Forestaurant

Wenn Waldtiere hungrig sind gehen sie einfach ist Forestaurant.
Ihr versteht schon, Wald = Forest und Wirtshaus = Restaurant.
Wortverspielt wird FORESTAURANT daraus.


Ungarisch ist keine Sprache die ich jemals lernen wollte.
Gemerkt habe ich mir aus Kurzurlauben in Ungarn nur "Kedves Vendegünk" und "Teschekür etterem".
Hat beides mit essen und trinken zu tun und kommt auf Speiskarten vor.
In etwas anderer Schreibweise, da bin ich sicher.
Beim Studium der deutschen Spielregel und nach Konsultierung der englischen Anleitung zum Abgleich seltsamer Regelstellen jedoch hätte ich mir gewünscht, doch ein wenig Ungarisch zu sprechen.
Zu schlecht sind die beiden Übersetzungen des ungarischen Originals.

Kampf mit den Regeln

Die beiden mir sprachlich zugänglichen Spielregeln sind nicht nur deutlich unterschiedlich, beide sind auch sehr schlecht aufgebaut. Extrem viel Fließtext, sehr wenige erklärende Beispiele, verwirrende Bezeichnungen, unklare Formulierungen, schlechte Übersetzungen.
Man bekommt unweigerlich den Eindruck, der Übersetzer der deutschen Regel hätte noch nie eine deutsche Spielregel eines anderen Spiels durchgelesen. Zu viele Wortschöpfungen tauschen in der deutschen Version auf.
Ein Beispiel: "Aufdeckung" steht für "Spielvorbereitung".

Restaurant mit neun Tischen

An den neun Tischen - sie sind in einem 3x3 - Raster angeordnet - finden zwischen zwei und sechs Gäste Platz. Die drei Tischreihen und -spalten sind mit den Ziffern eins bis sechs bezeichnet. Wir als Lokalbesitzer betreuen in jedem Spielzug drei Tische; Reihe oder Spalte wird durch die Zahl der am Beginn des Spielzugs gezogenen Tierkarte bestimmt. Leere Tische dort müssen besetzt werden. Weil die Zahl auf der Tierkarte die Anzahl der Gäste darstellt, kann natürlich eine Karte mit Wert vier nicht an einem Tisch mit weniger als vier Sitzplätzen abgelegt werden. Zudem - es handelt sich ja um Tiere im Wald - herrschen gewisse Ressentiments zwischen den Tieren. Man nennt das auch Jäger-Beute-Beziehung.

Rot frisst blau und grün, gelb frisst grün

Setzt man ein großes, rotes Raubtier neben ein grünes oder blaues Wild, ist dieses unglücklich und das wird mit einem Wolkenmarker dokumentiert. Einen zweiten Wolkenmarker verträgt ein Gast noch, danach leidet die Reputation des Lokals und ein Stern ist weg. Wenn Gäste auf die Bedienung warten müssen, wird das zuerst mit einem Hotelrezeptionsklingelmarker angezeigt, wenn dann die Speisekarte noch immer nicht vorbeigebracht wird, ist ebenso ein Wolkenmarker mit Blitz nötig. Jede zugeteilte Menükarte zeigt zwei Speisen - je nach Tierart nur fleischige, nur vegetarische oder gemischt. Die Speisen besorgt man sich von zwei getrennten Stapeln und stellt nach Bedarf und Verfügbarkeit passender Tierkarten - die braucht man für alle Aktionen - zu. Der Kellner sollte nämlich zur Tierart, die er bedient, passen. 

Zu viele Sonderfälle

Wolken hier, Kartenwerte da, Kartenfarben auch da, hier aber nicht, dort einen Stern abdecken, dann wieder aufdecken. Das ab 9 Jahren (!?) deklarierte Spiel ist mit den vielen Möglichkeiten und Einschränkungen viel eher ein Expertenspiel denn eines für spielerprobte Kinder. Es sei denn, wir haben vieles in den Regeln falsch verstanden oder zumindest fehlinterpretiert. Das ist aber den Regeln geschuldet und nicht uns.
Auch was die Spieldauer betrifft - 45 Minuten sind auf der Verpackung zu lesen - sind wir absolut nicht einverstanden. Das hat allerdings auch mit dem immer wieder nötigen Nachlesen der Sonderfälle zu tun. 

Das Spielziel

Jedes Restaurant hat das gleiche Ziel. Glückliche Gäste und möglichst hohe Reputation in Form von Hauben oder Sternen. So auch das Forerstaurant. Ganz schön schwierig, diese Vorgaben zu erfüllen. Die Gründe sind weiter oben dargelegt.

Spieletester

24.01.2020

Fazit

Ich mag die Idee und auch die Mechanismen hinter FORESTAURANT.
Ich mag auch das Spielmaterial, obwohl bereits hier schon bessere Arbeit möglich gewesen wäre. Beispielsweise wäre auf den Tierkarten genug Platz gewesen um die Jäger-Beute-Beziehung zu dokumentieren. Auch die grafische Darstellung der Tiere auf Tierkarten und Menükarten hätte ähnlicher sein können.
Was ich jedoch nicht mag ist die fehlerhafte Spielregel mit ihrer Undeutlichkeit.
Da hilft auch die Einsteigervariante "Kein aber fein" nichts. Sie bezieht sich in großen Teilen auf die Originalspielregel und erklärt die Unterschiede, die man nur versteht, wenn man das komplette Spiel versteht. Didaktisch katastrophal, aber machbar, wenn man das komplette Spiel mehr oder weniger durchschaut hat.
Ich mag auch die Verpackung als Lunchbox, als eine Menu-Take-away-Box.
Praktisch im Spieleregal zu verstauen ist sie allerdings nicht.
Redaktionelle Wertung:

Plus

  • Nettes Thema
  • Interessante Mechanismen

Minus

  • Katastrophale Spielregeln
  • Unpraktische Verpackung
  • Komplett falsche Packungsinformation (Alter, Spieldauer)
  • Irreführende Illustrationen

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Besucherkommentare

Dominik | 27.06.2021

Interessanter Spielmechanismus. Aber: Hilfe! Ich verzweifle an der Anleitung! Immerhin ist die englische einigermaßen sinnhaft. Aber ein Problem besteht noch beim Thema Jäger/Beute-Verhältnis: Um an einem Tisch eine Wolke entfernen zu dürfen - muß es sich um dieselbe TierART handeln (Wolf/Wolf) oder reicht bereits die gleiche TierGRUPPE (rot/rot bzw. großes Raubtier/großes Raubtier)? An dieser Stelle bleibt die Anleitung arg diffus...

Joerg@spieletest.at | 27.06.2021

Ja leider, die Spielanleitung ist das größte Hindernis. Es wird aber lt. Verlagschef Peter Karcagi keine bessere mehr geben. mfg Jörg

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 1 bis 5
Alter: ab 9 Jahren
Spieldauer: 30 bis 45 Minuten
Preis: 25,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2016
Autor: Oliver Ösz
Grafiker: Balazs Toroczkay
Zubehör:

Restaurantspielplan (2 Spielplanteile)
30 Speisekarten (Menükarten)
96 Tierkarten
12 Wolkenmarker
10 Klingelmarker
40 Zutatenplättchen
Spielanleitung (deutsch, englisch, ungarisch)

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