Flaschenteufel

Literatur im Spiel umgesetzt gibt es nicht erst seit Die Säulen der Erde, Tintenherz oder Der Schwarm, alle bei Kosmos erschienen. Günter Cornett machte das schon 2003. Sein Flaschenteufel basiert auf der Novelle von R.L.Stephenson und konsequenterweise ist diese in Form eines kleinen Büchleins beigelegt. In Deutsch und Englisch, das ist fein.

Wann immer ein Spiel ab 2 Personen spielbar ist, wird es bei uns zu Hause zuerst in dieser Besetzung versucht. So auch Flaschenteufel, einem prinzipiell simplen Stichspiel, das aber trotzdem seine Tücken hat.

Die 37 Karten sind nummeriert von 1-37, die Karte mit der Nummer 19 ist die Startkarte und definiert den aktuellen Preis der Flasche, in der der Flaschenteufel wohnt. "Ihr Glas ist in den Flammen der Hölle geglüht", verspricht die Spielanleitung. Blöderweise ist die Flasche aber aus Holz und nicht mal angebrannt. Außerdem Vollholz, wogegen ich nur dann nichts einzuwenden hätte, wäre der Flaschenteufel ein Holzwurm.

Vorbereitend bekommt jeder Spieler 9 Karten. Im Spiel zu Zweit bekommt jeder Spieler 2 Sets zu je 9 Karten. Jeder schiebt verdeckt eine Karte unter die Startkarte und zum Gegenüber. Damit hat danach jeder wieder 8 Karten für 8 Stiche. Die Karten sind in 3 Farben verfügbar. Welche Zahl welche Farbe hat, findet sich auf den 3 Übersichtskarten, jeder Spieler sollte gute Sicht auf eine davon haben. Die Karten haben auch 1-6 Münzen aufgedruckt. Das sind Minuspunkte auf der Startkarten und den darunter liegenden Karten für den Besitzer der Flasche, Pluspunkte in ihren Stchen für alle anderen.

Gespielt wird reihum. Einer spielt aus, die anderen geben zu. Farbe muss befolgt werden. Sind alle gespielten Karten HÖHER als der aktuelle Preis der Flasche (zu Beginn 19), bekommt der Spieler mit der höchsten Karte den Stich. Ist nur eine Karte kleiner als der aktuelle Preis, bekommt dieser Spieler den Stich. Sind mehrere Karten kleiner als der aktuelle Preis, bekommt der den Stich, dessen Karte am nächsten zum aktuellen Preis liegt. Ist die Karte, mit der der Stich gewonnen wurde, kleiner als der aktuelle Preis, legt der Spieler sie vor sich und stellt die Flasche darauf. Der Preis ist gesunken und wird weiter sinken, bis einer auf der Flasche sitzen bleibt. Das Bild nebenan zeigt den ersten Stich in einer 4-Personen-Partie. Gelb wurde angespielt, jeder bedient die Farbe. Gelb 15 sticht und damit ist 15 der aktuelle Preis der Flasche.
Im Spiel zu zweit spielt jeder Spieler mit einem offenen und einem verdeckten Satz Karten. Immer in der Reihenfolge: A offen, B offen, A verdeckt, B verdeckt. So läuft es in der taktischeren Variante namens Glitzerhaus. Das ist vielleicht für den Anfang, wenn man mit den Regeln noch nicht so vertraut ist, etwas verwirrend.
Einfacher ist die Variante "Lopaka", bei der Lopaka (eine Figur der Novelle) als dritter, dummer Spieler mit dabei ist. Dieser Ersatz-Spieler könnte Beamter sein, muss er doch genau nach Vorschrift mit offenen Karten spielen.
Wie gesagt, Glitzerhaus hat uns Flaschengeist-Lehrlinge nicht ganz befriedigt, eben weil es uns vielleicht doch ein wenig überfordert hat. Partien mit Lopaka und zu Viert stehen für kommendes Wochenende auf dem Plan.

Nach dem Wochenende bin ich hoffentlich schlauer, weiß ich es besser und kann dann sagen:
Ich mag den Flaschenteufel
oder
Ich mag ihn nicht!

