First to Find

Abt. Das Spiel zum... ähm... Spiel

Dieses Spiel ist prinzipiell in englischer Sprache gehalten, es sollte allerdings reichen, wenn ein Spieler die Anleitung übersetzen kann. Danach muss man nur noch zwischen drei Worten bzw. Kartenwertbereichen unterscheiden.


Nachdem die US-Armee im Jahr 2000 dankenswerterweise auf die Auflage verzichtet hat, dass private GPS-Geräte Zielkoordinaten nicht genauer als 100m anzeigen dürfen, erdachte man eine moderne Form des bereits seit 1854 existierenden Letterboxing. Hier wie dort geht es darum, Wanderern und Spaziergängern schöne Stellen und Wege zu zeigen, die man im Normalfall kaum findet. Dazu werden am Zielort kleine Boxen ausgelegt, die in Verstecken wie unter Steinhaufen, in Astlöchern oder was sich sonst noch ergibt, verborgen werden. In diesen Plastikschatzkistchen findet man kleine Goodies, die man mit Kleinkram aus dem eigenen Besitz tauschen kann. 
Doch während Letterboxing selig noch mit Anweisungen wie "Gehe von hier aus 100m nach Osten" arbeitete, benützt Geocaching eben GPS-Koordinaten, und diese moderne Ausformung der Letterboxing-Idee kennt inzwischen neben der simplen GPS-Koordinate (Traditional Cache) auch Multicaches, die schöne Wege zeigen, indem man die Zielkoordinaten von mehreren Punkten zusammenträgt, und Rätselcaches, zu deren Lösung man manchmal durchaus Hinweise im besten Indiana Jones-Stil entschlüsseln muss. Für die Dekadenten unter uns Schatzjägern gibt es zudem noch Wherigo-Caches, die das Programm Wherigo-Player oder (als Appleist) PiGo erfordern, die man auf PDAs, IPhones oder speziellen GPS-Geräten zum Laufen bringt, um dann in einem Real-Life Point-and-Klick-Abenteuer im Stile der guten alten Lucasfilm-Games (Maniac MansionSecret of Monkey Island) landen zu können.

Im Mai 2010 folgt der Verfasser dieser Zeilen im Südosten Frankreichs einer altgedienten Cacherin (Hallo, Angi!!! *winke winke*) zu den Koordinaten einer versteckten Aussichtsplattform, die einen Blick über einen kompletten Stausee erlaubt (Mal ehrlich, was haben die Franzosen mit Stauseen? Haben die irgendwo Biber in der Ahnenreihe?), und streift am Tag danach durch enge französische Gässchen auf der Suche nach Koordinatenfragmenten, die am Ende zu einem Felsplateau führen, von dem aus man an klaren Tagen wahrscheinlich bis Marseille sehen kann. Ab hier war es klar: Das Geocachen, von dem seine Entwickler voll stolz behaupten, es sei die erste Internetaktivität, bei der man vom Computer aufstehen muss und für die an der Stelle des ersten Caches überhaupt (in der Nähe von Portland, Oregon) inzwischen eine Gedenktafel steht, hatte einen neuen Anhänger.

Da es sich beim Geocachen streng genommen um ein "Spiel ohne Brett, Karten und Würfel" handelt, war klar, dass irgendwann jemand dieses Hobby auch für den Spieltisch adaptiert. Nun, dieser jemand war Ryan Thiegs, und sein Werk hört auf den Namen First to Find. "First to Find" ist natürlich ein Ausdruck aus dem Cacherjargon und bezieht sich - wie man unschwer erraten kann - auf den Erstfinder eines neu gelegten Caches. So ist es jedes Geocachelegers heilige Pflicht, für den Erstfinder irgendeine Figur, eine Karte, eine Münze o.ä. mit dem Kürzel "FtF" in die Box zu legen.

Und damit sind wir wieder einmal mitten drin in einer Rezension aus unserer beliebten Rubrik "Exoten, die Sie nicht im Toys 'R' Us um die Ecke finden werden...":


Das Spiel:

Das Spiel besteht ausschließlich aus 54 Karten. Diese sind in die vier Jahrezeiten und unter je drei Stichworten unterteilt: Movement, Gear und Obstacle. Und weil unser Verlag weiß, dass sich Geocacher zu 99% aus Spielern rekrutiert (sehr überraschend bei diesem Konzept) hat man auf den Karten zusätzlich noch die Werte 2-10 sowie K, Q, J und A verteilt, was den angenehmen Nebeneffekt hat, dass man die Karten auch als normale Spielkarten verwenden kann. Sogar an zwei Joker hat man gedacht. Das nenn' ich doch mal Rundumservice für die ganze Familie.
(Diese Werte erfüllen zudem noch einen weiteren Zweck, indem sie der Übersichtlichkeit dienen, doch dazu gleich mehr.)

Zu Spielbeginn einigen sich die Spieler, auf welchen Siegpunktwert von 2-6 gespielt wird.

Wenn ein Spieler an der Reihe ist, beginnt er seinen Zug damit, dass er seine Handkarten auf 6 ergänzt. Danach hat er die Möglichkeit, eine Karte auszuspielen, wobei es hier eine goldene Regel gibt:
Die oberste Karte des Ausspielstapels gibt immer eine Jahreszeit an. Die Karte, die ich spiele, muss IMMER entweder dieselbe oder die darauffolgende Jahreszeit anzeigen.

