Lords of Vegas

Messessen-G'schichtln 2010:
Es ist Messessen-Donnerstag, ca. 18:00 Uhr. Eine Stunde, bevor die Messe ihre Pforten schließt, entdecke ich zwei Spiele, die mich interessieren: Das Ölbohrspiel i9n mit einem hochgradig interessanten Lochkartenmechanismus und das Casinoaufbauspiel Lords of Vegas. Mangels Testzeit wird die genauere Inspizierung auf den nächsten Tag verschoben, aber erklären kann man sich‘s ja lassen. Voll und ganz international eingestuft frage ich in meinem perfekten Simmering-Englisch, wie das Spiel funktioniert, und mir wird in perfektem Englisch das Spiel erklärt. Nach etwa 5 Minuten Erklärung meine ich halblaut eher zu mir selbst "Ja, das klingt nett."... und kriege als Antwort. "It is. Und übrigens finde ich toll, dass wir jetzt 5 Minuten Englisch gesprochen haben..." Der Mann ist Deutscher, ich bin Österreicher... Äääääääähm… ja. Ich bin ein Eichhörnchen, ich bin ein Eichhörnchen... *toktoktok*...

Zum Spiel: Bei Lords of Vegas handelt es sich um ein Aufbauspiel, das überraschenderweise davon handelt, Casinos in Las Vegas aufzubauen und damit Kohle und vor allem Punkte zu machen. Wenn daneben noch Zeit ist, kann man zudem noch versuchen, mittels Glücksspiel die Casinos der Gegner auszuräumen.
Gebt zu, mit so einem Hintergrund habt Ihr nicht gerechnet? Wie, Ihr habt genau sowas erwartet?
Komisch, ich irgendwie auch...


Das Spiel:

Der Spielplan zeigt die Hauptstraße von Las Vegas, besser bekannt als „The Strip“. Angrenzend zum Strip gibt es in Blöcken angelegte Bauplätze für Casinos, die es möglichst gewinnbringend zu füllen gilt.
Zu Beginn seines Zuges zieht ein Spieler eine Karte vom Stapel. Diese Karte zeigt eine Farbe und gibt einen Baugrund an. Steht der Baugrund leer, legt er einen Marker seiner Farbe auf das Feld. Zudem macht jedes Casino der gezogenen Farbe Gewinn, was bedeutet, dass die jeweiligen Besitzer Geld und Siegpunkte kassieren. Je mehr Felder das Casino umfasst, desto mehr bringt es ein.
Die gezogenen Karten werden gesammelt. Somit ist jederzeit einsehbar, welche Casinokette bereits wie oft abkassiert hat (und daher in weiterer Zukunft wohl eher seltener abkassieren wird).

Wenn die Karte gewertet wurde, kann der Spieler damit fortfahren, Las Vegas zu „Amerikas Spielplatz“ auszubauen:

>Bauen:
Der Spieler legt auf einen seiner Baugründe ein Casino ab. Dafür gibt es ein schönes Casinoteil aus Karton mit einem Loch in der Mitte. Dort legt der Spieler seinen Würfel hinein, und zwar mit der Zahl nach oben, die das Feld angibt, auf dem das Casino errichtet wird.
Angrenzend liegende Casinoteile einer Farbe bilden ein großes Casino, in dem durchaus Würfel mehrerer Spieler liegen können. Besitzer des Casinos ist immer der Spieler, der den höchsten Würfel im Casino ausliegen hat. Wenn nach einer der Aktionen gleichwertige Würfel in einem Casino liegen, werden diese so lange neu gewürfelt, bis die Machtfrage geklärt ist.

>Ausbreiten:
Man kann sein Casino auf einen leeren benachbarten Baugrund ausweiten. Wenn jedoch ein Spieler zu Beginn seiner Runde eine Karte zieht, die ihm erlauben würde, diesen Baugrund für sich zu markieren, muss man das Feld räumen und der entsprechende Spieler übernimmt diesen Teil des Casinos.

>Umbau:
Der Spieler entfernt einen Casinoteil und ersetzt ihn durch einen Casinoteil einer anderen Farbe.

>Reorganisieren:
Ein Spieler nimmt alle Würfel, die er in einem Casino liegen hat, würfelt und verteilt sie wieder. So kann er versuchen, einen „höchsten Würfel“ in einem Casino unterzubringen und so das Casino zu übernehmen.

>Spielen:
Der Spieler benennt ein gegnerisches Casino und würfelt zwei Würfel. Beim Wurf einer 3, 4, 9, 10 oder 11 gewinnt er und erhält Geld vom Besitzer. Bei allen anderen Summen verliert der Gambler und muss zahlen.

Das Spiel endet sobald ein Spieler zu Beginn seines Zuges die „End of Game“-Karte zieht. Der Spieler, der die meisten Punkte gesammelt hat, gewinnt.

Spieletester

23.11.2011

Fazit

Lords of Vegas ist vom Prinzip her ein klassisches Aufbauspiel. Allerdings ein etwas gewöhnungsbedürftiges:

Wie man sich vielleicht aus den oberen Zeilen ausrechnen kann, ist der Glücksfaktor in Lords of Vegas beträchtlich. 
Auf welchen Plätzen in der Stadt gebaut werden darf bestimmt der Zufall. Welches Casino wann Gewinne macht bestimmt der Zufall. Wer nach einer Umorganisierung der neue (oder alte) Herr im Haus ist bestimmt der Zufall. Ob ein Ausbau, den ich getätigt habe, in meiner Hand bleibt bestimmt der Zufall.
Diesen hohen Glücksfaktor muss man akzeptieren können. Ich mag ihn, auch wenn Lords of Vegas wohl auch dadurch nie in der Ruhmeshalle meiner Lieblingsspiele landen wird.

Thematisch möchte ich festhalten: Für ein Spiel, das Lords of Vegas heißt, enthält das Spiel eigentlich verdammt wenig Las Vegas. Wo sind die Showevents? Wo sind die Boxkämpfe und die Pokerweltmeisterschaften? Wo sind die Roulettetische oder die Spielautomaten? Gäbe es nicht die Möglichkeit durch einen Würfelwurf einem Spieler ein bisschen Geld abzuknöpfen, käme das Thema Glücksspiel überhaupt nicht vor. Und wo sind die Mafiapaten, die mit ihren Casinos und Clubs für den verruchten Ruf sorgen, den Vegas nun einmal hat? Nicht, dass das Spiel thematisch der größte Totalversager wäre (diese dubiose Ehre fällt meiner Ansicht nach immer noch Kevin Wilsons Cyberpunk-Mörderjagd Android zu), aber nach dem Ende einer Partie kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, irgendetwas hätte doch noch gefehlt.
Redaktionelle Wertung:

Plus

Minus

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2 bis 4
Alter: ab 10 Jahren
Spieldauer: 60 Minuten
Preis: 35,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2010
Verlag: Mayfair Games
Grafiker: Franz Vohwinkel
Genre: Taktik
Zubehör:

1 Spielplan
55 Karten
40 Chips in 4 Farben
48 Würfel in 4 Farben
4 Pokerchips (=Siegpunktmarker)
Spielgeld
45 Gebäudemarker
4 Spielübersichten
1 Spielanleitung

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