The King´s Will

Durch seine Kaiserkrönung im Jahre 962 in Aachen gilt Otto der Große aus dem sächsischen Adelsgeschlecht der Liudolfinger als erster Herrscher des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation. In Zeiten des „Reisekönigtums“ regierte er jedoch nicht von einer Hauptstadt aus, sondern reist von Pfalz zu Pfalz durch sein Reich.

In The King’s Will übernehmen die Spieler die Rolle von Herzögen, deren Pfalzen der Kaiser besucht. Sie versuchen, den Willen des Kaisers zu erkunden, in seiner Gunst aufzusteigen und gleichzeitig ihre Pfalzgrafschaften auszubauen. Und weil sich eigentlich der Kaiser und nicht der König auf Reisen befindet, hätte das Spiel eher The Emperor´s Will heißen müssen. Egal, ich benutze hier weiter den Begriff König, um nicht zu viel durcheinander zu bringen.

Über vier Spielrunden fügen die Spieler ihren Pfalzen Landschaften hinzu, gründen Orte, errichten Gebäude und erhalten für freiwillige Abgaben an den reisenden König Siegpunkte. Anfangs verdeckt ausgelegte Karten geben den Willen des Königs vor. Bei Erfüllung gibt es in der Schlusswertung zusätzliche Siegpunkte, ansonsten ereilt einen der Zorn des Königs. Um dem vorzubeugen, versuchen die Spieler möglichst frühzeitig an Informationen über die Vorlieben des Herrschers zu gelangen, um so die eigene Strategie entsprechend anzupassen.

Der Kern des Spiels sind neben dem Willen des Königs die Landschaften, mit denen die Spieler ihre Pfalzgrafschaften vergrößern und gleichzeitig damit auch Rohstoffe gewinnen können. Die entsprechenden Bauplätze für die vier verschiedenen Orte stehen dort ebenfalls bereit. Die Stimmung in der Bevölkerung ist ebenfalls ein wichtiges Kriterium, das es zu beachten gilt.

Gesteuert wird das Ganze über acht Aktionskärtchen, die auf dem Aktionsplan ausliegen. Es gibt insgesamt neun dieser Kärtchen, die zunächst in einer bestimmten Reihenfolge ausliegen und nach ihrer Nutzung nach links verschoben werden und dann den Rest zusammenschieben. Die ersten vier Plättchen liegen in einem Sperrbereich und dürfen nicht ausgewählt werden. Auf diese Weise landet irgendwann die Aktion des königlichen Reisens ganz rechts und beendet damit eine Runde. Dies kann dann auch schon mal länger und mal kürzer dauern.

Der aktive Spieler kann immer zwei Aktionen seines genommenen Kärtchens nutzen, alle anderen nur eine. Als Aktionen stehen bekannte Mechanismen wie die Vermehrung von Waren, Arbeitern oder Landstrichen, Gebäudebau und dergleichen zur Verfügung. Wer sich als Herzog bereichern möchte, erhebt Steuern und senkt damit natürlich die Stimmung in der Bevölkerung, was sich wiederum negativ bei den freiwilligen Abgaben zur Siegpunktgewinnung auswirkt. Aber auch das Ausspionieren des königlichen Willens ist möglich.

Sobald der König anreist, fordert dieser Abgaben gemäß der ausliegenden Reisetafel, die alle Herzöge leisten müssen. Wer dann noch freiwillig etwas abgeben möchte, kann damit zusätzliche Siegpunkte generieren. Umso mehr, je besser die eigene Bevölkerung in diesem Moment drauf ist. Zusätzlich markiert jeder Spieler mit einer seiner Scheiben ein Feld in der Auslage, wo die Karten mit den königlichen Willensbekundungen ausliegen. Wer vorher eines der Felder ausspionieren konnte, tappt zumindest nicht völlig im Dunkeln.

Nach der vierten Reise des Königs ist das Spiel zu Ende und es werden die Wille des Königs-Karten gewertet, bei denen mindestens eine Markierungsscheibe der Spieler liegt. Wer den Zorn des Königs ereilt, weil er dessen Bedingungen nicht erfüllt, verliert zwei Siegpunkte. Ansonsten kann er sich über die Siegpunkte freuen, die auf der gewerteten Karte abgebildet sind. Vollständige Siegpunktsymbole bei den gebauten Gebäuden erhöhen ebenfalls das eigene Konto. Und wer jetzt die meisten Punkte vorweisen kann gewinnt.

