Era of Tribes

Europa und dessen nähere Umgebung in grauer Vorzeit: Viele Völker und Stämme kämpfen um Gebiete, stellenweise findet man zu einer friedlichen Koexistenz. Im Spiel Era of Tribes können wir das Schicksal eines Volkes über mehrere Epochen steuern.

Spielidee

Era of Tribes heißt auf deutsch „Zeitalter der Stammesvölker”. Jeder Spieler darf die Geschicke eines Volkes lenken: Ägypter, Germanen, Briten ... stehen zur Auswahl. Es können aber nicht beliebige Kombinationen von Stämmen am Spiel teilnehmen, da nur im Spiel zu fünft (oder mehr) der komplette Spielplan benutzt wird. Wie geht denn das jetzt? Das Spiel liefert nur Material für vier Spieler. Ich verrate euch jetzt ein Geheimnis, das die beiliegende Anleitung* nicht preisgibt: Es gibt eine Erweiterung für einen fünften und sechsten Spieler käuflich zu erwerben! Außerdem gibt es eine Erweiterung, mit der das Spielbrett modular wird.
*... zumindest in meiner Box. Auf BGG gibt es bereits überarbeitete Regeln als Download.

Wir führen unser Volk aus der Jungsteinzeit durch diverse Epochen, wobei wir sowohl Steuern von unserer Bevölkerung eintreiben, friedlich Handel und Forschung vorantreiben, aber auch unseren Herrschaftsbereich ausdehnen, um neue Nahrungs- und Rohstoffquellen zu erschließen. Auch in diesen längst vergangenen Zeiten wird der Platz irgendwann knapp und wir werden in bewaffnete Konflikte mit den Nachbarn verstrickt. All das bringt Einfluss und/oder Ruhm. Am Ende gewinnt der Spieler mit dem meisten Einfluss.

Spielablauf

Jeder Spieler hat anfangs zwei Anführerfiguren. Diese kann er benutzen, um Felder seines Tableaus zu aktivieren. Hierdurch kann die Bevölkerung wachsen und wandern, Handel bringt etwas Geld in die Kasse, Steuern bringen viel Geld in die Kasse (dafür wird das Volk unruhig), ich kann diplomatisch tätig werden, forschen, das Volk mit Brot und Spielen besänftigen oder eine Revolution ausrufen. Warum sollte ich Letzteres tun? Ganz einfach: Nur wenn sich alles grundlegend ändert, ist der Weg frei für die neue Denkweise einer zukünftigen Epoche. Die Wachsen und Wandern-Aktion wird übrigens am Ende der Runde automatisch aktiviert, wenn ich sie nicht mit einem Anführer genutzt habe. Natürlich ist sie dann aber nicht so mächtig.

Viele Aktionen benötigen zusätzliche Dinge. So kann mein Volk etwa nur dann wachsen, wenn genügend Nahrung da ist. Forschung wiederum ist nur möglich, wenn entsprechende Geldmittel dafür bereitgestellt werden. Handel funktioniert nur dann wirklich gut, wenn ich Luxusgüter als Handelswaren habe. Nahrung, Güter und Waffen erhalte ich durch Wanderschaft meiner Bevölkerung. Es gibt sowohl Wanderung an Land, als auch über Wasser. Hierbei sei gesagt, dass Überseekolonien eine teure Anschaffung sind. Verliere oder verlasse ich Regionen mit Gütern, so verliere ich auch die Güter. Das kann unangenehm werden, wenn ich meine Städte nicht mehr versorgen kann. Dies bringt einen Hungermarker. Auch wenn ich die Versorgung wiederherstelle: Mein Volk merkt sich bis zum Spielende, was ich ihm angetan habe. Und das ist nicht gut für mich bzw. die Moral des Volkes ...

Die Moral von der Geschichte?

Moral ist ein wichtiger Wert bei Era of Tribes. Sie ist unter anderem für die Vermehrung des Volkes mit ausschlaggebend, aber auch im Kampf hat der Spieler mit höherem Moralwert einen Vorteil. Neben Hungersnöten beeinflussen auch Stadt- und Koloniegründungen, die Einrichtung bzw. Auflassung von Handelsposten, das Einheben von Steuern, Brot und Spiele und der Start von Kriegshandlungen die Moral. Wer unter das untere Ende der Moralleiste fallen würde, muss Einflusspunkte abgeben. Und wie oben gesagt: Einfluss sind in diesem Spiel die Siegpunkte!

