Fürstenfeld

Es gibt eine Stadt in der Steiermark an der Grenze zum Burgenland, die heißt genau so wie eines der vielen Neuerscheinungen von 2F-Spiele aus der Feder von Friedemann Friese: Fürstenfeld. Dass der aus dem Norddeutschen Bremen stammende Autor gerade eine große Schaffensphase hat, davon zeugen die vielen Spiele, die 2010 in seinem Eigenverlag, aber auch bei den Großen wie Amigo oder Kosmos erschienen sind. Dass er mit seinem neuen Spiel Fürstenfeld der steirischen Stadt ein Denkmal setzen möchte, davon können wir getrost Abstand nehmen - obwohl es dort eine Brauerei gibt. Die real existierende Brauerei FürstenBräu kommt allerdings im Spiel nicht vor, dafür aber Phantasienamen wie Draakenfels, Schwarzkolmer, Altkrotzenkolmer Klosterkrug oder Holzdorfer Turmbräu. Einzig das Schlüsselbräu aus dem deutschen Gingen an der Brenz gibt es wirklich, zumindest mit Namen, nur das entsprechende Wappen stimmt nicht überein.

Damit haben wir aber schon das Thema des friedemannschen Werkes. Es geht um die Herstellung von Bier, welches zumindest bei uns in Deutschland nach dem deutschen Reinheitsgebot nur mit Wasser, Gerste und Malz aus Hopfen hergestellt werden darf. Ziel ist es, durch den Verkauf dieser Rohstoffe an die ansässigen Brauereien zu Reichtum zu kommen und sich einen eigenen Palast zu bauen.

In Fürstenfeld besitzen die 2 - 5 Großbauern jeweils eigenen Grund und Boden mit sechs Parzellen, auf denen sie die Bestandteile des Gerstensaftes produzieren. Zu diesem Zweck sind zu Spielbeginn auf dreien bereits die Rohstoffe Quellwasser, Gerste und Hopfen "angebaut". Die Rohstoffe werden durch entsprechende Holzmarker dargestellt. Um im weiteren Spielverlauf in der Lage zu sein, mehr Rohstoffe an die Brauereien zu verkaufen, können und müssen die Parzellen immer wieder überbaut werden. Dabei können Felder mit höheren Erträgen, aber auch zusätzliche Gebäude errichtet werden, die dem Besitzer diverse Vorteile bringen. Da gibt es zum Beispiel Banken, die zusätzlich regelmäßige Ausschüttungen vornehmen, aber auch Lagerhäuser, in denen die Rohstoffe länger aufbewahrt werden, um sie dann zu einem besseren Kurs verkaufen zu können. Der wird bei den 2 - 5 Brauereien nach jeder Runde entsprechend den Lieferungen der Spieler angepasst. Wird zuviel geliefert, kann der Preis auch schon mal auf Null fallen.

Jeder Großbauer startet mit den gleichen Voraussetzungen, nämlich einem Feld mit den sechs Parzellen inklusive der bereits angebauten drei Rohstofffelder, zwei Münzen und einem eigenen Kartensatz mit 26 Karten, von denen er sofort drei Karten auf die Hand nimmt. Die Spielerreihenfolge wird per Marker auf der doppelten Einkommensleiste festgelegt. Wer ganz hinten steht, darf beginnen. In jeder Runde wird das erzielte Einkommen mit dem entsprechenden Marker auf der zweiten Einkommensleiste festgehalten und bestimmt somit die Zugreihenfolge für die nächste Runde.

Fürstenfeld wird über mehrere Runden gespielt, die aus jeweils sechs Phasen bestehen. In der ersten ziehen alle Spieler drei Karten nach, dann werden die Rohstoffe der Felder geerntet. Jedes der Felder erhält zu Rundenbeginn die Rohstoffmarker in der entsprechenden Anzahl - sie sind quasi über Nacht nachgewachsen. Wenn jetzt die Rohstoffe verkauft werden, wird dies in der aktuellen Spielerreihenfolge abgewickelt, denn es kann schon von Vorteil sein, wenn man an eine bestimmte Brauerei als Erster liefern darf. Der aktive Spieler darf immer nur an eine der Brauereien liefern und legt seine Rohstoffe auf die entsprechenden Felder der Bedarfskarte. Liefert er mehr als Felder frei sind, bekommt er zwar den angezeigten Preis, danach aber fällt dieser entsprechend um die zu viel gelieferten Rohstoffe. Das ist ein nicht zu unterschätzendes taktisches Mittel, um bewusst die Preise für die nachfolgenden Spieler zu ruinieren.
Die Geldeinnahme wird wie bereits erwähnt markiert, dann können mittels der Karten Gebäude oder Felder gebaut werden. Die Krux an der Geschichte ist, dass erstens nicht immer passende Karten in der Hand sind und zweitens, vorhandene Felder früher oder später auf dem Fürstenfeld überbaut werden müssen. Da muss man sich schon ganz genau überlegen, welches das sein darf, um trotzdem noch irgendwie an Rohstoffe, Geld und sonstige Vergünstigungen zu kommen. Ein ständiges Dilemma, welches Herr Friese uns Spielern da aufbürdet. Zum Abschluss legen die Spieler bis auf eine Karte alle restlichen in einer beliebigen Reihenfolge unter den eigenen Nachziehstapel. Eine weitere Krux, denn die Karten kommen durch den Umlauf irgendwann wieder auf die Hand des Spielers - und genau das muss er sich merken können, wenn er am Ende als Sieger das Fürstenfeld verlassen möchte. Als Letztes werden die Preise in den Brauereien angepasst. Für jedes leere Bedarfsfeld steigt der Preis der entsprechenden Spalte um eins. Danach werden die Rohstoffe abgeräumt, sodass die Bedarfsfelder der Brauereien zu Beginn jeder Runde leer sind.