Nach einer Partie zu viert weiß ich nun, dass ich persönlich den Flaschenteufel mag. Meine Mispieler schließen sich da nicht so wirklich meiner Meinung an. Ein bisserl zuviel Aufwand mit Karten hin und her schieben meinen sie, ein bisserl zu wenig Spielspaß meinen sie, insgesamt Herzeln mit einer kleinen Flasche, die stimmig zum Spiel und der dazugehörigen Story passt, aber eher lästig ist, weil sie immer wieder auf eine neue Karte gestellt werden muss.
Wie gesagt, das ist nicht meine persönliche Meinung, aber immmerhin jene der Mehrheit unserer 4-Personen-Runde.

Was noch zu spielen ist, ist die Lopaka-Partie zu zweit. Heute, morgen oder bald mal. Es ist zwar Sommer, bei dem verregneten Juni und Juli 2009 hat man aber immer wieder Zeit für Spielereien.

Wie versprochen, der Regen hat's möglich gemacht. Lopaka, der aus der Novelle bekannte hilfsbereite Freund Keawes, kam zu Besuch und die Partie zu zweit mit dem dümmlichen Lopaka konnte gespielt werden. Jeder Spieler erhält diesmal 11 Karten, 3 kommen wiederum als Teufelsstich unter die Startkarte 19. Die beiden Spieler tauschen eine Karte, Lopaka ist mit seinen zufrieden und tauscht nicht. Außerdem spielt er mit offenen Karten, fein nach Werten sortiert werden sie aufgedeckt. Lopaka sitzt immer rechts vom Geber, wechselt also nach jeder Runde seinen Platz. Der Spieler links vom Geber beginnt und spielt aus. Für Lopaka gelten genaue Regeln:
1) Kann er den Stich NICHT gewinnnen, spielt er die Karte mit der kleinsten Zahl.
2) Kann er den Stich gewinnen, spielt er die höchste Karte, mit der er den Stich gewinnen kann. Hat er den Stich gewonnen spielt er seine höchste Karte aus.
Lopaka ist dumm, er hält sich sklavisch an obige Regeln. Farbzwang gilt auch für Lopaka.
Durch diese regeltechnische Zwangsjacke, in der Lopaka steckt, läßt sich für die beiden Spieler trefflich agieren. Es gilt, diesen Zwang in die eigenen Überlegungen einzubauen. Dabei sollte auch mitberücksichtigt werden, von welcher Position am Tisch Lopaka derzeit spielt. Dass ich bei der ersten Partie, die ich mit meiner Frau und Lopaka spielte, mit 11 Punkten Letzter wurde, macht deutlich, dass ich mit den taktischen Möglichkeiten noch nicht so umgehen konnte. Von Edith, die mit ihren 173 Punkten doch recht deutlich triumphierte, kann man das wohl nicht sagen und muss das Gegenteil behaupten.

Flaschenteufel, und somit sind wir beim

Spieletester

27.11.2009

Fazit

angelangt, ist ein teuflisches Spiel und nichts für Flaschen. Ein Hirnverzwirbler mit Tiefgang, bei dem auch Experten immer wieder mal ein Fehler unterläuft. Ein Hinten-rum-Denker-Spiel, das Geradlinigkeit bewusst vermissen läßt und sich wie die Lombard Street - the crookedest street in the world - über den Spieltisch schlängelt. Wie gesagt, ich mag den Flaschenteufel mehr als meine Mitspieler, aber lieben tue ich ihn auch nicht. Auf http://www.bambusspiele.de/spiele kann man Flaschenteufel auch online spielen. Die Story zum Spiel ist recht nett und bietet eigentlich auch eine Erweiterungsmöglichkeit. Vielleicht mit kleineren Karten, die dann die Währung mit geringer wertigen Münzen als 1 Cent darstellen. Günter, denk' drüber nach...
Redaktionelle Wertung:

Plus

Minus

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2 bis 4
Alter: ab 12 Jahren
Spieldauer: 45 Minuten
Preis: 15,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2003
Grafiker: Carsten Fuhrmann
Genre: Karten
Zubehör:

37 Karten, 1 Flasche, 3 Übersichtskarten, Spielanleitung in Deutsch und Englisch, die Novelle vom Flaschenteufel als eigenes Heftchen ebenfalls in D und E

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