Mittlerweile wird die Handlung im schon neunten Band vorangetrieben. 2003 erschien im Verlag Fantasy Flight Games und anschließend im Verlag Heidelberger Spieleverlag „Der eiserne Thron“ in seiner ersten Auflage. Kurz darauf folgten die beiden Erweiterungen Die Thronkriege und Der Sturm der Schwerter, die das Grundspiel mit zusätzlichen Möglichkeiten noch einmal ordentlich in Schwung brachten.
Parallel zu dem vorliegenden Strategiespiel gibt es von Fantasy Flight Games und Heidelberger Spieleverlag eine weitere Spiele-Reihe, welche auf dem Fantasy-Kontinent Westeros spielt: Die Schlachten von Westeros. Allerdings sollte man von Westeros im Gegensatz zu gewohnten Fantasy-Gefilden keine Treffs mit Fantasy-Wesen wie Orks, Goblins, Zwerge und Elfen erwarten. Dafür bekommt der Spieler aber viel Intrige, Verrat, Verhandlungen und natürlich auch Kämpfe der ansässigen Adelshäuser untereinander bei der Fehde um die Herrschaft über den verwaisten „Eisernen Thron“ geboten. Nicht umsonst wurde die TV-Serie von der Fan-Gemeinschaft treffend als „Die Sopranos in Mittelerde“ betitelt. Und für Science-Fiction-Freunde drängt sich hier der Vergleich zum Kult-Klassiker Dune förmlich auf.
Wählt euer Haus ...
Die Spielhandlung startet zu einer Zeit, als der letzte König von Westeros, Robert Baratheon, bereits tot ist. Die sechs Adelshäuser des Kontinents Westeros (Haus Stark, Haus Greyjoy, Haus Lannister, Haus Martell, Haus Tyrell und Haus Baratheon) bereiten sich nun auf den Kampf um die Thronfolge vor, denn alle haben mehr oder weniger gewichtige Gründe diese einzufordern.
Jeder der sechs Mitspieler kann im Spiel eines der Adelshäuser übernehmen. Sind weniger Spieler am Start, stehen bestimmte Adelshäuser nach einem vorgegebenen Schema nicht zur Wahl. Zusätzlich werden in ausgewählten Gebieten des Kontinents neutrale Streitmächte mit unterschiedlichen Kampfstärken platziert, die die unabhängigen Adelshäuser und die entsprechenden Schwierigkeiten repräsentieren, deren Gebiete zu erobern. Für das Spiel mit drei Spielern sind diese neutralen Streitmächte als so kampfstark eingestuft worden, dass die entsprechenden Gebiete nicht betreten werden können und so quasi aus dem Spiel sind.
... und spielt
Der eiserne Thron wird in Spielrunden gespielt, wobei jede Spielrunde aus drei Phasen besteht: der Westeros-Phase, der Planungsphase und der Aktionsphase.
In der Westeros-Phase wird die namenlose Bedrohung durch die Wildlinge aus dem Norden auf den aktuellen Stand gebracht. Gleichzeitig werden immer drei von insgesamt 17 Westeros-Karten gezogen, die zufällige Ereignisse oder Aktionen versinnbildlichen. Dadurch können in der jeweiligen Runde z.B. Truppen rekrutiert, bestimmte Befehle nicht erteilt oder auf die Positionen in den drei Einflussleisten geboten werden.
In der darauf folgenden Planungsphase erteilen die Spieler ihren Einheiten auf dem Spielplan verdeckt Befehle, wobei je Gebiet nur ein Befehlsmarker gelegt werden kann. Die Spieler können dabei jeweils eine von fünf verschiedenen Befehlsarten wählen: Überfall, Marsch, Verteidigung, Unterstützung oder Machtzuwachs.
In der nun folgenden Aktionsphase führen die Spieler die in der vorherigen Planungsphase gelegten Befehle aus. Als erstes werden gemäß der aktuellen Zugreihenfolge alle möglichen Überfälle mit der Folge abgehandelt, dass in benachbarten und überfallenen Gebieten die Befehlsmarker anderer Adelshäuser entfernt werden. Anschließend werden in der gleichen Reihenfolge alle Marschbefehle abgehandelt. Liegen in Folge dessen in einem Gebiet Einheitenmarker unterschiedlicher Adelshäuser, so kommt es zum Kampf.