Wodurch erreiche ich Siegpunkte? Zum Beispiel ist jede erbaute Stadt einen Punkt wert. Wechselt eine Provinz mit Stadt den Besitzer, wandert der Einflusspunkt mit. Eine weitere, wichtige Quelle ist der Fortschritt in den Epochen. Wer als Erster einen Sprung schafft, erhält einen Bonuspunkt. Zudem darf man wählen, welche Wertung stattfinden soll. Ab und zu erhält man noch Punkte für Allianzen mit anderen Spielern, gewisse Fortschritte, oder wenn man nichts macht, außer die Spielerreihenfolge für die nächste Runde neu festzulegen.

Noch ein Wort zu den Städten: Ein Städtebau geht mit einer sofortigen Vergrößerung meiner Vasallenmannschaft einher. Ich kann also mehr Gebiete besetzen und/oder mein Heer vergrößern. Außerdem wird Forschung günstiger.

Der schnöde Mammon

Ohne Moos nix los! Ich benötige immer wieder Geld, etwa um Forschungen voranzutreiben (diese bringen mir zusätzliche Bewegungspunkte, Baubewilligungen, Handelsmarker, Brot und Spiele-Marker ...). Aber auch Flotten auszurüsten oder Vasallen zu meinem Heer hinzuzufügen will bezahlt werden. Ganz wichtig: Ich kann mir zusätzliche Anführer kaufen! Dadurch erhalte ich zusätzliche Aktionsmöglichkeiten. Das ist zwar nicht günstig, aber extrem wertvoll.

Wo mir Geld nichts bringt, ist der Kampf. Dort zählen bestimmte Werte (Moral, Mechanikfortschritt, Stärke (eingesetzte Vasallen, Söldner, Militärgüter ...)). Beim Heer bekommt der Verteidiger manchmal einen Bonus, etwa wenn er einen geographisch besseren Standort hat, oder eine Stadt als Verteidung dasteht. Söldner sind übrigens Barbaren, die ich während des Spiels besiegt habe. Deren Widerstand steigt mit Fortdauer des Spiels an. Ich muss mich aber immer entscheiden, ob ich sie irgendwann in den Kampf schicke oder ihre Sonderfähigkeit (sofortige Vorteile oder Punkte am Spielende) nutze.

Konflikte

Der Ausgang eines Kampfes birgt immer eine gewisse Unsicherheit, selbst wenn ich in allen relevanten Kategorien die Oberhand habe: Der Ausgang des Kampfes wird mittels Würfel ermittelt. Da gibt es einen Würfel für den Angreifer und einen für den Verteidiger. Als Symbole sind die drei genannten Kategorien aufgedruckt, zudem solche für Angreifer und Verteidiger (von den beiden Letztern zweimal das eigene, einmal das gegnerische). Jedes Würfelergebnis eliminiert eine Einheit bei einem Spieler. Der Kampf endet erst, wenn eine Partei vernichtet ist (oder manchmal auch beide Parteien gleichzeitig). Der Sieger feiert einen Triumph. Triumphe werden entgegen der Richtung der Siegpunktleiste aufgetragen.

Spielende

Das Spiel kann auf mehrere Arten enden: Ein Spieler erreicht eine bestimmte Anzahl an Siegpunkten, Fortschritten oder Ländereien, die letzte Epoche ist erreicht, die Heimatgebiete eines Spielers sind allesamt verloren, oder der Triumphzug- und der Einflussmarker (sie umrunden ja in gegensätzliche Richtungen den Spielplan) eines Spielers treffen sich. Wer das Spielende auslöst, ist nicht zwingendermaßen der Sieger. Es ist ausschließlich der Stand an Einflusspunkten, der diesen bestimmt. Und dieser erhält am Spielende noch einen kurzen Kick: Jeder Spieler hat nämlich am Spielbeginn einen geheimen Auftrag bekommen, für den es jetzt die Punkte gibt.

