New Angeles

Bei uns auf der Erde haben wir Mitterbach und Kapellerfeld.
Und Los Angeles.
Und New York.
Im Android-Universum wächst alles zusammen und heißt - wohl, weil Mitterfeld nicht international genug klingen würde - schlicht und einfach NEW ANGELES.

Sechs Megakonzerne sind in den zwölf Stadtteilen von New Angeles aktiv.
Namentlich sind das

  • Jinteki Biotech
  • Haas-Bioroid
  • Melange Mining
  • Das Weyland-Konsortium
  • NBN
  • Globalsec

in

  • Guayaquil
  • Quinde
  • La Costa
  • Manta
  • Rabotgorod
  • Nihongai
  • Laguna Velasco
  • Rutherford
  • Esmeraldas
  • Base de Cayambe
  • Chakana
  • Heinlein.

Alle Konzerne sowie alle Stadtteile sind auf vier Seiten der 20-seitigen Spielanleitung beschrieben. Damit bleiben noch immer 16 Seiten Regellesestoff.

Infos aus historischen Quellen

Auszugsweise finden wir zu Melange Mining:
„Tatsächlich würden einige sogar sagen, dass 2M nicht wirklich ein Megakon sind. Ein echter Megakon hat überall Büros und ein vielfältiges Portfolio voll langweiliger, abgedroschener Phrasen, während 2M sich nur einer Sache widmet: dem Abbau von Helium-3 auf dem Mond”
Die Information stammt aus „Jerry Randoms hypergenauer Führer zu Allem und Jedem”.

Und zum Stadtteil Rabotgorod:
„Dieser Stadtteil wird »Stadt der Roboter« genannt, weil der russische Name so schwer auszusprechen ist und weil so viele Androiden hier leben. Hier hausen? Hier gelagert werden? Wie auch immer ...”
Als Quelle angegeben „Wie man nicht umgebracht wird (kein Autor bekannt)”

Es lohnt sich, die für das Spiel eigentlich unwichtigen Seiten zu lesen und auf die Anspielungen zu achten.

Man findet einen Auszug aus „Die Geschichte der Welten, Teil N von A.Nonny Mouse” und aus „John Hackman: Memoiren von John Hackman, von John Hackman”.

Satirisch, witzig, lesenswert.

Vier Spieler braucht man unbedingt, fünf oder sechs sind besser.

Jeder übernimmt einen Kon, aus „Am Siedepunkt, von Omar Keung” wissen wir, dass der Posten des CEO vom Weyland-Konsortium derzeit nicht besetzt ist. Aber egal, wer welchen Kon vertritt, alles ist möglich und auch nötig.

Korrupte Zusammenarbeit ebenso wie kooperative Korruption. Was ich in diesem Zusammenhang witzig finde, ist die Abkürzung Kon für Konzern. Die paar Buchstaben hätten das Kraut auch nicht fett gemacht. Aber Kon klingt halt cooler.

Persönliche Spielziele

Jeder hat sein persönliches, zufällig bestimmtes, Spielziel. Dass dabei Ressourcen verschiedenster Art im Spiel sind ist bei diesem Setup klar.

Auch Bedrohungen passen in das Szenario.

Genau wie Rivalen und Investitionen und investierende Rivalen. Durch geheime Zuteilung eines persönlichen Rivalen ergibt sich das persönliche Spielziel. Das lautet: mehr Kapitel haben als der Rivale.

Zieht man seine eigene Kon als Rivalenkarte gewinnt man, wenn man mehr Kapital hat als drei (oder zwei in der Mindestbesetzung) andere Kons. Erreicht die Bedrohung den Wert 25 verlieren alle Spiele. Es sei denn der Föderalist ist im Spiel und besitzt mehr als 25 Kapital. Dann gewinnt nur er.

Häufig gewinnen mehrere Spieler. Das ist gut, gewinnen macht Spaß. Einer verliert aber sicher! Das ist auch gut, wenn es ein Mitspieler ist.

Es gibt neun nummerierte Stadtteile, jeder produziert eine Hauptressource in gewisser Menge und manche auch eine zweite. In jedem Stadtteil ist Platz für einen Androidenmarker, einen Unruhemarker (Unruhe, Streik) der dann in letzter Konsequenz zu einem Produktionsstopp wird. Es gibt die Möglichkeit,  mit einem Entwicklungsmarker die Produktion der Primärressource um eins zu erhöhen und es ist Platz für einen Krankheitsmarker. 

Die Stadtteile sind mit Einbahnwegen verbunden, Einheiten (Organisiertes Verbrechen, Menschen zuerst) werden entlang dieser Einbahnen von Stadtteilen niedriger Nummer zum nächsten verschoben. Zumeist passiert das durch PriSec-Einheiten. PriSec steht für „Private Security”; Wo ein PriSec steht, kann keine gegnerische Einheit stehen.

Vom letzten Stadtteil wird eine Einheit in die „Wurzel” verdrängt, in den Vorrat gestellt und die Bedrohung steigt um zwei Punkte! 

Zur Erinnerung: 25 ist Obergrenze.