Über den Ausgang eines Kampfes entscheidet die endgültige Kampfstärke der vorhandenen Einheiten. Diese Kampfstärke muss jedes Mal neu berechnet werden, denn in diese fließen relativ viele unterschiedliche und sich permanent ändernde Faktoren wie z.B. gewährte Unterstützungen, Kampfstärke der Einheiten, Marsch- bzw. Verteidigungsbefehle, aber auch ausgespielte Hauskarten der Adelshäuser ein. Der Spieler mit der höheren Kampfstärke gewinnt, der Verlierer erleidet eventuell Verluste und muss sich in ein angrenzendes Gebiet zurückziehen.
Das Spiel endet nach 10 Spielrunden, wobei die einzige Situation, die ein vorzeitiges bzw. sofortiges Spielende nach sich zieht darin besteht, dass ein Spieler insgesamt 7 Gebiete mit je einer Burg oder Festung kontrolliert.
Auf viele zusätzliche Facetten wie z.B. die Häfen, mögliche Bündnisse, die Wildlingsangriffe, die Hauskarten oder die Einflussleisten für die Herrschaftssymbole kann in dieser Rezension aus Platzgründen nicht im Detail eingegangen werden. Diese Punkte verleihen dem Spiel jedoch eine über das normale Maß hinausgehende spielerische Tiefe und Komplexität, ohne es dabei zu überfrachten. Insbesondere die lockeren Bündnisse und Absprachen unter den Spielern sind das Salz in dieser Strategie-Suppe. Damit ist aber auch klar, dass Der eiserne Thron diesbezüglich vor allem in einer Besetzung mit 5 und 6 Spielern seine besonderen Stärken ausspielen kann.
2. Edition
Im Vergleich zur ersten Edition wurden in der vorliegenden 2. Edition u.a. der Spielplan und die Aktionskarten grafisch deutlich überarbeitet. Die Sichtschirme der einzelnen Adelshäuser sind neu und die Spieler finden auf deren Innenseiten zusammengefasst die wichtigsten Informationen zum Spiel und zum entsprechenden Adelshaus.
Ein ganz wesentlicher Pluspunkt der 2. Edition ist jedoch, dass die dem Spielfluss dienlichen und in den Augen vieler Spieler wichtigsten Elemente aus den beiden Erweiterungen, wie z.B. die Wildlingsangriffe, Belagerungsmaschinen, Garnisonen oder Häfen, nun schon in das Grundspiel implementiert wurden. Auch an den Aktionskarten wurde kräftig gearbeitet. So gibt es nunmehr neun verschiedene Wildlingskarten und immerhin fünfzehn unterschiedliche Ereignistypen bei den Westeros-Karten. Auch das neue zusätzliche Modul „Schlachtenglück“ ist eine Proberunde wert. Hierbei wird durch zusätzliche Karten die jede Partei vor dem jeweiligen Kampf zieht, den möglichen zufälligen Geschehnissen während der Kämpfe ein Platz eingeräumt, denn: „Nicht immer ist alles planbar“.
Was nicht so gut gefällt sind die Figuren. Zwar sind diese nunmehr aus marmoriertem Kunststoff statt aus Holz, hier wären aber detaillierte Miniaturen, welche man z.B. auch aus Die Schlachten von Westeros hätte übernehmen können, angebracht gewesen und hätten diesbezüglich zu einer deutlichen Steigerung der Atmosphäre beitragen können. In diesem Zusammenhang sei nur einmal auf das große Vorbild in diesem Bereich - Der Ringkrieg - verwiesen.
Nachtrag 1: Mittlerweile haben Fantasy Flight Games und Heidelberger Spieleverlag das Erscheinen der ersten kleinen PoD-Erweiterung (Print on demand) bekannt gegeben: Ein Tanz mit Drachen. Diese Erweiterung wird ein Szenario mit völlig geänderten Startaufstellungen und 42 neue Hauskarten für die Adelshäuser enthalten und sich dadurch vor allem an Fans richten.