Spieletester

Fazit

The King‘s Will glänzt zunächst einmal mit richtig viel hochwertigem Material. Leider sind die diversen Ablagen nur aus dünner Pappe, was den Gesamteindruck diesbezüglich ein wenig schmälert. Die Spielidee ist meines Erachtens ziemlich weit hergeholt und baut auch kein richtiges Feeling auf. „Aaah, der König kommt. Ich muss meine Grafschaft ausbauen und schick machen“ klingt für mich einfach nur absurd, waren die Herzöge der damaligen Zeit eh auf die Ausbreitung von Macht und Reichtum aus, da bedurfte es sicherlich nicht des Besuchs des Königs.

Aber egal, vom Spielablauf her finden die teilnehmenden Herzöge hier bekannte Mechanismen vor. Die Übersicht leidet ein wenig und deshalb ist man zumindest am Anfang ständig mit dem Blättern in der Anleitung beschäftigt. Da macht es das Glossar auch nicht besser, in dem alle Orte, Gebäude, Reisetafeln und Königsbekundungen separat erklärt sind. Gewöhnungsbedürftig und verwirrend weil unlogisch, war für mich auch die Erweiterung der eigenen Pfalzgraftschaft. Der Bau eines Gebäudes mittels Karte steht für mich im krassen Widerspruch zur Gründung eines Ortes, die wiederum mit dem Platzieren eines Holzteiles auf einem Bauplatz einer Landschaft einhergeht. Als versierter Spieler hätte ich die Materialwahl eher umgekehrt erwartet.

The King´s Will liefert nichts wirklich innovativ Neues, weshalb zumindest bei mir der Grund fehlt, warum ich dieses Spiel öfter auf den Spieltisch holen sollte. Handwerklich sicherlich gut gemacht, doch das reicht nicht aus, um ein Verlangen nach dem Spiel auszulösen. Ich befürchte, es wird in so manchen Spielerregalen verstauben.
Redaktionelle Wertung:

Plus

Minus

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Besucherkommentare

Peter | 11.02.2019

Hallo, um es mal klar zu sagen, dieses Spiel hat sehr wohl einen geschichtlich belegten Hintergrund. Denn: Könige der damaligen Zeit (frühes Mittelealter) sind sehr wohl mit ihrem gesamten Gefolge (mehr als 1000 Menschen) umhergezogen und haben ihre Untertanen, Herzöge etc., besucht um ihren Machtanspruch zu festigen. Sie hatten nämlich, man mag es kaum glauben, keine eigene Burg oder gar ein Schloss als Herrschersitz so wie es erst später der Fall wurde. Diese ganze Sippschaft musste natürlich vom Volk (Bauern usw.) ernährt werden. Diese waren dann immer sehr froh, wenn der König weiter gezogen ist. Mit freundlichem Gruß,

Gerhard | 11.02.2019

Den historischen Hintergrund bestreitet doch niemand - nur die Spielidee daran auf zuhängen finde ich weit hergeholt.

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2 bis 4
Alter: ab 10 Jahren
Spieldauer: 75 bis 90 Minuten
Preis: 34,99 Euro
Erscheinungsjahr: 2017
Grafiker: Harald Lieske
Zubehör:

1 Wille des Königs-Plan
1 Verwaltungsplan

1 Aktionsplan
35 Orte
- 12 Bauernschaften
- 10 Burgen
- 8 Klöster
- 5 Dörfer

16 Rohstoffmarker
9 Aktionsplättchen
32 Markierungsscheiben
4 kleine Rohstofflager
4 Rohstofflager-Ausbauten
16 Wille des Königs-Karten
4 Übersichtskarten „Baukosten Orte“
8 Reisetafeln
36 Landschaftsplättchen
21 Gebäudeplättchen
36 Bauern
83 Siegpunktplättchen
1 Spielanleitung
1 Glossar

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