Pecunia non olet (Second Edition)

Berufswunsch: Latrinenbetreiber.
Denn: Geld stinkt nicht.

Konzentriert werden die Geschäfte am stillen Örtchen verrichtet.
Die Kunden kommen, warten, sitzen, tun es und bezahlen.
Problematisch sind die Langsitzer.
Besonders schwierige Genossen sind die langsitzenden Sklaven.
Sie blockieren die Stätte ihres Wirkens über Gebühr und zahlen wenig.
Sklaven haben noch nie gut verdient.
Da lobe ich mir die dicken Senatoren mit noch dickerer Brieftasche.
Zeit ist Geld.
Rein, raus, bezahlen, danke!
Auch die Damen der Gesellschaft mag ich sehr.
Oft nutzen sie eine Kabine gleich zu zweit.
Was immer sie auch dort gemeinsam tun, beide zahlen.
Eine WIN-WIN-Situation, wie wir Römer sagen.

Chef der Warteschlange

Herr über die Kunden in der Warteschlange bin aber noch immer ich selbst.
Ich kenne sie alle.
Senator Julius Spendabulus braucht zwar lange, aber zahlt fünf Sesterzen.
Ein Genießer eben.
Bürger Marcus Permanentus sitzt noch länger und zahlt nur vier Sesterzen.
Ich vergönne ihm die Ruhe in meiner Obhut.
Sklave Arschimedes, das "s" steht auch in seiner Geburtsurkunde, zahlt für sein langes Sit-In nur
mickrige zwei Sesterzen.
Ich habe Mitleid mit ihm.
Mit dem Namen ist er schon gestraft genug.
Besonders mag ich aber die Römerinnen.
Sie sind gepflegt, elegant, schnell fertig und das Örtchen riecht auch danach noch gut.
Zumindest meistens.
Es sei denn die Fischvergiftung hat zugeschlagen.
Der fiese Anschlag eines Mitbewerbers.

Römische Erlebnislatrinen

Wer sich zu meiner Erlebnislatrine verirrt, ist Zufall.
Wer bleiben darf aber nicht.
Mitunter schicke ich welche zur Konkurrenz, tausche Kundschaft aus oder ändere die Reihenfolge.
Ich bin der Chef.
Ich bin der Gebieter über die Klorolle.

Ich bin auch der Überwacher der Sitzordnung.
Ein Senator darf NIEMALS neben einem Sklaven sitzen.
Damit darf sich auch ein Sklave NIEMALS neben einen Senator setzen.
Damen dürfen gemeinsam in eine Kabine.
Gezahlt wird immer danach.
Der erleichterte Kunde wird auch finanziell erleichtert.
Fertig ist ein Kunde, wenn kein Rundenmarker mehr auf seiner Karte liegt.
Auch das kann be- (in der eigenen Latrinenanstalt) oder entschleunigt werden.
Overtime für Spezialkunden in den Latrinen des Mitbewerbs.

Aktionskarten verändern die Verhältnisse in den Warteschlangen und auch die stillen
Örtlichkeiten können davon betroffen werden.
Pro Spielzug bekommt man eine und darf beliebig viele spielen.
Frühjahrtsputz, Almosen, Gute Geschäfte oder der Vordrängler heißen sie.
Jede ist brauchbar.
Natürlich nicht jede zu jedem Zeitpunkt.
Die Karte "Gerüchteküche" hat für mein Empfinden aber einen Buchstaben zuviel im Namen.

Die Spieler machen mit dem kleinen und großen Geschäft große Geschäfte.
Immer geht es um Sesterzen.
Nur Bares ist Wahres.
Wer als Erster die auf die Spielanzahl abgestimmte Anzahl an Münzen besitzt, beendet und gewinnt das Spiel.

Die 5 Erweiterungsmodule

Mit inkludiert in dieser Neuauflage des Spiels von 2004 sind fünf Erweiterungsmodule.
Die Verwendung jedes Moduls erhöht den Wert der Siegbedingung um fünf Sesterzen.
"Berühmte Römer" bringt 18 Persönlichkeiten des alten Roms ins Spiel.
Auch sie verändern die Warteschlangen, die Sitzdauer oder verlangen einen speziellen Sitzplatz.
Senator Brutus will immer in der Mitte der drei Plätze sitzen.
Die 18 "Latrinenausbauten" erhöhen den Komfort der Kunden.
Der Betreiber des stillen Örtchens punktet mit der aktuellen Tageszeitung, einem Handtuchhalter oder dem bei den Römerinnen so beliebten Lavendelzweig.
Gutes Marketing ist alles.
Die speziellen "Ereignisse" von Modul 3 haben ähnliche Auswirkungen wie die speziellen Eigenschaften
der römischen VIPs. Zwei oder drei Ereigniskarten werden aufgedeckt, mit Rundenmarkern bestückt und die Spieler nehmen diese Marker, wenn sie welche benötigen. Liegt kein Marker mehr auf der Karte, tritt das Ereignis ein.
Manchmal ist das steuerbar.
Auch manche der vorgeschriebenen Aufgaben auf der "Karriereleiter" von Modul 4 sind gezielt zu erledigen.
Jede Stufe kann aber auch erkauft werden.
Nicht nur im alten Rom.
Die aktuell erreichte Stufe wird mit einem formschönen braunen Haufen markiert.
Aus Holz.
Und geruchsarm.
Modul 5 verspricht die "Gunst der Götter".
Sieben sind mit dabei.
Göttliche Zahl.
Einer pro Spieler ist aktiv und hilft in jedem Zug mit.
Bis er gegen einen anderen getauscht wird.
Jupiter gegen Mars, Ceres gegen Minerva, Diana gegen Venus.

Spieletester

28.03.2017

Fazit

Die Spielanleitung mit der Beschreibung der Aktionskarten des Grundspiels bringt so richtig
in Stimmung.
Jeder fühlt sich angesprochen.
Mancher fühlt sich sogar unmittelbar an die letzte Magenverstimmung oder die letzte Harndrangperiode
in der überfüllten U-Bahn erinnert.
Das Leben besteht aus Wartezeiten.
Immer und überall.
Im Spiel allerdings nicht.
Auch notorische Langsitzer wickeln ihr spielerisches Geschäft zügig ab.
Rasch sind genug Sesterzen für den Spielsieg verdient.
Kurz auf die Toilette.
Eine Revanchepartie geht sich locker aus.
Es beginnt, wer zuletzt auf dem Klo war.

Redaktionelle Wertung:

Plus

  • Witzige Anleitung
  • Mechanismus passt perfekt zum Thema
  • Genug Einfluss möglich
  • Tolle Neuauflage
  • Gelungenes Klossar

Minus

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2 bis 6
Alter: ab 8 Jahren
Spieldauer: 20 bis 40 Minuten
Preis: 23,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2016
Verlag: noris
Grafiker: Christian Fiore
Zubehör:

Grundspiel:
70 Römerkarten (Senatoren, Bürger, Sklaven, Römerinnen)
36 Aktionskarten
6 Latrinen
80 Rundenmarker
21 Goldmünzen (10 Sesterzen)
15 Silbermünzen (5 Sesterzen),
42 Bronzemünzen (=1 Sesterze)
Spielanleitung

Erweiterung Modul 1: 18 berühmte Römer, 12 Aktionskarten
Erweiterung Modul 2: 18 Latrinenausbauten
Erweiterung Modul 3: 10 Ereigniskarten
Erweiterung Modul 4: 6 Karriereleitern und 6 Latrinenmarker
Erweiterung Modul 5: 7 Gunstkarten

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