Spieletester
Fazit
Der eiserne Thron ist ein schön gestaltetes, atmosphärisch perfektes und gut funktionierendes Strategie-Spiel vor einem bekannten und sehr detailliert ausgearbeitetem Fantasy-Hintergrund.
Das Spiel ist opulent ausgestattet und lässt nur den Wunsch nach detaillierten Miniaturen offen. Die Spielanleitung ist zwar relativ lang, jedoch gut gegliedert geschrieben, umfangreich illustriert und mit ausreichend Beispielen versehen, um schnell verstanden zu werden.
Der Spielablauf selbst ist relativ einfach und schnell verinnerlicht, natürlich gibt es aber immer wieder zu einigen Detailfragen Nachschlagebedarf.
Empfohlen werden kann das Spiel vor allem in einer Besetzung mit 3 oder 5 Spielern. Spielt man zu sechst, sollten alle Spieler dieses Spiel schon gut kennen. Allerdings muss allen Spielern immer bewusst sein, dass Glück, z.B. durch die Westeros-Karten, teilweise schon einen recht hohen Stellenwert haben kann. Auch die diplomatischen Verhandlungen, Bündnisschlüsse und Vertragsbrüche sind nicht unbedingt jedermanns Sache, da sie für eine geringe Frustrationsschwelle sorgen, in diesem Spiel aber das Salz in der Suppe sind.
Durch die unterschiedlichen Ausrichtungen der Adelshäuser und die daraus folgenden verschiedenen Spielweisen ist ein hoher Wiederspielreiz gegeben. Insofern und unter Betrachtung der Komplexität und des Themas sowie der Altersanforderungen richtet sich das Spiel ganz klar an Vielspieler und Westeros-Fans. Familien mit älteren Kindern können aber ebenfalls einen Blick riskieren.
Plus
Minus
Besucherkommentare
Der Meinung des Autors kann man sich nur widerspruchslos anschließen. Sowohl die positiven Dinge als auch die Schwachstellen (vor allem die seltsam gummibärchenartig gestalteten Spielfiguren) sind in dieser Besprechung ideal getroffen. Ein weiteres kleines Minus für mich: manche Häuser haben durch ihre Startposition gewisse Vorteile ihren Mitspielern gegenüber. Dieser Bereich scheint nicht ganz austariert zu sein.
Das Spiel ist nicht 100% fair, doch die Atmosphäre ist einfach unschlagbar. Außerdem mag ich auch mal Herausforderungen, ist doch langweilig wenn immer nur der Gleiche gewinnt ;) Übrigens bringt die Erweiterung "Mutter der Drachen" ein paar neue Mechaniken nach Westeros, die das Spiel runder machen. Wie die Vassallen, wodurch jedes Haus im Spiel aktiv ist, auch wenn nicht genügend Spieler dabei sind. :)
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Details
Spielanleitung, Spielplan, 6 Sichtschirme (je 1 pro Haus), 9 Wildlingskarten, 30 Westeroskarten (3x 10 Sück), 24 Schlachtenglückkarten, 42 Hauskarten (je 7 pro Haus), 60 Fußsoldaten (je 10 pro Haus), 30 Ritter (je 5 pro Haus), 36 Schiffe (je 6 pro Haus), 12 Belagerungsmaschinen (je 2 pro Haus), 90 Befehlsmarker (je 15 pro Haus), 120 Machtmarker (je 20 pro Haus), 18 Einflussmarker (je 3 pro Haus), 6 Versorgungsmarker (je 1 pro Haus), 6 Siegpunktmarker (je 1 pro Haus), 6 Garnisonsmarker (je 1 pro Haus), ein Wildlingsmarker, ein Rundenmarker, 14 Marker für neutralen Streitmächte, eine Königshof-Ersatzleiste, Symbol-Eiserner Thron, Symbol-Botenrabe, Symbol-Valyrischer-Stahl-Klinge
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