Studios und das auch mit Auszeichnungen zu verdeutlichen. Wer als erstes vier Auszeichnungen sammeln kann, gewinnt! Aber für die Auszeichnungen brauchen wir Filme und für die Filme brauchen wir Darsteller – gut, vor allem Darstellerinnen, zugegeben.

Ein Spielzug sieht also folgendermaßen aus: Zu Beginn zieht man zwei Karten. Im Stapel befinden sich Pornostar- und Eventkarten. Erstere machen das Herz unseres Spiels aus. Denn nachdem wir Karten gezogen haben, gilt es eine Aktion zu tätigen.

Die häufigste Aktion ist das Drehen eines Schmuddelfilms. Mehr oder weniger gute Wortspiele von tatsächlich existierenden Filmen (City of Anals, Pornocchio etc.) liegen in einem eigenen Deck bereit. Aber ein gutes Skript (räusper) ist eben nichts ohne eine passende Besetzung – und genau dafür können wir unsere ausgespielten Pornostars verwenden. Jeder Film hat einen bestimmten Ruhm oder Fame, angegeben in Sternen. Auch unsere Filmstars haben solche Sterne aufgedruckt. Möchten wir jetzt einen Streifen im Wert von drei Sternen drehen, müssen wir dafür auch Stars im Wert von drei Sternen verwenden. Ob das jetzt ein einzelner, sehr ausdauernder Darstellender ist oder drei weniger talentierte, ist egal. Einen einmal abgedrehten Film fügen wir der Filmografie eines unserer beteiligten Darstellenden hinzu, was fortan einen ihrer Werte verbessert.

Aber auch hart zu sein ist im zugrunde liegenden Business unumgänglich (und das meinen wir nicht nur wörtlich). So können wir auch einen unserer Pornostars einsetzen, um einen unserer Gegenspieler auszustechen. Hierzu haben alle Matratzenakrobaten sowohl einen Nerven- als auch einen Charisma-Wert. Ist der Charisma-Wert unserer Leistungssportlerin höher als der Nerven-Wert der Widersacherin, fliegt diese kurzerhand und einfach so aus dem Spiel – ein Quickie quasi.

Schließlich und endlich können wir unsere vielbeschäftigten Erotik-Experten aber auch einsetzen, um eine Auszeichnung einzuheimsen. Das Prozedere läuft hier grundsätzlich genauso ab wie beim Filmdreh, nur dass die Auszeichnungen mehr Fame brauchen. Vier Sterne für die ersten beiden, sechs Sterne für die dritte und ganze acht Sterne brauchen wir für die vierte und letzte Auszeichnung. Wer diese erreicht, gewinnt! Aber Obacht! Zum einen gibt es auch negative Auszeichnungen (z.B. für die schlaffste Nudel), und da wir die Auszeichnung blind ziehen, kann es immer passieren, dass wir sozusagen im Arsch sind (not in a good way). Andererseits können wir auch positive Auszeichnungen (etwa für den weitesten Squirt) wieder ausspielen, um einmalig eine mächtige Aktion zu tätigen – die Karte ist dann aber dahin, wir entfernen uns also wieder einen Schritt vom Ziel. In der Realität ist es meistens besser, die Auszeichnungen zu behalten. Dennoch sollte man nicht auf die Kartenfähigkeiten vergessen.

Pin-Up und Porno

Wer sich jetzt fragt, wie schmuddelig und unappetitlich dieses Spiel eigentlich ist, dem können wir getrost antworten: Gar nicht. Das liegt zu einem ganz großen Teil an den Illustrationen, die wirklich hochklassig gezeichnet sind und oft an klassische Pin-Ups erinnern. Aber man merkt auch schlicht, dass das Team hinter dem Spiel das alles selbst nicht bitterernst nimmt. Red Light soll ungewöhnlich und lustig sein, und das gelingt über weite Strecken auch! Allerdings müssen wir an dieser Stelle auch darauf hinweisen, dass in der Übersetzung vieles vom Humor auf der Strecke bleibt. Wer sich mit Englisch wohl fühlt, dem raten wir auf jeden Fall dringend zur englischen Version!

 

Spieletester

09.04.2019

Fazit

Red Light gehört spielerisch sicher nicht zur Superlative. Dafür wurde zu wenig auf das Balancing geachtet. Eine gewisse taktische Tiefe ist aber durchaus gegeben, und da eine Partie ohnehin in den meisten Fällen in 30 Minuten gespielt ist, reicht diese Tiefe gepaart mit dem Humor auch.
Der unique selling point ist hier aber auch gar nicht das eigentliche Spiel. Während Red Light spielerisch im besseren Mittelmaß bleibt, sind die Illustrationen absolute Spitzenklasse! Vor allem die Pornostars, gezeichnet von niemand geringerem als der Comic-Ikone Milo Manara persönlich, können sich sehen lassen - erotisch, immer wieder humorvoll, niemals billig oder "schmuddelig".

Red Light punktet letztlich also vor allem mit dem ungewöhnlichen Thema und der hochwertigen Umsetzung desselben. Spielerisch erfindet man hier zwar das Rad nicht neu, ein Ründchen zwischendurch ist aber trotzdem zumindest nett und gerade am Anfang, wenn die ganzen Karten noch unbekannt sind, wirklich lustig. Empfehlung an dieser Stelle: Die deutsche Übersetzung ist teils fehlerhaft und auch nicht so gelungen wie das englische Original – besser also dazu greifen. So oder so schadet ein Blick hierauf aber nicht!
Redaktionelle Wertung:

Plus

  • ungewöhnliches Thema gelungen umgesetzt
  • viel Humor
  • tolle Illustrationen

Minus

  • auf längere Sicht zu wenig abwechslungsreich

Teilen mit facebook twitter

Kommentar verfassen

Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2 bis 6
Alter: ab 18 Jahren
Spieldauer: 20 bis 40 Minuten
Preis: 20,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2018
Verlag: 69 Pigs
Genre: Action , Glück
Zubehör:

1 Regel
100 Karten

Anzeige

Statistik

Derzeit findest Du auf spieletest.at 7546 Gesellschaftsspiele-,
1668 Videospielrezensionen
2242 Berichte.