Unerwähnt blieb bisher, dass die Bedarfskarten zu Spielbeginn aus einem Fundus von sieben Karten gezogen werden. Jedes Spiel wird dadurch anders gewichtet und spielt sich entsprechend unterschiedlich. Die Palastteile werden im Spielverlauf immer teurer, was mit deren Anzahl zusammenhängt, die bisher von allen Spielern errichtet wurden. Wer hier also früh zugreift spart zwar Geld, verliert damit aber Produktionsfelder. Ein Dilemma par excellence. Es gewinnt, wer zuerst seinen Palast fertig hat.

In der Expertenversion müssen die nummerierten Palastteile in der richtigen Anordnung auf dem Fürstenfeld gebaut werden. Die Karten werden um zwei weitere auf 28 erweitert. In der ersten Runde erhalten die Spieler dann zehn Karten, von denen sie neun in beliebiger Reihenfolge unter den eigenen Nachziehstapel legen und damit schon mal ein Drittel der Karten kennen. Diese Version erfordert allerdings noch mehr Planung und sollte wirklich nur von Experten gespielt werden.

Spieletester

01.02.2011

Fazit

Das Spiel von Friedemann Friese ist im Vergleich zu seinen vorherigen Werken wie Funkenschlag oder Fabrikmanager eher ein Leichtgewicht, welches sich ohne lange Erklärungen ebenso leicht und locker spielt. Es ist geprägt von ständiger Landknappheit, denn jeder Spieler besitzt nun mal nur sechs Felder, die er bebauen darf. Da gilt es abzuwägen, ob und wann ein Feld überbaut werden soll, denn das darunter liegende ist für immer und ewig verloren. Na ja, zumindest bis zum nächsten Spiel und das war in meinen Spielrunden immer wieder gerne gesehen, weil auch die Spielzeit mit etwa 60 Minuten angenehm kurz erscheint. Als einzigen Kritikpunkt muss ich hier die Grafiken ansprechen. Sie kommen ziemlich blass daher, als ob Maura Kalusky bei den Farben sparen wollte. Die großformatige Schachtel ist zwar typisch 2F-Spiele und mit reichlich Platz ausgestattet, dennoch wird der Hauptspielplan durch den Mittelsteg des Schachteleinsatzes verbogen, was ziemlich unschön ist. Da gibts nur eins - weg damit. Dass die Zusatzkarte "Reiseführer" auf den Übersichtskarten fälschlicherweise als "Reiseleiter" benannt wird, sei nur am Rande erwähnt und fällt nicht weiter ins Kalkül. Okay, das Thema mit den Großbauern, die mit ihren Rohstoffen versuchen, wie an den Börsen zu spekulieren, um sich von dem vielen Geld einen sechsteiligen Palast zu bauen, ist ziemlich weit hergeholt. Aber wen interessiert das? Fürstenfeld macht richtig viel Spaß und endet oftmals sehr knapp. Spielfehler werden entsprechend hart bestraft, aber die hielten sich während unserer Runden eigentlich in engen Grenzen. Durch die Auswahl an Gebäuden und Rohstofffeldern ist auch jederzeit ein Wechsel der eigenen Strategie möglich – vorausgesetzt, die Mitspieler gönnen einem die Zeit, diese auch greifen zu lassen.
Redaktionelle Wertung:

Plus

Minus

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2 bis 5
Alter: ab 12 Jahren
Spieldauer: 60 Minuten
Preis: 35,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2010
Verlag: 2F-Spiele
Grafiker: Maura Kalusky
Zubehör:

1 großer Ablageplan 5 Baupläne 140 Baukarten 5 Übersichtskarten 7 Brauereibedarfskarten 6 Palastpreiskarten 5 Reihenfolgemarker 5 Palastpreismarker 75 Rohstoffe 60 Münzen 1 Anleitung

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