Spielvarianten

Hier heißt es „Alle gegen die Barbaren”! Man kann alleine oder im Team gegen sie antreten. Zehn Runden hat man Zeit, um möglichst viele Punkte zu erreichen.
Weitere Spielvarianten sind durch die eingangs erwähnten Erweiterungen möglich.

Spieletester

25.05.2020

Fazit

Era of Tribes ist das Debutspiel des Eigenverlages Black Beacon Games (eigentlich war anfangs der Plan, dass das Spiel bei UGG (Udo Grebe Gamedesign) erscheint). Anhand der Spielausstattung merkt man das überhaupt nicht (höchstens am anfangs erdrückend voll illustrierten Spielbrett), da hat man sich nicht lumpen lassen. Wo es aber sehr wohl auffällt, ist die Spielanleitung. Sie verlässt an manchen Stellen die Sicht des unbedarften Außenstehenden und setzt Wissen voraus, das man sich als Neuling erst implizit erarbeiten muss. Es empfiehlt sich, stets den auf Boardgamegeek verfügbaren Letztstand der Spielregeln zu verwenden. Unter anderem wurden dort auch Verbesserungsvorschläge von mir eingearbeitet.

Wer ein kurzes Spiel sucht, ist bei Era of Tribes falsch: Es spielt sich zwar schnell und die Wartezeiten sind nicht übermäßig hoch, die Gesamtspieldauer beträgt aber wenigstens eine Stunde (zu zweit, kurze Variante). Mit voller Besetzung muss man mit wenigstens zwei Stunden rechnen, in der epischen Variante noch mehr. Füge ich die Erweiterung für fünf und sechs Spieler hinzu, bringt das automatisch zusätzliche Spieldauer mit sich.

Interessant ist der Kampfmodus: Er fragt gewisse Reihenfolgen ab (wer von den beiden Kampfparteien hat mehr Moral etc.), was sich auf die Siegchancen der Parteien auswirkt. Am Ende entscheiden weiterhin die Würfel, aber man zumindest ein Gefühl, wer welche Chancen in der Schlacht hat. Wer übrigens sagt „Krieg mag ich nicht”, sei beruhigt: Es fühlt sicht nicht wirklich nach einem Kampf an, sondern man erntet die Früchte seiner Arbeit (Moral, Technologiefortschritt etc.).

Era of Tribes hat einen Haufen an Detailregeln. Jedes Volk hat seine ganz speziellen Eigenschaften, was noch weitere Regeln ins Spiel bringt. Das ist zwar lästig und wirkt nicht immer ganz balanciert (was aber auch von den im Spiel befindlichen Gegnern abhängt), bringt aber Abwechslung ins Spiel; sowohl was die Völker angeht, als auch die verwendeten Spielplanteile. Dass keine Partie wie die zweite abläuft, wird zudem durch die stets neu gemischten Aufträge unterstützt.

Redaktionelle Wertung:

Plus

  • Abwechslung für viele Partien
  • hochwertige Ausstattung
  • Solomodus
  • interessanter Kampfmodus

Minus

  • schwierige Spielanleitung
  • viele Detailregeln sind zu merken, die Spielübersichten helfen nur bedingt

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 1 bis 4
Alter: ab 14 Jahren
Spieldauer: 30 bis 240 Minuten
Preis: 65,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2019
Autor: Arne Lorenz
Zubehör:

1 Spielplan
1 Konflikttableau
2 Konfliktwürfel
3 Konfliktmarker
1 Augenwürfel
24 Anführerfiguren
10 Milizwürfel
5 Legionswürfel
10 Völkertableaus
15 Grenzsteine
35 Luxusgüterscheiben
7 Militärgüterscheiben
40 Barbarenplättchen
1 Barbarenmarker
über 100 Marker für Nahrung Handel, Brot und Spiele, historische Schlachtfelder und Verträge
15 Einflusskarten
4 Reihenfolgemarker
4 Einflussmarker
144 Vasallenwürfel
32 Städte
32 Markerscheiben
4 Triumphzugfiguren
Münzen
1 Anleitung
Rundenübersichten in diversen Sprachen

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