In der Produktionsphase werden die drei Stadtteile mit einem Androidenmarker durch die braven Androiden ausgebeutet und die entsprechenden Ressourcen auf der Skala nachgehalten. Die Ausbeutung hinterlässt jedoch ihre Spuren und die Unruhe steigt um eine Stufe. Gegnerische Einheiten behindern die Ausbeutung zusätzlich. Trotzdem müssen die Spieler in zwei Runden, das sind sechs bis zehn Phasen, die vor Rundenbeginn definierte Ressourcennachfrage erfüllen.
Das geht nur mit Zusammenarbeit und kluger Nutzung der Aktionskarten.

Welche Aktionskarte genutzt werden soll, schlägt der aktive Spieler vor.
Jeder nachfolgende Konzern-CEO darf einen Gegenvorschlag unterbreiten.
Gegenvorschläge können wiederum geändert werden.
Letztlich bleiben der Hauptvorschlag und der letztgültige Gegenvorschlag zur Abstimmung, bei der sich alle Spieler außer den beiden mit einem gültigen Vorschlag beteiligen.
Der Gewinner der Abstimmung bekommt eine Bonuskarte.
Die Aktionskarte wird ausgeführt.

Vielfältige Aktionskarten

Aktionskarten sind vielfältig. Sie verändern Unruhe, Krankheit, erlauben das Nachziehen von Aktionskarten über das Kartenlimit hinaus, verschieben Einheiten, entfernen Einheiten, beschaffen Ressourcen, versprechen Geld und können auch die Androidentoken verschieben. Letzteres ist besonders wichtig, um am Ende jeder Runde die richtigen Erzeugnisse zu erwirtschaften.

Es ist nicht sehr viel Zeit, um die geforderten Produkte zu erwirtschaften. Leider ist in den Spielregeln nicht erklärt, wie man Androiden verschieben kann. Ich verrate es: Nur mit Aktionskarten!

Ärgerliche Ereignisse

Egal, ob man die Nachfrage zu gegebener Zeit befriedigen kann oder nicht, man startet ohne Ressourcen in die nächsten Runden. Nachteilig ist es natürlich schon wenn man hier scheitert. Der Bedrohungsmarker wandert dann schon mal fünf bis sieben Felder nach oben.

Auch Ereignisse sind regelmäßig abzuhandeln. Die Rückseite der nächsten Ereigniskarte lässt erkennen,  welche Richtung man in den Runden davor einschlagen soll damit das Ereignis nicht verheerend einschlägt.

Streiks, gegnerische Einheiten und andere Widrigkeiten tauchen auf.  Und über allem stehen die persönlichen Spielziele. Mehr Geld zu haben als der private Feindkonzern.

Spieletester

05.05.2018

Fazit

NEW ANGELES ist kein schnelles Spiel für Gelegenheitsspieler.
Ein paar hartnäckige Spielefreaks braucht es schon.
Das Regelwerk muss vorher studiert werden.
Zu viele Feinheiten sind zu beachten und trotz Referenzhandbuch nicht immer leicht zu finden.

Eingeschworene Runden, die Kummer im Spiel gewohnt sind, können aber durchaus ihren Spaß mit den vielfältigen Herausforderungen haben. Der Kernmechanismus, die Ermittlung der zu spielenden Aktionskarte, ist mir persönlich zu langwierig und hat zur Folge, dass mindestens vier CEOs nötig sind.  Hier hätte man straffen können.

NEW ANGELES ist definitiv kein Spiel, das oft auf den Tisch kommen wird.
Es dauert zu lang und auch die Einarbeitungszeit nach ein paar Wochen Spielpause ist zu lang.
Trotzdem, cooles Spiel.


Redaktionelle Wertung:

Plus

  • Tolle Ausstattung
  • Vielfältigste Optionen
  • Interessant verzahnte Mechanismen
  • Cool konstruiert
  • Zumeist gewinnen mehrere Spieler

Minus

  • Extrem hohe Einstiegshürde
  • Mindestens vier Spieler nötig, besser fünf oder sechs
  • Wichtige Details nur unzureichend auf den 40 Seiten Regelwerk erwähnt
  • Spieldauer an der Grenze des Erträglichen (bis zu 4 Stunden laut Schachtel, mehr laut mir)
  • Viel Text auf teilweise sehr kleinen Karten

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 4 bis 6
Alter: ab 14 Jahren
Spieldauer: 120 bis 240 Minuten
Preis: 50,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2016
Autor: James Kniffen
Zubehör:

Spielplan, 9 Einheiten „Menschen zuerst”, 9 Einheiten „Organisiertes Verbrechen”, 6 Einheiten „Prisec”, 16 Ereigiskarten, 7 Rivalenkarten, 6 Vorbereitungskarten, 6 Kon(zern)-Übersichten, 9 Nachfragekarten, 12 Investitionskarten, 34 Vorteilskarten, 100 Aktionskarten (20 jeder Art), 6 Notfall-Aktionskarten (1 pro Konzern), 1 „Aktiver Spieler”-Marker, 1 Marker für die Rundenanzeige, 14 Krankheitsmarker, 14 Ausfallsmarker, 14 Unruhemarker, 14 Entwicklungsmarker, 1 Bedrohungsmarker, 6 Kapitalmarker (1 pro Konzern), 5 Ressourcemarker, 5 Zielmarker, 4 Androidenmarker, Referenzhandbuch, Spielanleitung

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