Rune Age

Terrinoth, das fantastische Land irgendwo in den Köpfen der Fantasy Flight Games-Redakteure: Wieder einmal bahnen sich epochale Geschichten in dem fantastischen Land an:

- In Runebound jagten Lonesome Riders TM durch die endlosen Weiten Terrinoths, um dem Oberbösewicht den Garaus zu machen.
- In Descent schlichen Heldenpartien durch Dungeons, um Schätze zu finden und irgendwelchen Oberbösewichten den Garaus zu machen. (Ich erkenne ein Muster, ihr auch?)
- In Runewars wurde die Sache epochal: Gewaltige Armeen standen einander böse gegenüber.

Der neueste Ausflug nach Terrinoth führt uns nun in das von Dominion erfundene Genre des Deckbau-Kartenspieles. Autor unseres heutigen Objektes der Begierde ist Corey Koniecka, FFG-Stammautor Nummer 2, der uns mit Battlestar Galactica - Das Brettspiel schon viele schöne Stunden bereitet hat. Sein letztes Werk vor Rune Age, das Lovecraft-Geisterhausspiel Villen des Wahnsinns, hat sich nach einigen Spielen als fulminanter Sickerflopp erwiesen und thront inzwischen neben FFG-Dauerbrenner Arkham Horror im Bereich meiner meistgehassten Spiele der letzten 10 Jahre.

Aber was Rune Age angeht bin ich optimistisch:

Das Spiel:

Das Ziel des Genres – und somit auch das dieses Spieles – besteht darin, während des Spieles Karten zu kaufen, die in weiterer Folge den Stapel des Spieles bilden, das sog. Deck. Von diesem Deck zieht man seine Handkarten und kauft damit entweder noch wertvollere Karten oder nützt auf den Karten definierte Aktionen.
Und damit sind wir an dem Punkt angelangt, der Rune Age von seinen Kollegen unterscheidet: Wirft man Dominion oder Thunderstone immer wieder gerne mal vor, jeder spiele nur für sich und es gäbe kaum Interaktionen, besteht die wichtigste Option in Rune Age darin, Karten zu kaufen, die Armeen darstellen, und sich damit gegenseitig anzugreifen. Rune Age ist somit die Remmi-Demmi-Version von Dominion. (Ein Zugang, den sich in weiterer Folge – in abgeschwächter Form – auch Quarriors zu Nutze macht.)

Anders als seine Deckbuilding-Kollegen hat Rune Age vier fixe Szenarios. Diese Szenarios bestimmen sowohl die zum Verkauf stehenden Karten als auch das Ziel des Spieles:
Resurgence of the Dragonlords: Es gewinnt der Spieler, der zuerst den Drachenkönig erfolgreich angreift.
The Monument: Der Spieler, der zuerst ein Monument baut, gewinnt.
Runewars: Es gewinnt der Spieler, der als letzter übrigbleibt. (It’s WAR, Dude!!!)
The Cataclysm: Ein kooperatives Szenario: Die Spieler müssen eine gewisse Rundenzahl überleben.

Jeder Spieler übernimmt eines von vier Völkern (Menschen, Orks, Elfen und von Nekromanten gesteuerte Untote) und erhält für jedes dieser Völker ein Heimatland, vier Stapel mit Karten für spezielle Einheiten und drei Festungen, die im Zuge des Spieles erbaut werden können.
Während seines Spielzuges erwirbt der Spieler nun Karten für sein Deck, die hauptsächlich darauf abzielen, sich gegenseitig die Armeen zu plätten, Festungen zu errichten und noch neutrale oder von bösen Mitspielern besetzte Städte zu erobern. Dazu werden drei verschiedene Währungen verwendet: Gold, Einfluss und Militärische Stärke. Koniecka vermeidet so das Dominion-Paradoxon, mit Geld Geld zu kaufen. Es kostet Einfluss, um Geldkarten zu kaufen, Geldkarten wiederum verwendet man zum Kauf von Armeen und Militärische Stärke benutzt man, um neutrale Städte oder fiese Monstren anzugreifen.

Fiese Monstren? Ja, denn jedes mal, wenn der Startspieler an der Reihe ist, zieht dieser eine auf das Szenario abgestimmte Ereigniskarte, und so können neutrale Monster ins Spiel kommen, die entweder Belohnungen bringen oder den Spielern mit irgendwelchen fiesen Auswirkungen nachhaltig auf die Nerven fallen.
(Im Koop-Szenario The Cataclysm, in dem man sich möglichst nicht gegenseitig bekämpft, sondern das Ziel darin besteht, dass alle Spieler eine gewisse Rundenzahl überleben, sind die Hauptfeinde der Spieler natürlich zumeist derart böse Wesenheiten.)

Schreitet man zum Kampf, so spielen Angreifer und Verteidiger abwechselnd je eine Karte mit militärischer Stärke aus: Sobald beide Spieler passen gewinnt der Spieler mit der höheren Stärke (bzw. bei Gleichstand gewinnt der Verteidiger). Damit das nicht einfach monoton abläuft, haben diese Kampfkarten aber natürlich Auswirkungen, die entweder sofort beim Ausspielen oder bei der Endabrechnung wirksam werden und den Kampf damit spannend gestalten.
Ist ein Angriff auf eine Stadt erfolgreich, hat man sie erobert. Erfolgte der Angriff auf ein Heimatland eines Mitspielers, so erhält das Land Schadenspunkte. Ein Spieler, dessen Heimatland 20 Schadenspunkte nimmt, scheidet aus dem Spiel aus.

Spieletester

03.01.2012

Fazit

Wie schon ausgeführt: Rune Age ist der Versuch, das Deckbuilding-Genre um einen Titel zu erweitern, in dem es hauptsächlich darum geht, entweder sich gegenseitig (oder eben im Falle des Cataclysm- Szenarios die Dämonen der Unterwelt) die Schwerter über die Schädel zu ziehen anstelle sein Königreich leise vor sich hin zu entwickeln oder Heldengruppen zusammenzustellen, die ein Monster prügeln um einen Schatz einzusammeln. Und man muss sagen: Das ist gelungen. In Rune Age geht’s ordentlich zur Sache.

Sobald man einigermaßen eine Streitmacht im Deck hat (und das geht – nicht zuletzt auch dank der Effekte der Armeekarten – angenehm schnell) prügelt man sich durchaus unterhaltsam durch die Terrinoth-Geschichte.

Ob Rune Age oder Dominion besser ist? Nun, das hängt ausschließlich davon ab, ob einem der Sinn nach ruhigem, nur selten unterbrochenem Aufbauen als Wettrennen oder nach einer militärischen Prügelorgie in einer epischen Fantasywelt steht. Für die wunderschön gezeichneten Karten jedenfalls gibt’s voll Freude eine stolze 10 auf der Ausstattungsskala. Aber die könnten wir bei Fantasy Flight Games bzw. ihren Übersetzern vom Heidelberger Spieleverlag eigentlich standardmäßig in der Datenbank eintragen…


Das englische Original ist bei Fantasy Flight Games erschienen.}
Redaktionelle Wertung:

Plus

Minus

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2 bis 4
Alter: ab 12 Jahren
Spieldauer: 60 Minuten
Preis: 30,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2011
Genre: Karten
Zubehör:

252 Karten
38 Schadensmarker
1 Würfel
1 Spielanleitung

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