1. Eine Movement-Karte spielen: Diese Karten haben alle den Wert 2-4. Eine ausgespielte Movement-Karte bringt 1 Punkt.

2. Ein Obstacle spielen: Das sind Hindernisse auf dem Weg zum Cache. Die Karten haben jeweils einen Wert von 5-9.
Legt man eine solche Karte aus, ist der nächste Spieler vorerst einmal blockiert. Dieser muss nun eine Gear-Karte (immer Wert 10 bis As) mit der aktuellen oder nächsten Jahreszeit spielen, um das Hindernis zu überwinden. Schafft er das, darf er sofort eine weitere Karte hinzuspielen.
Hat er keine passende Gear-Karte muss er eine Karte abwerfen UND verliert einen Punkt.

3. Mit einer Gear-Karte die Jahreszeit ändern: Der Spieler kann eine Gear-Karte der nächsten Jahreszeit ausspielen, einfach um die Jahreszeit zu wechseln.

Kann oder will ein Spieler keine Karte spielen, so muss er eine Karte abwerfen, und der nächste Spieler ist an der Reihe.
Sobald ein Spieler die Movement-Karte ausspielt, die ihm den letzten nötigen Siegpunkt bringt, ist das Spiel zu Ende.
Natürlich bietet es sich bei einem so schnellen Spiel an, mehrere Partien zu spielen und die Siege zu zählen oder auf eine bestimmte Anzahl gewonnener Partien zu spielen.

Spieletester

24.07.2011

Fazit

First to Find sieht man seine geistige Nähe zum Klassiker 1000 Kilometer bzw. 1000 Meilen von weitem an, was bei dem Thema ja auch irgendwie naheliegend war. Dennoch finde ich, bekennender 1000 Kilometer-Ignorant, First to Find spassiger, denn Ryan Thiegs hat die nervigen Elemente aussortiert und dafür unterhaltsamere Mechanismen eingeführt:

> Die Idee, dass man nur nach Jahreszeiten ausspielen darf, macht das Spiel interessanter als nur "Spiel' ich bei mir oder beim Gegner".
> Musste man bei 1000 Kilometer nach behobenem Schaden auf die nächste "Grünes Licht"-Karte warten, darf man hier direkt nach dem Ausspielen einer Gear-Karte die nächste Karte hintennachlegen. Der sehr angenehme Effekt: First to Find hat Tempo.

First to Find ist sicher nicht der große Wurf, von dem man noch seinen Enkeln berichten wird, aber als schnelles Kartenspiel ist es angenehm kurzweilig. Für uns Cacher ergeben die Obstacles und die dagegen gespielten Gear-Karten zudem durchaus spassige Kombis, die in weiterer Folge aber wahrscheinlich nicht nur uns Geocachern Spaß machen dürften. Was mache ich zum Beispiel, wenn ich vor einem extrem steilen Hügel stehe, der mir den Weg versperrt? Ist doch ganz klar: Ich grab mich durch. (HA! SO macht man das, Heiratsfähig).

Gesondert erwähnen muss ich leider die etwas konfuse Anleitung: Auf einer doppelseitigen Karte abgedruckt ist der Text leider etwas kryptisch ausgefallen. Nicht, dass man überhaupt nicht kapieren würde, worum's geht, aber so habe ich doch z.B. lange einen Hinweis gesucht, ob die Kartenwerte nicht DOCH eine Auswirkung haben könnten. Zudem wären Absätze und Unterteilungen in Punkten schön, unbarmherzig bis zum Ende durchgehaltener Fließtext glänzt nicht gerade durch Übersichtlichkeit.
Der Autor allerdings war sich dessen am Ende bewusst und hat sich via BoardGameGeek bei allen Spielern für die schlechte Anleitung entschuldigt. (Würde das Schule machen kämen die Breitensteins von Twilight Creations Inc. vor lauter Entschuldigungen-Tippseln nicht mehr zum Spieleschreiben.) Begründet hat Thiegs die schlechte Qualität damit, dass die Rules innerhalb einer halben Stunde bis Stunde fertig getippt sein mussten, und dass DAS direkt in die Katastrophe führt, kann ich aus Erfahrung bestätigen.

Zusammengefasst: First to Find erfindet nicht das Rad neu, bietet aber kurzweilige Unterhaltung für zwischendurch, die sicher nicht jede Woche auf dem Spieltisch landen wird, aber durchaus des öfteren angezockt werden kann. Und durch den Aufdruck der Spielkartenwerte ist das Kartendeck multifunktional verwendbar, was zum Beispiel praktisch sein kann, wenn man eine längeres Cacheevent vor sich hat.

Im normalen Handel ist First to Find meines Wissens nach nicht erhältlich. Man muss es über die Geocaching-Websites bzw. die diversen Geocaching-Shops bestellen.
Redaktionelle Wertung:

Plus

Minus

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2 bis 4
Alter: ab 8 Jahren
Spieldauer: 20 Minuten
Preis: 5,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2006
Autor: Ryan Thiegs
Genre: Karten
Zubehör:

54 Spielkarten
1 Spielkarte mit Anleitung

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