Im realen Leben sind die Zinsen für Sparanlagen schon seit längerer Zeit im Keller. Kredite sind andererseits so billig zu bekommen, dass überall, wo etwas Geld vorhanden ist, dieses in sogenanntes Betongold umgewandelt und gebaut wird, was das Zeug hält. Warum also nicht auch auf dem Spieltisch?
Hierfür gab es in den vergangenen Jahren ja schon verschiedene Ansätze. So z.B. der relativ neutral gehaltene Bausack oder das deutlich thematischere Meeple Circus. Aber was liegt näher, als auf dem Spieletisch eine richtige kleine Baustelle einzurichten und mit vielen wuseligen Bauarbeitern ein Gebäude in die Höhe zu ziehen, von dem die Spieler am Anfang noch nicht einmal wissen, wie es am Spielende einmal aussehen wird.
Im Bauspiel Men at work werkeln die Bauarbeiter der verschiedenen Spieler bzw. Bauunternehmer an dem gleichen Gebäude und erfüllen dabei rundenweise reihum die an sie gestellte Bauaufträge. Diese sind zwar im Hinblick auf das zu wählende Material und die Art des Baufortschritts recht eindeutig, überlassen den Spielern gleichzeitig jedoch komplett das Wie und Wo auf der Baustelle. Somit entstehen während des Spiels auf den Tischen teilweise herrlich chaotisch Konstrukte.
Bis zu vier Spieler sind in ihren jeweiligen Bauphasen abwechselnd am Zug und versuchen die in diesem an sie gestellte Aufgabe zu erfüllen, ohne dass es dabei zu einem Unfall kommt, sprich bereits verbaute Teile der Baustelle einstürzen. Die jeweilige Aufgabe wird durch eine Bauplankarte vorgegeben. Diese liegen in einem verdeckten Stapel bereit. Ist ein Spieler am Zug, so dreht er zuerst die oberste Bauplankarte um. Die Rückseite der nächsten Karte im Stapel verrät, ob er einen Stahlträger einer bestimmten Farbe oder einen Bauarbeiter auf einen Träger einer bestimmten Farbe einsetzten soll. Die aufgedeckte Karte hingegen spezifiziert diese Aufgabe genauer und gibt an, wie der Stahlträger bzw. der Bauarbeiter eingesetzt oder mit welchem weiteren Baumaterial gearbeitet werden soll. Gebaut werden darf nur mit einer Hand und es erfordert teilweise schon ein sehr sicheres Auge und eine ruhige Hand, damit keiner der bereits eingesetzten Bauarbeiter oder Stahlträger dabei unfreiwillig herabstürzt.
Ist trotzdem einmal ein Unfall geschehen, so endet der Zug des Spielers sofort und er muss eines seiner Sicherheitszertifikate abgeben. Von diesen erhält jeder Spieler zu Spielbeginn drei Stück. Sind diese alle verbraucht, scheidet der Spieler leider sofort aus der weiteren Partie aus. Ist ein Unfall geschehen, muss der nächste Spieler mit Hilfe des Rettungshakens herabgefallene Spielelemente in den Vorrat zurück legen oder noch in der Baustelle integrierte Bauteile an eine sichere Position schieben. Wenn der Spieler dabei nicht sehr vorsichtig zu Werke geht, kann sein Handeln durchaus den nächsten Unfall auslösen.
Sind die ersten Aufgaben erledigt, kann irgendwann auch mal die Chefin Rita auf der Baustelle auftauchen. Hierzu muss die entsprechende Karte aufgedeckt werden, die in den Stapel mit den Bauplänen gemischt wurde. Von nun an erhält jeder Bauunternehmer, dem es gelingt, mit einem Stahlträger oder einem Bauarbeiter die höchste Position auf der Baustelle einzunehmen, eine Urkunde. Das Spiel endet, wenn entweder ein Spieler eine von der Anzahl der Mitspieler abhängige Anzahl dieser Urkunden gesammelt hat, nur noch ein Spieler mit mindestens einem Sicherheitszertifikat auf der Baustelle übrig geblieben ist, oder wenn das gesamte Baumaterial verbaut wurde.
Spieletester
Fazit
Die Stars und der Blickfang bei Men at work sind ohne Zweifel die Bauarbeitermeeple mit ihren gelben Plastik-Helmen. Chapeau, auf diese Idee muss man erst einmal kommen, obwohl das bei diesem Thema des Bauspiels eigentlich naheliegend ist. Auch ansonsten kann das Spiel, wie bei Pretzel Games Spielen üblich, mit seiner tollen Ausstattung punkten und hat einen dementsprechend hohen Niedlichkeits- und Aufforderungscharakter. Dadurch und verbunden mit den einfachen und schnell erklärten Spielregeln sowie den diversen möglichen Spielvarianten, die eine ordentlich Abwechslung in die einzelnen Partien bringen können, ist es ein ideales Familienspiel. Hier können auch schon jüngere Kinder problemlos mit bauen. Durch die unterschiedlichen Start- und / oder Siegbedingungen gleicht keine Partie der anderen. Ständig wird geredet, gute Tipps gegeben und mitgefiebert, auch wenn man selbst nicht am Zug ist. So sollte ein Spielerlebnis sein. Als kleiner Wermutstropfen entpuppt sich die in Teilbereichen erstaunlich unpräzise bzw. für Interpretationen offene Spielregel. Hier sollte man sich für die entsprechenden Regelpassagen schon zu Spielbeginn auf Hausregeln verständigen. Leider kann es im Laufe der Partie auch vorkommen, dass einzelne Spieler ausscheiden, während sich die geschicktesten Spieler am Spielende duellieren.
Men at work ist als Bauspiel in jedem Fall eine Empfehlung wert. Hier kann man einfach nichts falsch machen, egal ob als Hauptspiel in Familien oder locker leichter Absacker in Vielspieler-Runden gedacht.
Plus
- tolles Spielmaterial
- viele verschiedene Spielvarianten
- eigene Fehler beim Bauen bedeuten nicht sofort ein Ausscheiden
- hoher Aufforderungscharakter
Minus
- einzelne Spieler können im Lauf des Spiels ausscheiden
- Spielregel manchmal nicht eindeutig
- kann zum Spielende zäh werden, wenn sich zwei geschickte Spieler duellieren
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Details
16 Bauarbeiter (Holz)
28 Stahlträger (Holz)
8 Stützen (Holz)
12 Balken (Holz)
12 Backsteine
36 Baupläne
Karte „Chefin Rita”
15 Sicherheitszertifikate
Rettungshaken mit Messlatte
Kran mit Plattform
13 Urkunden zum „Bauarbeiter des Monats”
Spielanleitung
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