„Ein Spiel für jeden, der drauf sinnt ... wie er seiner Welt entrinnt" steht auf der Packung.
Das Positive zuerst: Ihr braucht euch keine Sorgen machen, dass beim Spielen plötzlich messerwerfende Affen in eurem Wohnzimmer auftauchen oder Nashörner durch die Wand gedonnert kommen. Allerdings gibt es zumindest einen großen Elefanten im Raum, den wir ansprechen müssen – und das sind die Challenges.
Aber schauen wir uns erst einmal an, wie Jumanji generell funktioniert.
Das rettende Ziel
Bevor die drei Leben aufgebraucht sind, gilt es die 31 Spielfelder zum rettenden Ziel hinter sich zu lassen und damit für die ganze Spielrunde den Sieg einzufahren, um das Spiel zu beenden. Gewürfelt wird wahlweise mit einem oder zwei Würfeln, wer einen Pasch würfelt ist erneut dran. Mit zwei Würfeln endet das Spiel logischerweise früher.
Doch Würfeln ist nicht alles.
Challenging Rätsel
Wer an der Reihe ist, zieht eine Challenge-Karte. Theoretisch sollte diese nun in den grünen Decoder in der Spielfeldmitte gesteckt werden, aber ganz ehrlich: Auch ohne diesen sind die Texte mindestens genauso gut zu lesen.
Auf der Karte befindet sich nun ein Reim, der auf eines der 20 möglichen Lösungswörter hinweisen soll, die auf der Rückseite der Anleitung abgebildet sind. Löst man korrekt, geht's gleich ein weiteres Feld vor.
Die Lösungen reichen dabei von so eindeutig, dass das Wort selbst im Reim vorkommt, bis so unlogisch, dass man auch nach der Auflösung nicht versteht, warum genau dieses Wort die Lösung sein soll. Beispiel? „Das Unterfangen ist lang und schwer, eine Tempoverdopplung muss nun her."
Die Lösung? „Stromschnellen"? „Stampede"? Nope, „Abenteuer". Okay...
Auf der Rückseite der Karte gibt es dann nicht nur die Auflösung, sondern auch die Aufgabe, die es zu meistern gilt.

Rätselhafte Challenges
Beim Erfüllen der Aufgaben kommt man sich teilweise schon sehr bescheuert vor (vor allem, wenn man in einer rein erwachsenen Gruppe spielt – tut es nicht!). So fühlt man sich manchmal wie in einer Therapiesitzung, wenn wir uns vor der Gruppe öffnen müssen („Erzähle von einem Erlebnis, als du Angst hattest, aber trotzdem Mut gefasst und weitergemacht hast"), wie im falschen Film, wenn wir unsere Fähigkeiten zeigen müssen, die wir dank unseres schwarzen Gürtels in Tanzkampf besitzen, wie in der Waldorfschule, wenn wir bis zum Ablaufen der Zeit einfach auf irgendetwas herumtrommeln sollen, oder imaginären Fallen im Raum ausweichen, von denen wir den anderen erzählen.
Manche Aufgaben sind hingegen einfach schwer zu schaffen. Spontan 10 süße und 10 gefährliche Tiere oder 5 Werkzeuge, die mit „R" beginnen, in 45 Sekunden aufzuzählen, ist unter Zeitdruck selbst für Erwachsene gar nicht so leicht. Oder die Challenges sind schon rein rechnerisch unmöglich zu schaffen: Innerhalb von 45 Sekunden müssen alle Spieler drei bestimmte Symbole in der richtigen Reihenfolge direkt hintereinander würfeln. Die Chance, dass das überhaupt funktioniert, liegt schon bei 1:216, das ganze bei vier Spielern innerhalb von 45 Sekunden – da kann man gleich Lotto spielen.
Dann sind da noch Aufgaben, die Turnübungen verlangen, wie zum Beispiel Purzelbäume, drei Sekunden Handstand oder den Spieler zur nächsten Tür zu tragen (hoffentlich hat Papa noch nicht gefrühstückt). Oder die Aufgabe ist so seltsam formuliert, dass niemand einen Plan hat, was nun überhaupt zu tun ist.
Ja, es sind durchaus auch einige witzige Aufgaben dabei („Du bist in Jumanji gefangen. Spiele von unter dem Tisch weiter bis jemand 5 oder 8 würfelt").
Leider sind diese sehr rar gesät. Für rein erwachsene Spielgruppen sind sie nichts, für zu junge Spieler teilweise zu schwer. Und so ist es vermutlich die größte Challenge, überhaupt die richtige Spielrunde für Jumanji aufzustellen.
Eltern mit Kindern im Alter von 8-10 könnten wir uns vorstellen. Was schon eine sehr spezifische Zielgruppe ist.
Das Spielmaterial
Dass wir hier keine schöne Holzbox wie im Original in Händen halten, ist bei dem Preis natürlich zu erwarten und damit zu verschmerzen. Tatsächlich gefällt uns das durchgezogene Design des Spiels, von Schachtel, über Spielfeld bis hin zur Anleitung sehr gut.
Leider ist das nicht genug, um über die Schwächen hinwegzutäuschen. Die Karten sind auch ohne den Decoder ohne große Anstrengung viel zu gut zu lesen, die Challenge-Würfel mit den sechs Symbolen schauen zwar ebenfalls ganz nett aus, allerdings wird nirgends erklärt, was diese Symbole darstellen sollen – was spätestens, wenn man mit den gewürfelten Symbolen eine Geschichte erzählen muss, ein wenig hinderlich ist.
Und warum die Spielfiguren vier verschiedenfärbige Nashörner, statt wie im Original vier unterschiedliche Tiere sind, ist uns auch nicht ganz klar.
Spieletester
Fazit
Jumanji ist kooperativ. Was den Vorteil hat, dass die Mitspieler sehr großzügig damit sind, Challenges als geschafft zu bewerten oder Challenge-Karten austauschen zu lassen. Schließlich ist das Spiel damit für alle angenehmer und schneller geschafft.
Denn die zu bewältigenden Aufgaben sind teilweise unklar, unangenehm oder schwer bis unmöglich zu schaffen. Das Spielmaterial ist auf den ersten Blick nett anzusehen, offenbart beim Spielen selbst aber seine Design-Schwächen.
Zudem eignet sich Jumanji weder für rein erwachsene Gruppen, noch für reine Kindergruppen, sondern am ehesten für einen Familienverbund mit Kindern im Volksschulalter, wobei hier die Regeln eher großzügig adaptiert und zum Beispiel Zeitlimits aufgehoben oder erweitert werden sollten.
Kurz gesagt: Was Kenner der Filmvorlage bereits wussten, wissen nun auch alle Leser dieses Tests: Jumanji ist ein Spiel, von dem man besser die Finger lässt.
Plus
- durchgängig am Original orientiertes Design
- einige nette Aufgaben
Minus
- Unterhaltungswert der Aufgaben schwankend
- Aufgaben teilweise unangenehm, zu schwer oder unklar formuliert
- Rätsel nicht immer eindeutig
- Dekoder nicht nötig
- nur Nashorn-Spielfiguren
- Spielepackung macht nicht klar, welche Art von Spiel einen erwartet
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Details
1 Spielplan
1 grüne Kuppel
100 Challenge-Karten
4 Spielfiguren
12 Lebens-Chips
2 Zugwürfel
4 Challenge-Würfel
1 Sanduhr (45 Sekunden)
1 Anleitung
Statistik
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